Informatik Studium: Mathe (Ingenieurwissenschaften)

Obirah

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Ich habe die allg. Hochschulreife mit Fokus auf IT, sowie bereits ein erfolgreich abgeschlossenes Studium (WiWi, allerdings mit vielen Modulen aus der IT) an einer Uni. Ich habe nach meinem Bachelor als Berater(1,5 Jahre) und anschließend als Entwickler(2,5 Jahre) in der IT gearbeitet. Ich möchte mich auf die Technik & Entwicklung fokussieren und habe daher vor, Informatik zu studieren. Einerseits weil es mich interessiert, andererseits weil ein Studium ein Türöffner für viele interessante und sehr gut bezahlte Karrieren ist.

Ich habe mich in den letzten Tagen durch die Informationsflut bzgl. eines Info-Studiums gegoogled und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich Informatik bzw. Angewandte Informatik studieren möchte. Ich habe innerhalb weniger Tage das Wesentliche der Abitur-Mathematik wiederholt und außerdem innerhalb einer Woche die ersten 100 Seiten des Buchs durchgearbeitet (Aussagenlogik, Mengenlehre, Themen der Zahlentheorie wie Gruppen, Menge, Körper, Euklid Algo. etc.), da nach meinen Recherchen die Mathematik Module (sowie theo. Inf.), die Module mit den höchsten Durchfallquoten sind.
Im Vergleich zum Abitur oder meinem WiWi-Studium, wurde mir schnell deutlich, dass hier nicht nur gerechnet, sondern auch Mathematik vermittelt wird. Eine Wahrnehmung, welche ich grundsätzlich begrüße, da es hierbei nicht um das "Wie", sondern um das "Warum" geht. Jetzt stoße ich vermehrt auf Beweise, welche ich aktuell als relativ schwer empfinde (abgesehen von der vollst. Induktion).

In meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass viele Ingenieur-Studiengänge, wozu ja auch die Informatik zählt, kaum bis gar nicht beweisen müssen (das Beweisen wird den Mathematikern überlassen). In diesem Kontext ist mir aufgefallen, dass sich die Mathematik Module an den Unis grob kategorisieren lassen:

1. Mathematik (zusammen mit den Mathe Studis)
2. Mathematik für Ingenieure (Mathematik für Informatiker)

Mein Eindruck ist der, dass in der ersten Kategorie wesentlich mehr bewiesen werden muss (das ist ja auch genau das, was ein Mathematik Studium ausmacht), als in der zweiten Kategorie. In der zweiten Kategorie wird einem zwar die Herleitung dargestellt, aber man muss diese nicht selbst herleiten. An der TU Clausthal hingegen ist es verpflichtend, die Module Lineare Algebra und Analysis zu bestehen. An der TU Braunschweig wiederum sind die Mathe Module auf den Studiengang zugeschnitten (Analysis für Informatiker, Lin. Alg. für Informatiker, Diskrete Mathematik für Informatiker) .
Die Uni Göttingen bietet einem bspw. die Wahl an (s. Anhang).

Ich bin 28 und habe entsprechend finanzielle Abhängigkeiten (Miete, Versicherungen, Auto-Leasing (bis Ende 2021), Freundin etc.), daher habe ich nicht vor, meinen Job zu kündigen. Stattdessen werde ich die Wochenstunden reduzieren (HO teilweise möglich). Damit bin ich aber auch regional eingeschränkt.
Daher würde ich durchaus meine Entscheidung, welche Uni es denn sein soll, u.a. abhängig davon machen, wie mathelastig der Studiengang Informatik an der jeweiligen Uni ist (wie oben beschrieben, scheint es ja Differenzen zu geben!). Es ist mir bewusst, dass die Informatik ohne die Mathematik nicht existieren kann und dass die Mathematik einen Großteil des Info-Studiums ausmacht. Aber ich möchte nicht Mathematik studieren, sondern Informatik.

Falls du mir also bis hierhin gefolgt bist:
1. Liege ich mit meiner Unterscheidung zwischen Ingenieur-Mathematik und Mathematik richtig?
2. Fällt einem das Beweisen mit der Zeit leichter? Es gibt ja nicht wirklich Muster, welchen man folgen (und somit üben) kann (Ich gebe zu, dass ich mich sehr wenig mit Beweisen auseinandergesetzt habe). Oder?

Grundsätzlich würde es mich sehr interessieren, wie hier deine Erfahrungen mit der oben beschrieben Thematik sind, wie du dazu stehst und was deine Empfehlung wäre?

Danke.
 

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Tester1a schrieb:
1. Liege ich mit meiner Unterscheidung zwischen Ingenieur-Mathematik und Mathematik richtig?
Ja. Ich studiere Elektrotechnik. An meiner Uni gibt es die VL "Mathematik für Elektrotechnik und Informatik" für Semester 1 und 2 aller ETler, ITler und ITTIs. Im 3. Semester haben ETler und ITler dann separate VL, weil sich die Schwerpunkte unterscheiden. Der Prof. hat, wenn in der VL denn mal Beweise dran waren, meist betont, dass er diese mal zeigen möchte, sie für uns aber nicht so relevant wären. In den Prüfungen wurden nie Beweisaufgaben gestellt. Die Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieure bei uns haben nochmal eine andere Mathevorlesung "Mathematik für Ingenieure", die weniger CP hat (6 vs 9 je Semester) und unter den Studis als einfacher gilt. Mathematikstudenten haben ihre komplett eigenen VL.
Ich denke, als Informatiker sind Beweise vllt. schon noch wichtiger als für Ingenieure.
Als ET-Student kann ich dir sagen, dass ich froh bin, vor Beweisaufgaben weitestgehend verschont worden zu sein und die Mathevorlesungen alle durchzuhaben. Wenn ich in einem Modul mal speziellere/komplizierte Mathematik anwenden musste, bspw. in Signal- und Systemtheorie oder Regelungstechnik, dann wurde sie mir dort in der Regel deutlich besser und verständlicher vermittelt als in den Mathevorlesungen.

Wenn es eine Anfängervorlesung ist, dann wird, denke ich, auch 'ne Mathe-VL, in der reine Mathematikstudenten sitzen noch ok sein. Ansonsten würde ich persönlich lieber in einer einfacheren Mathe-VL sitzen - man lernt ohnehin nicht nur in Mathe Mathe. ;)

Wenn ich du wäre, würde ich mir vor allem mal das Zeit-Ranking der jeweiligen Hochschulen ansehen. Wie gut sie dort in den wichtigen Kategorien abschneidet, wie gut sie für dich erreichbar ist und wie es um das sonstige Angebot der Uni steht, sofern du etwas davon nutzen willst (bspw. angebotene Fremdsprachen), sollte imo wichtiger sein als diese Spezialität mit den Mathe-VL.
Für dich wäre außerdem noch relevant, wie gut du den Studiengang an der jeweiligen Uni in Teilzeit machen kannst.
 
Hallo,

so ganz kann ich dem nicht folgen, um was geht es genau Selbstverwirklichung oder Karriere?

Für einen Bewerbunsgempfänger vermittelt Dein bisheriger Werdegang einen sehr unsteten Verlauf. Du bist dann ca. 32 Jahre alt und Deine vorherige Berufserfahrung trägt nicht unbedingt voll zu F&E bei. Du hast es dann mit Konkurrenten der Qualität "Master mit 25" oder "Doktor mit 32" zu tun. Rein karrieretechnisch bist Du dann im Nachteil und ob die Frage "Ingenieur-Mathematik" oder "Mathematik" in der Praxis überhaupt eine Rolle spielt ist auch zu hinterfragen. Viel wichtiger wäre z. B. die Story die Du Deinem Arbeitgeber auftischen willst. Der hat nämlich auch Pläne bzgl. seiner Belegschaft.

Wie auch immer, ich wünsch Dir eine glückliche Hand und viel Erfolg.
 
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Tester1a schrieb:
Ich habe die allg. Hochschulreife mit Fokus auf IT, sowie bereits ein erfolgreich abgeschlossenes Studium (WiWi, allerdings mit vielen Modulen aus der IT) an einer Uni. Ich habe nach meinem Bachelor als Berater(1,5 Jahre) und anschließend als Entwickler(2,5 Jahre) in der IT gearbeitet. Ich möchte mich auf die Technik & Entwicklung fokussieren und habe daher vor, Informatik zu studieren. Einerseits weil es mich interessiert, andererseits weil ein Studium ein Türöffner für viele interessante und sehr gut bezahlte Karrieren ist.

Es ist mir bewusst, dass die Informatik ohne die Mathematik nicht existieren kann und dass die Mathematik einen Großteil des Info-Studiums ausmacht. Aber ich möchte nicht Mathematik studieren, sondern Informatik.

1. Ein Bachelor bringt berufstechnisch bei dir absolut garnichts, solange du bereits einen Studienabschluss hast und Berufserfahrung vorweisen kannst. Hier sind es 2.5 Jahre als Entwickler! Gerade in der IT Branche gibt es viele Quereinsteiger (Maschler, E-Techniker, Mathemaktiker, Physiker, etc.), weswegen der gemachte Abschluss unwichtig ist.

2. Ich habe neben meinem ersten Studium (Winf BSc und Msc) einen Bachelor in Mathe gemacht (aus Faulheit mit Nebenfach Info..). In meinen damaligen Mathe für Informatiker Vorlesungen musste ich genauso soviel beweisen und der Stoff war auch so schwer wie bei den Mathematikern. Letzlich ist es stofflich nur mehr gewesen.
Jemand der bei uns ne 1.0 er in Mathe für Inf. geschrieben hat, hätte auch problemlos reine Mathematik studieren können.

3. In vielen Teilgebieten der Informatik brauchst du kein bisschen höhere Mathematik.
 
Danke für eure Antworten.

@Binalog Es geht mir primär um Selbtsverwirklichung und darum, dass ich mirt selbst zeige, dass ich das packen kann (wenn ich mir die Einstiegsgehälter mit einem Master anschaue, dann lohnt sich ein Studium auch aus finanzieller Sicht bei mir). Hauptsächlich möchte ich die Informatik in der Theorie besser verstehen, da ich bereits einige Jahre Praxiserfahrung gesammelt habe. Bei den wenigen Vorlesungen oder Büchern, welche ich in Vorbereitung gehört bzw. gelesen habe, gab es bereits sehr viele Aha-Momente, weil ich die Theorie oft mit meiner Praxiserfahrung verknüpfen konnte.
Des Weiteren bin ich mit einem Info-Abschluss sehr gut für die Zukunft aufgestellt und kann mich in 3 Jahren im Master spezialisieren.

Ich kann deinen Punkt hinsichtlich der Altersdifferenz nur teilweise nachvollziehen. Wer einen Doktor hat, der wird sich wohl kaum auf Positionen bewerben, welche mich interessieren (aktuell würde ich gerne in Richtung embedded programming bzw. Robotik gehen und hier reinzukommen ohne IT-Abschluss ist sehr schwierig. In die Forschung möchte ich nicht). Du darfst nicht vergessen, dass ich auch 4 Jahre Berufserfahrung in der IT habe (und neben dem Studium weiterhin in der IT arbeiten werde). Wenn ich als Personaller die Wahl hätte zwischen zwei homogenen Bewerbern, dann würde ich denjenigen mit Berufs- und Projekterfahrung vorziehen. Man sagt ja, dass man mindestens 3 Jahre bei einer Firma arbeiten sollte, 5 Jahre sind ein guter Zeitpunkt zum wechseln und länger als 7 Jahre sollte man nicht bleiben, da man sonst betriebsblind wird/ist ;)
Grundsätzlich werden viele ITler bei uns nicht eingestellt oder entlassen, weil die Kommunikations und Social Skills dem typischen "Kellerkind" entsprechen...bei jemandem mit Berufs- und Projekterfahrung kann man dies zwar auch nicht ausschliessen, aber die Wahrscheinlichkeit ist wesentlich geringer.

Korrigiert mich bitte, wenn ich oben zu naiv argumentiere.

@Airbag
Das Problem ist, dass ich gerne mehr als nur stumpfes Java-Programmieren machen würde (und das ist das, was ich aktuell mache). Aktuell würde ich gerne in Richtung embedded programming/Robotik gehen und hier reinzukommen ohne IT-Abschluss ist sehr schwierig. Ich habe mir entsprechende Sprachen(bis auf Assembler) wie bspw. C und C++ selbst angeignet und behaupte, dass ich diese besser behersche als jeder Info-Student. Dennoch fehlt mir einerseits in diesen Sprachen die Praxiserfahrung, da ich auf der Arbeit nicht damit in Berührung komme. Andererseits zeigen sich spätestens hier massive Wissenslücken in der Theorie wenn es um Hardware, Controller, CPU, RAM, BUS, Schaltkreise etc. geht, welches ich im Studium erlernen würde.

Jetzt kann man natürlich dagegen argumentieren, dass ich die oben genannten Wissenslücken durch ein Selbststudium schliessen könnte. Klar, könnte ich. Aber warum dann nicht die universitäre Ausbildung mitnehmen und am Ende neben dem Erlenten auch noch ein Zertifikat in Form eines Abschlusses haben?

Ich habe mir das Programmieren zu 90% in meiner Freizeit vollständig selbst beigebracht, darunter C, C++, Java, C#, JS, TS, Pascal sowie entsprechende Frameworks (React, Vue, Node, Spring etc.), Libs sowie die üblichen Script-Sprachen wie Bash, Python und PowerShell (ich bin ja vom Berater zum Entwickler nicht durch Nichtstun gekommen). Davon verwende ich lediglich nur Java und JavaScript.

Als ich bspw. nur JavaScript kannte und danach Java gelernt habe, habe ich festgestellt, dass ich bis dato eigentlich nichts über das Programmieren wusste, da JavaScript vieles weg abstrahiert hatte.
Als ich daraufhin irgendwann C gelernt habe, habe ich widerrum festgestellt, dass ich bis dato eigentlich nichts über das Programmieren wusste, da Java vieles weg abstrahiert hatte.
Als ich daraufhin irgendwann C++ gelernt habe, habe ich widerrum festgestellt, dass ich bis dato eigentlich überhaupt nichts über das Programmieren wusste, da alle andere Sprachen vieles weg abstrahieren und C keine Objekte unterstützt.
Wenn ich Assembler lernen würde, würde ich höchstwahrscheinlich einen ähnlichen Effekt wahrnehmen.

Wenn ich also einen Java-Dev mit einem Java-Dev, welcher zusätzlich noch C und C++ beherscht, vergleiche, dann ist der Unterschied ggfs. auf den ersten Blick klein (beide Devs werden das Projekt sicherlich fertigstellen), aber das Projekt des Zweiten wird langfristig kostengünstiger und effizienter (es gibt sicherlich Ausnahmen ;) ). Solche Anspüche stelle ich auch an mich selbst: ich möchte gerne das, was ich mache, bestmöglich machen.

Ich denke, dass klar sein sollte, dass mich die Materie interessiert, sonst hätte ich mich nicht mit etlichen Programmiersprachen oder theoretische Konstrukten und Projekten (Raspberry PI etc.) in meiner Freizeit befasst. Wie oben bereits erwähnt, erhoffe ich mir von einer universitären Ausbildung viele dieser Aha-Momente (bspw. habe ich auch etliche Datenstrukturen in C implementiert, aber mir fehlt der mathematische Background um die Laufzeiten zu bestimmen - das ist ein Thema, welches an der Uni behandelt wird).

Ich möchte gerne meine Sichtweise erweitern, das Praktische mit dem Theoretischen verknüpfen und das logische Denken weiter vertiefen. Und das Zertifikat am Ende, garantiert mir mehr oder weniger einen sicheren Job in den nächsten 10 Jahren und einen netten Gehaltszuschlag.

Wie sehr ihr das?
 
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Ok, ansich ist das schon ein bisschen konkreter. Beachten solltest du aber, dass man im Bereich Robotik tendenziell eher einen Master oder Doktor braucht. Bachelorkurse vermitteln idr zu wenig wissen. Das wären im besten Fall mind. 1 Jahr mehr. Wenn es um Selbstverwirklichung geht, spricht meiner Meinung nach aber nichts dagegen.👍

dennoch fehlt mir einerseits in diesen Sprachen die Praxiserfahrung, da ich auf der Arbeit nicht damit in Berührung komme.

Ich würde es an deiner Stelle trotzdem mal probieren dich auf eine Junior-Stelle zu bewerben. Mehr als eine Stunde Zeit für ein Anschreiben mit deinen Beweggründen wird dich das kaum kosten.
Der große Unterschied hier ist ja, dass du bereits 2.5 Jahre Erfahrung in professioneller Entwicklung hast, die wesentlich facettenreicher ist als das was man im Studium macht. Was konkret für ein Techstack verwendet wird, ist erstmal zweitrangig, solange man grundlegendes Wissen dazu hat. Mehr als private Projekte hat ein Absolvent normalerweise auch nicht vorzuweisen.

der Unterschied ggfs. auf den ersten Blick klein (beide Devs werden das Projekt sicherlich fertigstellen), aber das Projekt des Zweiten wird langfristig kostengünstiger und effizienter (es gibt sicherlich Ausnahmen ;) ). Solche Anspüche stelle ich auch an mich selbst: ich möchte gerne das, was ich mache, bestmöglich machen.

Das halte ich mal für eine sehr gewagte Aussage. Ansonsten ja, es gibt durchaus Projekte, wo man für gewisse Teile auch ein Foreign Language Interface benutzt. Heute erst ein Beispiel auf Stackoverflow gesehen, wo man eine Java HTTP Endpoints gegen eine RUST-implementierung getauscht hat.
 
Fachfremd bewerben geht immer. Ist man dabei höflich und passt soweit alles, landet man auch auf keiner Blacklist o. ä.

Ich telefoniere heute noch fast mit jedem Recruiter, auch wenn ich weiß, dass derzeit quasi niemand das bieten wird, was mich zum Wechseln bewegen würde. Es ist Übung - und man lernt immer was dazu. Und natürlich baut man so das Netzwerk weiter auf.
Aus demselben Grund empfehle ich auch Berufseinsteigern und Studierenden, möglichst viele Bewerbungsgespräche wahrzunehmen. Das ist alles Übung und Routine, die sich irgendwann auszahlt.
 
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