GTA V im Test: Durchgespielt: Ein Urteil nach 50 Stunden

 3/3
Max Doll
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Fazit

GTA V entpuppt sich, nachdem wir es in den vergangenen Tagen in rund 50 Stunden Spielzeit inklusive Nebenmissionen komplett durchgespielt haben, insgesamt als „nur“ gutes Spiel: Ein eher anspruchsloses, aber gut inszeniertes und zumeist atemloses Actionspektakel, das nur wenige Verschnaufpausen einlegt. Der Schwerpunkt der Entwicklung hat dabei in vielerlei Hinsicht auf der Politur des Bekannten und der Steigerung des Bewährten gelegen. Schneller, höher, spektakulärer: In gewisser Weise landet Rockstar im Hamsterrad großer Hollywood-Produktionen. Erzählerisch lässt der Entwickler jedoch einen kohärenten roten Faden vermissen. Die Überordnung der Unterhaltung, der Action und der Explosionen macht sich auch zuungunsten der gesponnenen Geschichte bemerkbar. Drei Charaktere: Das Experiment funktioniert vor allem in diesem Sinne, es ist mehr Werkzeug als Stilmittel.

Die Welt wird daher eher schnell als Folie enttarnt, die trotz aller Bemühungen nur am Rande Interesse erweckt: Ein großer Sandkasten mit ein paar Förmchen bleibt nicht lange spannend, sodass die offene Karte ihren Reiz zügig verliert. GTA V wird Opfer seiner massiven Breite, der zumeist die erzählerische Tiefe fehlt. Was vor fünf Jahren ein hervorragendes Konzept gewesen ist, leidet nun prinzipiell an seinem diesbezüglichen Stillstand.

Die angekündigte Gesellschaftskritik wird daher eher zu einer Generalabrechnung zugunsten des Humors unter zu häufigem Rückgriff auf Geschlechtsorgane und versandet in einem Sammelbecken, in dem zugunsten des schnellen Witzes über alles hergezogen wird, was Angriffsfläche bietet. Eine differenzierte Auseinandersetzung, die von einer Serie dieses Kalibers zu erwarten wäre, findet hingegen nicht statt. Insofern folgt GTA V mehr Oliver Pocher als Harald Schmidt, was für längerfristige Unterhaltung keine ausreichende Grundlage bereitstellt – das Versprechen, welches der furiose Einstieg weckt, erfüllt sich schlussendlich nicht. Wie seine Protagonisten hat Rockstar ein Spiel abgeliefert, das primär laut und oberflächlich bleibt.

Insofern lässt sich das neueste Werk von Rockstar all denjenigen empfehlen, die vor allem ein flott inszeniertes Actionspektakel mit ein paar humorigen Sprüchen suchen, aber keinen gesteigerten Wert auf eine tiefgründige Erzählung legen. Rockstar hat sich auch ein Stück weit dem Casual-Zeitgeist angepasst, denn für ein gelegentliches On-Off-Stündchen eignet sich der große Sandbaukasten dank Action-Garantie wunderbar. GTA V verdient aufgrund dieser Eigenschaften ohne Frage zumindest das Prädikat „gut“, bleibt aber sowohl hinter den eigenen als auch den Möglichkeiten des Mediums Videospiel zurück – Maßstäbe in diesem mittlerweile bedeutungsschweren Bereich haben andere Studios gesetzt.

Jugendschutz

GTA V ist seit dem 17. September 2013 für die PlayStation 3 und die Xbox 360 ungeschnitten erhältlich. Das Spiel hat von der USK keine Jugendfreigabe erhalten und wurde daher mit der Einstufung „ab 18 Jahren“ versehen.

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