Driving Assistant: BMW bremst bald auch an roten Ampeln automatisch

Nicolas La Rocco
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Driving Assistant: BMW bremst bald auch an roten Ampeln automatisch

Eine zukünftige Version des BMW Driving Assistant wird nicht mehr nur in Abhängigkeit zum Verkehr vor dem Fahrzeug oder erkannten Verkehrsschildern bremsen, sondern auch an roten Ampeln. Auf Basis der aktuell angebotenen Hardware hat BMW ein solches System in München demonstriert. Benötigt wird lediglich eine andere Software.

Fahrassistenzsysteme wie unter anderem der Driving Assistant von BMW orientieren sich derzeit noch am vorausfahrenden Verkehr oder an auf Verkehrsschildern abgebildeten Geschwindigkeitsbegrenzungen, um das Tempo zu regeln. Im Stadtverkehr würde ein Fahrzeug nach aktuellem Stand der Technologie „blind“ dem Verkehr folgen, auch wenn die Ampel zwischenzeitlich auf Rot gesprungen ist. Als erstes Fahrzeug am Haltepunkt einer roten Ampel kann der Driving Assistant derzeit nicht bremsen.

Keine Veränderungen an der Hardware notwendig

Das will BMW mit einer erweiterten Version des Fahrassistenzsystems ändern, das derzeit für den deutschen Markt entwickelt wird. Einen Termin für die Veröffentlichung gibt es noch nicht, potenziell könnte es schon im kommenden Jahr serienreif sein, sofern die weitere Entwicklung und Tests reibungslos verlaufen. An der Hardware muss BMW dafür keine Veränderungen vornehmen, denn was heutzutage zum Beispiel im 3er oder 5er in puncto Driving Assistant angeboten wird, ist bereits ausreichend für die spätere Umsetzung der Ampelerkennung. BMW muss das Fahrzeug lediglich mit einer neuen Software bespielen, was seit der OTA-Update-Unterstützung mit der Markteinführung des BMW Operating System 7.0 ohne Besuch des Händlers möglich sein wird.

Der neue Driving Assistant mit Ampelerkennung nutzt die im oberen Bereich der Windschutzscheibe verbauten Kameras. Sobald eine Ampel vom System erfasst wurde, wird der aktuelle Ampelstatus im Display vor dem Fahrer eingeblendet. Daraufhin leitet das Auto automatisch den Bremsvorgang ein und hält an der Haltelinie. Auch beim Wechsel zur wieder grünen Ampel wird dies im Display angezeigt, das Auto fährt aus Sicherheitsgründen aber nicht von selbst los. Da es sich nach wie vor um ein Level-2-System handelt, muss der Fahrer jederzeit aufmerksam sein und das Anfahren manuell einleiten. Das lässt sich über RES-Taste (Resume) am Lenkrad vornehmen, woraufhin der Driving Assistant wie vor dem Stopp wieder einen Teil des Fahrens übernimmt. Reagiert der Fahrer nach kurzer Wartezeit nicht auf die grüne Ampel, ertönt ein akustischer Hinweis, dass angefahren werden darf.

Im Zweifelsfall bleibt das System deaktiviert

Bist die neue Software reif für die Veröffentlichung ist, muss BMW allerdings noch zahlreiche Testkilometer abspulen. Der Konzern will das System erst dann freigeben, wenn es zuverlässig und sicher in unterschiedlichsten Situationen funktioniert. In Situationen, in denen der erweiterte Driving Assistant die Ampel nicht erkennen kann, bleibt das System deaktiviert, was daran zu erkennen ist, dass keine Ampel im Fahrerdisplay abgebildet wird. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn zwei Ampeln den Verkehr einer Spur regeln, etwa zum Abbiegen und Geradeausfahren.

Audi setzt auf Vehicle-to-Infrastructure

Audi bietet in den USA bereits seit drei Jahren eine „Ampelerkennung“ an, sie basiert allerdings auf der Kommunikation zwischen Ampel und Fahrzeug, setzt also auch spezielle Ampeln voraus. In den USA steht der Dienst mittlerweile an 5.000 Kreuzungen zur Verfügung, unter anderem in den Städten Denver, Houston, Las Vegas, Los Angeles, Portland und Washington D.C. Ab Juli funken auch erste Ampeln in Ingolstadt, wobei weitere europäische Städte im nächsten Jahr folgen sollen.

In ein autonomes Fahrprogramm ist die Ampelerkennung von Audi bisher nicht eingebunden. Um für einen fließenden Verkehr und weniger Halt an roten Ampeln zu sorgen, sehen die Fahrer im Cockpit, mit welcher Geschwindigkeit sie fahren müssen, um die nächste Ampel bei Grün zu erreichen. Sofern hierfür eine Geschwindigkeitsüberschreitung notwendig wäre, zählt das System hingegen zur nächsten Grünphase herunter.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von BMW auf einer PR-Veranstaltung des Herstellers in München erhalten. Die Kosten für An- und Abreise wurden von BMW getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.