Der Hersteller unterscheidet zur Klassifizierung der CPUs direkt aus der Produktion „kalte“ und „heiße“ Prozessoren. Beim so genannten „Binning“ testet der Hersteller unter anderem, welche CPU mit welcher Taktfrequenz, Spannung und folglich mit welcher Leistungsaufnahme lauffähig ist. Für jedes CPU-Modell gibt es dabei eine Bandbreite, in der sich ein Prozessor bewegen darf. Für den AMD Phenom X4 9850 beispielsweise kann die Spannung zwischen 1,20 und 1,30 Volt liegen, die TDP kann bis zu 125 Watt betragen. Je nachdem wie das „Binning“ verläuft, kann aus einem Prozessor direkt aus der Produktion heraus ein Phenom X4 9550, weil er mit 1,20 Volt läuft, oder ein Phenom X4 9850 werden, der 1,3 Volt benötigt und somit eine Klasse höher gestuft wird. Ist das Sortieren abgeschlossen, werden die Prozessoren entsprechend markiert, damit sie die notwendige Spannung und Taktfrequenz für den Betrieb direkt dem BIOS mitteilen können.
Durch diese Unterschiede kann es nun aber vorkommen, dass ein Phenom X4 9850 mit 2,5 GHz durch die Produktion geht, der mit 1,2 Volt läuft und so sogar die 95 Watt TDP einhält. Ein solcher Prozessor wäre natürlich für jeden Overclocker ein kleiner Schatz; jedoch dürften diese Modelle selten sein. Da kommt die kaufmännische Entscheidung von AMD ins Spiel, denn aktuell werden AMD Phenom X4 9550/9650 viel dringender benötigt als die 9850er. Anstatt also den sehr guten Prozessor (in den Augen eines Overclockers) als schnellstes Modell zu verkaufen, wird er in den meisten Fällen zu einem Phenom 9605/9550 markiert. Genau dies erklärt die unterschiedlichen Ergebnisse der bisherigen Tests der neuen Phenom X4 9850 weltweit. Während die einen ihren Phenom X4 bis fast auf 3,5 GHz übertakten konnten, scheiterten andere bereits bei 2,8 GHz. Hier erklärt sich auch das Modell der „temperierten“ Prozessoren: Die Tests mit den sehr stark übertaktbaren Varianten dürften einen „kalten“ Prozessor erwischt haben, während wir (wie viele andere Seiten) eher ein „heißes“ Modell bekommen haben könnten. AMD vermeldet an dieser Stelle auch, dass die High-End-CPUs der 9850er-Serie wohl eher zur „heißen“ Sorte gehören.