Full Self-Driving Beta: Tesla muss Autos updaten, die nicht an Stoppschildern halten

Nicolas La Rocco
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Full Self-Driving Beta: Tesla muss Autos updaten, die nicht an Stoppschildern halten
Bild: Tesla

Tesla ist in den USA von der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) dazu aufgerufen worden, ein OTA-Update für rund 54.000 betroffene Fahrzeuge anzubieten, die im Rahmen der Full Self-Driving Beta nicht ordnungsgemäß an Stoppschildern anhalten, sondern lediglich sogenannte „rolling Stops“ durchführen.

Im Rahmen der Full Self-Driving Beta können Tesla-Besitzer das Fahren vollständig an das Auto abgeben, sofern sie dabei wachsam bleiben. Diese Form des assistierten Fahrens wird auch Level 2+ genannt, weil sich Teilbereiche von Level 2 und Level 3 überschneiden. Level 3 erweitert die Assistenzsysteme um „eyes off“, sodass man nicht mehr auf den Verkehr achten muss und sich mit anderen Dingen wie Spielen, Videos und ähnlichem beschäftigen darf.

Alle aktuellen Baureihen betroffen

Bemängelt werden von der NHTSA Tesla-Fahrzeuge der Baureihen Model 3, Model S, Model X und Model Y, die zwischen 2017 und 2022 gefertigt und mit der Software-Version 2020.40.4.10 oder neuer laufen. Konkret betroffen seien 53.822 Fahrzeuge, wie einem PDF der Behörde entnommen werden kann.

Rolling Stops statt vollständiger Halt

In der Problembeschreibung heißt es, dass diese Fahrzeuge, ohne vorher vollständig anzuhalten, sogenannte „All Way Stop“-Kreuzungen durchfahren können. In den USA sind Stoppschilder ein geläufiges Mittel, um den Verkehr an kleineren Kreuzungen zu regeln, während in Deutschland häufiger mit Vorfahrts- und Vorfahrt-gewähren-Schildern sowie Kreiseln und der Rechts-vor-links-Regel gearbeitet wird. An einer „All Way Stop“-Kreuzung müssen in den USA alle Fahrzeuge auf allen Straßen, die an der Kreuzung aufeinander treffen, einen kurzzeitigen vollständigen Halt an der Haltelinie durchführen.

Profil bestimmt Forschheit der FSD Beta

Ein einem weiteren Dokument (PDF) beschreibt die NHTSA, dass Tesla seit Oktober des vorletzten Jahres im Rahmen der per OTA-Update veröffentlichten Software-Version 2020.40.4.10 sogenannte „rolling Stops“ durchführt. Mit dem Update hatte Tesla drei Profile für die FSD Beta eingeführt, die mit „Chill“, „Average“ und „Assertive“ stetig forscher Fahrmanöver durchführen. Das Profil „Assertive“ wechselt zum Beispiel häufiger die Spur, verlässt nicht die Überholspur und kann laut eigener Beschreibung von Tesla auch die bemängelten „rolling Stops“ durchführen. Effektiv kommt das Auto dabei an einem Stoppschild nicht mehr zum vollständig Halt, sondern verhält sich ähnlich wie an einem Vorfahrt-gewähren-Schild. Laut NHSTA kann die FSD Beta das Stoppschild unter gewissen Bedingungen mit bis zu 5,6 mph (9 km/h) passieren.

Das Auto kann ein solches Manöver unter folgenden Konditionen durchführen: wenn das entsprechende FSD-Profil aktiv ist, eine entsprechende Kreuzung angefahren wird, die Geschwindigkeit unter 5,6 mph liegt, keine sich bewegenden Autos, Fahrradfahrer oder Fußgänger erkannt wurden, eine ausreichende Sichtweite ermittelt wurde und alle auf die Kreuzung zulaufenden Straßen ein Tempolimit von 30 mph oder weniger aufweisen. Tesla habe bislang keine Unfälle, Verletzungen oder Todesfälle aufgrund der Funktion festgestellt.

Neues OTA-Update entfernt Funktion

Weil das Unternehmen damit allerdings gegen das gesetzlich vorgeschriebene Verhalten an Stoppschildern verstößt, muss ein OTA-Update durchgeführt werden, das die Funktion wieder entfernt. Mit der Firmware 2021.44.30.15 und neuer, die ab Anfang Februar angeboten werden soll, sollen die „rolling Stops“ nicht länger von der FSD Beta durchgeführt werden können. Kunden sollen bis spätestens 28. März über die Situation informiert werden.

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