Leserartikel Teufel vs. Canton --- Bluetooth vs. Airplay Streaming

VsteckdoseV

Commander
Registriert
Jan. 2008
Beiträge
2.421
Ich möchte hier meine Erfahrungen mitteilen zu meinem Vorhaben, auf Wireless Streaming im Wohnzimmer umzurüsten. Dazu habe ich mir zwei Soundsysteme bestellt und mich mit beiden ausgiebig beschäftigt. Das eine setzt auf Bluetooth, das andere auf Airplay/DLNA. Meine Anforderungen waren, mein Multimediasystem auf dem Schreibtisch (Teufel Concept C 2.1) zu ersetzen und von verschiedenen OS wie Android, Windows oder Linux darauf zugreifen zu können und das auch nicht nur vom Schreibtisch, sondern auch vom Sofa, dem Bett usw.

Mein Fokus liegt auf den Methoden Bluetooth vs. Airplay/DLNA vs. Klinke. Dort möchte ich auf die jeweiligen Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden eingehen. Ich möchte aber auch die von mir getesteten Audiosysteme, das Teufel Motiv B und die Canton Musicbox Air hier vorstellen und bewerten.
Da ich weder Audioexperte noch profesioneller Produkttester bin ist das hier ein Erfahrungsbericht vom Amateur für Amateure. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet Wireless Streaming sondern habe mich die letzten Tage lediglich etwas in das Thema eingelesen. Aufgrund der relativ dünnen Informationslage im Netz zu diesem Thema hoffe ich hiermit einigen Unentschossenen weiterhelfen zu können. Mir ist auch bewusst dass Klang sehr subjektiv wirkt und jeder andere Vorlieben hat. Daher sind meine Feststellungen zum Klang lediglich mein subjektiver Höreindruck.
20150122_145820.jpg


Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, Audio vom PC oder Smartphone auf (aktive) Lautsprecher zu streamen. Einmal die einfache und schnelle Lösung Bluetooth und dann den etwas aufwändigeren Weg über das heimische WLAN Netz. Die von mir bestellten Teufel Motiv B sind normale aktive 2.0 Multimedia Lautsprecher mit Bluetooth, das auf das Protokoll apt-x setzt. Grundsätzlich ist die Audioqualität beim Bluetoothstreamen verlustbehaftet. Das liegt am A2PD Protokoll, das die Daten komprimiert zum Empfänger sendet. Eine Lösung könnte hier das apt-x Protokoll sein, das ein Bluetooth-Streaming ohne Kompression in CD Qualität verspricht. Gleich vorweg, weder mein Galaxy S2 noch mein Notebook unterstützt apt-x, also konnte ich das nicht testen.
20150122_145609.jpg

Die Installation des Teufel Motiv B verlief einfach und ohne Probleme. Da es sich um ein kompaktes 2.0 System handelt, hat Teufel das Netzteil nicht in die Box integriert, was dazu führt dass man ein zusätzliches Netzteil auf dem Boden unter dem Schreibtisch liegen hat. Die beiden Boxen müssen auch mit einem Kabel, das mit ca. 3 Metern recht lang ausfällt, miteinander verbunden werden. So hat man für ein Wireless System doch erstaunlich viele Kabel, die untergebracht werden müssen. Wer die Boxen noch mit einer Klinke verbinden will, hat noch ein Kabel mehr hinter dem Schreibtisch.
Nun zum wichtigen, der Bluetooth Funktion. Um diese zu aktivieren muss man den Pairing Knopf auf der Rückseite gedrückt halten und mit mit dem BT Sender paaren. Diesen Vorgang muss man nur einmal ausführen, fortan erkennt das Motiv B alle bereits gepaarten GEräte und verbindet sich automatisch (bzw. das einmal verbundene Handy verbindet sich automatisch). Sehr komfortabel. Die Übertragung via Bluetooth funktioniert einwandfrei. Das Bluetooth Signal ist wie ein "virtueller Kopfhörer", es wird also sowohl unter Windows wie unter Android auch der Ton von Youtube, Soundcloud oder Apps wie Deezer und Spotify wiedergegeben. Allerdings ist die Reichweite der Verbindung Bluetoth-typisch auf wenige Meter beschränkt. Sobald man das Zimmer verlässt und zwei Räume weiter geht fängt die Übertragung an zu stottern bevor sie ganz aussetzt. Zur Übertragungsqualität kann ich erstaunlicherweise nur Positives berichten. Ich konnte kaum einen qualitativen Unterschied zwischen dem Klinken- und dem Bluetoothbetrieb feststellen, obwohl ich mich nicht per apt-x mit den Boxen verbunden habe. Das mag daran liegen, dass ich einerseits keine hochauflösende Musik abgespielt habe, sondern hauptsächlich von Deezer gestreamt habe. Andererseits ist das Motiv B auch keine HIFI-Anlage, sondern eher ein gehobener Multimedia Lautsprecher.
Damit sind wir beim Klang des Teufel Motiv B angelangt. Mein erster Höreindruck war äußerst positiv, da die Boxen mit ca. 15x12x14 (hbt in cm) sehr kompakt wirken. Was sofort auffällt ist der starke Bass bei einem insgesamt recht ausgewogenen Klangeindruck; die Boxen bleiben auch bei hohen Lautstärken pegelfest. Leider neigt der Bass zum Dröhnen, wenn man die Boxen nicht genau auf seine Sitzposition ausrichtet. Damit das möglich ist hat Teufel zwei gummierte Untersetzer beigelegt, mit denen man die Höhe und Neigung der Box ausrichten kann. Hat man sie erst einmal positioniert wird man mit einem guten Klang belohnt. Für ihre Größe klingen die Teufel sehr gut, allerdings fällt beim direkten Hörvergleich mit höherwertigen Boxen ihr fehlendes Volumen auf. Verglichen mit der hochwertigen Stereoanlage des Nachbarn wirkt der Sound des Motiv B dünn und die Höhen spitz. Außerdem haben die Teufel ein recht lautes Betriebsrauschen. Das ist aber halb so schlimm, denn Teufel hat sich da eine geniale Funktion einfallen lassen: Nach 20 Minuten ohne Signal gehen die Boxen automatisch in den Standby, reagieren aber weiterhin auf BT Signale und gehen bei einem Kopplungsversuch automatisch an. Man kann die Boxen aber auch ganz klassisch ohne Wake up Funktion in den Standby versetzen.

20150122_145704.jpg

Weiter geht es mit Wlan Streaming, also DLNA oder Airplay, Apples Pendant. Die Funktionsweise: Man meldet den Lautsprecher im heimischen Wlan Netz an. Der Nachteil gegenüber Bluetooth: Anstatt einfach zu koppeln und loszulegen ist man immer auf Software angewiesen, die die Audiosignale zur Box streamen. Diese Software kann der Musikplayer sein der über eine DLNA/Airplay Streamin-Funktion verfügt oder ein Programm, das universal beliebige Quellen anzapfen kann und den Sound an die Canton Musicbox Air schickt. Das passende Programm für Windows ist Airfoil. Im Prinzip ist das ein Airplay Programm, bei dem man zuerst die Quelle auswählen muss (hier hat man verschiedene Optionen wie "Chrome Browser", "VLC Player" oder "system audio" für eine vollständige Übertragung aller Audiosignale wie bei Bluetooth) und dann das Ziel. Nach einigem Installationsaufwand ist alles konfiguriert und funktioniert reibungslos. Bei Android gibt es ähnlich funktionierende Apps, die allerdings alle Root voraussetzen. Die prominentesten Vertreter sind wohl "AirPlay" und "Allstream". Hier wählt man sein Audiogerät aus und streamt fortan alles auf dieses Gerät, genauso wie im Bluetooth Betrieb. Der Vorteil gegenüber Bluetooth ist die Reichweite und die Audioqualität. Solange man im heimischen Wlan Netz ist kann man via Airplay/DLNA Musik hören. Zur Musikqualität kann ich nicht viel sagen außer dass mir kein qualitativer Unterschied im Vergleich zum Betrieb via Klinke aufgefallen ist. Zurück zur Funktionsweise bei Android: Bei mir hat es nicht funktioniert. Nach ein paar Sekunden hatte ich Aussetzer und irgendwann ist gar nichts mehr aus den Boxen gekommen. Am Wlan Netz kann es nicht liegen denn auch bei einer Ad-hoc Verbindung zwischen Handy und Lautsprecher liegt dieses Problem vor - SCHADE! Ich habe es auch mit verschiedenen Apps und Playern versucht, es ist immer dasselbe. Da die Box per Stream mit Windows gut funktioniert muss es an meinem Handy oder an den Streaming Apps liegen. Ich werde es wohl bald mal mit einem anderen Smartphone probieren um Gewissheit zu erlagen. Hier möchte ich auch anmerken dass ich es fast ausschließlich über Airplay versucht habe, es aber bei einigen DLNA Versuchen dieselben Probleme gab.

Dem Klang der Musicbox Air kann ich nur ehrfürchtig Respekt zollen. Was Canton aus dieser doch recht kompakten Box (ca. 14hx50bx25t bei 10kg Gewicht) herausholt ist gigantisch. Die Box kommt sehr ausgeglichen abgestimmt daher. Am Anfang war ich daher etwas enttäuscht weil ich eben keine neutral abgestimmte Studioboxen wollte sondern eben auch etwas Bass haben wollte;). Lässt man die Boxen aber mal eine Weile laufen und spielt etwas am Equalizer, zeigen sie sich erstaunlich vielseitig. Techno klingt dann nach Techno und klassische Musik nach klassischer Musik. Die Boxen bleiben dabei immer Pegelfest und wenn man es nicht besser wüsste würde man denken dass unten noch irgendwo ein Sub spielen muss. Im Vergleich zu den Motiv B von Teufel klingen sie wie eine Offenbarung. Man wird regelrecht in eine andere Klangwelt entfürt, in der man Details auf einem ganz anderen Level wahrnimmt. Der Unterschied zwischen dem Motiv B und der Musicbox kann man am besten so beschreiben: Wenn ich beide Boxen beide auf dieselbe Lautstärke einstelle und den Raum verlasse, klingt die Musicbox auch aus de Ferne noch satt und ausgeglichen, das Motiv B klingegen klingt schnell dünn wenn man sich weiter weg bewegt. Besonders Stimmen kommen so gut auf der Musicbox, dass ich es mir ehrlich gesagt nicht mehr vorstellen kann mit anderen Boxen Filme zu schauen:).
Soviel zu den Boxen und den Verbindungsarten. Im Prinzip sind beide Systeme ihr Geld wert, bei geringer (Zimmer-)Lautstärke fällt der Unterschied zwischen Motiv B und Musicbox Air nicht so sehr ins Gewicht. In Relation zum Preis (Musicbox UVP 799€, Motiv B UVP 249€) erstaunt es, wie gut die Motiv B dennoch sind. Meinem Ziel, streamingfähige Boxen als all-in-one Lösung zu betreiben, bin ich damit aber nicht nähergekommen. Der Grund ist ein Delay zwischen ca. 0,5 Sekunden (Bluetooth) und 2-3 Sekunden (Airplay und DLNA). Damit wird es beispielsweise bei Filmen unmöglich, Bild und Ton synchron zu halten. Ebenso wenig bei Games und Youtube Clips. Beim VLC Player kann man zwar die Audiospur synchronisieren, aber eben nur manuell. Damit sind sowohl Bluetoth wie auch DLNA und Airlay nur zum Musikstreamen geeignet. Für alles andere ist man weiterhin auf klassische Verbindungsmöglichkeiten wie Klinke oder Cinch angewiesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben