Der Tux von Babylon

Der folgende Text ist abgeleitet von Heinrich Heines Gedicht Belsatzar. Ich schrieb es 2004 im Forum des Linux-Magazins - ja, da hatte man auch mal eins. Es fiel mir jetzt wieder ein, als ich hier einige Themen zu Linux las. :evillol:

Der Tux von Babylon

Die Mitternacht zog näher schon;
in stummer Ruh´lag Babylon.

Nur oben in des Tux´en Schloß,
da flackert´s, da lärmt des Tux´en Troß.

Dort oben im glänzenden Linuxsaal
der Tux hielt sein Königsmahl.

Die Communities saßen in schimmernden Reihen
und leerten die Becher mit funkelndem Wein.

Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht´;
so klang es dem störrigen Tux recht.

Des Tux´en Wagen leuchteten Glut;
im Wein erwuchs im kecker Mut.

Und blindlings reißt der Mut ihn fort;
und er lästert Windows mit sündigem Wort.

Und er brüstet sich frech und lästert wild!
Die Community im Beifall brüllt.

Der Tux rief mit stolzem Blick;
der Diener eilt und kehrt zurück.

Er trug viel kostbar Gerät auf dem Haupt;
das war aus dem Tempel Redmonds geraubt.

Und der Tux ergriff mit frevler Hand
den heiligen Windowsbecher, gefüllt bis am Rand.

Und er leert ihn hastig bis auf den Grund
und rufet laut mit schäumenden Mund:

"Bill Gates! Dir künd´ ich auf ewig Hohn,
ich bin der Tux von Babylon!"

Doch kaum das grause Wort verklang,
dem Tux ward´s heimlich im Busen bang.

Das gellende Lachen verstummte zumal;
es wurde leichenstill im Saal.

Und sieh! Und sieh! An weißer Wand
da kam´s hervor wie Menschenhand;

und schrieb, und schrieb an weißer Wand
Buchstaben von Feuer, und schrieb und schwand.

Der Tux stieren Blicks da saß,
mit schlotternden Knien und totenblaß.

Die Community saß kalt durchgraut
und saß gar still, gab keinen Laut.

Die Magier kamen, doch keiner verstand
zu deuten die Flammenschrift an der Wand.

Der Tux aber ward in selbiger Nacht
von seinen Communities umgebracht.

Mittwoch, 5. Mai 2004
 
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