[Kaufberatung] vernünftiges Setup zur Aufnahme von Stimme/Gesang, Gitarre und Skype

SeppoE

Lieutenant
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Hallo zusammen,

zunächst zur Problemstellung. Ich bin auf der Suche nach einem vernünftigen Setup, (Budget <300€, gerne auch weniger) für mehrere Szenarien. Da in der Familie der Nachwuchs so langsam ins Vorlese und Hörbuchalter kommt, möchte ich Bücher und Kinderlieder (Gesang und klassische/western Gitarre) aufnehmen, die später hauptsächlich mit Toniebox o.ä. abgespielt werden. Je nach Zeit und Motivation (man träumt ja manchmal) auch anspruchsvollere Stücke für die heimische Anlage, aber das eigentlich nur optional. Der zweite Usecase sind Skype oder auch mal Discord Konferenzen. Da ich Brillenträger bin und seit Corona sehr oft im Homeoffice wünsche ich mir eine Lösung, bei der ich zumindest bei den langen Skype meetings keine Kopfhörer aufziehen muss, aber gleichzeitig meine Kollegen nicht von Nebengeräuschen und Echos genervt werden. Damit hängt zusammen, dass ich den Firmenlaptop nicht immer mit zehn Kabeln an die heimische Peripherie ankoppeln möchte, sondern einfach den USB-Hub vom PC rüber nehme.
Bisher habe ich das so gelöst, dass ich das vorhandene Rode Videomicro von meiner Kamera auf ein billiges Ministativ gepackt und zu mir gerichtet habe, was leidlich gut funktionierte. Dafür musste ich dann täglich zweimal hinter den Rechner kriechen musste um die Lautsprecher von der onboard Karte an den Laptop anzuschließen. Die Aufnahmen für den Nachwuchs gaben dann den Ausschlag, sich nach einer anderen Lösung umzusehen, weil der Klangbrei, der da von der Gitarre im Rechner ankam nicht meinen Ansprüchen genügte und das Grundrauschen wahnsinnig hoch war.
Nach eigener Recherche habe ich dann ein Audient Evo 4 interface samt Superlux S241 Mikrofon besorgt, was erst mal ein riesiger Schritt in die richtige Richtung war. Beim Interface selbst stört mich jedoch, dass es sich die Einstellungen nicht "merkt", ich somit bei jedem Neustart und umstöpseln alle Regler neu einstellen muss. Außerdem finde ich die Bedienung und "Anzeige" allgemein nicht so praktisch, weil alles so reduziert auf das Wählrad in der MItte und die einzige LED Leiste ist. Daher geht das schon mal zurück.
Das Superlux ist erst mal gut, aber ich habe inzwischen gelesen, dass sich für Stimme und akustische Instrumente ein Großmembran Mikrofon besser eignet und daher bin ich jetzt etwas verunsichert, ob ich nicht doch ein anderes Mikrofon nehmen soll.
Meine Frage wäre nun - bevor ich mich wahllos durch das Versand-Sortiment durchbestelle - , ob es hier gute Lösungen gibt, vielleicht war es auch nicht so clever, für das Interface mehr, als fürs Mikro auszugeben? Aktuell liebäugle ich mit der Kombination Behringer UMC22 und Rode NT1-A mit Mikrofonarm oder -ständer. Hat jemand Erfahrungen mit den Hausmikros von Thomann (t.bone)?
Danke schon mal für Eure Expertise
 
@SeppoE Eine Interface-Standmikro-Lösung wäre auch mein Tipp dazu. Bin sehr zufrieden mit meinem Steinberg UR22-MKII und verwende das mit einem günstigen Superlux-Mikrofon inklusive Ständer (waren damals vielleicht 50€) für Discord. Bezüglich Störgeräuschen gibt es ja mittlerweile recht effektive Software-Lösungen, da würde ich für Discord/Skype/was auch immer drauf setzen. Was gute Mikrofone für Stimmaufnahme angeht, kann ich Dir leider keine guten Ratschläge geben.
 
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Für ein Allroundmikrofon würde ich ruhig auf einen Kleinmembraner setzen, welcher keine all zu starke Färbung mitbringt. Sowas in Richtung SE Electronics SE 8 oder Oktava MK-012. Oder günstiger Pronomic SCM-1.

Als Interface würde ich das UMC202HD nehmen. Damit lassen sich bei Bedarf auch Stereoaufnahmen machen.

Um die Einflüsse der Raumakustik zu reduzieren, solltest du so nah wie möglich ans Mikro gehen. Ein Arm oder Schwanenhals wäre hier anzuraten.

Aufnahme bei aktiven Lautsprechern wird schwierig. Dafür brauchst du eigentlich Noise Cancelling Software.
 
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Danke schon mal @Rage und @Der Kabelbinder für die Anmerkungen. Dann bleib ich jetzt erst mal bei dem Mikro. Das UMC202 hatte ich auch schon angeschaut, aber da bekommt man wohl die Quellen nur je einer Seite auf den Monitor, was ich jetzt gerade bei Kopfhörern komisch finde. Für die Aufnahmen würde ich sowieso Kopfhörer anziehen. Mir gings eher um die stundenlangen Meetings, wo dann irgendwann der Bügel in den Kopf drückt.
Hat vielleicht jemand eine Meinung zu NI Komplete Audio 2 Interface?
 
Der Herr Krause kann dir sicher weiterhelfen ... ;)

 
Als guten Software-Mixer kann ich VB Audio Voicemeeter Banana empfehlen. Läuft einwandfrei mit 128Samples bei 7-8ms Latenz und der ASIO Treiber ist spitze. Die Routing-Optionen sind auch sehr zu empfehlen, wenn auch verwirrend am Anfang. Aber die Anleitung erklärt einem wirklich alles.

Anmerkung 2020-07-19 122354.png
 
@Der Kabelbinder Die Youtube Videos dazu kenn ich, aber oft fehlt mir da die kritische Auseinandersetzung. Quasi jedes Gerät das getestet wird sticht angeblich in seiner Preisklasse hervor und kann anscheinend mit teureren Geräten mithalten.

Vielleicht ne unsinnige Frage @coxon aber wofür benötige ich das tool in meinem workflow? Bisher nehme ich mit Audacity auf und bearbeite dann dort mit den vorhandenen Effekten. Würdest du das zusätzlich oder als Ersatz sehen?
 
Gibt keine unsinnigen Fragen und um gleich drauf einzugehen:
Es ist eher eine Ergänzung/Erweiterung für deine Projekte.
Ich nutze es als virtuelles Hauptgerät für Audio unter Windows.

Zunächst mal ist es ein sehr stabiles Tool mit einem einwandfreien ASIO Treiber. Ich habe weder Knackser noch Aussetzer irgendeiner Art. Da der Mixer MIDI unterstützt, sind die meisten Kontrollen mit einem Knopfdruck oder Encoder bedienbar (zBsp.: Micro/Ausgabe laut/leise/stumm schalten).

Ich nutze den Mixer damit ich EQ, Gate, Compressor, Limiter und Ducking (muss erst konfiguriert werden) fürs Mic-Signal bearbeiten und abhören kann bevor es in die Aufnahme/den Stream kommt. In der Post ist das natürlich weniger sinnvoll, aber beim Skypen und in der Preproduction kann es nützlich sein. Ein sachtes Gate hilft Hintergrundgeräusche zu minimieren und die binaurale Positionierung von Sounds/Sprache im Raum klingt mit dem Tool wesentlich besser als gewöhnliches R/L Panning mit Hall einer DAW. Dazu hast du eine gute visuelle Übersicht und somit mehr Kontrolle über den Mix und die Aufnahme.
 
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Das werde ich auf jeden Fall versuchen, Danke.👍
 
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Kurze Rückmeldung: Das Komplete Audio 2 ist an sich ganz gut, allerdings ist die direkte Ausgabe an den Kopfhöhrer für meinen Geschmack sehr leise (AKG K240 MKII, 55Ohm). Da werd ich in den nächsten Tagen sehen, ob ich damit zurecht komme. Ansonsten geht das auch zurück und ich versuche mein Glück mit dem Behringer UMC204HD, was wohl am Monitor beide Quellen optional beidseitig bringt.

Das VB Audio Voicemeeter Banana ist ja echt ganz praktisch, danke für den Tipp :-)
 
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Steht die Ausgabelautstärke unter Windows auf 100%?
Trotzdem zu leise?
Wenn ja, dann wird ein UMC gewiss keine Abhilfe schaffen. Siehe obige Tabelle.
Würde dann eher Richtung Motu M2 oder Audient Evo 4 tendieren.
 
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SeppoE schrieb:
Nach eigener Recherche habe ich dann ein Audient Evo 4 interface samt Superlux S241 Mikrofon besorgt
Der Kabelbinder schrieb:
Würde dann eher Richtung Motu M2 oder Audient Evo 4 tendieren.
Am Evo hat die Lautstärke auf jeden Fall gepasst. Allgemein kommt schon gut was am Kopfhörer an. Nur das Signal des Mikrofons ist selbst wenn es schon clipt relativ leise. Wenn man dann noch den Mixer Richtung Host dreht, damit zb. das Metronom, oder ne zweite Spur am Kopfhörer ankommt wird die Monitorlautstärke ziemlich schnell zurückgefahren. Das war beim Evo nicht so krass.
 
Sorry, den "alten" thread auszugraben. Ich wollte für die Interessierten noch meine Erfahrungen der letzten Wochen loswerden, damit es vielleicht doch noch jemandem hilft.

Interfaces
Hier jabe ich jetzt nacheinander drei Stück da gehabt: Das Audient Evo 4, Native Instruments Komplete Audio 2 und Behringer U-Phoria UMC204HD. Allgemein hatte ich am Sound der dreien weder am Input, noch Output groß was auszusetzen, die Pegel waren für mein Dafürhalten bei allen Geräten mehr als ausreichend. Rauschen tauchte hörbar erst bei großen Verstärkungen >80% störend auf, was denke ich normal ist. Jedenfalls kann ich damit gut leben. Die Hersteller ASIO Treibe verursachten auf meinem Win 10 PC bei keinem der Geräte ein Problem

Speziell
Evo 4:
Verarbeitung OK, alles aus Plastik. Interessantes Bedienkonzept, mit nur einem Drehregler, ich bin jedoch nicht damit warm geworden. Auh lässt mich das Gefühl nicht los, dass das keine Design, sondern eine Kostenentscheidung war. Positiv fand ich, dass beim Einstecken des Kopfhörer, die Ausgabe auf die Lautsprecher Stummgeschaltet wird. Phantomspannung lässt sich für jeden Kanal einzeln dazuschalten. Das Smartgain ist ein cooles Feature, was das einleveln durchaus erleichtert und auch nicht umsonst, denn: das größte Manko ist die Speicherfüchtigkeit in einem Augen. Wenn einmal der Strom weg ist (bei mir nach jedem Runterfahren des PC) darf man alle Einstellungen, auch die Ausgabelautstärke wieder neu einstellen - geht in meinen Augen gar nicht klar.

Komplete Audio 2:
Verarbeitung auf Evo 4 Niveau, alles Plastik, aber schmutzanfälliger. Bedienkonpept für mich ganz intuitiv, de Pegelanzeigen sind auch ganz nett und ich hätte es wohl auch behalten, wenn nicht der Mixer zwischen direct monitoring und playback so harsch den Pegel absenken würde. So lässt sich nicht wirklich gleichzeitig die aufgenommene Tonspur und z.b. ein Metronom, oder eine zuvor eingespielte Spur geleichzeitig abhören. Eine Abhilfe, die ich mir schaffte war, dass ich alles über meine DAW (hier: Ardour) geroutet hab, was durch die wirklich niedrige Latenz des Geräts auch recht gut funktionierte.

UMC204HD:
Verarbeitung besser als bei den anderen, da Metallgehäuse. Leider keine Pegel, dafür eine Signal und Clipping LED pro Kanal. Bedienkonzept auf Komplete Audio Niveau, mit Ausnahme des Schalters für die Phantomspannung, den ich lieber an der Front gehabt hätte. Die Latenz (RTL) ist gefühlt einen tacken größer als beim Komplete Audio, aber ausreichend gering, um über die DAW zu routen bei der Aufnahme, dafür regelt der Mixer den Input nicht so harsch ab, wodurch auch ein mixed Signal am Kopfhörer gut möglich ist.

Letztlich bin ich beim Behringer geblieben, da mich die Schwächen nicht so sehr stören und der Preis relativ deutlich niedriger als bei den anderen ist. Bezüglich der Soundqualität waren mir die Unterschiede bei allen subjektiv zu gering, als dass da eins hier entscheidend Punkten könnte.

Mikrofonarm
Außerdem habe ich mich noch mit dem Mikrofonarm von T20 von Tonor eingedeckt, der hier öfter mal empfohlen wird. Bis auf die Resonanzen der Spannfedern Federn beim Tippen auf der Tastatur bin ich eigentlich ganz zufreiden.

Mikrofone
Zusätzlich zum Kleinmembraner von Superlux habe ich nicht widerstehen können und noch ein Großmembran Kondensator t.bone SC 400 und das Behringer XM8500 gekauft. Ich wollte einfach mal selbst testen was die Unterschiede sind und werde wohl auch alle drei behalten.
Das Superlux für die Gitarrenabnahme, das t.bone für Gesang und Vorlesen (eventuell auch als zusätzliches Mic für die Gitare, hab aber noch nicht ausprobiert, ob das sich gut anhört) und das Behringer für VOIP, da die anderen schon sehr empfindlich sind auf Hintergrundgeräusche.


So, danke nochmal für die Beratung und fürs mitlesen. Ich hoffe, damit vielleicht mal jemandem weiterhelfen zu können.
 
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