tl;dr / Fazit
Für 119 Euro via AliExpress bekommt man ein erstaunlich gut ausgestattetes Media-Tablet mit 4G, Mittelklasseprozessor von Mediatek, ausreichendem wenn auch nicht üppigen RAM und einem für die Preisklasse sehr guten 12 Zoll Display mit nicht erwarteten Blickwinkeln, Kontrast und bis zu 490 cd/m². Dafür ist die Pixeldichte nicht berauschend, was meiner Erfahrung nach im Alltag aber nur selten auffällt. Trotz mäßig leistungsfähigen SoC ist das Tablet ausreichend flott zu bedienen, gelegentlich Denkpausen muss man jedoch in Kauf nehmen.
Negativ sind die wirklich gruseligen Lautsprecher, der lahme Massenspeicher, der das Öffnen von Apps ausbremst und sämtliche Kameras, die von vielen Mittelklasse Smartphones übertroffen werden dürften. Ausserdem ein veraltetes Betriebssystem mit fast 8 Monate altem Sicherheitsstand. Die Flunkereien des Herstellers zu den Eigenschaften trüben das Bild weiter, so dass mehr als 3 von 5 Punkten nicht drin sind.
Dennoch werde ich das Tablet behalten: Das Display hat mich überzeugt, das Gerät erlaubt sich keinen großen Patzer im Alltagsbetrieb und es passt zu meinem Usecase. Auch habe ich mit veralteten OS / Sicherheitspatches zum Glück keine Probleme gehabt und fotografieren werde ich mit dem Tablet auch nicht.
/tl;dr
Wieso, weshalb, warum?
Weil ich mittlerweile mehr unterwegs bin und ich nicht immer den Laptop einpacken will, habe ich mich entschieden, mir ein günstiges Tablet zu kaufen. Aufgabe: Hauptsächlich Medienkonsum und light/casual Gaming. Zu mehr habe ich auf Dienstreisen eh keine Zeit und - nach anstrengenden Sitzungen - keine Lust.
Nachdem ich mich zunächst im etablierten Lager umgeschaut habe, bin ich beim stöbern auf AliExpress auf das Teclast T60 Plus (das Plus ist wichtig!) gestoßen, dass ein spanischer Shop inklusive Versand und aller Kosten für 119 Euro verkauft hat. Zum Vergleich: Mein Samsung A15, absolutes Einsteigermodell, hat 140 Euro gekostet.
Lieferumfang
Nur ein paar Tage hat es gedauert, dann war es bei mir. Das erste, was positiv auffiel, war, dass neben dem Tablett ein SIM-Tool, ein USB-A zu USB-C Datenkabel und ein Ladegerät im Karton waren, was in dieser Preisklasse nicht mehr üblich ist (ja, ich schaue auf Dich, Samsung). Zwar nur 10 Watt, aber wie sagt der Berliner: "Besser als nüscht!"
Verarbeitung / Einrichtung
Die Verarbeitung hat mich ebenfalls positiv überrascht. Kein großes Verwinden, kein Knarzen, keine LCD "Wellen" unter Druck auf das Display, das hat mich überrascht. Ich würde behaupten, dass die Rückseite aus Kunststoff ist, laut Notebookcheck und Smartzone soll es Aluminium sein. Dafür spräche auch die Kunststoffaussparung, die Antennen besseren Empfang bringen soll. Teclast bewirbt das Tablet mit 550g, bei mir bringt es jedoch 610g auf die Waage. Das hat Geschmäckle. Bei dieser Schönfärberei soll es nicht bleiben. Teclast sollte dringend mit sowas aufhören.
Das Tablet war auf 96% vorgeladen, es konnte direkt los gehen. Ich weiß nicht, ob ich nach dem Einschalten eine entsprechende Einstellmöglichkeit verpasst habe, jedoch verlief die Einrichtung auf Englisch, was für weniger versierte ein Problem sein könnte. Im Nachhinein ließ sich das Tablet wie gewohnt auf Deutsch mit QWERTZ-Tastatur einstellen.
Display
Beim 12 Zoll Display bekommen wir es ein weiteres Mal mit dem Hauptproblem von Teclast zu tun: Die flunkern einfach mal, was die Eigenschaften des Tablets anbelangt. Und zwar übel, wie wir noch feststellen werden.
Auf den Herstellerfotos sind die Ränder schmaler als in Wirklichkeit und auch die 92% Screen to Body Ratio sind nicht real. Die Ränder sind ca. 1cm breit und die SBR beträgt 81,8%, was eben nur Durchschnitt ist. Falsche Angaben sind kacke, Teclast!
Ich persönlich finde das nicht so schlimm. Wenn ich das Tablet in Händen halte, möchte nicht, dass meine Hände Teile des Displays verdecken und das ist gewährleistet. Schmaler dürften die Ränder für meine Wurstfinger nicht sein.
Im Homescreen ereilte mich der erste Wow-Effekt mit dem farbenfrohen Display. Vielleicht liegt es am Alter, aber im Alltag merke ich kaum, dass es nur 195ppi hat. Ungewöhnlich ist das 5:3 Format, was mit 2000 x 1200 Pixeln auflöst. Das sind 24'000 Pixel mehr als ein klassisches 16:10 Display. Es gibt minimales Backlight Bleeding an den Schmalseiten des Displays . Das fällt erst bei hoher Helligkeit und einfarbig dunklem Hintergrund auf. Im Alltag ist es nicht wahrzunehmen.
Die Blickwinkel sind IPS-typisch gut. Das Display ist deutlich heller, als ich erwartet hätte und der Kontrast ist ziemlich gut. Wenn ich bei automatischer Helligkeit einen Film schaue, dann kann ich die schwarzen Balken des Films kaum von den Bildschirmrändern unterscheiden. Notebookcheck und Smartzone bestätigen das. Das Display erreicht bis zu 490 cd/m², ist recht gleichmäßig ausgeleuchtet und hat einen Kontrast von 1500:1.
Die Helligkeit ist für Innenräume und bewölkte Tage ausreichend hoch, gegen direktes Sonnenlicht hat das Teclast keine Chance.
Das Display ist auf 90Hz voreingestellt. Laut Smartzone sollen die 90Hz nur dann anliegen, wenn Toucheingaben stattfinden. Im Idle fällt das Display dann wohl auf 60Hz zurück. So ein verhalten würde ich unter dem Menüpunkt "Auto" erwarten. Ich kann diese Info weder negieren noch bestätigen.
CPU /GPU /Benchmarks
Das Tablet bedient sich eines Mediatek Helio G88 und hier liegt der Hauptunterschied zum T60 ohne Plus. Das Schwestergerät muss sich mit einem Unisoc 615t begnügen. Wer schon bei Mediatek die Pimpernellen kriegt, weiß, dass er vom T60 ohne PLUS absolut die Finger lassen muss.
Der G88 ist trotz 2 A75 Kernen mit 2 Ghz und 6 A55 Kernen mit 1,8 Ghz Maximaltakt keine Rakete. Er taktet niedriger als der neuere G99, hat keine NPUs und bekommt mit der Mali-G52 MP2 die schwächere Grafikeinheit zur Seite gestellt.
Im Geekbench 6 bekomme ich einen CPU-Score von 432 SC, 1424 MC und 581 GPU Punkte raus. Im 3D Mark Wildlife erhalte ich 730 Punkte bei einer durchschnittlichen Framerate von 4,37 FPS. Ich war echt überrascht, dass mir tatsächlich noch FPS statt SPF*) angezeigt wurden. Wer neue, grafikintensive Spiele spielen will, sollte nach was leistungsstärkerem suchen. Im Test von Notebookcheck scheiterte das T60 Plus grandios: PUBG mobile lief nur bei minimal Settings auf 40 FPS und Genshin Impact dümpelte bei 20 FPS rum. Für meine Casualspiele reicht es die Grafikeinheit auf jeden Fall noch aus. *) Seconds Per Frame
Alltagsperformance
Im Alltag zeigt sich das Tablet abseits von Gamingbenches aber trotzdem recht agil und flüssig. Gedenksekunden gibt es eigentlich nur beim Öffnen von Apps, was daran liegt, dass das Tablet auf lahmen eMMC 5.1 Speicher zugreifen muss, von dem 128 GB mit an Bord sind. Das erklärt auch, warum man sich bei der USB-Schnittstelle mit der Version 2.0 begnügt. Leider fällt dadurch die Möglichkeit aus, einen zweiten Monitor anzuschließen, das geht nur per Miracast.
RAM
Der Arbeitsspeicher ist dem Prozessordatenblatt nach zu Urteilen LPDDR4x-Speicher und laut AIDA64 for Android mit 1816 Hz getaktet. Und schon wieder fällt Teclast unangenehm auf, weil man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Die behaupten, dass mit einer ominösen "Erweiterung" 16GB zur Verfügung ständen, obwohl der G88 nur 8GB unterstützt. AIDA spuckt 6GB aus, von denen nach Einrichtung 2,3 GB zur Verfügung standen. Der RAM ist ausreichend, aber nicht üppig und 16GB sind es schon mal gar nicht. Laut Notebookcheck, kommen die 10 zusätzlichen GB durch Auslagerung auf den Massenspeicher zustande, der aber, wie bereits erwähnt, lahm ist und fehlenden Arbeitsspeicher in keinster Weise kompensieren kann.
WiFi / BT
Das T60 Plus funkt mit WiFi 5 und erreicht bei mir so um 255 Mbit/s Down, 60 Mbit/s UP und 43ms Ping. Mein PC-WLAN mit WiFi 6 ist Down doppelt so schnell, schafft Up 72 Mbit/s und hat mit 19ms einen deutlich besseren Ping. Während das Tablet während des Tests als einziges Gerät im WLAN hing, teilt mein PC das Netz noch mit dem Tablet und zwei Phones.
BT liegt in Version 5.0 vor, während Teclast von 5.2 spricht. Laut Notebookcheck beherrscht das BT-Modul drei Audiocodecs: SBC, AAC und LDAC
Kameras
Angeblich hat das Teclast eine 13 MP + 0,08 MP Hauptkamera. Wofür der 0,08 MP-Sensor gut sein soll, erschließt sich mir nicht und bei genauem Hinsehen habe ich eher den Eindruck, dass der zweite Kamerabuckel fake ist. Keine Ahnung, warum Teclast das nötig hat, diese Flunkereien ziehen den eigentlich überwiegend positiven Eindruck echt in den Keller.
Die Fotos der Hauptkamera sind mäßig und taugen eigentlich nur für Schnappschüsse im hellen Tageslicht oder um unter heller Schreibtischleuchte Dokumente zu fotografieren. Bei schlechten Verhältnissen erkennt man schon im Display, dass das Rauschen massiv zunimmt. Zoomen sollte man ganz lassen. Auch die Frontkamera taugt nicht viel.
Skurril ist, das ausgerechnet die Hauptkamera im Fotomodus so gut wie keine Einstellmöglichkeiten hat, diese aber sowohl im Videomodus als auch bei der Frontkamera im Foto und Videomodus vorhanden sind. Egal, jeder, der fotografieren will, ist höchstwahrscheinlich mit seinem Smartphone besser bedient.
Akku / Laufzeit
Der Akku hat eine Kapazität von 8000mAh, die Spannung beträgt bei 100% 4,4 Volt, was rechnerisch so um die 35 Wh Speicherkapazität sein sollten. Mit dem 10 Watt Netzteil kommt man auf 4 Stunden Aufladezeit. Ob das Tablet mit einem 15 Watt Netzteil schneller lädt, habe ich noch nicht getestet.
Ich habe zwei Folgen Star Trek Strange New Worlds bei maximaler Helligkeit und 60 Hz über Amazon gestreamt. Nach eineinhalb Stunden streamen hatte ich noch 75% Akkustand. Hauen wir noch eine Sicherheitsmarge drauf und sagen 30% Verbrauch. 4,5 Stunden Streaming bei hoher Helligkeit sollten also durchaus drin sein. Wenn meine Berechnungen zum Akku stimmen, hat das System in 1,5 Stunden Streaming um die 10Wh verbraucht, ich denke, das ist ein guter Wert. Mit automatischer Helligkeit dürfte die Laufzeit nochmal ein Stück steigen, so dass einem kleinen Serienmarathon oder Film mit Überlänge nichts im Wege steht, allerdings...
Lautsprecher
...sollte man dann über den Einsatz von einem Kopfhörer oder Lautsprecher nachdenken. Die Stereolautsprecherchen, die nach unten abstrahlen, sind maximal als Notlösung bis 50% Lautstärke zu sehen. Nicht nur fehlt es an Bass, oberhalb 50% nehmen die Verzerrungen deutlich zu und auf voller Lautstärke ist der Krach eigentlich nicht mehr zu ertragen.
4G / Telefonie
Die 4G Funktionalität habe ich nur kurz angetestet, da ich über Smartphone Tethering ins Netz gehen werde. Meine Karte wurde sofort erkannt, der Empfang war schnell hergestellt. Es wurde nicht nur 4G, sondern auch die Unterstützung von VoIP angezeigt. Das Modem erreichte 3,5 Mbit/s Down, 2,3 Mbit/s Up bei 63ms Ping was den schlechten, örtlichen Empfangsbedingungen (maximal 1 Balken) entspricht. Allerdings erreichte das A15 höhere Werte am selben Standort. Das kann aber auch an unterschiedlicher Netzauslastung während der Tests liegen. Telefonie habe ich nicht getestet, erwarte aber keine großen Probleme.
Notebookcheck empfiehlt eine Prüfung vor Auslandseinsätzen auch in Europa, da die LTE-Bänder 28 und 32 nicht unterstützt werden.
Android / Updates
Der letzte Elefant im Raum ist das OS. Ich schätze, das man Updates bei Teclast keine Bedeutung beimisst. Teclast bewirbt das T60 Plus seit neuestem mit Android 15, ob das aber für Bestandsmodelle ausgerollt wird, ist fraglich. Eigentlich sollten wenigstens die Sicherheitspatches auf aktuellem Stand sein, sind sie aber nicht. Mein Tablet hat den Patch von Oktober 2024. Wer ausserhalb seines Heims mit dem Tablet ins Netz geht, sollte sich zumindest von öffentlichen Hotspots fernhalten, was dank 4G ja geht, und vorsichtshalber Sicherheits-Apps installieren.


Für 119 Euro via AliExpress bekommt man ein erstaunlich gut ausgestattetes Media-Tablet mit 4G, Mittelklasseprozessor von Mediatek, ausreichendem wenn auch nicht üppigen RAM und einem für die Preisklasse sehr guten 12 Zoll Display mit nicht erwarteten Blickwinkeln, Kontrast und bis zu 490 cd/m². Dafür ist die Pixeldichte nicht berauschend, was meiner Erfahrung nach im Alltag aber nur selten auffällt. Trotz mäßig leistungsfähigen SoC ist das Tablet ausreichend flott zu bedienen, gelegentlich Denkpausen muss man jedoch in Kauf nehmen.
Negativ sind die wirklich gruseligen Lautsprecher, der lahme Massenspeicher, der das Öffnen von Apps ausbremst und sämtliche Kameras, die von vielen Mittelklasse Smartphones übertroffen werden dürften. Ausserdem ein veraltetes Betriebssystem mit fast 8 Monate altem Sicherheitsstand. Die Flunkereien des Herstellers zu den Eigenschaften trüben das Bild weiter, so dass mehr als 3 von 5 Punkten nicht drin sind.
Dennoch werde ich das Tablet behalten: Das Display hat mich überzeugt, das Gerät erlaubt sich keinen großen Patzer im Alltagsbetrieb und es passt zu meinem Usecase. Auch habe ich mit veralteten OS / Sicherheitspatches zum Glück keine Probleme gehabt und fotografieren werde ich mit dem Tablet auch nicht.
/tl;dr
Wieso, weshalb, warum?
Weil ich mittlerweile mehr unterwegs bin und ich nicht immer den Laptop einpacken will, habe ich mich entschieden, mir ein günstiges Tablet zu kaufen. Aufgabe: Hauptsächlich Medienkonsum und light/casual Gaming. Zu mehr habe ich auf Dienstreisen eh keine Zeit und - nach anstrengenden Sitzungen - keine Lust.
Nachdem ich mich zunächst im etablierten Lager umgeschaut habe, bin ich beim stöbern auf AliExpress auf das Teclast T60 Plus (das Plus ist wichtig!) gestoßen, dass ein spanischer Shop inklusive Versand und aller Kosten für 119 Euro verkauft hat. Zum Vergleich: Mein Samsung A15, absolutes Einsteigermodell, hat 140 Euro gekostet.
Lieferumfang
Nur ein paar Tage hat es gedauert, dann war es bei mir. Das erste, was positiv auffiel, war, dass neben dem Tablett ein SIM-Tool, ein USB-A zu USB-C Datenkabel und ein Ladegerät im Karton waren, was in dieser Preisklasse nicht mehr üblich ist (ja, ich schaue auf Dich, Samsung). Zwar nur 10 Watt, aber wie sagt der Berliner: "Besser als nüscht!"
Verarbeitung / Einrichtung
Die Verarbeitung hat mich ebenfalls positiv überrascht. Kein großes Verwinden, kein Knarzen, keine LCD "Wellen" unter Druck auf das Display, das hat mich überrascht. Ich würde behaupten, dass die Rückseite aus Kunststoff ist, laut Notebookcheck und Smartzone soll es Aluminium sein. Dafür spräche auch die Kunststoffaussparung, die Antennen besseren Empfang bringen soll. Teclast bewirbt das Tablet mit 550g, bei mir bringt es jedoch 610g auf die Waage. Das hat Geschmäckle. Bei dieser Schönfärberei soll es nicht bleiben. Teclast sollte dringend mit sowas aufhören.
Das Tablet war auf 96% vorgeladen, es konnte direkt los gehen. Ich weiß nicht, ob ich nach dem Einschalten eine entsprechende Einstellmöglichkeit verpasst habe, jedoch verlief die Einrichtung auf Englisch, was für weniger versierte ein Problem sein könnte. Im Nachhinein ließ sich das Tablet wie gewohnt auf Deutsch mit QWERTZ-Tastatur einstellen.
Display
Beim 12 Zoll Display bekommen wir es ein weiteres Mal mit dem Hauptproblem von Teclast zu tun: Die flunkern einfach mal, was die Eigenschaften des Tablets anbelangt. Und zwar übel, wie wir noch feststellen werden.
Auf den Herstellerfotos sind die Ränder schmaler als in Wirklichkeit und auch die 92% Screen to Body Ratio sind nicht real. Die Ränder sind ca. 1cm breit und die SBR beträgt 81,8%, was eben nur Durchschnitt ist. Falsche Angaben sind kacke, Teclast!
Ich persönlich finde das nicht so schlimm. Wenn ich das Tablet in Händen halte, möchte nicht, dass meine Hände Teile des Displays verdecken und das ist gewährleistet. Schmaler dürften die Ränder für meine Wurstfinger nicht sein.
Im Homescreen ereilte mich der erste Wow-Effekt mit dem farbenfrohen Display. Vielleicht liegt es am Alter, aber im Alltag merke ich kaum, dass es nur 195ppi hat. Ungewöhnlich ist das 5:3 Format, was mit 2000 x 1200 Pixeln auflöst. Das sind 24'000 Pixel mehr als ein klassisches 16:10 Display. Es gibt minimales Backlight Bleeding an den Schmalseiten des Displays . Das fällt erst bei hoher Helligkeit und einfarbig dunklem Hintergrund auf. Im Alltag ist es nicht wahrzunehmen.
Die Blickwinkel sind IPS-typisch gut. Das Display ist deutlich heller, als ich erwartet hätte und der Kontrast ist ziemlich gut. Wenn ich bei automatischer Helligkeit einen Film schaue, dann kann ich die schwarzen Balken des Films kaum von den Bildschirmrändern unterscheiden. Notebookcheck und Smartzone bestätigen das. Das Display erreicht bis zu 490 cd/m², ist recht gleichmäßig ausgeleuchtet und hat einen Kontrast von 1500:1.
Die Helligkeit ist für Innenräume und bewölkte Tage ausreichend hoch, gegen direktes Sonnenlicht hat das Teclast keine Chance.
Das Display ist auf 90Hz voreingestellt. Laut Smartzone sollen die 90Hz nur dann anliegen, wenn Toucheingaben stattfinden. Im Idle fällt das Display dann wohl auf 60Hz zurück. So ein verhalten würde ich unter dem Menüpunkt "Auto" erwarten. Ich kann diese Info weder negieren noch bestätigen.
CPU /GPU /Benchmarks
Das Tablet bedient sich eines Mediatek Helio G88 und hier liegt der Hauptunterschied zum T60 ohne Plus. Das Schwestergerät muss sich mit einem Unisoc 615t begnügen. Wer schon bei Mediatek die Pimpernellen kriegt, weiß, dass er vom T60 ohne PLUS absolut die Finger lassen muss.
Der G88 ist trotz 2 A75 Kernen mit 2 Ghz und 6 A55 Kernen mit 1,8 Ghz Maximaltakt keine Rakete. Er taktet niedriger als der neuere G99, hat keine NPUs und bekommt mit der Mali-G52 MP2 die schwächere Grafikeinheit zur Seite gestellt.
Im Geekbench 6 bekomme ich einen CPU-Score von 432 SC, 1424 MC und 581 GPU Punkte raus. Im 3D Mark Wildlife erhalte ich 730 Punkte bei einer durchschnittlichen Framerate von 4,37 FPS. Ich war echt überrascht, dass mir tatsächlich noch FPS statt SPF*) angezeigt wurden. Wer neue, grafikintensive Spiele spielen will, sollte nach was leistungsstärkerem suchen. Im Test von Notebookcheck scheiterte das T60 Plus grandios: PUBG mobile lief nur bei minimal Settings auf 40 FPS und Genshin Impact dümpelte bei 20 FPS rum. Für meine Casualspiele reicht es die Grafikeinheit auf jeden Fall noch aus. *) Seconds Per Frame
Alltagsperformance
Im Alltag zeigt sich das Tablet abseits von Gamingbenches aber trotzdem recht agil und flüssig. Gedenksekunden gibt es eigentlich nur beim Öffnen von Apps, was daran liegt, dass das Tablet auf lahmen eMMC 5.1 Speicher zugreifen muss, von dem 128 GB mit an Bord sind. Das erklärt auch, warum man sich bei der USB-Schnittstelle mit der Version 2.0 begnügt. Leider fällt dadurch die Möglichkeit aus, einen zweiten Monitor anzuschließen, das geht nur per Miracast.
RAM
Der Arbeitsspeicher ist dem Prozessordatenblatt nach zu Urteilen LPDDR4x-Speicher und laut AIDA64 for Android mit 1816 Hz getaktet. Und schon wieder fällt Teclast unangenehm auf, weil man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Die behaupten, dass mit einer ominösen "Erweiterung" 16GB zur Verfügung ständen, obwohl der G88 nur 8GB unterstützt. AIDA spuckt 6GB aus, von denen nach Einrichtung 2,3 GB zur Verfügung standen. Der RAM ist ausreichend, aber nicht üppig und 16GB sind es schon mal gar nicht. Laut Notebookcheck, kommen die 10 zusätzlichen GB durch Auslagerung auf den Massenspeicher zustande, der aber, wie bereits erwähnt, lahm ist und fehlenden Arbeitsspeicher in keinster Weise kompensieren kann.
WiFi / BT
Das T60 Plus funkt mit WiFi 5 und erreicht bei mir so um 255 Mbit/s Down, 60 Mbit/s UP und 43ms Ping. Mein PC-WLAN mit WiFi 6 ist Down doppelt so schnell, schafft Up 72 Mbit/s und hat mit 19ms einen deutlich besseren Ping. Während das Tablet während des Tests als einziges Gerät im WLAN hing, teilt mein PC das Netz noch mit dem Tablet und zwei Phones.
BT liegt in Version 5.0 vor, während Teclast von 5.2 spricht. Laut Notebookcheck beherrscht das BT-Modul drei Audiocodecs: SBC, AAC und LDAC
Kameras
Angeblich hat das Teclast eine 13 MP + 0,08 MP Hauptkamera. Wofür der 0,08 MP-Sensor gut sein soll, erschließt sich mir nicht und bei genauem Hinsehen habe ich eher den Eindruck, dass der zweite Kamerabuckel fake ist. Keine Ahnung, warum Teclast das nötig hat, diese Flunkereien ziehen den eigentlich überwiegend positiven Eindruck echt in den Keller.
Die Fotos der Hauptkamera sind mäßig und taugen eigentlich nur für Schnappschüsse im hellen Tageslicht oder um unter heller Schreibtischleuchte Dokumente zu fotografieren. Bei schlechten Verhältnissen erkennt man schon im Display, dass das Rauschen massiv zunimmt. Zoomen sollte man ganz lassen. Auch die Frontkamera taugt nicht viel.
Skurril ist, das ausgerechnet die Hauptkamera im Fotomodus so gut wie keine Einstellmöglichkeiten hat, diese aber sowohl im Videomodus als auch bei der Frontkamera im Foto und Videomodus vorhanden sind. Egal, jeder, der fotografieren will, ist höchstwahrscheinlich mit seinem Smartphone besser bedient.
Akku / Laufzeit
Der Akku hat eine Kapazität von 8000mAh, die Spannung beträgt bei 100% 4,4 Volt, was rechnerisch so um die 35 Wh Speicherkapazität sein sollten. Mit dem 10 Watt Netzteil kommt man auf 4 Stunden Aufladezeit. Ob das Tablet mit einem 15 Watt Netzteil schneller lädt, habe ich noch nicht getestet.
Ich habe zwei Folgen Star Trek Strange New Worlds bei maximaler Helligkeit und 60 Hz über Amazon gestreamt. Nach eineinhalb Stunden streamen hatte ich noch 75% Akkustand. Hauen wir noch eine Sicherheitsmarge drauf und sagen 30% Verbrauch. 4,5 Stunden Streaming bei hoher Helligkeit sollten also durchaus drin sein. Wenn meine Berechnungen zum Akku stimmen, hat das System in 1,5 Stunden Streaming um die 10Wh verbraucht, ich denke, das ist ein guter Wert. Mit automatischer Helligkeit dürfte die Laufzeit nochmal ein Stück steigen, so dass einem kleinen Serienmarathon oder Film mit Überlänge nichts im Wege steht, allerdings...
Lautsprecher
...sollte man dann über den Einsatz von einem Kopfhörer oder Lautsprecher nachdenken. Die Stereolautsprecherchen, die nach unten abstrahlen, sind maximal als Notlösung bis 50% Lautstärke zu sehen. Nicht nur fehlt es an Bass, oberhalb 50% nehmen die Verzerrungen deutlich zu und auf voller Lautstärke ist der Krach eigentlich nicht mehr zu ertragen.
4G / Telefonie
Die 4G Funktionalität habe ich nur kurz angetestet, da ich über Smartphone Tethering ins Netz gehen werde. Meine Karte wurde sofort erkannt, der Empfang war schnell hergestellt. Es wurde nicht nur 4G, sondern auch die Unterstützung von VoIP angezeigt. Das Modem erreichte 3,5 Mbit/s Down, 2,3 Mbit/s Up bei 63ms Ping was den schlechten, örtlichen Empfangsbedingungen (maximal 1 Balken) entspricht. Allerdings erreichte das A15 höhere Werte am selben Standort. Das kann aber auch an unterschiedlicher Netzauslastung während der Tests liegen. Telefonie habe ich nicht getestet, erwarte aber keine großen Probleme.
Notebookcheck empfiehlt eine Prüfung vor Auslandseinsätzen auch in Europa, da die LTE-Bänder 28 und 32 nicht unterstützt werden.
Android / Updates
Der letzte Elefant im Raum ist das OS. Ich schätze, das man Updates bei Teclast keine Bedeutung beimisst. Teclast bewirbt das T60 Plus seit neuestem mit Android 15, ob das aber für Bestandsmodelle ausgerollt wird, ist fraglich. Eigentlich sollten wenigstens die Sicherheitspatches auf aktuellem Stand sein, sind sie aber nicht. Mein Tablet hat den Patch von Oktober 2024. Wer ausserhalb seines Heims mit dem Tablet ins Netz geht, sollte sich zumindest von öffentlichen Hotspots fernhalten, was dank 4G ja geht, und vorsichtshalber Sicherheits-Apps installieren.


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