AG Wechsel - Wie selektiert ihr Unternehmen?

H43R

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Hallo zusammen.

Da hier bestimmt ein ein oder zwei Mitglieder in der IT tätig sind :D, wollte ich mal nach Meinungen und Erfahrungen zu dem o.g. Thema fragen. Ich versuche es mal etwas verständlicher zu formulieren.

Ich werde den Arbeitgeber wechseln (müssen), da ich mit meiner Freundin zusammenziehe und sie für ihren Job an den Standort gebunden ist. Raus aus der Pfalz und ab nach NRW. Kommt mir gelegen, da ich sowieso schon seit einiger Zeit mit meinem Job in der Forschung unzufrieden bin (hatte ich mal in einem anderen Thread thematisiert). Gab mal Hoffnung dass es besser wird, aber nope. Jetzt will ich, nach ca. 1,5 Jahren, raus aus der angewandten Forschung in die Wirtschaft. Ich bin noch sehr unerfahren und unbelesen, was Themen wie Unternehmenswahl und co. angeht. Daher möchte ich mir ein paar Tipps einholen :)

Mir geht es insbesondere um Erfahrungswerte, wie ihr Unternehmen auswählt, wenn man Gehalt, Arbeitszeit/Urlaub und sonstige Benefits wie Altersvorsorge, Fortbildungen usw... mal ausklammert.


Konkrete Fragen die ich mir aktuell stelle:

- Große Unternehmen bzw. Konzerne. Ja/nein? Insbesondere wenn man gerade am Anfang des Berufslebens ist. "Im Konzern kannst du alt werden" habe ich einige Bekannte sagen hören. Ist da was dran ? Gut, möglicherweise laufen gewisse Prozesse in Konzernen etwas langsamer aber das ist erstmal okay. Ich hab den öffentlichen Dienst miterlebt, ich kenn das. :evillol:

- Ist die Branche (Lebensmittel, Chemie, Automotive, ... ) relevant ? (jenseits der Benefits durch hohe Tariflöhne o.ä.)

- (Wie) Recherchiert ihr, wie das Klima innerhalb eines Unternehmens so ist? Das ist ein Punkt, der mir besonders schwer fällt. Ich habe überhaupt keine Lust auf Unternehmen, in denen eine "Survival of the Fittest" ähnliche Stimmung herrscht. Mein Netzwerk und Freunde haben mir schon gute Einblicke bei 1-2 Unternehmen liefern können. Andere Ideen ? Portale wie Kununu und Glassdoor sind (gerade bei großen Unternehmen) nur bedingt hilfreich.


Um es mal an einem Beispiel festzuhalten:
Ich habe gerade eine Stellenausschreibung von Aldi Süd offen. Klingt erstmal okay, was da gemacht werden soll. Da hake ich sicherlich nochmal nach und frag etwas genauer über die Aufgaben. Gäbe es jetzt ein hartes Argument gegen so einen Konzern wie Aldi ? Ich betrachte das erstmal als neutral, weiß aber nicht ob das zu naiv ist.
Tendenziell bin ich offen für alles. Bei Dienstleistern wie Accenture und co. bin ich etwas kritisch und voreingenommen, liegt aber mehr an den Erfahren aus dem Bekanntenkreis.

Danke und VG
 
Meine Meinung:

Du hast "privat" an erste Stelle Deiner Prioritätenliste gesetzt, was ok ist, aber Du wirst wahrscheinlich ohnehin Kompromisse eingehen müssen. Als nächstes müsste eigentlich die Frage beantwortet werden was Du langfristig anstrebst, 100 % Karriere ist es nicht, denn sonst würde "privat" nicht an erster Stelle stehen.

Im "Konzern alt werden" gilt nicht mehr in dem Maße wie früher, auch dort gibt es heutzutage Pleiten und Kahlschläge. Aber ein Einstieg in einem Konzern hat in der Regel die Vorteile einer besseren Vergütung und die besseren Wechselmöglichkeiten, denn vom Konzern zum Mittelstand ist jederzeit möglich, vom Mittelstand in den Konzern eher schwieriger (kommt natürlich auf die Branche an, auch da mag es gewisse Ausnahmen geben). Dafür dürfte aber auch der Einstieg in den Konzern schwieriger sein, insbesondere wenn "privat" an erster Stelle steht.

Ich halte den Ansatz mit dem Betriebsklima für fragwürdig, es gibt größere Unternehmen, da gehen die Kollegen aus der einen Abteilung nach der Arbeit noch etwas trinken, während sich im Nachbarbereich alle hassen wie die Pest (Anm: leicht überzeichnet).

Ich würde bedingt durch den wahrscheinlich eingeschränkten Aktionsradius (ich kenne Deinen HomeOffice-Anteil nicht) eher doch nach Gehalt, Arbeitszeit/Urlaub und sonstige Benefits wie Altersvorsorge, Fortbildungen gucken. Da Du vermutlich noch jung bist musst Du im schlimmsten Fall 2-3 Jahre durchhalten und suchst dann was Neues.

Und Du musst Dir natürlich eine Antwort auf die Frage "Was hat Sie bewogen sich auf die ausgeschriebene Stelle zu bewerben?" überlegen. Die Antwort "Ihr Unternehmen liegt neben meiner Freundin." überzeugt nicht jeden Entscheidungsträger. ;-)

Das Unternehmen möchte, dass Du es als "Erstfrau" siehst und es nicht wieder verlässt, weil die neue "Freundin" in Oberammergau lebt. Arbeitsverhältnisse und private Verhältnisse haben manchmal vieles gemeinsam.

Ende meiner Meinung.
 
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H4_3R schrieb:
Mir geht es insbesondere um Erfahrungswerte, wie ihr Unternehmen auswählt, wenn man Gehalt, Arbeitszeit/Urlaub und sonstige Benefits wie Altersvorsorge, Fortbildungen usw... mal ausklammert.
Nach der Möglichkeit, überhaupt eine Festanstellung in einem interessanten Themengebiet zu finden, wären das für mich mittlerweile die Hautthemen. Weniger das Gehalt (so lange die Höhe für mich passt), sondern eher die Benefits. Also sowas wie Arbeitszeiten (Überstunden abfeien und allgemein flexibele Arbietszeit sowie die Pflicht zur Bereitschaft (oder eher nicht), Altervorsorge, Möglichkeit, die Arbeitszeit zu verkürzen, je nach Alter auch die Stellung von Elternzeit im Unternehmen, u.U. feste Werksurlaubszeiten, HomeOffice usw. U.U. sogar sowas profanes wie die Arbeitsumgebung im "Büro". Hat man noch eine festen Arbeitsplatzt oder nur einen freien Tisch imn irgendeinem Großraumbüro am Standort.

H4_3R schrieb:
"Im Konzern kannst du alt werden" habe ich einige Bekannte sagen hören. Ist da was dran ?
Ich kenne nur einen Konzern, nämlich den, bei dem ich seit fast 14 Jahren angestellt bin und für den ich vorher fast 2 Jahre über eine Fremdfirma gearbeitet habe. Hier gibt es auch heutzutage noch sehr viele Möglichkeiten, sich intern weiter zu entwickeln. Egal ob in der reinen Fachkariere oder in der Personalführung. genauso gibt es bei uns Möglichkeiten für Auslandsprojekte oder gar direkt den Wechsel an einen anderen in- oder ausländischen Standort. Und so lange die Firma nicht pleite geht hat der Betriebsrat bisher immer dafür gesorgt, dass auch bei Umstrukturierungen quasi niemand betriebsbedingt gekündigt wurde.

Der Rest meiner Gründe (neben den interessanten Tätigkeiten und guten Kollegen) ist dann vor allem das, was Du ausklammerst und was es durchaus auch in kleineren Betrieben geben mag. Auch die wollen fähige Mitarbeiter halten.

H4_3R schrieb:
- Ist die Branche (Lebensmittel, Chemie, Automotive, ... ) relevant ? (jenseits der Benefits durch hohe Tariflöhne o.ä.)
Hohe Tariflöhne? Das hängt wohl ganz von dem Tarifparteien und der Firmenpolitik ab. Wobei es hier auch schon Meinungen gab, dass für IT-Mitarbeiter die Tariflöhne eher irrelevant sind, was ich bei uns nicht bestätigen kann.

Wenn ich die Unterschiede der IG BCE zwischen Bayern und BaWü vergleich, dann liegen dort locker 500-700€ Differenz/Monat zwischen den Löhnen für exakt identische Stellen (nicht nur in der Beschreibung, sondern auch in der aktuellen Tätigkeit als ITler). Bei genügend Berufserfahrung und dem eigenen Willen zum Wechseln (schon vor einigen Jahren) könnte ich hier in Oberbayern (ohne Benefits, die sich aber teils erst in 15-20 Jahren auszahlen) sicherlich einiges mehr verdienen.

Ansonsten relevant für was? Anscheinend bist Du ja recht ortgebunden (ich wollte nicht 5-20 Jahre dutzende KM pro Tag pendeln). Relevant für die zukünftigen Aufgaben/Tätigkeiten ist die Branche mit Sicherheit (autonomes Fahren wirst Du in der Chemie nicht entwickeln können, die werden auch ihre Lagerroboter fertig einkaufen, die Steuerung kontinuierlicher Prozesse gibt es dann eher in der Chemie wie in der Automobilindustrie). Genauso wäre das für mich relevant, wenn es eine Auswirkung auf Schichdienst und/oder Bereitschaften haben sollte. Auch die Datenanalyse und Nutzung der Ergebnisse dürte sich teils massiv unterscheiden.

H4_3R schrieb:
- (Wie) Recherchiert ihr, wie das Klima innerhalb eines Unternehmens so ist?
Bei Großunternehmen dürfte das extem schwierig sein, falls ein schlechtes Klima nicht zur Firmenpolitik gehört. Bei uns (> 6k Mitarbeiter am Standort) wären solche Angaben extrem von der Abteilung/vom Bereich abhängig, in dem die Leute arbeiten. Selbst in meiner vorherigen Firma (mind. 300 Mitarbeiter) war das schon so. In der 20 MA-Entwicklerbude sah es natürlich anders aus.

H4_3R schrieb:
Gäbe es jetzt ein hartes Argument gegen so einen Konzern wie Aldi ?
Für mich persönlich nicht. Außer, ich hätte die Auswahl zwischen mehreren, von der Größe vergleichbare und den Aufgaben ähnlich interessante Betriebe. Das ist aber alles reine Spekulation, da ich diese vermutlich genauso wenig einschätzen könnte wie die Verwaltung bei ALDI. So lange Du also nichts gegen die allgemeine Firmenpolitik (insb. im Verkauf) von ALDI einzuwenden hast spricht für mich nichts dagegen, sich dort zu bewerben.
 
H4_3R schrieb:
[...]
- Große Unternehmen bzw. Konzerne. Ja/nein?

- Ist die Branche (Lebensmittel, Chemie, Automotive, ... ) relevant ?

- (Wie) Recherchiert ihr, wie das Klima innerhalb eines Unternehmens so ist?
[...]

Bin zwar kein ITler, aber gut...

Wir als kleinerer Konzern haben immer wieder Probleme mit Leuten aus großen Konzernen (z. B. Siemens), weil dort rein nach Vorgaben und Prozessen gearbeitet wird. Die gibt es für alles. Egal ob sinnvoll oder nicht. Dafür existieren aber außerhalb dieser großen Konzerne keine internen Strukturen - weder Prozesse, weder Überwachung von Prozessen in diesem Ausmaß, noch Personal zur Umsetzung. Und in aller Regel auch keine Notwendigkeit.

Es kann also irgendwann später etwas schwieriger sein sich zu verkleinern. Dafür bieten große Konzerne eben regelmäßig höhere Löhne und ein "chilligeres" Leben, wenn man das eben möchte. Dafür oft eintönige Arbeit, da für viele Tätigkeiten Spezialisten vorhanden sind.


Mir persönlich ist wichtig, dass mein Arbeitgeber in einer Branche ist, die mir Spaß macht und für die ich mich interessiere. Ich arbeite aber auch näher an den Produkten als ein Infrastruktur-ITler.

Ansonsten würde ich eine Branche wählen, die Zukunftsaussichten hat. Aus dem Grund bin ich aus einem Teilbereich der Energie raus. Lebensmittel z. B. werden die Leute die nächsten Jahrzehnte noch im Supermarkt kaufen müssen.

Zur Recherche:
Je nachdem wie hartgesotten du bist unter echtem oder gutem Fake-Profil Leute auf Xing/LinkedIn anschreiben, mal vorbei fahren und schauen, ob man sich dort grüßt, wie die Leute am Empfang von den eigenen Kollegen behandelt werden etc. Und ansonsten halt in der Probezeit die Reißleine ziehen.


Aldi und Co. halte ich für gute Arbeitgeber mit beständigen Arbeitsplätzen und fairer oder überdurchschnittlicher Bezahlung außerhalb gerade absteigender Branchen wie Energie (IGBCE) und Automotive (IGM).



Viel wichtiger ist für mich aber mittlerweile, dass es mir gut geht. Sympathische Vorgesetzte und Kollegen sowie Mitarbeiter. Mit den Leuten hänge ich >8 Stunden am Tag herum. Und halt die oben von anderen bereits genannten Benefits, je nachdem, wie wichtig dir was ist.
 
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Für alle die jetzt suchen was unser Fragender den so gemacht hat. Hier ein Link dazu


https://www.computerbase.de/forum/threads/job-erwartung-versprechen-realitaet-was-nun.1955762/

Schau auf Stepstone/Indeed auf den Portalen nach Data Analyst

Beispiel

https://de.indeed.com/Jobs?q=Data+Analyst&l=Nordrhein-Westfalen
https://www.stepstone.de/jobs/Data-Analyst--Nordrhein-Westfalen.html


Also für mich ist die Firmengröße nicht so relevant. Wichtig ist das was Angeboten wird an Arbeit.
Welche Branche ich meide, die Autoindustrie insbesondere die Zulieferer wie der Teufel das Weihwasser. Da gibt es zwar immer mal spannende Stellen aber wenn ich nach 2020 zurück schauen. Da hat zwei Orte weiter ein Betrieb mal eben 400 Leute auf die Straße gestellt. Jetzt suchen sie wieder Mitarbeiter.....

Wichtig ist auch ob genug Geld da ist. Ich schau mir vorher beim Bundesanzeiger die Bilanzen der letzten Jahre an. Darin finden sich immer ganz spannende Informationen in den Berichten. Geschäftsentwicklung, Mitarbeiter Anzahl etc.
Wenn die Firma die letzten Jahre nur Verluste gemacht hast, kann das ja eine Stelle sein, die Nachbesetzt wird. Da der jetzige Mitarbeiter von der drohenden Pleite etc Wind bekommen hat.


Thema Mitarbeiter Fluktuation manche AG geben dies an, es sollter nicht über 5% liegen.
https://www.employer-branding-now.de/personalfluktuation-einflussfaktoren-und-auswirkungen

Beim Bewerbungsgespräch nicht damit Anfangen, da reagieren manche sehr empflindlich. Daran werden oft HR/Personal Abteilungen gemessen. Solche Infos findest du auf der Karriere Seite oder Bilanzen etc.
Manche werben damit andere nicht. Es ist nur ein weiteres Merkmal für mich was bei der Auswahl hilft.
 
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Das ist so eine Frage, wo das Internet gleichzeitig Fluch und Segen ist. Man kann sich zwar einerseits auf kununu etc. informieren, aber die Interpretation ist immer schwierig.
Da sagt viele zwar, wenn mehrere das gleiche schreiben (positiv wie negativ) ist da was dran, aber wenn die Bewertung alle nicht aktuell sind? Das Klima im Unternehmen kann sich so oder so entwickelt haben. Im Grunde ist man auch nicht wirklich schlauer, außer dass man jedes Wort auf die Goldwaage legt und sich das schlechteste ausmalt.

Früher ist man einfach hin und hat sich das in der Probezeit angeguckt.
 
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Noch ein Hinweis den ich vor Jahren gelesen habe. Von einem Unternehmensberater.

Thema Bürostuhl. Schaut euch die Bürostuhle der Mitarbeiter an. Sind die Sitzflächen abgewetz, Armlehnen kaputt.

Am Zustand der Bürostühle lässt sich auch einiges über den AG auslesen. Wie er mit den Mitarbeitern umgeht.
 
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H43R schrieb:
"Im Konzern kannst du alt werden" habe ich einige Bekannte sagen hören. Ist da was dran ?
Auf jeden. Meistens gibts noch eine ordentliche Altersvorsorge, Weihnachtsgeld, Sommergeld und noch vieles mehr oben drauf.

Ob dir der Laden nach 30 Jahren dann immer noch gefällt hängt sicher in erster Linien von deinen Kollegen, Chefs und Mitarbeitern ab.
 
Kann mal so, mal so laufen. Galeria Kaufhof ist ein Konzern. Daimler. ThyssenKrupp.... die haben alle mächtig Federn gelassen in den letzten Jahren bzw. trennen sich von haufenweise Mitarbeitern.
 
Das Beispiel von @konkretor finde ich gut. Ist die Firma bereit in die Mitarbeiter zu investieren? Welche Mentalität herrscht dort?

Wie werde ich im Bewerbungsprozess behandelt? Wieviel Mühe geben die sich mit dem Prozess? Mir wurde mal das Fahrtgeld nachträglich verweigert (gesetzlich nicht erlaubt). Gaaanz schlechtes Zeichen. Wenn von vornerein ausgeschlossen wird, ist das zwar fragwürdig aber erlaubt und fair. Ich wusste, den Job will ich nicht und nach Androhung Mahnverfahren haben die bezahlt.

Ich habe bisher nur für Konzerne gearbeitet. Aber da jeweils für kleine Einheiten. Das bedeutet, man hat die Annehmlichkeiten des Konzerns, aber ist noch etwas freier im Entscheidungsspielraum. Fand ich immer gut.

Automotive meide ich genau wie konkretor. Das Gehalt ist gut, aber die Mentalität geht gar nicht. Als Berufsanfänger vielleicht ganz gut. Man kann viel lernen und verdient gut. Aber später zählen vielleicht andere Werte.
 
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