Deathloop im Test: CPU-Benchmarks, Spielkritik und Fazit

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Update Wolfgang Andermahr (+1)
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CPU-Benchmarks in 720p und 1.080p auf einer RX 6900 XT (Update)

Die CPU-Benchmarks wurden auf einer Radeon RX 6900 XT mit maximiertem Power Limit durchgeführt, da die Grafikkarte in niedrigen Auflösungen eine bessere Performance bietet als die GeForce RTX 3090. Die Pixel-Anzahl wurde für die Tests nämlich deutlich reduziert, neben 1.920 × 1.080 wird auch die Auflösung 1.280 × 720 genutzt, um den Prozessor maximal zu belasten. Sowohl die Testsequenz als auch die Grafikeinstellungen sind identisch zu den Grafikkarten-Benchmarks, Raytracing ist abgeschaltet. Mehr als fünf CPUs konnten leider nicht getestet werden, da dann das Aktivierungslimit von fünf Hardwarekonfigurationen innerhalb von 24 Stunden von Denuvo angeschlagen hat.

Eine schnelle CPU wird in Deathloop nicht benötigt

Die gute Nachricht: Auch mit einem mittlerweile etwas betagten Prozessor wie dem Ryzen 5 1600X ist es kein Problem, die 60-FPS-Marke zu überschreiten. Selbst die Perzentil-FPS erreichen den Wert noch knapp, störende Ruckler oder anderweitige Probleme sind mit der CPU nicht aufgefallen. Wer eine höhere Framerate möchte, benötigt aber eine schnellere CPU, mit dem Ryzen 5 1600X wird schlussendlich viel Performance verschenkt.

Bereits der Ryzen 5 3600 liefert in 1.280 × 720 31 Prozent mehr Durchschnitts-FPS sowie 42 Prozent bessere Perzentil-FPS und macht damit einen großen Sprung nach vorne. Die 100-FPS-Marke wird erreicht. Der konkurrierende Core i5-10600K von Intel ist dem Gegenspieler etwas voraus, die Durchschnitts-FPS sind um 17 Prozent besser, die Perzentil-FPS um 8 Prozent.

CPU-Tests auf einer AMD RX 6900 XT – 1.280 × 720
  • FPS, Durchschnitt:
    • Intel Core i9-11900K (8K/16T)
      170,7
    • AMD Ryzen 9 5950X (16K/32T)
      166,1
    • Intel Core i5-10600K (6K/12T)
      123,7
    • AMD Ryzen 5 3600 (6K/12T)
      105,7
    • AMD Ryzen 5 1600X (6K/12T)
      80,9
  • FPS, 0,2% Perzentil:
    • Intel Core i9-11900K (8K/16T)
      130,9
    • AMD Ryzen 9 5950X (16K/32T)
      128,4
    • Intel Core i5-10600K (6K/12T)
      95,9
    • AMD Ryzen 5 3600 (6K/12T)
      88,7
    • AMD Ryzen 5 1600X (6K/12T)
      62,4
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Nochmal einen ordentlichen Schritt machen dann die aktuell schnellsten Gaming-CPUs, wobei es dieses Mal ein enges Kopf-An-Kopf-Duell gibt. Der Ryzen 9 5950X legt gegenüber dem Ryzen 5 3600 nochmals um satte 57 respektive 45 Prozent zu, das Leistungsplus gegenüber dem Core i5-10600K beträgt damit je 34 Prozent. Intels Core i9-11900K kann den AMD-Gegenspieler auch auf dieser Leistungsebene knapp schlagen, wobei die Unterschiede nur messbar sind und keine praktische Relevanz haben. Die Leistung ist dem der Konkurrenz um drei respektive zwei Prozent voraus. Der Core i9-11900K sowie der Ryzen 9 5950X sind auch die Prozessoren, die anvisiert werden sollten, wenn durchweg 120 FPS das Ziel sind – beide CPUs halten diese Marke selbst bei den Perzentil-FPS.

Bereits in Full HD limitiert die GPU deutlich

Das Ziel, dauerhaft 120 FPS zu erreichen, ist aber selbst ohne Raytracing mit einer sehr schnellen Grafikkarte nur schwer zu erreichen und das gilt schon für Full HD. Denn in 1.920 × 1.080 bremst dann selbst die Radeon RX 6900 XT die schnellsten CPUs schon deutlich ein, die Framerate ist um rund 18 Prozent niedriger als in 1.280 × 720. Damit spielt auch der Prozessor eine deutlich geringere Rolle, denn so können sich der Ryzen 9 5950X und der Core i9-11600K nur noch gering vom Core i5-10600K absetzen. Mehr als 10 Prozent mehr FPS gibt es nicht mehr.

Die Abstände bei den langsameren Prozessoren sind dagegen ziemlich vergleichbar zu den Benchmarks in der niedrigeren Auflösung. Der Ryzen 5 3600 ist mit plus 29 sowie plus 39 Prozent ordentlich schneller als der Ryzen 5 1600X, während der Core i5-10600K wiederum 17 respektive 12 Prozent mehr FPS erzeugt als der Intel-Gegenspieler. Bei noch schnelleren Ablegern werden die Unterschiede dann deutlich geringer.

CPU-Tests auf einer AMD RX 6900 XT – 1.920 × 1.080
  • FPS, Durchschnitt:
    • Intel Core i9-11900K (8K/16T)
      139,7
    • AMD Ryzen 9 5950X (16K/32T)
      137,7
    • Intel Core i5-10600K (6K/12T)
      125,3
    • AMD Ryzen 5 3600 (6K/12T)
      106,9
    • AMD Ryzen 5 1600X (6K/12T)
      82,9
  • FPS, 0,2% Perzentil:
    • Intel Core i9-11900K (8K/16T)
      107,4
    • AMD Ryzen 9 5950X (16K/32T)
      106,5
    • Intel Core i5-10600K (6K/12T)
      99,7
    • AMD Ryzen 5 3600 (6K/12T)
      88,7
    • AMD Ryzen 5 1600X (6K/12T)
      63,8
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Spielkritik

Wenn ein Spiel das Recyceln von Umgebungen zum Spielprinzip macht, dann schreckt das erst einmal ab. Ja, ein Zeitschleifen-Shooter mit Attentäter-Duell, das klingt nach Dark Souls meets Rogue-lite, nach Spielzeitstreckung und nach Arbeitserleichterung. Aber Pustekuchen: Deathloop ist nichts davon, sondern schon kurz nach Psychonauts 2 (Test) der nächste Anwärter auf das Spiel des Jahres.

Das Ziel ist so einfach wie klar

Dabei ist das vordergründige Ziel einfach. Eigentlich will Attentäter Colt „nur“ von einer Insel entkommen, die in einer Zeitschleife steckt. Dazu muss er acht Personen töten, bevor der Tag von Neuem beginnt. Blöd nur, dass er maximal vier Bereiche der Insel an einem Tag abklappern kann und dort nur je ein Ziel erreichen darf. Da also die Zeit nicht reicht, gilt es in die Trickkiste zu greifen und Ereignisse zu manipulieren, was wiederum das Sammeln von Hinweisen – und Ausrüstung – voraussetzt. Dabei wird das Ausnutzen der „Loops“ geschickt in die Spielmechaniken gewoben und gewissermaßen auch taktisch nutzbar, weil Schleifen mit mehr Wissen anders spielbar werden.

Denn je nach Ziel ändern sich die Distrikte der Insel erheblich. Wo eben noch Wachen standen, befinden sich nun nur automatische Geschütztürme. Offene Türen verwandeln sich in geschlossene. Jeder Besuch einer Karte kann gewissermaßen ähnliche, aber alternative Realitäten produzieren. Dabei hilft, dass immer lediglich ein Ziel zugleich erledigt werden kann. So kommt nur schwer das Gefühl auf, ewig Gleiches in ewig langweiliger Wiederholung zu sehen.

Dem gleichen Ziel dienen weitere Kniffe: Da wäre etwa das Retro-futuristische Setting im Look der 1960er-Jahre oder das packende Setting. Eine Insel, auf der der gleiche Tag immer wieder von vorne beginnt, wirft genug Fragen auf, die der Entdeckung harren, genug Mysterien, die es langsam zu erforschen gilt, und genug Besonderheiten der Distrikte, die sich erst sukzessiv erschließen. In der Darstellung liegt zudem eine durchaus kritische Perspektive auf moderne Gesellschaften verborgen, wenn man denn darauf achtet.

Spielerisch steckt in Deathloop eine weiterentwickelte Version von Dishonored (Test) aus dem Jahr 2016, kombiniert also Schusswaffen mit Übernatürlichem. Wo aber Corvo noch beim Nutzen der Fähigkeiten dank eines Moralsystems abwägen musste, heißt es in der Zeitschleife „Feuer frei“. Es hat ja keine Konsequenzen, weder für die Insel noch im Fall eines Scheiterns für den Helden. Lachen darf man obendrein, denn Colt hat ein loses Mundwerk und ist nie um einen Kommentar verlegen. Die befreiende Wirkung ist enorm und ermuntert dazu, Chaos zu stiften, zu experimentieren und sich nach Laune wie Sam Fisher, Arsene Lupin oder Rambo zu verhalten. Lediglich Attentäter-Gegenspielerin Julianna präsentiert sich als härtere Nuss. Schwer wird Deathloop aber ansonsten nie.

Ein erstklassiges Action-Feuerwerk

Also viel zu seicht, eine Kapitulation vor dem Massengeschmack? Mitnichten, denn das Ausleben von Machtphantasien unterhält ungemein, sofern man die Vielfalt der gebotenen Spielwege nutzt, und fügt sich optimal in das Setting. Die Zeitschleife beinhaltet immer auch das Versprechen wirklich unbegrenzter Freiheit und Handlungsoptionen, die Arkane hier spielerisch präsentiert. Am Ende liefert Deathloop so ein erstklassiges Action-Feuerwerk der ungewöhnlichen Art ab, das sich zu spielen eindeutig lohnt.

Fazit

Arkane Studios hat es mit Deathloop mal wieder geschafft – das Spiel ist ein Kritiker-Liebling. Ob es auch der Masse an Spielern zu gefallen weiß, wird sich hingegen noch zeigen müssen. Inhaltlich hat der Titel mit seinem innovativen Ansatz in jedem Fall auch in der Masse eine Chance verdient.

Die Grafik von Deathloop präsentiert sich hingegen schlicht angestaubt. AAA-Qualität erwartet bei so einem Titel niemand, etwas schöner hätte Deathloop trotzdem Ende 2021 werden können. Daran ändert auch Raytracing nichts, das die Qualität in Außenbereichen zwar sinnvoll nach oben hebt, aber auch dadurch wird das Spiel nicht plötzlich hübsch. Darüber hinaus nervt die Void-Engine erneut mit ihren unschönen Eigenheiten. Dass es bei hohen Frameraten zum Beispiel zu Grafikfehlern kommt, sollte 2021 einfach nicht mehr sein. So gesehen ist das im Spiel nicht ohne Weiteres abschaltbare FPS-Limit zwar sinnvoll, aber eben auch von gestern.

Hinzu kommt, dass die Hardwareanforderungen von Deathloop nicht gerade gering sind. Grafikkarte und Prozessor werden ordentlich belastet, vor allem die GPU hat ganz gut zu ackern – mit Raytracing dann noch einmal eine Portion mehr. Es muss zwar abseits von Ultra HD nicht gleich ein High-End-Beschleuniger sein, mit langsamen Modellen kommt man aber nicht sonderlich weit, zumal die Grafikeinstellungen keine großen Leistungssprünge zulassen. Da hilft es nicht, dass AMDs Upscaling-Technologie FSR selbst in hohen Auflösungen nicht gut aussieht. Mit ordentlichem Nachschärfen vom Spiel lässt sich die Qualität zwar verbessern, das native Niveau wird aber zu keiner Zeit erreicht.

Deathloop im Technik-Test

VRAM kann es für Deathloop nicht genug geben

Hinzu kommt, dass Deathloop sehr viel Grafikkartenspeicher benötigt – sehr, sehr viel. Die 10 GB der GeForce RTX 3080 sind für Ultra HD mit voller Texturqualität zum Beispiel das absolute Minimum, aber längst nicht optimal. Nach einer längeren Spiele-Session gerät die Grafikkarte vor allem mit Raytracing leicht ins Stocken. Und wenn aus dem Spiel heraus auch nur eine Grafikoption verstellt wird, ist die Framerate gleich gänzlich am Boden. Mit 16 GB lebt es sich deutlich entspannter, damit ist es beim Test zu keinen Problemen mehr gekommen.

8 GB und Ultra HD sind bei vollen Texturdetails hingegen ganz klar ein No-Go, in WQHD zeigt sich zumindest ohne Raytracing nach kurzer Spielzeit kein Problem. Mit den Strahlen hakt das Spiel dann nur in Full HD nicht. Der Speicherverbrauch wirkt anhand der gezeigten Texturqualität übertrieben. Hier sollten die Entwickler noch einmal ran.

Technisch hat Deathloop auf dem PC also gleich mehrere Probleme und Limitierungen, das Spiel selbst ist aber auf jeden Fall einen Blick wert. Die Schwierigkeiten müssen zumindest zurzeit in Kauf genommen werden und in Anbetracht der Erfahrungen mit älteren Games mit der gleichen Engine werden diese vermutlich auch nie gänzlich verschwinden. Immerhin eine gute Nachricht gibt es: GeForce- und Radeon-Grafikkarten schenken sich in Deathloop nichts, es gibt viele enge Duelle. Mit Raytracing liegen die GeForce-Beschleuniger dann wie gewohnt vorne, der Vorsprung ist aber nicht ungewöhnlich groß.

ComputerBase hat Deathloop vom Publisher Bethesda zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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