Persönliche Daten im Netz: Das Vertrauen kommt nur langsam zurück

Andreas Frischholz
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Persönliche Daten im Netz: Das Vertrauen kommt nur langsam zurück
Bild: John McStravick | CC BY 2.0

Was passiert mit meinen persönlichen Daten im Netz? Unternehmen werben zwar stets um das Vertrauen der Kunden, doch die bleiben skeptisch, wie eine Umfrage des IT-Branchenverband Bitkom verdeutlicht. Demnach sagen knapp 80 Prozent der deutschen Internetnutzer: Wirklich sicher sind die Daten im Netz nicht.

Konkret gaben 38 Prozent an, ihre Daten wären im Netz „völlig unsicher“, während 40 Prozent die Option „eher unsicher“ wählten. Insgesamt zweifeln also 78 Prozent, zuversichtlich sind lediglich 20 Prozent der Internetnutzer.

NSA-Enthüllungen als einschneidendes Ereignis

Angesichts von Geheimdienst-Aktivitäten, massiven Datenlecks und Big-Data-Geschäftsmodellen ist das Resultat wenig überraschend, im Vergleich zu den letzten Jahren lässt sich aber dennoch ein Aufwärtstrend ablesen. Vor sechs Jahren war die Lage noch anders, damals stuften 41 Prozent ihre Daten im Netz als sicher ein. Dann folgten 2013 aber die NSA-Enthüllungen – und von dem Vertrauen war kaum noch etwas übrig. Im Mai 2014, also kurz nach dem Höhepunkt des Skandals, glaubten nur noch 13 Prozent der deutschen Nutzer an die Sicherheit ihrer Daten im Netz.

Seitdem sind die Werte im Keller und erholen sich nur langsam. Das betrifft indes nicht nur staatliche Stellen, sondern auch Unternehmen.

Nur 15 Prozent vertrauen den sozialen Netzwerken

Der Wirtschaft im Allgemeinen vertrauen 33 Prozent der Nutzer, Unterschiede gibt es allerdings bei den Branchen. Am besten stehen noch die Internet-Provider sowie die E-Mail-Anbieter da, beide kommen auf je 49 Prozent. Das Schlusslicht sind hingegen die sozialen Netzwerke. Bei solchen Diensten glauben nur 15 Prozent, dass ihre Daten sicher sind.

Bei staatlichen Stellen sind es ebenfalls rund zwei Drittel der Nutzer, die nicht von einem sicheren Umgang mit ihren Daten ausgehen. Nichtsdestotrotz ist der Anteil von 33 Prozent der Nutzer, die Behörden als vertrauenswürdig einstufen, ein Anstieg im Vergleich zu den letzten Jahren. 2016 waren es noch 24 Prozent.

Fehlendes Vertrauen erschwert digitale Wirtschaft

Den Aufwärtstrend führt Bitkom-Präsident Achim Berg auf die Arbeit von staatlichen Stellen wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sowie den Sicherheitsbehörden zurück, die sich Bürgern und Wirtschaft „als verlässlicher Partner“ im Kampf gegen Cyber-Kriminalität präsentiert hätten. Dieser Weg müsse nun konsequent fortgesetzt werden.

Handlungsbedarf bestehe dennoch. „Fehlendes Vertrauen in digitale Dienste ist ein Innovationshemmnis und führt dazu, dass wir Anwendungen etwa im Bereich E-Government oder im Gesundheitswesen nicht nutzen, obwohl sehr viele Menschen davon profitieren könnten“, so Berg. Nutzer müssten daher in die Lage versetzt werden, die „Möglichkeiten und Risiken der digitalen Welt selbst zu bewerten“.

Was der Bitkom-Präsident also implizit fordert, ist eine digitale Souveränität, die auch politisch bereits auf der Agenda steht. Die europäische Datenschutz-Grundverordnung, die ab Mai 2018 in Kraft tritt, setzt etwa an diesem Punkt an.

Angaben zur Methodik: Der Bitkom bezeichnet die Studie als repräsentativ, befragt wurden 1.017 Internetnutzer ab 14 Jahren. Die Fragestellungen lauteten: „Was glauben Sie, wie sicher sind Ihre persönlichen Daten im Internet im Allgemeinen?“ und „Wie stark vertrauen Sie im Allgemeinen den folgenden Organisationen, wenn es um den Umgang mit Ihren persönlichen Daten geht?“.