Bund und Länder: Pepp-PT soll Standard für Corona-Apps werden

Andreas Frischholz
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Bund und Länder: Pepp-PT soll Standard für Corona-Apps werden
Bild: Kanzleramt

Die Bundesregierung und die Länder haben sich heute auf Pepp-PT als Standard für anonymes Kontakt-Tracing verständigt. Eine solche App wäre eine der zentralen Maßnahmen, um die aufgrund der Covid-19-Pandemie auferlegten Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen weiter zu lockern.

Infektionsherde identifizieren ist von „ganz, ganz entscheidender Bedeutung“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch im Rahmen der Pressekonferenz, bei der die Beschlüsse von Bund und Ländern vorgestellt wurden. Daher sei die App entscheidend. Denn das Problem bei einer Covid-19-Infektion ist: Selbst wenn Infizierte noch keine Symptome spüren, können sie andere Personen bereits anstecken. Das erleichtert die Verbreitung des neuartigen Coronavirus und erschwert das Nachverfolgen von Kontakten.

Ursprünglich sollten die ersten auf dem Pepp-PT-Standard basierenden Apps bereits im Laufe dieser Woche erscheinen. Mittlerweile wurde der Termin aber verschoben. Die Testphase beim Robert Koch-Institut (RKI) laufe zwar, Datenschutz- und Datensicherheitaspekte müssen noch geklärt werden, sagte eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministerium. Wie Netzpolitik.org berichtet, wird nun Ende April anvisiert.

Bund und Länder wollen freiwillige Nutzung

Pepp-PT selbst entwickelt keine App, sondern die Plattform, die App-Anbieter wie das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland nutzen können. Hinter der Initiative stehen mehr als 130 Mitglieder, zu denen Forschungseinrichtungen und Unternehmen zählen.

Die App-Plattform nutzt die Beacons-Funktionalität im Bluetooth-Low-Energy-Standard. Auf diese Weise kann die App regelmäßig einen Code versenden, der eine anonymisierte ID enthält. Befindet man sich über einen bestimmten Zeitraum in der Nähe einer Person, die die App ebenfalls nutzt, tauschen die Smartphones die ID-Nummer aus. Sollte es nun zu einer Covid-19-Infektionen kommen, lassen sich die anonymisierten ID-Nummern auf einen zentralen Server hochladen. Der versendet dann eine Warnung an Kontaktpersonen, sodass diese sich rechtzeitig schützen können.

Im dem Beschlusspapier wird der auf den Schutz der Privatsphäre ausgelegte Standard begrüßt. Als gesamteuropäischer Ansatz befolge dieser die deutschen Datenschutzregeln und speichere „lediglich epidemiologisch relevante Kontakte der letzten drei Wochen anonymisiert auf dem Handy des Benutzers ohne die Erfassung des Bewegungsprofils“.

Entscheidend für den Erfolg ist aber, dass möglichst viele Menschen die entsprechende App installieren. In den letzten Tagen führte das zu vereinzelten Forderungen, die Installation vorzuschreiben. Dem widersprechen Bund und Ländern nun, der „Einsatz der App [soll] auf Freiwilligkeit basieren“.

Alternative Tracing-Apps vermeiden

Von alternativen Anbietern, die derzeit ebenfalls an Tracing-Apps arbeiten, verlangen Bund und Länder, dass diese ebenfalls Pepp-PT als Plattform nutzen, damit alle Anwendungen kompatibel sind. „Ein Flickenteppich von nicht zusammenwirkenden Systemen würde den Erfolg der Maßnahme zunichtemachen“, heißt es in dem Beschlusspapier.

Interessant wird das vor allem mit Blick auf Apple und Google, die derzeit gemeinsam an einem Tracing-Standard arbeiten. Technisch ist das Konzept mit Pepp-PT praktisch identisch, die Tech-Konzerne wollen ebenfalls Bluetooth nutzen. Eine Contact-Tracing-API, die eine Interoperabilität zwischen Android- und iOS-Geräten mithilfe von Programmen der Gesundheitsbehörden ermöglicht, soll Anfang Mai kommen. Bislang gebe es aber keine technische Zusammenarbeit, erklärte eine Pepp-PT-Sprecherin auf Anfrage der Welt.

EU empfiehlt ebenfalls einheitlichen Standard

Wie Bund und Länder empfiehlt auch die EU-Kommission, bei Tracing-Apps auf einen einheitlichen Standard zu setzen, der europaweit gilt. Digitale Instrumente wären ein Hilfsmittel, um Corona-Maßnahmen schrittweise aufheben zu können. Das müsse mit „uneingeschränkter Wahrung des Datenschutzes“ erfolgen.

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