OpenBSD auf TabletPC

Morgoth

Captain
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Moin,

vor wenigen Monaten erstand ich äußerst günstig einen Fujitsu-Siemens ST5031D Tablet PC, kein Convertible, sondern ein reines Display mit Recheneinheit dahinter. IR-Tastatur gibt es natürlich auch, genauso wie Bluetooth, 802.11a/b/g etc. pp. Befeuert wird der Kleine durch einen Pentium-M Dothan 1,2GHz ULV, unterstützt von 512MB DDR2, 60GB HDD, versammel um einen i955GM Chipsatz.

Bisher lief darauf nur Windows XP in der Tablet PC Edition. Eine Katastrophe: langsam, zäh, WLAN mit minimaler Reichweite, (hab ich schon "langsam" erwähnt?), jedenfalls war ich nicht glücklich.

Bei näherer Exploration des Gerätes entdeckte ich aber eine kleine, 17GB große Partition auf der Festplatte - wahrscheinlich ein Überbleibsel des gelben Horrors, der von Anfang an mitinstalliert hat und während meiner ersten Amtshandlung den geraden Weg am Mülleimer vorbei gen /dev/null gefunden hat. So viel schöner Festplatten-Platz einfach verschwendet!

Also dachte ich mir, machste mal OpenBSD drauf (ehrlich gesagt: ich hatte es schonmal per Netzwerkboot probiert, und es ging, inkl. X). Installation war kein Problem, OpenBSD lässt sich auch wunderbar mit dem Windows-Bootmanager starten - ist das Ding doch zu etwas nütze (geht das eigentlich auch mit anderen OS?). Also musste ich kein GRUB oder ähnlich Rhabarber installieren und mich damit abmühen.

Gut, mal die Netzverbindung getestet:

Broadcom Gigabit -- geht
Intel PRO/Wireless 2915ABG -- geht nicht, weil ich erst die Firmware brauch, denn Intel hat scheinbar Schwierigkeiten damit, Leute zu finden, die Dokumentationen schreiben können, jedenfalls sind sie nicht in der Lage, welche bereitzustellen und deswegen brauchts die Original-Firmware. Die gibts aber als Paket auf http://damien.bergamini.free.fr/ipw/

Und dann -- geht.

Jut, setzen wir mal den X Server auf. Das ist das letzte mal, dass ich das xorgconfig Skript benutze. Das produziert eine dermaßen beschissene xorg.conf. Für alle, die es nicht wissen: X -configure, passt in 90% der Fälle auf Anhieb.

Na, jedenfalls startete der Server sofort. Dummerweise ging der Stift nicht (zur Erinnerung: Tablet PC), war aber auch nicht zu erwarten. Und jetzt ging der Spaß richtig los.

Das Tablet ist über die serielle Schnittstelle angebunden (wenn das nicht überaus arm in den heutigen Zeiten ist). Das wäre für OpenBSD natürlich kein Problem, wenn diese Schnittstelle so konfiguriert wäre, wie sie es immer ist - nämlich auf IRQ4 und I/O-Port 0x3F8. Tja, aber Arschlecken, nix war. Konnte man im BIOS auch nicht umstellen, kennt man ja von Notebooks. Das man da überhaupt noch irgendwas drin machen kann ist ein kleines Wunder.

Nun denn, Windows hat ja nen Gerätemanager. Und dort stand schön geschrieben: IRQ4 (na wenigstens das) und I/O-Port 0x220 (grrr).

Ist aber kein Problem, der Kernel von OpenBSD ist ganz leicht am offenen Herzen konfigurierbar. Also flugs den Treiber für die serielle Schnittstelle (pccom) auf Port 0x220 verlegt und der Stift war da - natürlich mit den richtigen Optionen in der xorg.conf.

Aber machen wir mal mit was negativem weiter: nix APM, nix ACPI. Bei ACPI hängt der Kernel beim Laden der Devices, das ist natürlich unangenehm. Aber deswegen ist es auch im GENERIC noch deaktiviert. Das ist OpenBSD: was nicht richtig funktioniert, kommt nicht ins Basis-System.

Nun gut, damit kann man leben. Inzwischen habe ich mit Hilfe der Jungs aus dem BSD-Forum (www.bsdforen.de) herausgefunden, dass der Kleine die ganze Zeit mit 600MHz läuft - dem niedrigsten SpeedStep-Takt. Da hab ich ihn jetzt auch vorerst fest hingelegt, und die ganze Sache ist äußerst peinlich für Microsoft: die KDE - nun wahrlich nicht als Performance-Wunder, dafür aber als speicherfressendes Monstrum bekannt, zischt ab wie nix. Die Bedienung mit dem Stift: 1A (muss ihn nur noch ein bisschen träger machen, das geht in der xorg.conf). Geschwindigkeit: top. Speicherverbrauch: was ist das?

Ton kommt auch noch keiner raus, obwohl der Soundchip einwandfrei erkannt wird. Bluetooth und Firewire machen auch keinen Mucks, hab ich aber noch nie gebraucht. Und der SD-Kartenleser will nicht, das ist ein kleines bisschen ärgerlich.

Aber was solls. Endlich macht Arbeiten mit dem Tablet Spaß. Und am Mittwoch halte ich in meiner FH einen Vortrag über mein jetzt auslaufendes Praxissemester, an einem Beamer. Das habe ich heut auf Arbeit schon getestet: geht einwandfrei.

Hm, fehlte noch was? Ach ja, die Bildschirmtastatur. Erst habe GTKeyboard ausprobiert, taugt nichts. Jetzt habe ich xvkbd: das ist es.

Im Anhang, für den interessierten Laien ;), die dmesg, die xorg.conf, und ein mieses, mit einer Canon IXUS 50 gemachtes Foto.

Gruß
Morgoth
 

Anhänge

  • dmesg.txt
    4,8 KB · Aufrufe: 168
  • xorg.conf.txt
    3,6 KB · Aufrufe: 127
  • OpenBSD_auf_Tablet.jpg
    OpenBSD_auf_Tablet.jpg
    118,6 KB · Aufrufe: 201
@e-Laurin

würde theoretisch laufen, musst für den stift aber wahrscheinlich anpassungen machen, so wie morgoth bei bsd auch. ich gehe mal davon aus dass das teil die intel onboard nutzt und somit sollte xgl gehen. ich weiss aber nicht warum man xgl unbedingt auf nem tablet braucht ?!

@morgoth
du bist nicht zufällig baseballbatboy?^^(google erstes ergebnis :p )
 
karuso schrieb:
@e-Laurin
ich weiss aber nicht warum man xgl unbedingt auf nem tablet braucht ?!
Warum sollte man es nicht probieren? Geil sieht es allemal aus :D
Ich frage mich im Moment aber, ob es da überhaupt flüssig drauf laufen kann. Xgl verbraucht ja einiges an Ressourcen.

@Morgoth
Wie schauts mit den Sachen aus, die noch nicht laufen (Sound, Firewire usw.)? Bekommt man die noch in Gang oder geht's nicht? Vorallem der Sound würde mich interessieren. Ein PC der nicht bei einer Fehlermeldung piepst, ist für mich kein PC :freak:
 
e-Laurin schrieb:
Warum sollte man es nicht probieren? Geil sieht es allemal aus :D
Ich frage mich im Moment aber, ob es da überhaupt flüssig drauf laufen kann. Xgl verbraucht ja einiges an Ressourcen.
ich würde halt exa nehmen, kein 3d, aber 2d hardwarebeschleunigung.
@Morgoth
Wie schauts mit den Sachen aus, die noch nicht laufen (Sound, Firewire usw.)? Bekommt man die noch in Gang oder geht's nicht? Vorallem der Sound würde mich interessieren. Ein PC der nicht bei einer Fehlermeldung piepst, ist für mich kein PC :freak:
der sound is wahrscheinlich der azalia alias intel hd audio. der läuft unter linux, eventuell muss man parameter angeben. firewire is eigentlich auch kein problem, zumindest hatte ich damit noch keins.

das piepsen is übrigens unabhängig von der soundkarte, das geht über den integrierten speaker(falls es den noch gibt)
 
karuso schrieb:
@e-Laurin

würde theoretisch laufen, musst für den stift aber wahrscheinlich anpassungen machen, so wie morgoth bei bsd auch.

Richtig, die erste serielle Schnittstelle muss auf den I/O-Port 220 konfiguriert werden. Wie das bei Linux geht, weiß ich nicht, im schlimmsten Fall den Kernel neu bauen.

ich gehe mal davon aus dass das teil die intel onboard nutzt und somit sollte xgl gehen. ich weiss aber nicht warum man xgl unbedingt auf nem tablet braucht ?!

Auch richtig, ist die Intel onboard-Grafik, i955GM, läuft mit dem i810 Treiber von Xorg. Och, OpenGL wär schon ganz nett, ist unter OpenBSD aber nicht drin (Theo hat ja schon Probleme mit dem Prinzip von X, machdep.aperture=2, huuh!). Als Mesa gehts aber.

Dafür ist die 2D-Beschleunigung drin, und die geht hervorragend.

du bist nicht zufällig baseballbatboy?^^(google erstes ergebnis :p )

Das ist mein zweiter Vorname.

e-Laurin schrieb:
Was hat dich denn der Tablet-PC gekostet?

Der Gentleman geniesst und schweigt...

Wie schauts mit den Sachen aus, die noch nicht laufen (Sound, Firewire usw.)? Bekommt man die noch in Gang oder geht's nicht? Vorallem der Sound würde mich interessieren. Ein PC der nicht bei einer Fehlermeldung piepst, ist für mich kein PC

Beim Sound bin ich zuversichtlich, es wird ja alles einwandfrei erkannt:

Code:
auich0 at pci0 dev 30 function 2 "Intel 82801FB AC97" rev 0x04: irq 11, ICH6 AC97
ac97: codec id 0x83847652 (SigmaTel STAC9752/53)
ac97: codec features headphone, 20 bit DAC, 20 bit ADC, SigmaTel 3D
audio0 at auich0

Vermutlich hat der Fehler den Stift in der Hand.

Firewire wird von OpenBSD (noch) nicht unterstützt. Ist für mich persönlich aber auch kein Beinbruch, hab ich eh nie gebraucht. Rest muss ich im Laufe der Zeit herausfinden.

Gruß
Morgoth
 
Morgoth schrieb:
Beim Sound bin ich zuversichtlich, es wird ja alles einwandfrei erkannt:

Code:
auich0 at pci0 dev 30 function 2 "Intel 82801FB AC97" rev 0x04: irq 11, ICH6 AC97
ac97: codec id 0x83847652 (SigmaTel STAC9752/53)
ac97: codec features headphone, 20 bit DAC, 20 bit ADC, SigmaTel 3D
audio0 at auich0

Vermutlich hat der Fehler den Stift in der Hand.

Firewire wird von OpenBSD (noch) nicht unterstützt. Ist für mich persönlich aber auch kein Beinbruch, hab ich eh nie gebraucht. Rest muss ich im Laufe der Zeit herausfinden.

Gruß
Morgoth
Intel ICH6 HD-Audio. Das teil hatte ich auch damals in meinem notebook. an sich gibt es oss treiber dafür sogar von intel selbst. das problem ist leider dass die hersteller beim einbau immer ihr eigenes ding drehen müssen(frag mich nicht warum:freak: ). deshalb gibt es selbst beim treiber für linux glaube 3 verschiedene attribute die beim laden des treibers angegeben werden müssen. bei mir kam zB nur sound aus den integrierten boxen aber nicht aus dem ausgang wenn der treiber nicht mit optionen geladen wurde.
da gabs dan solche sachen:
Code:
alias snd-card-0 snd-hda-intel
options snd-hda-intel model=z71v index=0

firewire is eigentlich besser als usb, hat sich aber leider nur im video segment durchgesetzt, und da ist es auch richtig praktisch. das kleine gerät ist aber sicherlich nicht für die videobearbeitung gedacht weshalb das wohl eher nebensächlich ist :p

PS: am X server stört mich auch einiges, aber mehr aus benutzersicht..
 
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