IT-Berufsaussichten: Data Mining, Data Science, Artificial Intelligence, BigData...?

ascer

Captain
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Hallo liebe Community,



mich würde mal interessieren, wer hier aus dem Forum eventuell Informatik (oder Verwandtes) studiert, eventuell auch über Fort-/Ausbildungen entsprechendes Wissen erworben hat und in dem großen Feld von Robotik/DataScience/DataMining/BigData/Artificial Intelligence tätig ist?
Oder möglicherweise auch Bekannte/Kollegen in diesem Umfeld hat?

Ich möchte nämlich gern ein wenig aus dem Nähkästchen erzählt bekommen ;)


Prinzipiell geht es mir darum, diesen Markt (vor allem aus Arbeitnehmerperspektive) einschätzen zu lernen, da ich in diesem Feld später gerne tätig wäre.
"In diesem Feld" ist natürlich sehr vage, überstreckt sich doch selbst Artificial Intelligence schon über zig Subkategorien und verwurzelt sich ja auch interdisziplinär, kaum entwirrbar, in Data Science, Data Mining, Big Data, Data Analysis und all die anderen schönen Schlagwörter...

...das ist im Prinzip auch aktuell mein Problem. Ich bin Student, B.Sc. Informatik, kurz vor meiner Bachelorarbeit (möchte allerdings auch noch den Master machen) und würde mich gerne beruflich orientieren.


Im Studium habe ich, neben den Pflichtmodulen, sprich im Wahlbereich, mehrere Mathematikmodule zusätzlich gemacht (sowas wie Graphentheorie, Stochastik, mehr Analysis, mehr Lineare Algebra, ...) und mich vor allem auf Robotik und künstliche Intelligenz sowie Data Mining spezialisiert.
Ich habe also z.B. alle Seminare belegt und entsprechend zu schreibende Paper verfasst über Thematiken wie Neuronale Netze, KI-Agentensystemgestütze Datenanalyse, Genetische Algorithmen und Ähnliches.
Des Weiteren habe ich Module wie Data Mining und AI Concepts im Wahlbereich belegt, die einen vielschichtigen Überblick über diese Materien bieten.
Meine wissenschaftlichen Praktika sowie mein Projekt (und die dafür entsprechend zu schreibenden Paper) waren ebenfalls in diese Kategorien einzuordnen: Objekterkennung bei Robotern, KI-Agenten auf Basis neuronaler Netze zum Erlenen der Spielmechanik und -physik von Airhockey, Hinderniserkennung sowie -clustering bei Robotern mit anschließendem Weltmodell zur Orientierung/Lokalisation.
Abgesehen davon bin ich in meiner Freizeit tätig in unserer hiesigen studentischen AG Robocup, die aktiv an der internationalen RoboCup-Initiative zwecks Roboterforschung teilnimmt, sprich Roboter baut (andere) und programmiert (mitunter ich).


Wenn man nun als Frischling aus dem akademischen Umfeld mal hinausblickt, stellt man sehr schnell fest, dass die Standardjobs zu Hauf Sachen wie SAP-Zeugs, allgemeine Softwarearchitekten oder Java-Business-(Intelligence)-Krams sind.

Während meiner allgemeinen Hochschulreife im Wirtschaftszweig eines hiesigen Gymnasiums habe ich allerdings hingegen festgestellt, dass alles was mit "Wirtschaft-" beginnt nicht zwangsläufig das gelbe vom Ei ist und zusätzlich auch nicht mit meinen eigenen Interessen und Berufsvorstellungen übereinstimmt.

Ebenfalls verspüre ich wenig Lust, mehrere Jahre meiner 20er inklusive sehr viel Freizeit in das Studium der Informatik gesteckt zu haben und hinterher dann eine "allgemeine" Softwarearchitektenstelle für 3000-3500 anzunehmen, in der ich dann meinetwegen Sägewerksmaschinen programmiere und dort versauere (sowas war ungelogen schon eines der Angebote von einem hiesigen Forstwirtschaftsunternehmen, die mich aus unerfindlichen Gründen über XING kontaktiert haben. Nehme mal ungefilterte Massenwerbung an, á la "irgendwer wird schon antworten").


Tendenziell finde ich viele Berufsbereiche interessant und solange der Job anspruchsvoll, verantwortungsvoll & abwechslungsreich ist, hätte ich auch keine Probleme beim Gehalt (in gewissen Grenzen ;)) oder der Umzugsbereitschaft flexibel zu sein.

Die Problematik ist nur, dass der entsprechende Markt gefühlt (für Neueinsteiger, "Frischlinge" von der Uni) recht unübersichtlich ist.
Ich habe z.B. festgestellt, dass meine Kompetenzen halbwegs für KI-Zeugs bei Crytek taugen würden (halte ich für interessant) oder (aktuell noch mit Abstrichen wegen fehlendem Master) für die Data-Analyst Sachen von Google/IBM. Allerdings kann ich mir eben kaum vorstellen, wie der Arbeitsalltag da so ist und abgesehen davon, kommt man an derartige Hausnummern bestimmt auch nur sehr schwer ran...


Was ich also schön finden würde, ist, wenn hier mal Menschen aus diesen oder verwandten Tätigkeitsfeldern (oder mit Bekannten) aus dem sprichwörtlichen Nähkästchen plaudern könnten...

...was ist euer Berufsalltag?
...was unterscheidet den Data Analyst vom Data Mining Specialist?
...gibt es in der freien Wirtschaft überhaupt "mehr als 10 Jobs bundesweit", die mit Robotik (Software) zu tun haben?
...was für Jobs gibt es denn, speziell in D, überhaupt für Entwickler künstlicher Intelligenzen? Abgesehen von Crytek, Google?
...welche Tätigskeitsfelder kennt/seht ihr?
...welche Unternehmen gibt es überhaupt, die in diesen Feldern tätig sind?
...hättet ihr eventuell gar Empfehlungen für mich?
...berufliche Praktika?
..."matchen" meine Kompetenzen eurer Meinung nach auf Sachen, die ich noch völlig übersehen habe?



Und last but not least: Was für Gehaltsvorstellungen kursieren denn für B.Sc. / M.Sc. in diesen oder Verwandten Berufen eurer Erfahrung nach? (Durchschnittswerte aus Statistiken erzählen ja immer recht wenig darüber, wie man in der Bewerbung mit entsprechenden Fragen umgehen kann ;))


Dieses & mehr würde mich brennend interessieren und ich bedanke mich schon Mal im Vorfeld für jede Antwort :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab den MSc mit Vertiefung Machine Learning & Data Mining an einer renommierten Uni gemacht. Hier kurz und knapp meine Erfahrungen (Schweiz):
+ Chancen sind da, Firmen im deutschsprachigen Raum bauen langsam Data Science Bereiche auf bzw. haben einen kleinen Bereich
- Sehr begrenzte Anzahl an Stellen, viele werden von Promovierten besetzt
- Wenige Einladungen zu Interviews (vermutlich wegen der fehlenden Praxiserfahrung)
- Erhaltene Auskunft über Data Analyst/Data Miner Stelle: Meistens Datenanalysen mittels logistischer Regression

Ich kann leider (noch) nichts Positives berichten.

Meine Empfehlungen an dich:
+ Mach mit bei kaggle Competitions und realisiere Projekte mit Hadoop um Erfahrungen zu sammeln und um auch etwas im CV stehen zu haben für Data Mining/Data Science Stellen
+ Investiere deine Zeit während des Masters in (wirtschaftlich) interessante Robotik/Data Science/Data Mining/Big Data/Artificial Intelligence-Projekte die evtl. in ein Startup resultieren
 
Huhu :)

Vielen Dank für die Expertise, dass sieht ja recht ernüchternd aus :/

Gibt es tatsächlich so gut wie nichts im deutschsprachigen Raum, was auch nur entfernt mit Machine Learning / Artificial Intelligence / Data Mining zu tun hat?

Hast du eventuell Erfahrungen zu Google, IBM, Crytek oder anderen großen Playern, bei denen man zumindest versuchsweise auch mal anklopfen könnte?

Und ganz wichtig: Wo bist du denn jetzt untergekommen? Hast du etwas Verwandtes gefunden? Wie waren die Gehaltsvorstellungen?

Zur Not würde ich auch einen Umzug in die USA, Kanada, England, ... hinnehmen. Hast du da möglicherweise auch Erfahrungswerte für?
 
Ohne mich selbst da auszukennen nur ein Hinweis, da ein bekanter von mir (aus südamerika) jetzt bei Google arbeitet.
1) Englisch kentnisse: Alle vier runden der Bewerbungsgespräche liefen auf Englisch, es wurde gar nicht erst gefragt ob man die Sprache überhaupt flüssig spricht. Klar lernt man in den USA weiter dazu, aber fliesend sollte man es trozdem schon sprechen.
2) Master/Doktor o.ä wird bei Google anscheinend nicht gefordert/gewünscht. Die können dich dort viel gezielter/effizienter auf den Beruf vorbereiten, also falls dich google interressiert kannst du durchaus auch ohne Master mal anfragen. Weiterbilden kannst du dich dort.

Natürlich spielt da auch eine Menge glück rein, ob du genommen wirst.
Aber Gehalt und Arbeitsklima lassen nichts zu wünschen übrig.
Zu anderen Unternehmen kann ich leider nichts sagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich selber noch im Informatikstudium steckte, dachte ich auch, dass die Berufsbilder alle ganz toll klingen. Eben so wie in deinem Threadtitel genannt. Da gibts ja die unterschiedlichsten Bereiche, meist auch toll klingende Wahlfächer im Studium dazu etc. Auch mit dem Reiz eventuell einen Master in einer dieser Richtungen zu machen.

Aber spätestens wenn du dann dein Studium abgeschlossen hast und auf Jobsuche gehst, wirst du (wie du bereits gemerkt hast) feststellen, dass eigentlich 90% auf die (nicht abwertend gemeint) 0815-Entwickler-Stellen hinausläuft. Bedeutet also:
- Webentwicklung mittels Java, C# oder PHP
- App-Entwicklung (hier jedoch meist nur Startups mit miesen Bedingungen)
- Hardwarenahe Entwicklung (Meiner meinung nach eher etwas für E-Techniker, da man hier schon viel E-Technik-Wissen benötigt. Und abgesehen davon geht hier ohne Leihbuden ala Ferchau und Co nichts mehr)
- Consulting (häufig auch "reisender Entwickler", jedoch auch häufig dann viele Leihbuden im Spiel)

Die Desktopentwicklung steht bewusst nicht drinnen, da diese faktisch tot ist. Falls du im Studium viel mit Swing-GUI's gearbeitet hast und dachtest du könntest jtzt als "Desktop-Entwickler" arbeiten, vergiss es. Die Desktopentwicklung ist faktisch tot. Warum man dort im Studium noch soviel mit arbeitet weiß ich nicht.

Wenn du immer noch nicht überzeugt bist, dann suche doch einfach mal ganz konkret jetzt nach Stellen für deine o.g. Bereiche. Du wirst nichts finden, außer die ein oder andere Consulting-Stelle mit 100 Buzzwords in der Stellenbeschreibung wo vielleicht BigData mitauftaucht.

Den Master würde ich mir sparen. Ob Bachelor oder Master interessiert wirklich niemanden, außer vielleicht Großkonzerne. Aber in Großkonzerne kommst du heute nur noch mit Vitamin B oder mal für einige Monate als Leiharbeiter über Leihbuden rein. Und bei letzteren ist Bachelor oder Master ebenfalls egal.

Das einzige was wichtig/fördernd ist, dass du in dem Bereich, in dem du arbeiten willst, am besten Referenzen vorweisen kannst, z.b. in Form eines Github-Accounts.

Du kannst es natürlich bei Google und Co. versuchen, aber denk daran, dass dort nur die absoluten Cracks reinkommen. Das sind Firmen, die sich den Luxus erlauben können, wirklich nur die besten der Welt einzustellen. Und du musst dich eben ehrlich fragen, ob du dazugehörst.
 
derdevil100 schrieb:
(...) dass eigentlich 90% auf die (nicht abwertend gemeint) 0815-Entwickler-Stellen hinausläuft. Bedeutet also:
- Webentwicklung mittels Java, C# oder PHP
- App-Entwicklung (hier jedoch meist nur Startups mit miesen Bedingungen)
- Hardwarenahe Entwicklung (Meiner meinung nach eher etwas für E-Techniker, da man hier schon viel E-Technik-Wissen benötigt. Und abgesehen davon geht hier ohne Leihbuden ala Ferchau und Co nichts mehr)
- Consulting (häufig auch "reisender Entwickler", jedoch auch häufig dann viele Leihbuden im Spiel)

Ja, ich würde vielleicht nicht direkt 90% sagen, aber grundlegend ja...das waren bis jetzt tatsächlich (leider) auch meine Beobachtungen.


derdevil100 schrieb:
Die Desktopentwicklung steht bewusst nicht drinnen, da diese faktisch tot ist. Falls du im Studium viel mit Swing-GUI's gearbeitet hast und dachtest du könntest jtzt als "Desktop-Entwickler" arbeiten, vergiss es. Die Desktopentwicklung ist faktisch tot. Warum man dort im Studium noch soviel mit arbeitet weiß ich nicht.

Tun das tatsächlich Leute? Also an FHs könnte ich mir vorstellen, dass GUI-Entwicklung gelehrt wird, aber an Universitäten?
Auf jeden Fall wäre GUI-Entwicklung ohnehin nichts für mich.


derdevil100 schrieb:
Den Master würde ich mir sparen. Ob Bachelor oder Master interessiert wirklich niemanden, außer vielleicht Großkonzerne. Aber in Großkonzerne kommst du heute nur noch mit Vitamin B oder mal für einige Monate als Leiharbeiter über Leihbuden rein. Und bei letzteren ist Bachelor oder Master ebenfalls egal.

Ich habe Bekannte, die mir Ähnliches berichten, Bekannte, die mir anderes Berichten. Auch hier im Forum gab es relativ äquivalente Zuschriften, aber eben durchaus auch konträre Meinungen.

Vermutlich wird das je nach Unternehmen anders aussehen. Ich würde auf jeden Fall gerne mindestens noch den Master machen.


derdevil100 schrieb:
Das einzige was wichtig/fördernd ist, dass du in dem Bereich, in dem du arbeiten willst, am besten Referenzen vorweisen kannst, z.b. in Form eines Github-Accounts.

Das hab ich auch schon oft gehört, besonders im Zusammenhang mit entsprechenden Papers. Ich werde da auf jeden Fall versuchen, noch das ein oder andere Projekt inklusive Paper unterzubringen...
 
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