Jabra Elite 85t im Test: Sehr gutes ANC schlägt Apple, Sony und Sennheiser

Update Frank Hüber
59 Kommentare
Jabra Elite 85t im Test: Sehr gutes ANC schlägt Apple, Sony und Sennheiser

tl;dr: Die Jabra Elite 85t bieten ein ANC, das sich nicht nur mit der Konkurrenz messen kann, sondern Apple, Sony und Sennheiser in den Schatten stellt. Nur Bose müssen sich die kabellosen In-Ears hier geschlagen geben. Die veränderte Bauform der Ohrhörer sorgt für einen sehr angenehmen Sitz ohne Druck, aber mit wenig Halt.

Die kabellosen In-Ear-Kopfhörer Jabra Elite 85t sind die Nachfolger der Elite 75t (Test) und setzen auf ein neues Design und einen ANC-Chip für eine aktive Geräuschunterdrückung, die Jabra als „Advanced ANC“ bezeichnet.

Die Jabra Elite 85t sollten offiziell seit dem 19. Oktober für eine unverbindliche Preisempfehlung von 229 Euro in den Farben Titan/Schwarz verfügbar sein, können derzeit aber weiterhin nur vorbestellt werden. Händler geben die Verfügbarkeit für den 15. November an. Ab Januar 2021 folgen die Farben Gold/Beige, Kupfer/Schwarz, Schwarz und Grau. Im Handel sind die neuen Kopfhörer bisher nur eingeschränkt gelistet und noch nicht erhältlich.

Im Lieferumfang der Jabra Elite 85t sind neben den Ohrhörern und dem Wireless-Charging-Ladecase zwei zusätzliche, ovale Silikon-Ohrpassstücke und ein kurzes USB-A-auf-USB-C-Ladekabel enthalten.

Technische Daten der Elite 85t

Ladecase mit Wireless Charging

Jabra hält bei den Elite 85t an dem guten Ladecase der Vorgänger fest, die inzwischen ebenfalls in einer Version mit Wireless Charging erhältlich sind. Alternativ kann das Ladecase auch über die USB-C-Schnittstelle an der Rückseite geladen werden. Eine einzelne LED an der Vorderseite zeigt an, ob die Ohrhörer geladen werden oder vollständig geladen sind. Das handliche Ladecase kommt auf Abmessungen von 41,0 × 64,9 × 28,2 mm (H × B × T) und ist somit angenehm klein, so dass es auch in der Hosentasche mitgeführt werden kann. Im Vergleich zu den Jabra Elite 75t ist es etwas größer, da es 36,6 × 62,4 × 27,0 mm misst. Das Ladecase der Apple AirPods Pro kommt auf 45,2 × 60,6 × 21,7 mm. Das Gewicht des Ladecases der Elite 85t liegt bei 44 g, bei den AirPods Pro sind es 46 g, bei den Elite 75t nur 35 g.

Halboffene Ohrhörer sind größer und schwerer geworden

Die Ohrhörer der Elite 85t sind im Vergleich zu den Elite 75t durch die zusätzliche Technik und Mikrofone und das halboffene Design, das für ein weniger abdichtendes Gefühl beim Tragen sorgen soll, größer und schwerer geworden. Mit rund 7 g im Vergleich zu 5,5 g des Vorgängers ist die Zunahme prozentual gesehen deutlich, aber vor allem der größere Korpus fällt auf, der die Ohrhörer auch weiter aus dem Ohr ragen lässt. Im Vergleich zu den Sennheiser Momentum True Wireless 2 und Sony WF-1000XM3 sind sie jedoch erneut kleiner.

Jabra Elite 85t und Elite 75t im Vergleich

Wie Apple setzt Jabra auf ovale Silikonpassstücke zur Abdichtung des Gehörgangs, ohne tief darin einzudringen. Apple setzt dieses Prinzip bei den AirPods Pro bereits sehr effektiv um.

Das neue Design führt auch zu einer veränderten Schutzklasse. Gegen Wasser und Schweiß sind die Elite 85t nach IPX4 und nicht wie der Vorgänger nach IP55 geschützt. In der Praxis können sie so aber auch weiterhin bei Regen getragen werden (Schutz gegen allseitiges Spritzwasser).

25 Stunden Akkulaufzeit mit ANC

Die Akkulaufzeit der Elite 85t gibt Jabra mit bis zu 5,5 Stunden mit einer Akkuladung der Ohrhörer und insgesamt bis zu 25 Stunden unter Berücksichtigung des Ladecases bei Nutzung von ANC an. Ohne ANC soll die Gesamtakkulaufzeit hingegen bei bis zu 31 Stunden liegen. Die Ohrhörer allein sollen ohne ANC bis zu 7 Stunden mit einer Akkuladung Musik wiedergeben können. Im Test erreichen die Probanden bei dem Einsatz von ANC, mittlerer Lautstärke und bunt gemischter Musikwiedergabe eine Akkulaufzeit von knapp 6 Stunden, übertreffen den Wert von Jabra also leicht.

12-mm-Treiber, Bluetooth 5.0, SBC und AAC

Der Audio-Treiber in den Ohrhörern hat einen Durchmesser von 12 mm, ist somit also doppelt so groß wie der 6-mm-Treiber in den Elite 75t. Für die Funkverbindung nutzt Jabra Bluetooth 5.0 und unterstützt als Audio-Codecs neben dem obligatorischen SBC auch AAC. Ein HD-Codec mit höherer Bitrate wird jedoch nicht geboten.

Jabra Elite 85t Jabra Elite 75t Bose QuietComfort Earbuds Sennheiser Momentum True Wireless 2 Sony WF-1000XM3 Apple AirPods Pro
Bluetooth-Standard: 5.0 5.1 5.0
Audio-Codecs: SBC, AAC SBC, AAC, aptX SBC, AAC
Bedienung: Tasten Touch
Akkulaufzeit der Ohrhörer: 7,0/5,5 (ANC) h 7,5 h 6,0/6,0 (ANC) h 7,0 h 8,0/6,0 (ANC) h 5,0/4,5 (ANC) h
Akkulaufzeit mit Ladecase: 25,0 h 28,0 h 18,0 h 28,0 h 32,0 h 24,0 h
Wireless Charging: Ja Ja Ja
ANC: Ja
Einzelnutzung: Ja
IP-Zertifizierung: IPX4 IP55 IPX4 Keine IPX4
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: 7,0/44,0 g 5,5/35,0 g 8,5/76,0 g 6,0/58,0 g 8,6/77,0 g 5,5/46,0 g
USB-Ladeanschluss: USB-C Lightning
Abmessungen Ladecase: 41,00 × 64,90 × 28,20 mm 36,60 × 62,40 × 27,00 mm 32,00 × 89,00 × 51,00 mm 34,70 × 76,80 × 43,80 mm 42,60 × 103,00 × 24,50 mm 45,20 × 60,60 × 21,70 mm
Preis: ab 129 € ab 129 € ab 130 € ab 249 € ab 290 € 279 €
Jabra Elite 85t

Multi-Connect für gleichzeitige Verbindungen

Wie der Vorgänger unterstützen auch die Elite 85t Bluetooth-Multi-Connect alias Multipoint, so dass zwei Bluetooth-Endgeräte gleichzeitig per Funk mit den Ohrhörern verbunden sein können. Auf diese Weise kann die Wiedergabe schnell zwischen diesen beiden Endgeräten gewechselt werden, ohne dass zuvor die Verbindung des einen Geräts unterbrochen und ein Pairing mit dem anderen Gerät vorgenommen werden muss.

Anpassbares ANC und Transparenzmodus

Von den sechs verbauten Mikrofonen kommen vier ausschließlich für ANC zum Einsatz, die in Verbindung mit dem ANC-Chip verwendet werden, um Umgebungsgeräusche zu eliminieren. Für ANC sind an jedem Ohrhörer zwei Mikrofone an der Außenseite platziert und eines ist nach innen gerichtet. Bei den Jabra Elite 85t kann auch die Intensität der aktiven Geräuschunterdrückung über die App eingestellt werden, statt sie einfach nur ein- und ausschalten zu können. Der ANC-Chip ergänzt dabei den Audio-Prozessor im Ohrhörer.

Auch die Intensität des Transparenzmodus HearThrough, der erneut geboten wird, lässt sich selbst anpassen. Über einen jeweils getrennten Schieberegler in der Sound+-App kann das „Advanced ANC“ ebenso wie HearThrough in fünf Stufen angepasst werden. Jede Stufe entspricht dabei einer Veränderung von rund 3 dB, so dass sie vom menschlichen Gehör wahrgenommen werden kann. Zudem lassen sich beide Modi – anders als bei den Bose QuietComfort Earbuds (Test), bei denen immer einer der beiden Modi aktiv ist – auch vollständig ausschalten.

Jabra Sound+ mit Elite 85t
Jabra Sound+ mit Elite 85t

Beide Funktionen sollen mit dem Ziel eines natürlichen Klangbilds sowie begrenzter Okklusion (Verschluss) entwickelt worden sein, so Jabra. Die Qualität des ANCs und die Auswirkungen der einzelnen Stufen werden auf der nächsten Seite genauer beleuchtet.

Einzelnutzung nur mit rechtem Ohrhörer

Unverändert kann wie beim Vorgänger lediglich der rechte Ohrhörer einzeln genutzt werden, da nur er die Verbindung zum Smartphone aufbaut. Erneut keine Option ist es, den linken Ohrhörer alleine zu nutzen, indem man den rechten einfach zur Seite legt, da dann die Verbindung zwischen beiden abbricht. Die Entfernung zwischen beiden darf nur rund 30 cm betragen.

Tastensteuerung kann neu belegt werden

Jabra setzt bei den Elite 85t erneut auf Tasten auf den Ohrhörern für die Steuerung der Medienwiedergabe und die Bedienung der Funktionen. So werden Fehleingaben komplett vermieden, die Ohrhörer bei der Bedienung aber immer auch etwas ins Ohr gedrückt. Die zugewiesenen Funktionen sind auf beiden Ohrhörern nicht identisch. Rechts wird durch einmaliges Drücken der Taste die Wiedergabe gestartet oder pausiert. Ein zweimaliges Drücken ruft hingegen den Sprachassistenten des Smartphones auf. Dreimaliges Drücken ist bei Auslieferung nicht belegt. Auf dem linken Ohrhörer sorgt ein einmaliges Drücken hingegen für ein Durchschalten durch die Sound-Modi ANC und HearThrough, wobei die Deaktivierung beider Funktionen nicht per Taste, sondern nur in der App vorgenommen werden kann. Ein Doppelklick springt einen Track vor, ein dreifaches Drücken hingegen einen Titel zurück. Telefonanrufe können über beide Ohrhörer durch einmaliges Drücken angenommen und beendet werden. Wird die Taste gedrückt gehalten, erhöht sie rechts die Lautstärke und reduziert sie links – allerdings erst bei aktiver Musikwiedergabe.

MyControls fehlt die Lautstärkeanpassung

Über die Funktion MyControls können das einmalige, zweifache und dreifache Drücken jeder Taste frei neu belegt werden. Neben „Keine Funktion“ stehen dabei die Funktionen Wiedergabe/Pause, „Nächster Titel“, „Titel erneut starten“, Sprachassistent und der Wechsel durch die Sound-Modi zur Auswahl. Für alle Tastenfolgen sind dabei all diese Aktionen belegbar. Die Belegung fürs Anpassen der Lautstärke kann nicht geändert werden.

Automatische Pause und Wiedergabe

Über Lagesensoren und den Abstand der Ohrhörer erkennen die Elite 85t, sobald ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen wird, und unterbrechen die Wiedergabe. Wird der Ohrhörer innerhalb von 60 Sekunden wieder ins Ohr eingesetzt, setzt auch die Wiedergabe automatisch fort. Auf Wunsch kann dieses Verhalten in der App deaktiviert werden. In der Praxis funktioniert das Unterbrechen der Wiedergabe zuverlässig, sofern nur ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen wird. Werden allerdings beide Ohrhörer gleichzeitig aus den Ohren genommen, spielen sie manchmal weiterhin Musik ab.

Allerdings hat die Funktion derzeit noch einen unschönen Nebeneffekt: Wird ein Ohrhörer schnell aus dem Ohr genommen und der Arm gesenkt, bricht die Funkverbindung zwischen den Ohrhörern ab, bevor die Wiedergabe gestoppt wird, was von einem Störgeräusch auf dem im Ohr verbliebenen Ohrhörer quittiert wird. Jabra möchte dieses Verhalten in Kürze mit einem Update beseitigen.

App für Anpassungen, Updates und Hörtest

In der Sound+-App werden erneut ein Equalizer, die eben genannte Anpassung der Tastenbelegung über MyControls, der schnelle Wechsel von Profilen, das Aktualisieren der Firmware und ein Hörtest namens MySound zur individuellen Klanganpassung geboten. Hierfür werden in einem rund 2 Minuten dauernden Test auf den Ohrhörern Töne abgespielt und der Nutzer muss auf das Smartphone tippen, sobald er den Ton wahrnimmt. Deshalb ist es wichtig, den Test in einer ruhigen Umgebung durchzuführen. Um das Ergebnis anzupassen, kann er jederzeit wiederholt werden. Allerdings ist es weiterhin nicht möglich, ein Profil nur zu deaktivieren und es nicht immer auch sofort zu löschen. Diese Funktion wäre im Alltag nach wie vor wünschenswert, um den Test nach einem nur kurzzeitigen Deaktivieren nicht erneut durchführen zu müssen.

Zudem kann eingestellt werden, ob Auto-Play und Auto-Pause aktiv sein sollen, der Träger bei Telefonaten seine eigene Stimme hören möchte und Benachrichtigungen etwa zum Wechsel des ANC-/HearThrough-Modus als Sprachansagen oder Töne erfolgen oder ganz unterlassen werden sollen. Auch die Zeit bis zum Ruhemodus kann angepasst werden. Über „Find My Jabra“ kann der letzte bekannte Standort der Ohrhörer nachgesehen werden, der sich danach richtet, wo die Ohrhörer zuletzt vom Smartphone getrennt wurden. Bei den Elite 75t konnte noch Amazon Alexa als Sprachassistent eingestellt werden. Dies ist bei den Elite 85t derzeit nicht möglich und es bleibt nur der Standard-Sprachassistent des Smartphones.

Neue Form reduziert den Halt

Der Sitz der Elite 85t hat sich im Vergleich zu den Elite 75t deutlich verändert. Die Ohrhörer sind nicht nur größer geworden und ragen weiter aus dem Ohr heraus, sondern sitzen durch die ovalen Passstücke und ihr geringeres Eindringen in den Gehörgang sehr viel lockerer. Im Test ließ sich so ein im Alltag guter Halt durch die Anpassung der Silikon-Einsätze erreichen, der zudem angenehm leicht und ohne Druck, für Sport aber gänzlich ungeeignet ist. Schon leichte körperliche Aktivität führt beim Tester dazu, dass die Ohrhörer aus dem Ohr fallen.

Eine Funktion, mit der sich über die App anhand der nach außen und innen gerichteten Mikrofone der Ohrhörer prüfen lässt, welcher Ohreinsatz eine gute Abdichtung bietet, die für das ANC wichtig ist und unter anderem von den Apple AirPods geboten wird, bietet Jabra derzeit nicht an. Die passive Isolierung der Ohrhörer ist allgemein sehr hoch, so dass die Umgebung nur noch sehr eingeschränkt wahrgenommen wird, auch wenn ANC nicht aktiviert ist.

Du hast rund um den Black Friday einen tollen Technik-Deal gefunden? Teile ihn mit der Community!