„AI-Mining“: Die Preise für Grafikkarten und CPUs ziehen drastisch an

Jan-Frederik Timm
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„AI-Mining“: Die Preise für Grafikkarten und CPUs ziehen drastisch an

Keine neue Kryptowährung, sondern der zwischen den Big-Tech-Unternehmen Microsoft (mit OpenAI) und Google entbrannte Wettstreit um die Vorherrschaft auf dem Sektor AI setzt den Markt für Consumer-Grafikkarten und -CPUs unter Druck. Der Grund: AI-Server-Kapazität ist rar, also wird gegen Bezahlung der „Schwarm“ eingespannt.

Hinweis vom 2. April: Auch wenn es nicht unplausibel klang, hat ein Blick auf die Preise von GPUs und CPUs schnell klar werden lassen: Dieser Inhalt vom 1. April war nicht ganz ernst gemeint.

AI fordert mehr Leistung, als Big-Tech liefern kann

Nicht nur um die so genannten Large Language Models hinter den jüngsten AI-Fortschritten zu trainieren, indem sie mit so viel Daten wie möglich gefüttert werden, erfordert immense Rechenkapazitäten, sondern auch der Betrieb der darauf basierenden Chatbots. Der bekannteste, ChatGPT, wird vom größten OpenAI-Anteilseigener Microsoft inzwischen über zahlreiche Dienste des Konzerns immer mehr Menschen weltweit angeboten.

Microsoft nutzt die Software von OpenAI inzwischen zur Ergänzung seines eigenen Suchdienstes Bing und hat ihn diese Woche in Skype und Teams integriert.

Google wiederum hat einen Testlauf für den ChatGPT-Konkurrenten „Bard“ gestartet. Auch Meta (Facebook) entwickelt komplexe Sprachmodelle.

Doch mit jeder weiteren Anwendung und jedem weiteren Nutzer, die sie in Anspruch nimmt, steigen die Anforderungen an die Leistung der zugrundeliegenden technischen Infrastruktur.

Distributed AI-Computing mit „Aufwandsentschädigung“

Allein mit AI-Supercomputern oder AI-Serverfarmen ist dem kurzfristig nicht Herr zu werden, von Nvidia explizit zu diesen Zwecken vorgestellte AI-Beschleuniger wie zuletzt die Nvidia H100 NVL mit Dual-Hopper-GPU und 188 GB HBM3 sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein – und längst noch nicht verfügbar.

Die Branche geht zumindest kurz und mittelfristig einen anderen Weg: Über die Browser der IT-Schwergewichte werden in Zukunft im Distributed-Computing-Verfahren auch Dritte ihre Rechenleistung bereitstellen können, um neuronale Netzwerke zu trainieren und damit Cloud-Rechenkapazität für die in Echtzeit abzuwickelnden Chatbot-Anfragen frei zu halten.

Freiwillig, aber wer mitmacht, bekommt Geld

Die Teilnahme wird freiwillig möglich sein, schon die für April geplanten Browser-Updates werden Nutzer um Erlaubnis bitten, GPU und CPU für diesen Zweck „in Ruhephasen“ zur Verfügung zu stellen.

Ganz wie bei der Bereitstellung der eigenen Rechenkapazität zur Berechnung der Blockchain einer Kryptowährung wird es dafür auch eine Belohnung geben, die in diesem Fall direkt in klassischer Währung ausgezahlt wird – wie hoch sie ausfallen wird, steht noch nicht fest, doch es „soll sich lohnen“.

Doch allein die Ankündigung hat die Preise für Grafikkarten und Prozessoren zum Wochenausklang in die Höhe schnellen lassen, denn der Markt geht davon aus, dass die Nachfrage wie beim Mining-Boom von Ende 2020 bis Mitte 2021 nach Grafikkarten und erstmals auch CPUs massiv steigen wird.

Für Privatkunden wird es einmal mehr eng

Privatkunden, die ihren Rechner zum Spielen oder Arbeiten nutzen wollen, werden es die kommenden Monate (oder Jahre?) aller Voraussicht nach also noch schwerer haben, als es ihnen die zuletzt weiterhin hohen Preise eh schon gemacht haben. Erstens werden die Grafikkarten- und CPU-Hersteller vorrangig professionelle Produkte für die AI-Farmen der Big-Tech-Kunden fertigen und zweitens wird die verfügbare Endkundenware zu Profitzwecken in „AI-Mining-Systeme“ wandern – und deren Betreiber werden dafür wie von 2020 bis 2021 fast jeden Preis bezahlen.

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