Hardcore-Bastel-Projekt: Notebook-Akku im Eigenbau

sandreas

Lieutenant
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Hallo zusammen,

Lithium-Ionen Akkus sind ja grundsätzlich ein heikles Thema (Brandgefahr, etc.). In meinem Fall habe ich gerade ein Lenovo Thinkpad mit 2 internen Akkus... einer davon ist defekt (Rekalibrierung schlägt mit einem unbekannten Fehler fehl).

Nun habe ich recherchiert und Lenovo lässt sich die Original-Akkus ganz schön teuer bezahlen. Ist grundsätzlich ok, da steckt ne Menge Logik und Know-How drin. Da Akkus aber ein "Verschleißteil" sind, habe ich mich gefragt, ob man die Kosten nicht etwas drücken kann, wenn man eine Art "Batteriefach" baut, wo man passende Module reinstecken könnte (von mir aus aus dem 3D Drucker).

Die Idee:
Die Realität
  • Akkus auseinandernehmen ist extrem heikel (Brandgefahr, Vergiftungsgefahr, etc.)
  • Akkus selbst bauen, ist noch heikler (siehe oben + die Tatsache, dass einem das Ding beim Laden um die Ohren fliegen kann)
  • Bei alten Notebooks kann man so n Quatsch wenn man sich traut machen, da dort einfach normale Standard-Zylinderakkus in ein Plastik-Gehäuse gedrückt wurden - bei Ultrabooks sieht das aber anders aus (siehe
    )
  • Grundsätzlich besteht ein Laptop-Akku immer nur aus einer Anzahl an zusammen geschalteten Lipos mit 3,7V - also keine Raketenwissenschaft. Oft sind es 2 oder 3 größere Module. Im Video sind es diese hier: https://www.master-instruments.com.au/products/65723/NCA596080.html, also etwas in der Größenordnung 4000-5000mah: https://www.ebay.de/itm/123049817533
  • Die Ersparnis ist wahrscheinlich gar nicht so groß, weil GUTE Akku-Module der Leistungsstufe kosten inkl. Versand wahrscheinlich gut 70% des Akkupreises - ein Vorteil wäre höchstens, dass Akku-Module einzeln getauscht werden könnten und nicht mehr der ganze Akku wegfliegt, wenn ein Modul defekt ist.
Die Fragen
  • Hat jemand von euch sich schon mal mit dem Thema befasst?
  • Gibt es Firmen, die sowas für bestimmte Notebook-Serien anbieten?
  • Gibt es vernünftige Universal-Akkus, die man mit einer Platine ausstatten könnte?
 
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höhere bastelei. ich mag das, wenn gut gemacht.

ich kann dir hiebei allerdings nur sagen, mit welchen 3rd party akkus ich sehr gute erfahrungen gemacht habe. thinkpads, meines sind halt thinkpads.

kingsener.
chinesischer akku, japanische oder koreanische zellen, und keine akzeptanzprobleme bis dato. verhalten sich wie die originale. ali, klar. aber eingeschränkt auch großer fluss.
und ja, wesentlich günstiger als 70% der uvp. aber gut, uvp ist sowieso.. naja.
 
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whats4 schrieb:
Vielen Dank. Das bestätigt meine Vermutung - Kingsener hat auf mich bewertungsmäßig überall auch einen leichten Vorteil gezeigt und kaum absolut niederschmetternde Kommentare gehabt. Für mein Zweit-Gerät mit dem kaputten Akku gibt es beim aliexpress tatsächlich auch preiswerte Ersastz-Akkus von Kingsener... Für mein Erstgerät (T480s, Akku: 01AV479) leider nicht. Mal abwarten, was die Zeit bringt.

Dennoch bleibt mein "Projekt" für mich interessant, weil es eher um einer Machbarkeitsstudie geht. Akkus sind immer proprietär und teuer (vermutlich, weil sich die Hersteller 1. absichern wollen, dass davon keine gefahr aus geht aber 2. auch damit dauerhaft Geld verdienen möchten, wie mit Druckerpatronen).

Also falls jemand sowas schon mal gemacht hat oder genug Elektronik-Know-How hat, um mir ein paar weitere Tipps zu geben, freue ich mich über jeden weiteren Rat.
 
Mit Laptop Akkus habe ich noch nicht gebastelt, wohl aber mit Lipos in Wireless Geräten. Das sind 1S Akkus mit 3,7V. Bei meiner Wireless Maus habe ich z.B. den 1000 mAh Akku durch einen 2000mAh getauscht und dabei einfach das Schutzmodul samt Stecker umgelötet.

Bei Laptop Akkus sind die Lipo Zellen in Reihe geschaltet, bei 7,2V sind zwei Lipo in Reihe geschaltet, als 2S Akkus. Die hängen an der Platine mit der Ladeelektronik bzw. Balancer wie im Video zu sehen.

Grundsätzlich sehe ich da kein Problem, die Zellen zu tauschen, wenn man welche mit den richtigen Abmessungen und Kapazitäten bekommt. Zu beachten ist ggf. der maximale Ladestrom der Zelle. Die Kleingeräte wie Maus, Tastatur, Wireless Headset haben ja vermutlich kleinere Ladeströme als Laptop Akkus, daher muss man bei Auswahl der Module bei Laptop Akkus möglichst identische Module beschaffen.
Unterscheiden muss man auch zwischen der Zellchemie, es gibt Li-Polymer und Li-Ion Akkus, angeblich haben die identische Ladeparameter, aber da muss man sich schon schlau machen vorher. (Lipos sind temperaturempfindlicher)
https://accundu.de/lithium-ionen-oder-lithium-polymer#page-content

Ebenfalls zu beachten sind die Kontaktstellen. In Akkupacks für Hochstromanwendungen (E-Bike, Akkuschrauber) sind die 18650er Rundzellen punktgeschweißt. Solche Kontaktstellen darf man nicht mit Lötzinn ersetzen. Die Zellen im Video und auch die in meinen Wireless Geräten sind aber nur normal gelötet, da sollten keine Probleme entstehen, wenn man sauber arbeitet.

Allerdings stellt sich die Frage, ob sich das wirklich lohnt, viel günstiger werden die wohl nicht sein als fertige Nachbauten. Mehr Kapazität wird man auch nicht erzielen können (u.a. deswegen habe ich die Akkus getauscht). So schon verpackt bekommt man das auch nicht mehr.
Ob es sich lohnt, einzelne Zellen zu tauschen? Bei zwei Zellen wohl eher nicht, denn selbst wenn nur eine Zelle kaputt ist, die andere wird dann auch schon End-of-Life sein. Das lohnt sich eher, wenn man viele Zellen im Pack hat und eine kaputt geht, während die anderen noch bei 70% Restkapazität stehen.

Interessant ist so eine Bastelei also nur, wenn es gar keine originalen oder Nachbauakkus mehr gibt oder wenn die verfügbaren Akkus alle schon überlagert sind.

sandreas schrieb:
  • Gibt es Firmen, die sowas für bestimmte Notebook-Serien anbieten?
Es gibt zumindest Firmen, die Akkupacks für Ebikes oder Akkuschrauber reparieren, habe ich in dieser Doku bei ca. Minute 6 gesehen
Diese Firma bietet auch Konfektionierung an, aber das wird bestimmt deutlich teurer als Standardnachbauten
https://shop.lipopower.de

Disclaimer: Wie schon erwähnt, so eine Bastelei ist gefährlich und sollte nicht von Laien durchgeführt werden.
Dieser Text ist keine Anleitung und nur meine eigene Einschätzung, ich bin auch kein Elektroniker oder Fachmann. Ich lasse meine Geräte nicht unbeaufsichtigt laden und wenn ich bastle, habe ich einen Metalleimer mit Sand für den Notfall bereit stehen.
 
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@calippo

Super vielen Dank für die nützlichen Infos.


calippo schrieb:
Interessant ist so eine Bastelei also nur, wenn es gar keine originalen oder Nachbauakkus mehr gibt oder wenn die verfügbaren Akkus alle schon überlagert sind.
Exakt... genau aus dem Grund habe ich das auch mal recherchiert.

Man kann zwar grundsätzlich davon ausgehen, dass, sofern man jetzt nicht am eigenen Gerät hängt, weil es die letzte Erinnerung an die Oma ist, die es einem geschenkt hat, die Anschaffung eines neuen Gerätes immer die letzendlich sinnvollere Option ist. Dennoch finde ich es immer spannend, auch die technischen Hintergründe von so etwas zu verstehen...

calippo schrieb:
viel günstiger werden die wohl nicht sein als fertige Nachbauten
So ist es. Der entscheidende Punkt bei den "Nachbauten" ist, dass man erstmal herausfinden muss, welche was taugen, und welche nicht. Diese Kingsener Information war also schon mal sehr wertvoll - weil auf Bewertungen oder den Rat eines bekannten braucht man sich da nicht zu verlassen. Vielleicht mach ich mal einen Blog-Artikel darüber, die Infos, die ich inzwischen gesammelt habe, sind doch durchaus interessant.
 
sandreas schrieb:
dass man erstmal herausfinden muss, welche was taugen, und welche nicht.
Ein großes Problem ist die zu lange Lagerzeit. Lithiumakkus verlieren an Kapazität, selbst wenn sie neu im Regal liegen. Nach ein paar Jahren sind die dann ggf. untauglich. Für die Hersteller von Nachbauten lohnt sich aber kaum, ständig kleine Mengen an modellspezifischen Akkus herzustellen. Die fahren die Produktion ein Mal hoch, ich würde schätzen so 2-3 Jahre nach Start des Gerätes, also wenn die ersten Akkus kaputt gehen und lassen das dann ein bisschen laufen, bis ein bestimmter Lagerbestand erreicht ist und rüsten dann auf einen anderen Akkutyp um.

So richtig sicher kann man daher nicht sein. Ich hatte z.B. schon mal Pech mit einem Akku für ein Samsung Tablet. Ob direkt Murks oder einfach überlagert, kann man nicht nachvollziehen.
 
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Ich bin in jedem Fall entsetzt, was die Hersteller da treiben... Standard-Flachzellen (so wie die 18650er, nur in breiter und flacher) wären sicherlich kein Problem... aber ich halte das mal im Auge und weiß ja jetzt, an wen ich mich wenden kann, wenn ich Fragen hab :-) Vielen Dank.
 
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