Sonntagsfrage: Wohin geht die Reise beim Stromverbrauch?

Rund 60 Prozent der mehr als 8.700 an der aktuellen „Soft- und Hardware-Befragung“ von ComputerBase teilnehmenden Leserschaft gibt an, aktuell ein Netzteil mit mehr als 500 Watt zu nutzen und fast ein Viertel setzt sogar auf ein PSU mit 750 Watt und mehr. Der Trend zeigt klar nach oben. Wohin geht die Reise noch?

Grafikkarten mit bis zu 450 Watt

Während die zur CES 2022 erwartete GeForce RTX 3090 Ti mit einer TDP von voraussichtlich 400 Watt+ an den Start gehen wird und die GeForce RTX 3090 (Test) sowie die Radeon RX 6900 XT (Test) bereits jetzt jenseits der 300-Watt-TDP-Marke unterwegs sind, wird bald auch die mobile GeForce RTX 3080 Ti Laptop GPU im Notebook mit bis zu 175 Watt TGP (Total Graphics Power) antreten.

Im OC-Spitzenduell (Test) gönnen sich die AMD Radeon RX 6900 XT mit XTXH-GPU und die Asus GeForce RTX 3090 Strix OC gar bis zu 436 respektive 474 Watt – nur die Grafikkarte versteht sich!

RTX 4000 und RX 7000 noch durstiger?

Nvidia GeForce RTX 4000 alias Lovelace und insbesondere AMD Radeon RX 7000 alias Navi 3x auf Basis von RDNA 3 im Multi-Chip-Modul-Design (MCM) schicken sich an, in der nächsten Generation noch einmal mehr Energie aufzunehmen.

Die kommende GPU-Speerspitze von AMD, die „Radeon RX 7900 XT“, soll mit Navi 31 beispielsweise bis zu 15.360 Shader bieten, welche entsprechend mit Energie versorgt werden wollen. Der verfolgte Multi-Chip-Ansatz hebelt dabei eine alte Bremsen beim Stromverbrauch aus: Bis dato konnte man einen Chip unter Aufopferung jedweder Effizienz zwar immer noch ein kleines Stück höher takten, aber irgendwann war Schluss. Neue Packaging-Verfahren erlauben es jetzt wiederum, immer mehr Chips auf einem Produkt unterzubringen und jeder weitere Chip hebt den Verbrauch weiter an.

Ein Ende im TDP-Rennen ist bei den Grafikkarten vorerst noch nicht in Sicht, aber auch bei den CPUs könnte es weiter nach oben gehen – im Server wird es das mit großer Sicherheit. Ob die nochmal höhere Effizienz der Next-Gen-GPUs diese Entwicklung wird ausgleichen können, ist heute noch mehr als fraglich.

Prozessoren mit über 100 Watt in Spielen

Wie die ausführlichen Vergleiche zwischen einem Intel Core i9-12900K (Test) und einem AMD Ryzen 9 5950X (Test) zeigen, verbrauchen die Spitzenmodelle im Mainstream in Spielen jeweils zwischen 100 und 120 Watt in Spielen.

	Intel Core i9-12900K Package Power (AVG/Max)	AMD Ryzen 9 5950X Package Power (AVG/Max)
Age of Empires 4	67/70 Watt	82/86 Watt
COD Black Ops Cold War	113/128 Watt	101/113 Watt
Cyberpunk 2077	133/143 Watt	112/121 Watt
Cyberpunk 2077 + RT	136/150 Watt	111/122 Watt
Deathloop	110/117 Watt	102/108 Watt
Diablo II: Resurrected	84/92 Watt	92/105 Watt
F1 2021	114/120 Watt	105/112 Watt
Far Cry 6	101/106 Watt	94/102 Watt
Guardians of the Galaxy	114/127 Watt	98/110 Watt
Guardians of the Galaxy + RT	111/123 Watt	95/110 Watt
Kena: Bridge of Spirits	98/107 Watt	93/108 Watt
Life is Strange: True Colors	107/115 Watt	97/106 Watt
Metro Exodus PC Enhanced	100/110 Watt	99/106 Watt
Resident Evil Village	105/113 Watt	92/97 Watt
The Ascent	112/120 Watt	109/116 Watt
Watch Dogs Legion	123/129 Watt	101/107 Watt
Watch Dogs Legion + RT	128/139 Watt	101/116 Watt
Durchschnitt	109/118 Watt	100/109 Watt

Weder Intels Hybrid-Ansatz bei Alder Lake noch AMDs effiziente Zen-3-Architektur ändert etwas an der Tatsache, dass die CPUs ihre konfigurierbare TDP von 125 Watt ab Werk in der Spitze in Spielen auch vollständig ausreizen. Vollständig von der Leine gelassen oder mit AVX-Lasten sind sogar noch weitaus höhere Werte möglich.

Zen 3D zündet den Nachbrenner

Auf der CES 2022 wird AMD erstmals auch neue CPU-Modelle auf Basis von Zen 3 mit 3D V-Cache vorstellen, die nicht nur leistungsstärker sondern auch wieder ein wenig „hungriger“ werden, alles andere würde bei einem dermaßen großen zusätzlichen gestapelten Cache eher verwundern.

500 Watt für CPU und GPU sind ein Leichtes

Für Kombinationen aus einem aktuellen Core i-12000 oder Ryzen 5000 mit einer Radeon RX 6800 XT oder 6900 XT sowie Nvidia GeForce 3080 (Ti) oder 3090 (Ti) sind Verbrauchswerte von 500 Watt+ für CPU und GPU (Verluste von der Steckdose über das Netzteil und das Mainboard außen vor) ein Leichtes und mittels OC und ohne TDP-Limits geht noch viel mehr. Netzteile von 650 Watt und mehr sind in solchen Fällen absolut angebracht und so wundert es auch nicht wirklich, dass die Kategorie „stärker als 750 Watt“ in der „Soft- und Hardware-Befragung“ deutlich zulegt.

• Bis 300 Watt – 3,7 %, 3,2 %, 1,9 %, 1,8 %
  2,1 %
• Über 300 bis 500 Watt – 35,7 %, 30,6 %, 24,2 %, 19,9 %
  15,5 %
• Über 500 bis 750 Watt – 51,4 %, 56,7 %, 62,7 %, 62,4 %
  58,3 %
• Mehr als 750 Watt – 9,2 %, 9,5 %, 11,2 %, 15,9 %
  24,1 %

9.797 Teilnehmer  +  158 Enthaltungen  •  Endergebnis

Zum Vergleich: Vor ziemlich genau 15 Jahren verbrauchte ein Gaming-PC mit top-aktueller und absolut überlegener GeForce 8800 GTX in Kombination mit dem AMD Athlon 64 FX-60 an der Steckdose, d.h. inklusive aller Komponenten und Verluste, unter Spiele-Last 300 Watt.

Wohin geht die Reise? Eure Meinung ist gefragt!

Doch wohin geht die Reise beim Stromverbrauch am PC? Die Redaktion freut sich auf eure fundierte Meinung zu diesem Thema in den Kommentaren zu dieser ersten Sonntagsfrage im Jahr 2022.

• Der Stromverbrauch wird auch in Zukunft weiter steigen
  66,4 %
• Der Stromverbrauch wird sich auf dem aktuellen Niveau einpendeln
  21,4 %
• Der Stromverbrauch wird in Zukunft sinken
  12,2 %

2.929 Teilnehmer  +  156 Enthaltungen  •  Endergebnis