Amazon: Suche im ChatGPT-Stil für den Online-Shop

Andreas Frischholz
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Amazon: Suche im ChatGPT-Stil für den Online-Shop
Bild: Amazon

Beim Wettlauf um generative KI-Lösungen war es bei Amazon in den letzten Monaten vergleichsweise ruhig. Nun meldet Bloomberg, dass der Handelsriese ebenfalls nachrüsten will. Für den Online-Shop soll es eine Suche geben, die um Chat-Funktionen ergänzt wird – das Vorbild ist offensichtlich ChatGPT.

Das geht aus einer Stellenausschreibung hervor, die Bloomberg entdeckt hat. Demnach sucht Amazon unter anderem einen senior software development engineer, um die Amazon-Suche mit einem „interaktiven Gesprächserlebnis“ neu zu gestalten. Diese soll Nutzern helfen, Antworten auf Fragen zu erhalten, Produkte zu vergleichen und personalisierte Vorschläge unterbreiten.

Die Rede ist von wegweisenden Änderungen in der Suche, die in dieser Form selten sind („one in a generation transformation“). In einer weiteren Stellenausschreibung heißt es, der Job wäre Teil der „AI-first“-Initiative, um die Suche neu zu erfinden. Dafür will Amazon „extrem groß angelegten Deep-Learning-Techniken der nächsten Generation“ verwenden. Auf Anfrage von Bloomberg wollte eine Amazon-Sprecherin die Stellenausschreibungen nicht kommentieren, sondern erklärte allgemein, der Konzern investiere in allen Geschäftsbereichen massiv in generative KI-Lösungen.

KI-Chatbots als neuer Einstieg ins Online-Shopping?

Amazon ist führend beim Online-Shopping, die Suche der Plattform daher der Einstieg für viele Einkäufe. Umso bedeutender ist daher für den Konzern, dass Nutzer mit den Suchergebnissen zufrieden sind. In den letzten Jahren war das aber immer wieder nicht der Fall, beobachten lässt sich eine wachsende Unzufriedenheit. Gesponserte Inhalte, Werbung sowie ein überladenes Design sind einige der Kritikpunkte. Eine neue Suche wäre also so etwas wie ein Neustart.

KI-Suchen, die Large Language Models (LLM) als Grundlage haben, gelten als vielversprechender Ansatz in der Branche. Der Clou ist, die Eingaben mit natürlicher Sprache sinnvoll verarbeiten zu können, sodass Nutzer bei allgemeineren Anfragen – zum Beispiel „Sneaker mit roten Streifen“ – sinnvolle Ergebnisse erhalten.

An entsprechenden Funktionen arbeiten auch Amazons Konkurrenten. Bei ChatGPT lassen sich dafür entsprechende Plugins integrieren, während Google bei der Entwicklerkonferenz I/O 2023 ankündigte, den Shopping-Graph mit Milliarden von Produkten als Grundlage für die neue Suchmaschine zu verwenden.

Amazon steigt ins KI-Wettrennen ein

Beim KI-Wettrennen war es bei Amazon längere Zeit vergleichsweise ruhig. Im April kündigte der Konzern aber Bedrock an, durch das AWS-Kunden Zugang zu einer Vielzahl an KI-Lösungen erhalten. Die Spannweite reicht von hauseigenen Sprachmodellen wie Amazon Titan bis zu Open-Source-Varianten wie Stable Diffusion. Ähnlich wie bei Microsoft und Google handelt es sich aktuell aber noch um eine begrenzte Vorschauversion, die bislang nur für einige wenige Kunden verfügbar ist.

Abzuwarten bleibt, wann Amazon die KI-Lösungen für Produkte ankündigt. Erst Anfang Mai berichtete Business Insider unter Berufung auf interne Dokumente, dass Amazon den Sprachassistenten Alexa um die Fähigkeiten moderner KI-Chatbots ergänzen will. So will man auch das strauchelnde Geschäftsmodell verbessern. Weltweit wurden zwar mehr als 100 Millionen Produkte abgesetzt, auf denen Alexa läuft. Doch die entsprechende Amazon-Sparte, zu der neben Alexa auch die Echo-Lautsprecher zählen, soll allein im letzten Jahr an die 10 Milliarden US-Dollar Verlust eingefahren haben.

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