Lego Powered Up & Boost im Test: Legos digitales Offensivchen

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Michael Schäfer
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Eisenbahn-Sets (60197/60198) mit Power Functions 2.0

Eine kleine Frischzellenkur hat Legos Eisenbahn aus dem City-Universum erhalten. Die größte Neuerung stellt wie beim Batmobile die Abkehr von der bisher verwendeten Infrarotlösung hin zu den neuen „Power Functions“ und der damit verbundenen Bluetooth-Technik dar. Abgesehen davon wird der Eindruck erweckt, dass Lego auch dieses Mal trotz neuer Technik kein allzu großes Interesse an diesem Bereich zu haben scheint. Füllte Ende der 1970er/Anfang der 1980er die Eisenbahn im damaligen Lego-Katalog noch mindestens drei Doppelseiten, kommt sie in der aktuellen Ausgabe gerade mal auf eine Seite.

Fernsteuerbare Weichen wie seinerzeit sind genauso wenig zu finden wie Kreuzungen, die selbst gebaut werden müssen. Gleiches gilt für ergänzende Sets, von denen es lediglich den Frachtterminal (60169) gibt, der aber demnächst eingestellt wird. Das gleiche Bild zeichnet sich für zusätzliche Waggons ab, für die entweder einer der beiden neuen Züge hinzugekauft oder sich auf diversen Teile-Plattformen wie Bricklinks nach einzelnen Teilen umgesehen werden muss. Damit würde aber alleine der nackte Unterbau schnell mit 20 Euro oder mehr zu Buche schlagen.

Geringe Schienenlänge trübt den Spielspaß

Die Schienenauswahl fällt bei beiden Modellen recht mager aus, beim kleineren Personenzug (60197) finden sich in der Verpackung lediglich 4 gerade und 16 gekrümmte Schienensegmente; Weichen werden vergeblich gesucht. Damit lässt sich nicht mal ein vernünftiger Bahnhof mit Nebengleis einbauen. Ein wenig anders, wenn auch nicht üppig, sieht es beim Güterzug (60198) aus, dessen Strecke aus jeweils 16 geraden Teilstücken und Kurventeilen sowie einer Weiche besteht. Soll die Bahn größer werden, müssen zusätzliche Zubehör-Sets mit Schienen angeschafft werden.

Der Aufbau de Modelle gestaltet sich unterschiedlich. Der Personenzug, der von Lego zu einem UVP von 129,99 Euro angeboten wird, im Straßenpreis aber bereits für knapp unter 100 Euro zu haben ist, nimmt aufgrund seiner ähnlich gestalteten Wagen rund 45 Minuten für den Zusammenbau in Anspruch. Der Zug besteht aus einem Trieb-, einem Abteil- sowie einem Speisewagen. Die Innenausstattung der beiden Waggons ist witzig gestaltet, wenn auch weniger detailreich umgesetzt, wie man es unter anderem von der Creator-Expert-Serie gewohnt ist. Zum Set gehören weiterhin vier Minifiguren und ein kleiner Bahnsteig.

Der Güterzug ist dagegen aufwendiger gestaltet, wofür Lego den Käufer mit 189,99 Euro (UVP) bei einem Straßenpreis von unter 140 Euro deutlich stärker in die Brieftasche greifen lässt. Dafür erhält dieser eine Lokomotive, einen Container-Waggon, einen Kranwagen sowie einen normalen Holzlader. Darüber hinaus beinhaltet das Set einen Geldtransporter und einen einfachen Gabelstapler. Der Aufbau nimmt mit rund 90 Minuten doppelt so viel Zeit wie beim Personenzug ein.

Mobil-App erneut nur mit geringem Mehrwert

Die Steuerung erfolgt wahlweise über die mitgelieferte kleine Fernbedienung oder per Tablet beziehungsweise Smartphone und die dazugehörige Powered-Up-App. Die App bietet gegenüber der normalen Fernbedienung wie bereits beim Batmobile kaum einen Mehrwert, lediglich ein paar Klangeffekte sind neben der Steuerung vorhanden. Auch hier verkennt Lego erneut die sich bietenden Möglichkeiten wie zum Beispiel die Automatisierung der Fahrt anhand der Anzahl der Schienen oder fernsteuerbare Weichen. So etwas würde einen echten Mehrwert bieten.

Die Kopplung der Züge mit der Fernbedienung geht leicht und schnell von der Hand, über die beiden Taster können keine zwei Züge gesteuert, sondern die zwei an der Batteriebox vorhandenen Anschlüsse angesprochen werden. Somit könnte, sollte die neue Technik endlich auch im Technic-Universum Einzug halten, der Traum von per Bluetooth gesteuerten RC-Modellen für manchen Lego-Fan näher rücken. Dies zeigt sich auch dadurch, dass sich die Taster um 360 Grad drehen lassen. Vorerst müssen sich RC-Fans in Geduld üben, selbst der Nachfolger des Tracked Racer (42065) wird mit IR-Technik ausgeliefert.

Funktionen für den zweiten Anschluss am Empfangsteil sind bisher jedoch noch spärlich gesät, lediglich für beide Züge kann darüber eine für 10 Euro optional erhältliche Beleuchtung für die Frontscheinwerfer angeschlossen werden. Darüber hinaus lässt sich die Fernbedienung nicht mit dem bereits vorgestellten Batmobil koppeln, was ebenfalls unverständlich ist, denn dadurch wäre das Modell außerhalb der eigenen vier Wände besser nutzbar.

Die Steuerung der Züge ist in beide Richtungen in jeweils zehn Geschwindigkeitsstufen möglich, wobei vor allem der Güterzug je nach Beladung und Waggon-Anzahl erst auf der zweiten oder dritten Stufe anfährt. Auf Stufe 10 entwickeln beide Züge eine flotte Geschwindigkeit, in der sie in den Kurven schon mal entgleisen können. Bei niedrigen Geschwindigkeiten fallen sie dagegen mit den gleichen Störgeräuschen wie bereits das Batmobil auf.

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