Beschädigungen an Netzwerkkabeln können viele Ursachen haben: Anwender rollen achtlos mit Bürostühlen über Leitungen, treten auf Kabel oder stellen Schränke darauf ab. Welche Folgen sich daraus ergeben hängt neben dem Grad der Beschädigung (Quetschung, Kurzschluß, Unterbrechung) von der verwendeten Netzwerkstruktur ab. Die schlimmsten Folgen ergaben sich bei den alten Bus-Netzen. Hier waren immer alle Rechner im Segment von der Störung betroffen. Bei den heutigen Sternstrukturen sieht die Situation günstiger aus. Nur die angeschlossene Station wird durch das beschädigte Kabel beeinflußt. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Handelt es sich bei der defekten Leitung um ein Link-Kabel zwischen zwei Hubs/Switches, können die Auswirkungen auch ganze Rechnerverbünde treffen.
"Mechanische" Beschädigung einer Leitung führt immer zu einer Änderung der elektrischen Parameter. Der für Netzwerke wichtigste ist die Impedanz. Mit der Impedanz in direktem Zusammenhang steht der im Kabel auftretende Reflexionsfaktor (siehe Kapitel 7). An der Störstelle wird ein Teil (Quetschung) oder das komplette Signal reflektiert (Leerlauf und Kurzschluß). Die typischen Symptome von beschädigten Leitungen sind Verlangsamung oder Teilausfall des Datenverkehrs bei Quetschung des Kabels und Totalausfall des betroffenen Segmentes bei Leerlauf oder Kurzschluß. Schwieriger wird es mit Quetschungen. Weder ein einfaches Multimeter noch der Längenmesser helfen hier weiter. Bei sehr kleinen Netzen und ohne spezielle Meßgeräte hilft hier wieder nur die Sichtkontrolle. Wer über einen Kabel-Scanner verfügt, kann die Impedanz oder den Reflexionsfaktor der Leitung nachmessen.
Wichtig ist im Zusammenhang mit Quetschungen folgende Tatsache: Die Auswirkungen müssen sich nicht "sofort" zeigen. Hängen nur wenige Stationen im Netz oder herrscht nur geringer Datenverkehr, dann treten zwar mehr Kollisionen auf als in einem unbeschädigten Segment, sie sind aber nicht als Verlangsamung des Netzes spürbar. Erst wenn sich der Datenverkehr erhöht oder die Anzahl der Stationen vergrößert wird, macht sich die Störung bemerkbar. Solche "schleichenden" Fehler lassen sich mit künstlicher Erhöhung der Netzwerkauslastung durch Dumb-Loads finden.