News PCLinuxOS 2021.02: Distribution der alten Schule mit neuer Software

7vor10 schrieb:
Es ist aber eher so, dass die meisten Leute am Computer vorwiegend Standardsachen machen (Browsen, Mailen, bißchen Office) und da ist es weitgehend egal, welches OS man benutzt.
Ja. Das sagt man so, trifft aber weniger häufig in der Praxis zu als man denkt. Oftmals ist nämlich doch noch irgendeine Windows-only-Software im Einsatz (BusSimulator 2000 oder die Visitenkartendruckerei ; ja ist vielleicht albern aber so ists nun mal) und dann ist schnell Ende im Gelände. Gleiches gilt für irgendwelche Hardware.
Das kriegt man meist sogar hin. Aber der vielzitierte Otto-Normal-Anwender eher nicht. Der hats auch unter Windows nicht leicht, kriegt aber vieles dort gerade noch alleine hin.

7vor10 schrieb:
Windows ist ja in der Regel schon vorinstalliert
Das ist aber oft ein entscheidender Pluspunkt von "Windows". Weil nicht wenige scheitern bereits an der Installation (egal welches System).

7vor10 schrieb:
Eine weitere Legende (Schauermär) ist das Terminal. Was Windows mit einsteigerfreundlichen Linux-Distris gemeinsam hat: sie lassen sich vollständig über die grafische Benutzeroberfläche bedienen.
Vieles lässt sich nach wie vor nur vernünftig über Terminal regeln. Klar. Absolute Standardsachen gehen. Aber darüber hinaus wird die Luft schnell auch mal ziemlich dünn. Wenn man Glück hat, hilft da einem ein distributionsspezifisches Tool weiter. Aber man kann halt nicht unbedingt erwarten, das das auch in der Distribution dabei ist, die man grad selber hat.

Jedenfalls:
Ja. Linux kann ein Ersatz sein. Aber bitte nicht so tun als sei alles völlig problemlos und man müsse sich halt nur trauen.

7vor10 schrieb:
der Rest ist bloß Copy&Paste aus irgendwelchen Anleitungen.
Wobei das eher ein Antipattern ist irgendwelche Shellkommandos ungeprüft aus irgendwelchen Foren zu copy-pasten. Die Analogie in Windows wäre ne .EXE von irgendwo her zu ziehen.

7vor10 schrieb:
... das root-Passwort einzutippen hat, bevor eine sicherheitskritische Aktion gestartet werden darf. Das Prozedere ist somit geringfügig bequemer als die 'Sudo'-Methode.
Naja. Sicherheitstechnisch ist das eher suboptimal. Weil das root-Passwort im User-Kontext einzugeben ist eher nicht so gut. Zudem geht sudo meist mit einer Deaktivierung des root-Accounts einher.
Außerdem erlaubt sudo auch eine relativ feingranulierte Verteilung von Rechten (wovon die Distributionen leider zu wenig Gebrauch machen).
Wobei heutzutage oftmals gar nicht su oder sudo direkt zum Einsatz kommen, sondern das über Policykit geregelt wird (womit es dann auch keine Probleme mit GUI-Interaktion gibt).
 
Die Diskussion um systemd hat mich neugierig gemacht, PCLinuxOS auszuprobieren. Leider funktioniert das weder in VirtualBox noch VMware Workstation Player. Die Installation hat geklappt, aber das System startet nicht. Es hängt bei Booting the system...

Weiß jemand, wie sich das beheben lässt? Alle anderen Distros, die ich getestet hab, laufen problemlos.
 
@angbor47

Die bislang letzte, neu aufgesetzte VM bei mir war eine PCLinuxOS-ISO mit MATE-Desktop vom September diesen Jahres. Ja, auch ich lese gerade in meinem Protokoll von Problemen bei der Inbetriebnahme:
1. In den Konfigurationseinstellungen von VirtualBox (bei mir: 6.1.22) muß '3D-Support' deselektiert sein (sonst kein Start)
2. Die virtuelle Live-Disk muß im Betriebsmodus 'Safe Mode' gestartet werden
3. Die ISO mit den Gasterweiterungen muß (nach Installation des Systems) schon bei Start eingelegt sein (andernfalls wird sie automatisch wieder ausgeworfen)

Die installierte Gasterweiterung hat zudem nur Version 6.0.0; funktioniert aber.

Beim Sound mußte zudem (in VirtualBox) auf 'Intel-Audio' mit 'Alsa-Treiber' umgestellt werden.
Und zuguterletzt: beim Herunterfahren hängt die VM meistens (Zwangsausschalten per VirtualBox nötig).

Keine Ahnung, auf welcher Seite der jeweilige Fehler primär zu verantworten ist. Allerdings ist mir in den letzten Jahren aufgefallen, dass es bei den Virtualisierungsprogrammen zunehmend an der letzten Präzision zu fehlen scheint. Ältere OSe (Windows) und Linuxe müssen das anscheinend ausbaden. Denn mir sind jetzt schon mehrfach Betriebssysteme in die Finger gekommen, die als VM nicht (mehr) richtig in die Gänge kommen, obwohl sie andernorts (z.B. als native Live-System) starten.

Was kein Fehler wäre (, aber gern schon mal vergessen wird), wäre die Aufnahme des VM-Users in die Gruppe 'vboxsf' (für Tauschordner) und die Integration des Host-Users (wenn Linux-Host) in die Gruppe 'vboxusers' (für USB-Support).
Ergänzung ()

@andy_m4

Das liest sich bei Dir so, als ob der nichtexistente "Standard"-User besser zu einem "komplizierteren" OS greifen sollte, an dem er dann in selbsterfüllender Prophezeiung scheitern wird. Lassen wir das besser den potentiellen User entscheiden, wo er sich selbst einordnet. Selber Ausprobieren muß er zudem auf jeden Fall. Nirgendwo behaupte ich, dass es immer einfach sein wird.

Zum Thema Sudo (bzw. root-Passwort): unter Ubuntu/Mint wie auch unter PCLinuxOS werkele ich standardmäßig mit einem eingeschränktem Account. Bei kritischen Aktionen von der Benutzeroberfläche aus bekomme ich in allen drei Systemen ein Popup-Fenster präsentiert, wo ich das Passwort eines administrativen Benutzers eintippen muß (bei PCLinuxOS heißt er automatisch 'root'). Im Terminal muß ich in PCLinuxOS den Befehl 'su' eingeben und dann das Passwort für 'root', wonach der Benutzerwechsel auf eben 'root' erfolgt. Anschließend kann der sicherheitskritische Befehl eingegeben und ausgeführt werden.

Im Terminal unter Ubuntu/Mint muß ich zunächst auf einen administrativen Account wechseln (su <admin-user>) und dann mit vorangestelltem 'sudo' den kritschen Befehl lancieren. Der Unterschied in Sachen Benutzerkomfort ist, dass man das Passwort dabei zweimal eingeben muß (für Benutzerwechsel UND sudo), während man in PCLinuxOS das jeweils nur einmal macht.

Was dabei sicherheitstechnisch 'besser' ist, das diskutiere aber lieber mit den Hardcore-Experten im PCLinuxOS- bzw. Ubuntu-Forum. Mache Dich aber auf unterschiedliche, um nicht zu sagen, diametral entgegengesetzte Ansichten gefasst.

'Cut&Paste' hast Du mißverstanden. Es geht nicht darum, 'blind' irgendwas zu machen (im Gegenteil, davor warne ich im Beitrag explizit!), sondern lediglich darum, bei kryptischen Befehlsfolgen nicht quasi von Hand irgendwelche (oft kleinste) Tippfehler unerwünschterweise einzubauen. Die Websites, die man für solche Problemlösungsversuche aufsucht, sollten natürlich seriös sein. Ich nehme mal an, dass die einschlägigen Foren und Wikis (z.B. Ubuntu), dieser Anforderung genügen.
Ergänzung ()

Nächstes Erfahrungs-"Häppchen" in Sachen PCLInuxOS

Thema heute:
  • Beschaffung und Aktualisierung von Software

Große Distributionen wie Ubuntu, Mint und andere haben so etwas wie einen AppStore, wo man sich Applikationen quasi wie auf einer Speisekarte aussucht und sich bringen läßt (installiert). Diese Stores sind unter Linux nicht ganz so quietschbunt wie auf Smartphones und auch nicht ganz so ausgebufft (obwohl Linux ja so etwas wie der Erfinder der zugrundeliegenden Idee ist). Meine Erfahrungen mit solchen Stores sind eher gemischt. Ich benutze sie nur als Ergänzung, nicht hauptsächlich. Im Finden von dem was man sucht (Filtern und Sortieren), erweisen sie sich oft als zu unflexibel. Installationen vom AppStore aus können zudem (in seltenen Fällen) zu Pannen führen. Es gibt noch ein paar andere Pferdefüße, die wir aber an dieser Stelle ignorieren können. Denn es gibt nämlich unter PCLinuxOS gar keinen AppStore! ("Ooh, schade")

PCLinuxOS setzt nämlich in Sachen Software-Beschaffung sowie deren Aktualisierung und den unvermeidlichen OS-(Sicherheits-)Updates ganz und ausschließlich auf den guten, altbewährten Synaptics-Paketmanager. Also egal, ob Du Dein (monatliches) System-Update machst, oder nur ein weiteres Programm installierst, es sind immer diese drei Schritte zu tun:
  • Auffrischen (Synaptics-Dateninhalte aktualisieren)
  • Vormerken (alle verfügbaren Aktualisierungen (oder nur einen Teil davon) oder das zu (de)installierende Programm)
  • Anwenden (jetzt passiert's, Du hast es nicht anders gewollt)

Soll das heißen, ich muß immer gleich drei Klicks auf einmal machen (wie war das nochmal?), um eine einzige Aktion in Gang zu setzen?
Ja genau, so ist es.

Das ist quasi auch so ein 'Old-School'-Charakteristikum von PCLinuxOS. Andere 'modernere' Distris wie Ubuntu versuchen neuerdings den Synaptics-Paketmanager schamhaft zu verstecken (nicht mehr vorinstalliert, aber nachinstallierbar). Um den hypothetischen DAU nicht zu überfordern oder gar zu verschrecken - und um ihn damit besser in gewünschte Bahnen zu lenken.

Natürlich, einen Nachteil hat so ein Universalwerkzeug wie der Synaptics Paketmanager schon: zum Stöbern in Software-Angeboten ist es nicht sonderlich geeignet. Man sollte sich schon vorher im Netz informiert haben, was man braucht und was man auf dem jeweiligen Sektor geboten bekäme. (Es gibt ja nicht wirklich 20.000 Programme (mit teils kryptischen Namen), aus denen man frei auswählen könnte.)

Jede Form von Softwareverwaltung muß natürlich beim Installieren und Aktualisieren von Programmen automatisch deren Abhängigkeiten berücksichtigen. Unter Synaptics geschieht das auf transparente Weise für den Benutzer. Er wird präzise darauf hingewiesen, welche Software-Pakete zusätzlich installiert oder gelöscht werden und er muß das jeweils explizit abnicken.

Außerdem stehen diverse Filter- und Sortierfunktionen zur Verfügung mit deren Hilfe sich Installationen bzw. Updates auch selektiv steuern oder blocken lassen. Dazu gleich mal ein aktuelles Beispiel: Ab Version 5.23 hat KDE klammheimlich die ebenso beeindruckenden wie nützlichen Deskcube-Effekte entfernt. Damit hat KDE aber einen Gutteil seines Mehrwerts verloren. Rechtzeitig gewarnt, kann man diesen unerwünschten "Fortschritt" aber eine Zeitlang noch blocken, indem man beim turnusgemäßen System-Update jeweils die KDE5-Komponente vom Update ausnimmt. Mit Synaptics geht das relativ simpel; bei einer 'normalen' Aktualisierungsverwaltung wäre das schon aufwendiger. So bin ich in der Lage, vorerst bei KDE-Version 5.22.5 zu verbleiben, wo alles noch so ist wie es sein sollte.

Die Software-Auswahl ist unter PCLinuxOS besonders reichhaltig. Hier kann man beispielsweise auch Sparten-Browser wie PaleMoon oder Waterfox Classic in ihren aktuellen Versionen direkt aus den Paketquellen installieren. Die Goldene Regel lautet ja: möglichst immer alles aus den offiziellen Paketquellen installieren (aus Stabilitätsgründen vor allem). Unter PCLinuxOS gibt es bei mir derzeit nur eine einzige Anwendung, die nicht aus dem offiziellen Archiv stammt und das ist MediathekView, welche ich als AppImage eingebunden habe.

Apropos, Image-Formate: AppImages gefallen mir am besten, weil sie als einziges Format ohne zusätzliche
System-Software auskommen. Flatpaks könnte man auch unter PCLinuxOS fahren, wenn man das zugehörige Management-Paket aus den Paketquellen installiert. Natürlich sind für PCLinuxOS auch tradionelle 'Stand-Alone'-Pakete verfügbar. Man muß nur darauf achten, dass man nicht aus alter Gewohnheit die Version mit der deb-Endung selektiert. Damit kann man unter PCLinuxOS nämlich nichts anfangen. Stattdessen ist die RPM-Variante zu wählen (soweit verfügbar).

PCLinuxOS organisiert sich als sogenanntes 'Rolling Release'. Das heißt, nicht nur das OS und sicherheitskritische Anwendungen wie Browser werden ständig aktualisiert, sondern auch alle anderen Programme. Das hat so seine Vor- und Nachteile. So haben sich in der Regel bereits nach rund zwei Wochen schon wieder tausend MB an potentiellen Update-Volumen angesammelt. Updates dauern somit länger als auf anderen Systemen und es erhöhen sich zudem die Chancen, dass dabei irgendwas vermurkst wird. Andererseits, brauchen andere Programme überhaupt laufend Updates?
Bei statischen Distris hat man diese Sorge nicht. Für bis zu fünf Jahre werkelt man dort mit denselben Versionen von Programmen und Komponenten. Ubuntu 20 LTS beispielsweise wird nicht vor Laufzeitende im Jahre 2025 plötzlich nach einem System-Update mit einem andersartigen Gnome-Desktop daherkommen.

Doch es gibt auch Gegenbeispiele, wo Aktualität von nicht sicherheitskritischen Programmen unerläßlich ist. Das Tool 'youtube-dl' wäre so ein Fall. Die Programmversion, welche statische Distris anbieten, ist schon bei Erscheinen wieder veraltet (nicht mehr funktionstüchtig). Wer sowas für Ubuntu oder Mint benötigt, muß sich dieses Werkzeug immer manuell installieren und aktualisieren.

Genug für heute!
 
Zuletzt bearbeitet:
7vor10 schrieb:
Das liest sich bei Dir so, als ob der nichtexistente "Standard"-User besser zu einem "komplizierteren" OS greifen sollte, an dem er dann in selbsterfüllender Prophezeiung scheitern wird. Lassen wir das besser den potentiellen User entscheiden, wo er sich selbst einordnet. Selber Ausprobieren muß er zudem auf jeden Fall.
Bei Dir liest es sich umgekehrt so, als wenn der "Standard-User" ja sowieso nur Office- Mail und Internet macht und dann die Umstellung nicht so schwierig wird. Ich sage ja nur, das es meiner Erfahrung nach eher selten ist. Das heißt nicht, das es das nicht gibt. Und es heißt auch nicht, das man das trotzdem nicht irgendwie hinbekommen kann. Und es heißt auch nicht, das man es nicht probieren sollte.

Mit der selbsterfüllenden Prophezeihung sehe ich übrigens auch anders.
Es ist meist viel problematischer wenn man den Leuten erzählt, das der Umstieg auf Linux "easy" ist. Man sollte sie immer darauf einstimmen, das es zu Problemen kommen kann. Wenns dann welche gibt, sind sie mental schon darauf vorbereitet. Wenn nicht, umso besser.

7vor10 schrieb:
Bei kritischen Aktionen von der Benutzeroberfläche aus bekomme ich in allen drei Systemen ein Popup-Fenster präsentiert,
Das schon erwähnte Polkit.

7vor10 schrieb:
Im Terminal unter Ubuntu/Mint muß ich zunächst auf einen administrativen Account wechseln (su <admin-user>) und dann mit vorangestelltem 'sudo' den kritschen Befehl lancieren. Der Unterschied in Sachen Benutzerkomfort ist, dass man das Passwort dabei zweimal eingeben muß (für Benutzerwechsel UND sudo), während man in PCLinuxOS das jeweils nur einmal macht.
Du machst das Terminal auf und gibst entweder:
su -
ein oder
sudo -i
und Du bist root (sprich: alle nachfolgenden Befehle werden als root ausgeführt).

In beiden Fällen musst Du das Passwort nur einmal eingeben.

7vor10 schrieb:
Was dabei sicherheitstechnisch 'besser' ist, das diskutiere aber lieber mit den Hardcore-Experten im PCLinuxOS- bzw. Ubuntu-Forum. Mache Dich aber auf unterschiedliche, um nicht zu sagen sagen, diametral entgegengesetzte Ansichten gefasst.
Der Hardcore-Experte sagt, du sollst sudo gar nicht nehmen, sondern stattdessen lieber doas.

7vor10 schrieb:
'Cut&Paste' hast Du mißverstanden.
Ok.

7vor10 schrieb:
Die Websites, die man für solche Problemlösungsversuche aufsucht, sollten natürlich seriös sein. Ich nehme mal an, dass die einschlägigen Foren und Wikis (z.B. Ubuntu), dieser Anforderung genügen.
Sagen wir mal so: Meistens wirds tatsächlich kein Problem geben, aber man kann sich nicht darauf verlassen.
Gute Anleitungen erklären auch genau die Schritte und man kann halt parallel dazu ()zumindest grob gucken, ob irgendein Befehl tatsächlich das macht, was vorgegeben wird.
Außerdem kann es nicht verkehrt sein zu gucken wie alt der Beitrag ist. Wenn er taufrisch ist und somit kaum jemand Zeit hatte das mal korrekturzulesen dann steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, das da ein Scherzbold sein Unwesen treibt.

Das geringste Problem hat man vermutlich, wenn man sich an statische Dokumentationen oder gar Bücher hält.

Ich will da jetzt auch gar nicht mehr Drama drum machen als da ist. Man sollte aber im Hinterkopf behalten ein gesundes Misstrauen an den Tag zu legen.
 
Vorletztes Erfahrungs-"Häppchen" in Sachen PCLinuxOS

Thema heute:
  • Hardware-Kompatibilität

Eine Bemerkung vorweg: mehrere Beiträge hintereinander vom selben Verfasser werden in CB anscheinend automatisch zu einem einzigen Beitrag zusammengezogen. Die letzte Folge (Software) landete daher als zweite "Ergänzung" hinten am Beitrag vom 12.12. Damit das heute nicht wieder passiert, werde ich etwaige, sonstige Anmerkungen bis nach der kommenden, letzten Folge hinausschieben.



So jetzt aber ...
Noch vor ein paar Monaten wäre das kein eigenes Thema wert gewesen. Was hätte ich auch dazu sagen sollen, außer, dass es bei mir bisher keinerlei Probleme in Sachen Hardware-Kompatibilität gegeben hat. Doch mittlerweile ist auch Linux bei mir auf echte Herausforderungen gestoßen. Aber der Reihe nach ...

In den letzten fünf Jahren habe ich auf drei Rechnern (1x Legacy, 2x UEFI) rund ein Dutzend Linux-Installationen intern und extern lauffähig hinbekommen. Die Hardware wurde durchgängig out-of-the-box problemlos richtig erkannt; egal ob Ubuntu, Mint oder PCLinuxOS.

Um hier keine übertriebenen Erwartungshaltungen zu schüren, wir reden momentan von Elementar-Hardware: also dass Bild und Ton sauber rüberkommen (Monitor und ggf. Webcam), dass Eingaben von Tastatur, Maus, Touchpad und Joypad korrekt erkannt werden. Ein Beispiel für eine nicht-elementare Hardware (bei mir!) wäre ein Drucker. Lediglich ein einziges Mal, hatte ich unter Windows XP, ein solches Gerät angeschlossen und bin seitdem von der totalen Unwirtschaftlichkeit für meine Zwecke überzeugt. Soll heißen, ich kann zum Thema Drucker-Kompatibilität weder zu Windows noch zu Linux etwas aus eigener Erfahrung berichten.

Aber bevor man es vergißt: zur Elementar-Hardware gehören natürlich auch interne wie externe (USB3-)Laufwerke.

Glaubt man den Erfahrungen Anderer, so erhöhen sich die Chancen, Problemen aus dem Weg gehen zu können, wenn:
  • die Hardware nicht zu neu ist (relativ zur Aktualität der OS-Version)
  • der Computer vom Typ Desktop-PC ist (statt Notebook)
  • die Grafikkarte besser von Radeon als von NVidia ist

Das würde in meinem Fall passen, denn der Problem-Rechner ist erst ein paar Monate alt, ein Notebook und hat eine NVidia-Grafikkarte (nebst Intel Iris Xe) eingebaut. Es handelt sich um einen Acer Aspire mit vorinstalliertem Windows 10. Das Gerät ist für den Offline-Einsatz von für mich essentiellen Windows-Anwendungen gedacht und müßte daher nicht zwingend auch noch mit Linux nachgerüstet werden. Aber wenn doch, dann welches?

Dank so genialer Tools wie Easy2Boot und Ventoy kann man sich beliebig viele Live-ISOs auf ein einziges USB-Medium kopieren und die Systeme von dort aus dann direkt starten. So habe ich mir etwa ein halbes Dutzend aktuelle Versionen von namhaften Linux-Distris (unter anderem mit PCLinuxOS) auf einen Stick kopiert, um so erstmal zu prüfen, ob die Distris mit dem Acer-Notebook klarkommen. Das Resultat war leider nicht so berauschend.

Lediglich ein Kandidat (Fedora 35) schaffte die Hardware-Erkennung völlig fehlerfrei. Die aktuelle Version von Ubuntu 20 LTS mußte sich einen Punktabzug in der B-Note gefallen lassen, denn sie ignorierte den eingesteckten Kopfhörer und gab den Ton über den internen Lautsprecher aus. Erst nach Aus- und Wiedereinschalten eines Audio-Software-Switch kam der Ton endlich über Kopfhörer.

Die anderen Probanden hatten allesamt größere Probleme mit der Acer-Hardware.
Nach Start von PCLinuxOS-Live war zunächst gar kein Ton vorhanden (Dummy-Ausgabe). Die Ausgabe des Terminalkommandos 'hwinfo --sound' offenbarte, dass die Audio-Devices zwar richtig erkannt werden, aber nicht aktiviert wurden. Mit dem von hwinfo vorgeschlagenen Init-Befehl war der Ton dann plötzlich da, aber nur als Mischmasch zwischen Lautsprecher- und Kopfhörer-Ausgabe. Erst nach Eingabe von 'service alsa force-restart', Aus- und wieder Ein-Loggen und der Wiederholung des hwinfo-Kommandos ist das Audio endlich fehlerfrei.

Auch die Bildwiedergabe war, wie auf den zweiten Blick zu erkennen, nicht ok. Abgespielte Videos ruckeln leicht; ein sicheres Indiz dafür, dass das Grafiksystem nicht korrekt erkannt wird. Im Hardware-Summary liest man unter Grafikkarte etwas von 'llvmpipe'. Das ist aber nur beim individuell erzeugten PCLinuxOS-System so (myLiveUSB); die originale ISO listet an der Stelle den Namen der Grafikkarte.

Die Volumes der internen SSD werden überhaupt nicht erkannt (nur der Treiber)! Da PCLinuxOS ansonsten kein Problem mit SSDs hat, liegt es wohl am Typus 'NVME' (statt SATA).

Bislang hatte ich geglaubt, Hardware-Erkennung wäre ausschließlich eine Sache des Kernels. Aber so simpel scheint das nicht zu sein. Denn die getesteten PCLinuxOS-Live-Systeme laufen mit Kernel-Version 5.14 bzw. 5.15. Fedora 35 wird aber ebenfalls mit 5.14 betrieben, Ubuntu 20 LTS sogar 'nur' mit 5.8.

Eine Installation von PCLinuxOS auf meinem Acer Notebook wäre derzeit nicht möglich. Also abwarten bis ein fehlerbereinigter Build vorliegt, oder ein anderes Linux nehmen. Oder aber man hat ein anderes Hardware-Equipment, wo es diese Probleme nicht gibt.;)
 
Letztes Erfahrungs-"Häppchen" in Sachen PCLinuxOS

Thema heute:
  • (eigenes) Live-Medium und Installation

Wie letztens schon erwähnt, ist auf meinem Acer-Notebook noch kein Linux installiert. Man kann aber auch dort mit PCLinuxOS ins Internet gehen. Zu diesem Zweck benutze ich einen USB3-Stick mit einem Live-System auf der Basis meines auf einer USB3-HDD installierten PCLinuxOS. Das hat den Vorteil, dass ich einige wichtige Programme nicht erneut aufspielen und neu konfigurieren muß. Außerdem kann ich das Live-System mit oder ohne Persistenz starten. Ohne Persistenz läuft das Live-System stets wieder im Zustand seiner Erzeugung; mit Persistenz im Zustand der letzten Persistenz-Sitzung. Also mit allen nachträglichen Änderungen inklusive Updates.

Sofern man auch Firefox oder Thunderbird benutzen möchte, ist der Persistenz-Modus eigentlich ohne Alternative. Denn diese beiden Programme setzen ein bereits vorhandenes Profil zurück, wenn sie sich auf einem neuen Rechnersystem wähnen. Es sei denn, man besteht auf der Weiterverwendung des vorhandenen Profils. Das ist einmalig in der ersten Persistenz-Session zu erledigen (Pfadanpassung in der INI-Datei des Profils). Auf diese Weise sind Addons, Themes, Tab(gruppen) und sonstige Einstellungen wie vom Hauptsystem her gewohnt wieder verfügbar.

Ferner ist der Persistenzmodus vonnöten, wenn man mit dem Live-System per WLAN ins Internet möchte, denn man will ja schließlich nicht jedesmal das WLAN-Passwort neu eingeben.

Dank des letztens schon beschriebenen Fehlers in der Laufwerkserkennung ist in meinem Fall die interne Disk sozusagen zugriffsgeschützt;). Andere Volumes (inklusive sonstiger, nicht zum Live-System gehörender Objekte des USB-Sticks) sind hingegen grundsätzlich les- und beschreibbar (sofern das Rechte-Management dies zuläßt).

Hergestellt wird ein solches, individuelles Live-System mit dem PCLinuxOS-Tool 'myLiveCD' (als Terminal-Script oder über ein GUI-Tool). Das Produkt ist zunächst eine ISO-Datei. Mithilfe des Tools 'myLiveUSB' kann man dann im zweiten Schritt daraus einen Live-Stick generieren. Das geht natürlich auch auf der Basis eines originalen PCLinuxOS-Abbilds. Apropos, angesichts der vielen Tools zur Erzeugung von bootfähigen Sticks: mein persönlicher Favorit für beliebige Systeme heißt Etcher. Der Stick wird wie bei 'myLiveUSB' auch für simultane Verwendung unter UEFI und Legacy präpariert.


Die fixe Installation von PCLinuxOS zur Anbindung an meinem Desktop-PC liegt nun schon über drei Jahre zurück. Als Medium war eine portable USB3-HDD gewählt worden. Theoretisch kann man das bzw. die darauf installierten Systeme an wechselnden Rechnern betreiben. Man sollte aber besser nicht parallel verschiedene Rechner nutzen. In meinem Fall lief die externe Boot-Platte zunächst am alten, dann am neuen PC. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Bootstarter direkt auf der externen Disk verankert wird. Sprich, seine eigene EFI-Partition besitzt! Bei Integration des Bootstarters auf der internen EFI-Partition drohen dagegen schwerwiegende Probleme, wenn die fixe Anbindung der externen Disk irgendwann später einmal aufgelöst werden sollte.

Wer schon ubuntoide Systeme installiert hat, kennt dessen Installer vermutlich bereits bestens. PCLinuxOS verwendet aber einen anderen, nämlich den Drak-Installer. Im Detail sind da kleinere Unterschiede zu beachten. Ich empfehle dringend, jedes in Frage kommende OS zunächst erst einmal in einer VM zu testen. Dann kann man auch in aller Ruhe vorab das Installationsprozedere begutachten. Virtualisierungsprogramme eignen sich zudem auch zum Simulieren von Multi-Boot-Umgebungen. Vorausgesetzt, der Virtualisierer ist auch in der Lage sitzungsübergreifend ein virtuelles UEFI (BIOS) zu simulieren. (Um testen zu können, ob auch mehrere Systeme sich im Wechsel starten lassen.)

Installationen sind nach Möglichkeit stets mit der manuellen Methode durchzuführen. Nur hier hat man die volle Kontrolle, über das was später abläuft. Die Zieldisk sollte man schon vorab (per GParted) passend eingerichtet haben. Wenn schon eine EFI-Partition auf dem Medium existiert, gibt es nichts weiteres zu tun. Außer es sind während der Installationen mehrere Datenträger mit EFI-Partitionen sichtbar. Dann sollten diese vorher abgesteckt oder ausmaskiert werden; das heißt man löscht temporär die Flags 'boot' und 'esp' auf den EFI-Partitionen, die NICHT Installationsziel sind. Man sollte sich nämlich nicht davon täuschen lassen, dass man scheinbar den Ort des EFI-Ordners vor der Installation wählen kann. Die Installer haben das zumindest früher oft nicht befolgt.

Ansonsten benötigt die Installation von PCLinuxOS zwingend nur eine einzige Partition für sich selbst (ich komme mit 50 GB aus). Diese Root-Partition (/) läßt man, sofern einem nichts besseres einfällt, in 'ext4' formatieren (gebräuchlichstes Linux-Format). Man kann optional auch eigene Partitionen für 'boot' und 'home' einrichten. Falls man das nicht tut, werden dieses Objekte automatisch auf der Root-Partition mit angelegt. Eine extra home-Partition mag in vielen Fällen eine sinnvolle Maßnahme sein. Auf MultiBoot-Systemen kann es aber nützlicher sein, reine Datenobjekte auf für alle Systeme frei zugänglichen Volumes unterzubringen. Am unkompliziertesten geht das mit NTFS-Volumes. So stehen die Daten sowohl für Windows- als auch für Linux-Systeme zur Verfügung.

Eine extra Swap-Partition ist längst nicht mehr zwingend erforderlich. Neuere Linux-Versionen errichten nämlich bei Bedarf sogar automatisch eine Swap-Datei (also vergleichbar der pagefile.sys unter Windows).

Wenn man wie ich PCLinuxOS auf eine portable Disk installiert hat, muß man mit der Macke leben, dass das OS quasi nicht 'selbstklebend' ist. Das heißt, das UEFI entfernt den betreffenden NVRAM-Eintrag sobald die externe Disk auch nur ein einziges Mal nicht angeschlossen ist. Das an sich ist kein Fehler des UEFI, wohl aber dass der Eintrag nicht wiederhergestellt wird, wenn die Disk wieder angestöpselt ist! Sofern jedoch PCLinuxOS in einem (sonstigen) Grub-Menü zur Auswahl angeboten wird, kann man es auch auf diese Weise starten (statt direkt vom UEFI aus).


Nach der geglückten Installation gilt es zunächst das System zu vervollständigen.
Ein allgemeines System-Update dürfte in der Regel das erste sein, was man diesbezüglich unternimmt. Soll das System auf Deutsch umgestellt werden, ist danach der Lokalisierungsmanager aufzurufen (addlocale). Bei mir klappte dies nur auf dem root-Account. Das heißt, beim Anmelden 'root' als Benutzer und dessen Passwort angeben. Im Programm ist dann einmalig 'Deutsch' als Systemsprache nachzuladen. Eventuell weitere Modifikationen sind bei Bedarf immer nur in den Regionaleinstellungen vorzunehmen (Tastatur-Layout, Maße, Zeit).

Einige Programme führen auch eigene Regionaleinstellungen mit sich. Bestes Beispiel ist unter PCLinuxOS dabei Libre Office. Es besitzt einen eigenen Installations- und Update-Manager (lomanager). So ist man nicht gezwungen, bei jedem regulären System-Update auch kleinste Updates des doch ziemlichen umfangreichen Libre Office mitmachen zu müssen.

Damit wäre man dann erstmal aus dem Gröbsten raus und kann sich nun so nach und nach überlegen, welche Programme man noch zusätzlich installieren bzw. tunen möchte.
 
@andy_m4
Deine su(do)-Tipps zu Ubuntu/Mint (Beitrag #44) habe ich ausprobiert. Wie schon vorauszusehen war, funktioniert das aber bei mir nicht (getestet unter Mint 19).
(Hier wird für alle Variationen der Zugriff verweigert.)

Denn unter Ubuntu/Mint ist 'root' standardmäßig inaktiv (so auch bei mir). Es gibt nur einen administrativen Account, auf dem ich mich aber standardmäßig nicht befinde. Um als gewöhnlicher Benutzer in einem Terminal mit Sudo operieren zu können, muß ich daher im ersten Schritt auf den Admin umschalten (1. Passworteingabe) und habe das Passwort dann ein zweites Mal anzugeben, bevor das erste Sudo ausgeführt werden kann.

Standardmäßig bleibt es also dabei, dass man unter Ubuntu/Mint das Passwort im Terminal zweimal eingeben muß, unter PCLinuxOS hingegen nur einmal - und zwar ausschließlich aufgrund einer jeweils anderen Grundkonzeption. Und ob das eine oder andere besser ist, kann ich nicht beurteilen und brauche ich auch nicht. Ich gehe einfach mal davon aus, dass die jeweiligen "Oberindianer" der Distris sich schon was dabei gedacht haben.
 
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