FCC beendet Netzneutralität durch Zwei-Klassen-Internet

Michael Schäfer
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Bereits im Januar verdichteten sich in den USA Anzeichen für ein Aufweichen der Netzneutralität, als der Telekommunikationskonzern Verizon von Auflagen befreit wurde, welche untersagten, einzelne Internetdienste zu blockieren oder zu benachteiligen. Jetzt geht die US-Regulierungsbehörde FCC noch einen Schritt weiter.

So kündigte die Federal Communications Commission (FCC) nun eine Änderung der bestehenden Regelungen an, welche es Unternehmen in Zukunft erlauben soll, Inhalte gegen Bezahlung bevorzugt zu behandeln. Dies würde Unternehmen ermöglichen, ihre Dienste auf der letzten Meile zum Kunden durch zusätzliche Gebühren auf schnelleren Leitungen übertragen oder deren Datenaufkommen nicht in das jeweilige Traffic-Kontingent einfließen zu lassen. Von der neuen Regelung dürften vor allem Streaming-Anbieter profitieren, denn gerade im Bereich Video-Übertragung werden von den Unternehmen hohe Bandbreiten benötigt.

Die neue Regelung soll laut des Wall Street Journal jedoch an Bedingungen geknüpft sein: So soll die Möglichkeit einer besseren Übertragung allen Unternehmen zu ähnlichen Bedingungen zur Verfügung stehen, exklusive Abmachungen sind dabei verboten.

Die FCC will die neuen Regelungen erst am 15. Mai verabschieden, bis dahin kann die Öffentlichkeit zu den neuen Plänen Stellung beziehen. Damit wären Änderungen generell noch möglich, denn schon jetzt laufen Netzaktivisten gegen das Vorhaben Sturm. So erklärte Michael Weinberg von der Forschungsinitiative Public Knowledge „Die FCC lädt die Internet-Provider dazu ein, über Gewinner und Verlierer im Online-Wettbewerb zu entscheiden“. Kevin Drumm von „Mother Jones“ brachte es im Bezug auf das 1969 entstandene Internet auf den Punkt, als er schrieb, dass die Netzneutralität im reifen Alter von 45 Jahren gestorben sei.

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