Es geht nicht einmal um den tatsächlichen Geldbetrag, der für Intel ausgegeben werden müßte, um sicher zu stellen, Intel letztendlich gerettet zu haben. Dafür gibt es die Gelddruckmaschine, die eine weitere Runde frisches Geld ausgibt (Ich sage damit keineswegs, daß es gut ist, einfach mehr Geld zu drucken, um jedes Problem zu lösen, angesichts der daraus resultierenden Inflation!).
Das Problem mit Intel ist trotz aller technischen und rechtlichen Formalitäten mindestens zwiespältig und zweifacher Natur; Ich weiß, daß es ein langer Beitrag ist, aber bitte etwas Geduld hier.
Es lohnt sich, ihn zu lesen, und es ist wichtig, um den Hintergrund zu verstehen!
1. Problem: Das erste Problem für Politiker und für die Politik insgesamt ist, daß es schlicht nicht mehr zu rechtfertigen ist, Intel (als IDM) zu retten Punkt.
Es gibt
keine Möglichkeit für die Politik, auch nur annähernd die Unterstützung der Öffentlichkeit für eine weitere Runde von Rettungsaktionen wie damals die massenhaften Milliarden-Bailouts 2008 zu gewinnen und zu rechtfertigen, daß die nächste Schippe Abermilliarden in einen Möchtegern-Titan von gestern und im Grunde genommen
ein Zombie-Unternehmen gesteckt werden. Ganz einfach. Nicht länger machbar.
Man muß sich dazu nur ansehen, wie Politiker allein aufgrund ihrer Beteiligung an allem, das mit Boeing zu tun hatte, mit einer
enormen öffentlichen Gegenreaktion und massiven Widerstand konfrontiert waren, als sie (hinter dem Rücken der Öffentlichkeit und gegen den Willen ihrer Wähler) versuchten, ein Unternehmen zu „retten”, das seit einem Jahrzehnt von innen heraus völlig verrottet und im Grunde genommen nicht mehr politisch tragbar und erst recht nicht mehr zu retten war.
Selbst Politiker des demokratischen Lager (wobei
alle Politiker regelmäßig leicht beeinflußbar sind und denen es in der Regel völlig egal ist, wie viel Geld der Steuerzahler ausgegeben wird), haben mittlerweile
verstanden, daß sie damit sicher (noch mehr Wähler als ohnehin schon) verlieren würden, wenn sie öffentlich mit dem Begriff „Rettungspaket” spielen –
Ganz zu schweigen davon, sich auch nur im Entferntesten mit dem chronisch kranken Intel-Moloch zu beschäftigen!
Was Politiker angeht, so ist selbst das bloße Aussprechen von Gedanken über staatliche Subventionen heutzutage fast schon eine Garantie dafür, daß sie ihr Amt verlieren – Für einen baldigen Ex-Gouverneur oder Senator, ist sowas also eher ein Spiel mit dem Feuer.
Liegt vor allem daran, daß die Leute
ganz im Allgemeinen die Nase voll haben von diesem endlosen Kreislauf (in dem rücksichtslos handelnde Unternehmen Chaos anrichten, nur um anschließend vom Staat gerettet zu werden), während sie selbst Schwierigkeiten haben, den Alltag zu bestreiten und (angesichts der ständig steigenden Lebenshaltungskosten) über die Runden zu kommen –
Diese öffentliche Meinung und Grundhaltung ist mittlerweile sogar so stark, daß sie sogar die größten Gefühle und Entscheidungen übertrumpft, ein weiteres amerikanisches Symbol der Vergangenheit vor dem Zusammenbruch (aufgrund von Inkompetenz) zu retten.
2. Problem: Zweitens können Politiker heutzutage nicht länger so tun, als wären sie ahnungslos (wie sie es früher immer getan haben), angesichts der für jeden, einschließlich Fünfjährigen, mehr als offensichtlichen Tatsachen (nur um nach Jahrzehnten der größten politischen Fehler aus dem Amt zu scheiden und ihren Ruhestand in aller Ruhe zu genießen, verwöhnt mit unverschämten Pensionen obendrein).
Politiker aller Couleur müssen sich der tatsächlichen
Realität stellen und sich in gewisser Weise der öffentlichen Meinung "anpassen" ...
Oder aber sich schnell mit der hässlichen persönlichen Zukunftsperspektive abfinden, den rest ihres Lebens (wegen ihrer politischen Entscheidungen im Amt) mit einem Fadenkreuz auf dem Rücken zu verbringen und möglicherweise mit plötzlichen fatalen Konsequenzen für ihr rücksichtsloses Handeln während ihrer Amtszeit konfrontiert zu werden, d. h. unter den Augen der Öffentlichkeit ihre ganz persönliche CEO-Behandlung zu erhalten, während die Leute auf den Straßen auch noch
»Mehr als verdient!« schreien.
Die Zeiten, in denen Politiker angesichts offensichtlicher chaotischer Zustände ihre vorgetäuschte Naivität aufrechterhalten konnten, sind endgültig und für alle Zukunft vorbei.
Vor allem aber in Amerika!
3. Problem: Tja, was soll man sagen:
Intel ist eben Intel.
Die Politik hat (allein anhand der Finanzdaten) sehr wohl erkannt und verstanden, daß Intel nicht zu retten ist und aus einer Vielzahl von Gründen im Grunde genommen nicht mehr in der Lage ist, sich zu erholen.
- Ihre innere kulturelle Verrottung bis ins Mark (von unten bis oben) ist allgemein bekannt.
Tan erwähnte sogar (wenn ich mich recht erinnere, nachdem er den Vorstand verlassen hatte, bevor er als CEO zurückkehrte), dass ein großer Teil der Mitarbeiter nicht einmal die Notwendigkeit sieht, irgendwelche Arbeit zu leisten, sondern daß Intel von vielen Mitarbeitern im Grunde genommen als eine Art Pensionskasse betrachtet wird (um auf Kosten von Intel mit dicken Gehältern ein luxuriöses Leben zu führen).
- Ihre bürokratischen Abläufe sind ebenfalls ein Hauptgrund für die Schwierigkeiten, zumal Intel aus irgendeinem seltsamen Grund seit den 1970er Jahren sogar etwas stolz auf seine institutionalisierte, Intel-exklusive übermäßige Bürokratie ist.
- Ihre Kultur der hinterhältigen Intrigen und der wöchentlichen Revierkämpfe zwischen den Abteilungen um Autorität und darum, welche Idee zuerst abgelehnt werden soll (anscheinend nur zum Spaß und zur Unterhaltung), ist seit Ewigkeiten berühmt-berüchtigt – obwohl es zugegebenermaßen morbide komisch ist, zu erfahren, warum und aus welchen albernen Gründen manche Ideen abgelehnt wurden und Intel dann andere Projekte verfolgte (die natürlich nur das nächste Desaster waren).
- Schlüsselinformationen: Der Vorstand von Intel geht seit jeher unglaublich verschwenderisch mit finanziellen Ressourcen um und ist einfach nicht in der Lage, unter Wettbewerbsbedingungen mit Geld umzugehen.
Ich erspare dem Leser an dieser Stelle die endlose Aufzählung unzähliger Beispiele für die Verschwendung von Dutzenden Milliarden US-Dollar – Es reicht völlig aus zu wissen, wenn man bedenkt, daß Intel seit 1990 $152,05 Milliarden Dollar für Aktienrückkaufprogramme ausgegeben hat (für eine Aktie, die seit dem Dotcom-Crash in den 2000er Jahren im Grunde genommen seitwärts tendiert) und fast ein Drittel dieser Summe allein seit der Einführung von AMDs Ryzen, Threadripper und Epyc im Jahr 2017 für Rückkäufe verschwendet wurde. Nicht weniger als $44,6 Milliarden US-Dollar!
Aus offensichtlichen Gründen liebt es das Intel-Management, die oben beschriebene Kultur der übermäßigen institutionalisierten Bürokratie und der toxischen Revierkämpfe zwischen Abteilungen aufrechtzuerhalten, was insbesondere einer der Hauptgründe dafür ist, daß seit jeher bei Intel jede Form von Kreativität extrem unterdrückt wurde und Intel ständig alle Talente selbst verdrängte.
- Sie hatten praktisch den legendären Branchen-Supermann und Architektur-Titan Jim Keller zur Hand und höchstpersönlich im Haus, der ihnen einmal helfen wollte …
Jim Keller selbst verließ schließlich das Unternehmen, nachdem er aufgrund interner Machtkämpfe praktisch vertrieben worden war … Bravo Intel! 🎀
Es ist also nicht nur so, dass Intel sich seit Jahren mit voller Kraft in diese Situation hineinmanövriert hat (und Niemandem außer sich selbst die Schuld für seinen Niedergang seit mindestens einem Jahrzehnt geben kann). Das Management von Intel hat im Grunde genommen Überstunden gemacht und hart an seinem Hobby gearbeitet, nämlich überbezahlte Teilzeit-Schauspieler, um deren professionelle Schauspielkarriere mit Proben für die Neuauflage von „Der Untergang“ anzukurbeln.
Aus all den oben genannten Gründen und insgesamt (sowie aus einer Reihe weiterer häufig genannter oder übersehener Gründe, die den Rahmen dieses Beitrags sprengen würden) mußten selbst Politiker aller Lager schließlich anerkennen und
verstehen, daß
KEINE Geldsumme Intel jemals wird retten können, egal wie viele Milliarden Dollar Washington auch immer in das Unternehmen steckt, um Intel zu sanieren ...
Da das Problem mit Intel nie ein Mangel an Geld war, sondern deren Umgang.
Selbst das ganze Geld der Welt ist genau nichts wert, wenn man nicht weiß, wie man damit richtig umgeht und das Beste daraus macht. Intel hat diese Fähigkeit entweder verlernt
oder besaß diese zuvorderst überhaupt nie (daher wahrscheinlich ihre ewige absurde Verschwendungssucht).
Die Politik weiß also ganz genau, daß Intel nicht zu retten ist,
solange Santa Clara das Sagen hat.
Man beachten die Wortwahl: Intel ist nicht zu retten. Intel selbst, also das Unternehmen in Santa Clara.
Intel's Fertigungs- und Foundry-Sparte ist eine ganz andere Sache, und genau darauf hat Washington es wahrscheinlich abgesehen und zielt politisch auf eine Loslösung dessen von Santa Clara ab.
anch Lage der Dinge gibt es also nicht den geringsten Hoffnungsschimmer, daß die Intel-Fertigung jemals wieder in Ordnung zu bringen geschweige denn sinnvoll zu nutzen ist, solange Santa Clara mit seiner ewigen Kultur der Geheimhaltung darüber herrscht.
Selbst Politiker (Republikaner wie auch selbst Demokraten) haben also inzwischen begriffen, dass es keine Chance gibt, Intel unter Führung seines eigenen Managements zu retten – Intels Fertigung muß ihnen im Grunde genommen weggenommen werden, um das Unternehmen als solches (und vor allem die Fertigung) zu retten.
Wenn die Politik also Intel aufgrund seiner eigenen Inkompetenz bankrott gehen läßt, , kann man zumindest sicher sein, dass man die destruktive Chef-Etage und geldgierige Führungriege um den ewig korrupten Vorstand loswird, die seit Mitte der 2000er Jahre und ganz sicher seit 2015 mit ihrem 10-nm-Prozeß Intels Untergang vielleicht
nicht absichtlich orchestriert haben, zumindest aber wenigstens bewußt zugelassen haben.
Um ehrlich zu sein, ihre Fabriken sind nur in den Händen von Intel selbst Milliarden wert (oder überhaupt etwas wert), und Niemand sonst ist in der Lage, mit ihren Fabriken umzugehen.
Diese Denke war einmal eigentlich meine Meinung, bis zur 13./14. Generation von Raptor Lake und den damit verbundenen Folgen. Doch seitdem hat sich gezeigt, daß sogar Intel selbst große Schwierigkeiten hat, seine eigenen Fabriken erfolgreich zu kontrollieren (Elektromigration bis zum Tod, Spannungsprobleme, Via-Oxidation usw.) und einfach völlig die Kontrolle über die Herstellunsgprozesse verloren hat.
Die Trümmer von Intels (finanziellem) Niedergang und der darauf folgenden Implosion zusammenzufügen, um ein von Experten geführtes Industriekonsortium zu bilden (an dem sich jedes kompetente Unternehmen beteiligen kann), ist der
einzige Weg, um das ehemalige Fertigungs- und Foundry-Geschäft von Intel zum Wohle aller in Amerika wiederherzustellen.
tl;dr: Viel Geld zu haben ist kein Erfolgsgarant –
Wie man damit umgeht, ist entscheidend!