Leserartikel CPU-Tauch im Notebook, T4300 -> P9500 bei PB TJ65

misu

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Guten Tag allerseits,

ich hatte vor einigen Monaten die CPU in meinen Notebook getauscht. Damals hatte ich selbst recht viel nach Informationen gesucht, wie man denn eine solche CPU austauscht. Bei den meisten Threads zu diesem Thema waren dann Antworten wie "Brauchst man nicht" oder "Zu teuer" oder "Notebook CPUs sind eh verlötet". Vor kurzen bin ich nun zufällig auf ein paar von mir damals geschossene Bilder gestoßen und dachte mir, dass ich auch mal ein paar Informationen publiziere, um es vielleicht anderen leichter zu machen.

Bei meinem Notebook handelt es sich um ein Packard Bell TJ-65 (PB gehört zu Acer)
Getauscht wurde eine Intel Pentium Dual-Core T4300 gegen einen Intel Core 2 Duo P9500

Warnung: Ein CPU-Tausch in eurem Notebook bewirkt den Verlust der Garantie und kann bei unsachgemäßer Durchführung zur Zerstörung des Gerätes führen.

Motivation - Was bringt die neue CPU?
  • Mehr Cache: 1mb -> 6mb. Dadurch mehr Performance.
  • Mehr Takt: 2,1 Ghz -> 2,53. Ebenfalls mehr Performance.
  • Höherer FSB: 800Mhz -> 1066Mhz. Evtl. auch mehr Performance.
  • Bessere Stromsparmechanismen durch mehr C-States, dadurch leiser und kühler.
  • Weniger Stromverbrauch, leiser, kühler: 35 Watt TDP -> 25 Watt TDP
  • Hardware-Virtualisierung
  • SSE4.1
Das wirkt sich natürlich primär alles bei hoher Systemlast oder speziellen Anwendungen aus. Wer einfach überall etwas schneller unterwegs sein will, sollte sich eher für eine SSD interessieren.

Woher bekommt man eine Notebook CPU?

Grundsätzlich kann man den meisten Händlern (z.B. Amazon) auch Notebook CPUs erstehen, aber meist zu ziemlich unfassbar hohen Preisen. Mein P9500 hätte damals zwischen 300 und 400€ gekostet, was mein Budget deutlich besprengt hätte. Deswegen habe ich meine CPU per Ebay erstanden. Preis: 150€, was immer noch recht viel ist:). Allerdings muss ich explizit betonen, dass bei Ebay viele Engineering Samples (ES) verkauft werden. Man sollte grundsätzlich bei Ebay keinen Notebook CPU ersteigern, ohne sich darüber zu informieren, was ES heißt und welche Risiken das mit sich bringt. Ich würde von solchen Prozessoren grundsätzlich abraten.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Der Sockel:
Das Notebook muss eine gesockelte CPU besitzen. Auch wenn gelegentlich das Gegenteil behauptet wird: Die meisten Notebook CPUs sind nicht verlötet, sondern befinden sich in einem Socken, ähnlich wie bei Desktop CPUs. Ausnahmen stellen vor allem Low-Voltage Prozessoren dar. Herausfinden, ob das eigene Notebook gesockelt ist kann man z.B. über die Liste der Core 2 Duos auf der englischen Wikipedia und die Liste der Intel Pentium Dual-Core Prozessoren. Bei Intel gibts diese Informationen natürlich auch. Bei meinem T4300 habe ich per Wikipedia festgestellt, dass dieser nur für Sockel P gefertigt wird, also habe ich wohl eine Sockel P Mainboard. Da der P9500 für Sockel P gefertigt wird, kann ich meinen T4300 damit ersetzen.

Auch wenn es hier nicht der Fall war, grundsätzlich wäre eine Inkompatibilität einer CPU trotz passendem Sockel aufgrund eines entsprechend unfähigen Bios möglich.

Ich habe übrigens sicherheitshalber auch noch verifiziert, dass mein Mainboard eine GM45 Northbridge hat, um ganz sicher zu gehen. Die GM45 unterstützt nämlich z.B. den FSB von 1066Mhz.

Kühlung:
Notebooks sind in der Regel thermisch ziemlich am Limit. Deswegen ist es absolut nicht empfehlenswert eine CPU durch eine andere mit höherer TDP zu tauschen. In meinem Fall kein Problem, dass der P9500 eine TDP von 25 Watt hat, der T4300 dagegen 35 Watt. Ich hatte durchaus die Hoffnung, dass das ganze System kühler werden würde.
Grundsätzlich habe ich mich auch deswegen relativ sicher gefühlt, da das Tj65 unter Last (3D-Spiel) nur max. etwa 70 Grad warm wird.

Wie finde ich heraus, wie der eigentliche Umbau durchzuführen ist?
Häufig ist der eigentlich Umbau trivial. Z.b. wenn man die CPU direkt durch eine Wartungsklappe an der Unterseite erreicht. Bei meinem TJ65 war das aber leider überhaupt nicht der Fall :). Um Herauszufinden wie das Notebook auseinanderzubauen ist, hab ich deshalb bei Packard Bell nach dem Service Manual für das Gerät gesucht. Ein Service Manual ist im Prinzip ein Leitfaden zur Reparatur/Wartung des Geräts für den Techniker, der das Gerät beim Hersteller repariert. Leider sind Service Manuals eigentlich für den internen Gebrauch beim Hersteller gedacht und werden nicht immer veröffentlicht. Für mein Notebook habe ich dann tatsächlich auch keines gefunden. Da ich aber wusste, dass es sich eigentlich um eine Acer Notebook handelt, hab ich bei Acer Service Manuals von anderen Notebooks ähnlichen Alters angeschaut. Da ich dort einige meinem Notebook sehr ähnliche entdeckt habe, habe ich den Umbau mit deren Hilfe durchgeführt.

Der Umbau:
(Alle Bilder sind leider mit dem Foto meines Handys, daher ist die Qualität miserabel :).)

Bei meinem Notebook hatte ich leider etwas Pech, da ich es quasi in alle Einzelteile zerlegen musste. Mit etwas Glück ist die CPU deutlich einfacher zu erreichen.

Die Ausgangslage und das Endresultat:


Zunächst habe ich alle Schrauben der Baseunit gelöst, Festplatte/DVD-Laufwerk ausgebaut, WLAN-Antennen abgesteckt an der Unterseite. An der Oberseite war zunächst die Tastatur und die Zierleiste mit WLAN-Schalter und Status LEDs zu entfernen.


Da sich unter der Tastatur immer noch kein Zugang zum CPU befand, musste ich die Baseunit selbst öffnen. Da sich einige dafür notwendige Schrauben genialerweise unter den Displayscharnieren befinden, musste ich zunächst einmal das Display entfernen.

Um dass Display zu entfernen, habe ich alle Verbindungen vom Display zum Mainboard entfernt.
Auf den Bildern sind sie noch eingesteckt. Im Wesentlichen musste ich einfach alle Kabel entfernen, auch nicht direkt zum Display führende, da das zum Öffnen der Baseunit sowieso notwendig ist.


Nach dem entfernen des Bildschirm und dem lösen aller Schrauben konnte ich die Oberschale der Baseunit tatsächlich entfernen und sehe zum ersten mal das Mainboard selbst:D. Jetzt noch ein paar Schrauben gelöst, und dann kann auch das Mainboard entnommen werden.


Nachdem ich das Mainboard entnommen hatte, war jetzt der Kühler abzumontieren. Danach schnell die CPU getauscht und mit Wärmeleitpaste bekleckert, ebenso übrigens auch die GPU.
Die Wärmeleitspads der Speicherbausteine der GPU waren glücklicherweise nicht beschädigt. Deswegen habe ich sie einfach daraufgelassen. Zum Tausch der CPU selbst hab ich leider keine Bilder, weil ich das damals schlicht vergessen hatte. Grundsätzlich ist das aber nicht schwerer als bei einem Desktoprechner, schwierig war der Weg dorhin.


Tja, und nachdem die CPU endlich montiert ist mussten jetzt alle Arbeitsschritte nochmals rückwärts ausgeführt werden:D.

Danach einstecken und beten :). Glücklicherweise hat tatsächlich alles auf den ersten Versuch funktioniert! Nochmal das ganze Auseinanderbauen wäre auch echt ätzend gewesen...

Fazit:
Da ich diesen Artikel ursprünglich nicht geplant habe, habe ich leider keine Benchmarks durchgeführt. Zahlen, die ich hier nenne, können also sehr wohl falsch sein.

Das Ziel war es die CPU aufzurüsten, das hat auch geklappt! In Spielen habe ich auch eine gewisse Mehrperformance. UT3 läuft z.B. jetzt mit vollen Einstellungen deutlich besser (Geforce 240M). Für mich war aber aus beruflichen Gründen vor allem die Hardware-Virtualisierung interessant. Ansonsten war das Ganze auch ein bisschen ein Just-For-Fun-Projekt :).

Meinen T4300 konnte ich auf minimale Spannung für alle Multiplikatorstufen einstellen. Unter diesen Voraussetzungen ist der T4300 wohl etwas kühler, da der mittlerweile ebenfalls runtergevoltete P9500 nicht ganz so niedrige Spannungen verkraftet. Ich gehe aber auch davon aus, dass der P9500 trotz angeblich niedrigerer TDP einfach mehr Strom braucht. Er hat schließlich die 6-fache Menge an Cache, ist höher getaktet, und ist in der gleichen Strukturbreite gefertigt. Der einzige Unterschied besteht in den C-States. Allerdings wirken diese meines Wissens nach vor allem im Idle. Ich persönlich würde die Genauigkeit der TDP-Angaben von Intel deswegen schwer in Zweifel ziehen. Mein Notebook entwickelt bei Spielen jedenfalls derzeit Maximaltemperaturen zwischen 60 und 70 Grad, je nach Spiel. Das ist auf jeden Fall für ein Notebook sehr akzeptabel.

Positive Auswirkungen auf die Akkulaufzeit konnte ich auch nicht feststellen, der Verbrauch des Notebooks mit etwa minimal 10 Watt im Idle ist allerdings recht niedrig. Allerdings war der Verbrauch auch mit dem T4300 nicht höher.

Der eigentlich Umbau, wie man vielleicht gesehen hat, unerwartet komplex, und ich bilde mir eigentlich ein schon genug Rechner aufgerüstet und repariert zu haben. Das nächste Mal werde ich mir genauer anschauen, wie einfach der Umbau bei dem jeweiligen Notebook tatsächlich ist.

Insgesamt ist die Performance etwas besser, thermisch ist das System nach wie vor sehr solide. Die CPU wurde ohne Probleme von meinem Mainboard erkannt, und verrichtet jetzt immerhin schon bald ein halbes Jahr ihren Dienst.

Da dies mein erster größerer Beitrag hier ist, freue ich mich auf jeden Fall über jede Kritik und Kommentare.

-Misu

Lizenz: Ich veröffentliche diesen Text als gemeinfrei. Macht damit, was ihr wollt. :)

11.8.2011:
Auch wenn dieser Thread schon alt ist, vor kurzem habe ich mein Notebook wegen eines verstaubten Kühlers noch einmal komplett auseinandergebaut. Dafür hab ich das Service Manual des TJ-75 verwendet, das quasi exakt gleich ist.
TJ-65 Service Manual: https://rapidshare.com/files/458410743/Service_Manual_Packard_Bell_Easynote_Tj75_Tj76_Tj77_Tj78.pdf
 
Zuletzt bearbeitet: (Update)
Kannst du bitte die Service Manuals der Acer Notebooks hochladen. Möchte auch mein TJ75 aufschrauben.
 
Zuletzt bearbeitet:
sehr schön, zu hören, dass das schonmal problemlos funktioniert hat.
hab mir vergangenes wochenende auch nen p9500 bestellt, der meinen doch sehr schwachen t4200 ersetzen soll. hoffe mal, das mainboard macht mit. ;)
 
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