Samsung Galaxy Buds Live im Test: Kabellose Bohnen-In-Ears mit ANC für Mützenträger

Frank Hüber
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Samsung Galaxy Buds Live im Test: Kabellose Bohnen-In-Ears mit ANC für Mützenträger

tl;dr: Die Samsung Galaxy Buds Live setzen sich mit ihrer Bohnenform von der Konkurrenz ab und bieten erstmals bei Samsung eine aktive Geräuschunterdrückung. In der Praxis ist diese aber zu wirkungslos und auch der Klang weist Schwächen auf, weshalb die Galaxy Buds+ in Summe die bessere und günstigere Wahl sind.

Die Galaxy Buds Live sind Samsungs erste True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC). Die Form der Galaxy Buds Live erinnert an Bohnen, die sich der Träger ins Ohr steckt. Sie verzichten dabei gänzlich auf Silikoneinsätze, die den Gehörgang abdichten – diese kommen nur am oberen Ende der In-Ears zum Einsatz, um für Halt im Ohr zu sorgen.

Die Samsung Galaxy Buds Live müssen im Test nicht nur gegen die namhafte Konkurrenz von Sennheiser, Sony und Apple antreten, sondern auch gegen die Galaxy Buds+ (Test) aus eigenem Haus, die erst vor Kurzem im Test überzeugen konnten.

Im Online-Handel sind die Samsung Galaxy Buds Live derzeit ab rund 150 Euro verfügbar, was sie rund 50 Prozent teurer macht als die Samsung Galaxy Buds+, die inzwischen schon ab circa 96 Euro erhältlich sind. Schon wenige Tage nach der Verfügbarkeit sind die Buds Live somit aber unter der unverbindlichen Preisempfehlung von 184 Euro angelangt. Als Farben stehen Mystic Black, Mystic White und Mystic Bronze zur Auswahl, jeweils in Hochglanz.

Im Lieferumfang der Galaxy Buds Live befinden sich neben dem Ladecase und den Ohrhörern ein USB-C-Ladekabel, eine Kurzanleitung und ein weiteres Paar Ohradapter, die etwas größer als die bereits ab Werk vormontierten Passstücke ausfallen.

Technische Daten der Samsung Galaxy Buds Live

Kleines, quadratisches Ladecase

Das Ladecase der Galaxy Buds Live ist quadratisch und mit 50,1 × 50,1 × 27,6 mm vergleichsweise klein, aber etwas dicker als viele andere. Das Ladecase der Samsung Galaxy Buds+ (Test) misst 70,0 × 38,8 × 26,5 mm, das der Apple AirPods Pro (Test) 45,2 × 60,6 × 21,7 mm.

Das Gewicht des Ladecases der Buds Live liegt bei 43 g. Auch hier der Vergleich zur hauseigenen Konkurrenz: Das Case der Samsung Galaxy Buds+ wiegt rund 40 g, bei den AirPods Pro sind es 46 g. Jeder Ohrhörer wiegt 5,6 g und ist somit leichter als die 6,3 g schweren Exemplare der Galaxy Buds+.

Die Ohrhörer werden leicht angewinkelt in das Ladecase gelegt und sind leicht zu entnehmen. Etwas fummeliger ist es aufgrund ihrer Form, sie wieder ins Ladecase zurückzulegen. Trotz der vergleichsweise geringen Kontaktfläche halten sie zuverlässig im Ladecase und fallen auch kopfüber nicht heraus. Erst wenn es geschüttelt wird, reichen die Magnete nicht mehr.

Wireless Charging oder USB-C für bis zu 8 Stunden Akkulaufzeit

Das kompakte Ladecase ermöglicht neben der Aufladung über USB-C an der Rückseite auch das kabellose Laden nach Qi-Standard. Besitzer eines kompatiblen Galaxy-Smartphones können es über die Rückseite des Smartphones mittels Wireless PowerShare laden. Die Akkukapazität der Kopfhörer liegt bei zusammen 60 mAh, das Ladecase stellt weitere 472 mAh zur Verfügung.

Die Akkulaufzeit der Galaxy Buds Live liegt laut Samsung bei bis zu 8 Stunden, wenn ANC und „Bixby Voice Wake-up“ deaktiviert sind. Wird ANC oder Bixby genutzt, reduziert sie sich auf maximal 6 Stunden. Werden beide Funktionen gleichzeitig aktiviert, fällt sie weiter leicht auf 5,5 Stunden. In Verbindung mit dem Ladecase beträgt die Gesamtlaufzeit je nach Modus 20 bis 29 Stunden.

Akkulaufzeiten der Samsung Galaxy Buds Live
Szenario Nur Kopfhörer Kopfhörer plus Ladecase
ANC oder Bixby Voice Wake-up aktiviert 6 Stunden 21 Stunden
ANC und Bixby Voice Wake-up aktiviert 5,5 Stunden 20 Stunden
ANC und Bixby Voice Wake-up deaktiviert 8 Stunden 29 Stunden

Über eine Schnellladefunktion können die Ohrhörer innerhalb von 5 Minuten für eine weitere Stunde Musikwiedergabe aufgeladen werden. LEDs am und im Ladecase geben getrennt voneinander Aufschluss über den Ladezustand der Ohrhörer und des Ladecases.

Im Test ließ sich für die Galaxy Buds Live eine Akkulaufzeit bei mittlerer Lautstärke und aktiviertem ANC von 6,5 Stunden, ohne ANC von 8,5 Stunden erzielen, was leicht über den Angaben von Samsung liegt. Auch wenn sie damit die Akkulaufzeit der Apple AirPods Pro schlagen, liegen sie deutlich hinter den 12 Stunden der eigenen Samsung Galaxy Buds+ (Test).

Bluetooth 5.0, AAC und SSC ohne Multi-Connect

Bei der technischen Basis gleichen sich die Spezifikationen der Buds Live und der Buds+. Auch die Buds Live setzen auf Bluetooth 5.0 und die drei Audio-Codecs AAC, SSC und SBC. Bei SSC handelt es sich um Samsungs eigenen „Samsung Scalable Codec“, der nur mit Smartphones dieses Herstellers genutzt werden kann.

Auch die Samsung Galaxy Buds Live unterstützten kein Multi-Connect, um ohne manuelles Verbinden zwischen zwei Geräten durch die Wiedergabesteuerung wechseln zu können. Da immer nur ein Bluetooth-Gerät gleichzeitig mit den Ohrhörern verbunden sein kann, muss die aktive Verbindung zunächst unterbrochen werden, indem sich im Bluetooth-Menü des anderen Smartphones manuell mit den Buds Live verbunden wird. Dies unterbricht die aktive Verbindung, ohne dass sie zwingend auf dem ersten Endgerät getrennt wird.

12-mm-Treiber und drei Mikrofone

Über die genauen technischen Daten der Buds Live ist wenig bekannt. Samsung verrät nur, dass Audio-Treiber mit einem Durchmesser von 12 mm zum Einsatz kommen und an jedem Ohrhörer drei Mikrofone eingesetzt werden, um ANC und eine Filterung der Umgebungsgeräusche beim Telefonieren zu realisieren. Zwei der Mikrofone sind nach außen gerichtet, eines für ANC nach innen.

Weiterhin kaum Schutz gegen Wasser

An dem vergleichsweise schlechten Schutz gegen Wasser ändert sich auch mit den Galaxy Buds Live nichts. Während viele Konkurrenten mindestens IPX4 bieten, sind die Buds Live nur nach IPX2 zertifiziert – dies teilen sie ebenfalls mit den Buds+. Da sie so lediglich gegen Tropfwasser resistent sind, sollte man sie bei stärkerem Regen schützen.

TWS-In-Ears und -Earbuds im Vergleich
Samsung Galaxy Buds Live Samsung Galaxy Buds+ Bose SoundSport Free Jabra Elite 75t Apple AirPods Pro Sennheiser Momentum True Wireless Apple AirPods (2. Gen.) Huawei FreeBuds 3
Akkulaufzeit Ohrhörer 6 h (mit ANC) / 8 h (ohne ANC) 11 h 5 h 7,5 h 5 h 4 h 5 h 4 h
Akkulaufzeit mit Ladecase 21 h 22 h 15 h 28 h 24 h 12 h 24 h 20 h
Wireless Charging Ja Nein Ja Nein Nein/Ja Ja
ANC Ja Nein Ja Nein Ja
Bluetooth-Standard 5.0 4.1 5.0 5.1 LE
Audio-Codecs SBC, AAC, SSC SBC, AAC SBC, AAC SBC, AAC, aptX, aptX LL SBC, AAC SBC
USB-Typ USB-C Micro-USB USB-C Lightning USB-C Lightning USB-C
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase 5,6 / 43 g 6,3 / 39,6 g 9 / 80 g 5,5 / 35 g 5,5 / 46 g 6,5 / 57 g 4 / 40 g 4,5 / 48 g
Zertifizierung IPX2 IPX4 IP55 IPX4 Keine Keine
Preis 150 Euro 140 Euro 170 Euro 180 Euro 280 Euro 220 Euro 140 / 170 Euro 145 Euro

Sehr gute Einzelnutzung

Die Samsung Galaxy Buds Live können problemlos einzeln genutzt werden. Da die Steuerung im Auslieferungszustand auf beiden Ohrhörern identisch ist, bereitet auch dies keinerlei Probleme. Wird nur ein Ohrhörer genutzt und der zweite später hinzugeschaltet, unterbricht die Wiedergabe hierdurch nicht und es ertönt auch kein Signalton. Gleiches gilt, wenn ein Ohrhörer in das Ladecase gelegt und die Wiedergabe auf nur einem Ohrhörer fortgeführt wird. Auch in diesem Fall unterbricht diese nicht und es ertönt kein unnötiger Signalton. Beim Hinzuschalten des zweiten Ohrhörers setzt dieser zudem sehr schnell mit der Wiedergabe ein, in der Regel noch bevor man ihn überhaupt ins Ohr eingesetzt hat.

Touchsteuerung mit minimaler Anpassungsmöglichkeit

Die Samsung Galaxy Budas Live setzen auf eine Wiedergabesteuerung mittels Touchsteuerung an den Ohrhörern. Wie bereits erwähnt, fällt diese zunächst auf beiden Seiten identisch aus. Ein einmaliges Tippen startet die Wiedergabe oder pausiert sie. Zweimaliges Tippen springt zum nächsten Titel, nimmt einen eingehenden Anruf an oder beendet einen bestehenden Anruf. Dreimaliges Tippen springt hingegen einen Titel in der Wiedergabeliste zurück. Wird einer der beiden Ohrhörer angetippt und gehalten, wird im Auslieferungszustand ANC ein- bzw. ausgeschaltet. Diese – und nur diese – Funktion kann in der Galaxy-Buds-App von Samsung angepasst werden. Sie lässt sich neben dem Umschalten der aktiven Geräuschunterdrückung auch mit dem Aufrufen des digitalen Sprachassistenten oder der Lautstärkeregelung belegen. Wird diese gewählt, ist die Steuerung über beide Ohrhörer nicht mehr identisch, da links die Lautstärke reduziert und rechts erhöht wird.

Die Touchsteuerung reagiert zuverlässig und angenehm schnell. Vollständig ist sie durch das Fehlen der Lautstärkeregelung und des Sprachassistenten aber nicht. Diese Funktionen lassen sich wie beschrieben nur einzeln und unter Verlust der ANC-Steuerung auf die Ohrhörer legen.

Da Samsung auch das einmalige Antippen der Ohrhörer belegt hat, sind Fehleingaben beim Berühren der Ohrhörer unausweichlich. Werden die Buds Live im Ohr zurechtgerückt, pausiert man fast immer ungewollt auch die Wiedergabe. In der App lässt sich die Touchsteuerung deaktivieren, so dass die Wiedergabe über das Smartphone gesteuert werden muss.

Bixby-Sprachaktivierung nur mit Samsung-Smartphone

Nur auf Samsung-Smartphones mit Bixby lässt sich Bixby per Sprache einschalten, indem in den Einstellungen der App die Bixby-Sprachaktivierung unter „Erweitert“ aktiviert wird. Dann reagieren die Ohrhörer über die Mikrofone auf die Aktivierung des Sprachassistenten via „Hi Bixby“. Wird diese Funktion auf den Buds Live eingeschaltet, wird sie immer auch auf dem Smartphone aktiviert.

Kein automatisches Pausieren und Fortsetzen der Wiedergabe

Während die Samsung Galaxy Buds+ die Wiedergabe automatisch pausieren und fortsetzen, wenn ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen und wieder eingesetzt wird, bieten die Galaxy Buds Live diese Funktion nicht. Dies erscheint insbesondere deshalb unverständlich, weil ein entsprechender IR-Sensor an der Innenseite verbaut ist, der erkennt, ob der Ohrhörer eingesetzt ist oder nicht. Über ihn wird derzeit aber nur die Steuerung auf dem Ohrhörer deaktiviert, wenn dieser aus dem Ohr genommen wird.

Kein Transparenzmodus, Beta für Druckentlastung

Einen Transparenzmodus wie die Galaxy Buds+ bieten die Galaxy Buds Live nicht. Die geringe Isolierung der Ohrhörer muss ausreichen, um die Umgebung wahrzunehmen. In der App findet sich lediglich unter „Labs“ die experimentelle Funktion „Druckentlastung durch Umgebungssound“, durch die ein dumpfes Gefühl oder ein Gefühl von Druck durch die Ohrhörer vermieden werden soll. Im Test konnte allerdings keinerlei Unterschied festgestellt werden, wenn diese Funktion aktiviert war.

Galaxy-Buds-App für Equalizer und Updates

Die Galaxy Buds Live werden von Samsungs Galaxy-Buds-App (iOS) und Galaxy-Wearable-App (Android) unterstützt. Unter Android muss erst das passende Plugin für die Buds Live zusätzlich zur App installiert werden. Nur in Verbindung mit einem Android-Smartphone besteht die Möglichkeit, Benachrichtigungen vorlesen zu lassen. Die App erkennen die Buds Live beim Öffnen des Ladecases, so dass sie direkt verbunden werden können.

Samsung Galaxy Buds App mit Galaxy Buds Live

Die App bietet einerseits die Möglichkeit, Firmware-Updates auf die Ohrhörer zu spielen, andererseits aber auch, die bereits erwähnte, minimale Anpassung der Steuerung für die Funktion des Tippens und Gedrückthaltens vorzunehmen und die Touchsteuerung zu sperren. Darüber hinaus kann in der App das ANC ein- und ausgeschaltet werden, etwa wenn die Funktion nicht auf die Ohrhörer gelegt wird, und aus insgesamt sechs Equalizer-Presets gewählt werden – „Normal“, „Bass Boost“, „Weich“, „Dynamisch“, „Klar“ und „Höhenanhebung“. Eigene Equalizer-Profile lassen sich in der App nicht anlegen und speichern.

Über die Funktion „Find My Earbuds“ kann ein Piepton auf den Ohrhörern ausgegeben werden, wenn diese verlegt, aber noch über Bluetooth verbunden sind, so dass man sie einfacher wiederfinden kann. Zudem zeigt die App den Akkuladestand der Ohrhörer in Prozent an, beinhaltet eine Kurzanleitung und verlinkt auf das Benutzerhandbuch.

Angenehmes Tragegefühl und guter Halt

Der Ansatz der Galaxy Buds Live, auf die Form einer Bohne zu setzen, um sich im Ohr anzuschmiegen, ist gewagt, da die Ohrform individuell sehr unterschiedlich ausfällt. Zudem liefert Samsung nur zwei unterschiedlich große Silikonpassstücke mit, mit denen sich der Sitz anpassen lässt. Die Samsung Galaxy Buds Live passen daher – oder eben nicht. Beim Tester ließ sich mit den größeren Silikon-Einsätzen ein guter Sitz erzielen, während die kleineren Einsätze nicht ausreichten, um die Buds Live sicher im Ohr zu halten.

Mit den größeren Passstücken sitzen die Samsung Galaxy Buds Live zwar weiterhin angenehm locker im Ohr, da sie nicht in den Gehörgang eindringen, fallen aber auch bei schnelleren Bewegungen nicht heraus. Sportliche Aktivitäten wie Joggen sind mit den Buds Live kein Problem, sofern einer der Aufsätze passt. Gänzlich ohne etwas Druck an den Berührungspunkten in der Ohrmuschel tragen sich aber auch die Buds Live nicht über längere Zeit.

Die passive Isolierung durch die Galaxy Buds Live ist durch ihren lockeren Sitz vor dem Gehörgang vergleichsweise gering. Gespräche lassen sich problemlos bei ausgeschalteter Musik und eingesetzten Ohrhörern führen.

Samsung Galaxy Buds Live

Da die Samsung Galaxy Buds Live vergleichsweise wenig aus den Ohren herausragen und nicht in den Gehörgang gedrückt werden, lassen sie sich im Winter auch unter Mützen tragen.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.