Xavier Naidoo Inhalt der Texte

H

Heinrich

Gast
Hi
Diskutiere gerade mit mehreren Freundinnen über den Inhalt der Texte von Xavier Naidoo, speziell das letzte (?) Lied "Was wir alleine nicht schaffen". Habe mir den Songtext mal heruntergeladen und erst dabei wirklich bemerkt, wie wenig Sinn der Inhalt meiner Meinung nach eigentlich macht.
Beispiele:

"Dazu brauchen wir keinerlei Waffen unsere Waffe nennt sich unser Verstand"

Dann hat er ja doch eine Waffe, nämlich seinen Verstand? Gut, man könnte jetzt umdenken indem man sagt, dass Waffen nur Feuerwaffen sind, allerdings muss man dann für ein Wort innerhalb einer Zeile verschiedene Interpretationen verwenden. Find ich nicht wirklich gelungen.

Anderes Beispiel:

"Die anderen können lachen. Keiner lacht mehr als wir
Was soll'n sie auch machen. Wir sind Ritter mit rosarotem Visir
Ein Leben ohne Euch macht wenig Sinn. Kein Leben, Kein Geräusch
dann wäre ich wie blind"

Kein Leben kein Geräusch, dann wäre ich wie blind? Erstmal ist doch sowieso klar, dass es kein Geräusch gibt, wenns kein Leben gibt. Aber warum ist er blind, wenns kein Leben gibt? Und wenn mans ganz genau nimmt, darf es ihn dann auch nicht geben, weil Leben ja nicht existiert, dh er kann auch nicht blind sein.
Die anderen können lachen, keiner lacht mehr als wir ... 1. Wer ist Wir? Und warum kann keiner mehr lachen als "Wir"? Weil wir Ritter mit rosarotem Visir sind? HÄ?!

Vielleicht bin ich nicht feinfühlig genug um diese Texte zu verstehen,dann lasse ich mich gern eines besseren belehren. Meine Ansicht ist aber bis jetzt, dass der Inhalt dieser Texte teilweise totaler Schwachsinn ist.
Meine Freundinnen haben übrigens kein einziges stichhaltiges Argument gebracht ... nur Sachen in der Art wie "ja da musst du interpretieren, das darfst du nicht so stehen lassen usw ..." :)

Mfg, Heinrich
 
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Songtexte sind manchmal Schwachsinn, damit sich der Inhalt gut anhört. Würde er Sinn machen, könnte es evtl sein, dass er sich nicht mehr gut anhört und dann machen sie keinen Profit mehr;)
 
Hi
Das ist eine gute Lösungsmöglichkeit. Allerdings kann man dann Xavier Naidoo nicht als guten Textschreiber hinstellen, wenn er den Inhalt nur danach wählt wie er zur Musik passt. Das ist übrigens auch nicht das Argument von den Mädels, die ich kenne ;)

Mfg, Heinrich
 
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Ich finde es relativ normal, den Verstand als Waffe zu bezeichnen. Es geht ja gar nicht um Pengpeng-Waffen. Vielleicht definierst du den Begriff einfach zu eng. Eine Waffe kann auch grob gesehen ein Instrument zur Verteidigung seiner selbst oder zur Schädigung anderer sein. Und ein enttarnender Zeitungsartikel kann auch andere schädigen. Oder simpler:

Wenn ich dich ein dummdreistes Arschloch schimpfen würde, hätte ich dich dann nicht angegriffen respektive verletzt? Womit habe ich das gemacht? Mit einer Pistole? Oder mit den Waffen des Geistes, spezieller der Nutzung meines Wortschatzes? Habe ich also durch meinen und mit dem Verstand eine Waffe geschaffen, die dich verletzen könnte und mit der ich mich in einer geeigneten Situation auch (rhetorisch) verteidigen könnte?

Es heißt ja auch, die Feder sei stärker als das Schwert. Xavier meint also auch nichts anderes.

Dein nächstes Zitat nehme ich mir auch mal Zeile für Zeile vor:

"Die anderen können lachen, keiner lacht mehr als wir."

Wer ist wir? Nun, wir sind die, die auch alleine nichts schaffen. Stell einfach den Bezug zum Liedtitel her. Es geht darum, dass man nicht aufgeben soll, wenn man etwas alleine nicht schafft, sondern dass man in diesem Fall etwas gemeinsam versuchen soll.

Diese Zeile heißt meiner Meinung nach also, dass andere zwar über darüber lachen können, wenn man als einzelner etwas nicht schafft, aber dass wir zuück lachen, wenn es dann doch gemeinschaftlich bewältigt wurde.

(Wenn Pummelfritz alleine die Wand nicht hochkommt und von Aggropaul ausgelacht wird, weil er es nicht schafft, dann aber Unterstützung von Muskelbernd bekommt, der ihm eine Räuberleiter baut, wer steht dann auf der Mauer und lacht Aggropaul an?)

"Was soll'n sie auch machen, wir sind Ritter mit rosarotem Visier."


Erster Teilsatz ist simpel: Was soll man gegen das Streben und den Erfolg der Gemeinschaft machen? Wenn viele etwas erreichen wollen, kann man sich nicht wie ein nasser Sack davor werfen und Stopp brüllen. Die vielen werden es irgendwann schaffen. Und...

... das rosarote Visier oder die rosarote Brille, wie es eigentlich genannt wird, ist der beschönigte Blick auf eine Sache oder eine Situation. Heißt: Wenn man sich einmal einer Sache hingibt, glaubt man mit der Zeit an ihren Erfolg. Dies wird dadurch bestärkt, dass man Probleme ja in der Gruppe angehen soll und damit der Problemlösung schneller entgegenkommt. Dadurch verstärkt sich der Eindruck, man könnte alles schaffen und die Brille, durch die man guckt, wird quasi noch "rosaroter".

"Ein Leben ohne Euch macht wenig Sinn. Kein Leben, Kein Geräusch
dann wäre ich wie blind"

Erster Teilsatz: Euch bezieht sich auf die Gemeinschaft, in der man alles machen soll. Da man mit dieser besonders erfolgreich ist, wäre ein Leben ohne sie sinnlos, oder anders, weniger lebenswert. Das heißt im Umkehrschluss, man soll sich der Gemeinschaft nicht verschließen, nicht einsam leben oder andere verstoßen. Jeder kann für einen selbst nutzbringend sein und selbst kann man anderen oft helfen. Wenn man das einmal einsieht, weshalb sollte dann ein Leben in sozialer Abstinenz Sinn machen?

Zweiter Teilsatz: "Kein Leben" bezieht sich nicht auf das Gegenteil vom Tod, sondern auf die Qualität des Lebens. Es heißt ja auch: "Das ist doch kein Leben", womit gemeint ist, dass jemand beispielsweise menschenunwürdig leben muss. Dieser Teilsatz und auch das "kein Leben" bezieht sich auf das Leben ohne die Gemeinschaft und dem Wir-Gefühl. Alleinzusein, Einsamkeit, soziale Ausgrenzung (als Ausgrenzung von der Gemeinschaft) ist kein Leben.

Das "kein Geräusch" ist zugegebener Maßen nicht eindeutig für mich. Es könnte darauf anspielen, dass man, wenn man alleine ist, die Stimmen anderer nicht hört. Die Stimmen würden hierbei symbolisch für die Persönlichkeit respektive Präsenz anderer stehen, was wiederum eine Gemeinschaft definieren könnte.

Die Geräuschlosigkeit könnte aber auch auf denn Hörsinn als solchen Anspielen, der immerhin eine Art der Wahrnehmung darstellt. Der Verlust des Hörsinns wäre gleichzusetzen mit der Trennung von der (Außen-)welt was wiederrum eine Einschränkung des Lebens wäre. In dem Fall sollte es nur die Beschneidung der eigenen Lebensqualität deutlich machen, die man sich selbst antut, wenn man andere von seinem Leben ausgrenzt. Dass in der letzten Zeile auf die Blindheit angespielt wird, wäre ein weiteres Indiz dafür. Es könnte auch genutzt worden sein, weil manche sich das Blindsein besser vorstellen können als das Taubsein. Damit wäre die Trennung von der Welt und die Einschränkung des eigenen Lebens deutlicher.

Das Blindsein könnte aber auch auf die eigene Unfähigkeit anspielen, zu erkennen, dass man andere braucht. Dann würde es im Kontext heißen, dass man kein Leben hat, wenn man andere nicht zu sich durchlässt, ihre Präsenz (akkustisch) nicht wahrnimmt und somit blind ist (im Sinne von "bist du blind?! - dass du das nicht siehst!)

Kurzum: Xavier könnte in der Tat völligen Schwachsinn verfasst haben. Wenn man will, kann man aber auch einen Sinn darin sehen. Die Frage ist, wieviel Interpretation man zulässt und ab wann man von unbegründeter Spekulation redet.

Ich für meinen Teil finde einige der getätigten Interpretationen sinnvoll. Andere erscheinen unwahrscheinlich. Wahrscheinlich müsste ich das auch noch in schönem Deutsch aufschreiben, damit man einige meiner Gedankengänge nachvollziehen kann. Die sind nämlich doch recht quer, wenn ich das hier so überlese. Aber, was solls. :D
 
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Hi
@Silver:
Also zu deinem ersten Statement: Ich habe die Waffe ja schon nicht nur als Feuerwaffe angesehen, sondern auch andere Arten der Waffe erkannt. Allerdings macht diese Zeile auch nach deiner Antwort immer noch keinen Sinn für mich. Bitte nochmal langsam durchlesen:

"Dazu brauchen wir keinerlei Waffen, unsere Waffe nennt sich unser Verstand"

Nach dem nochmaligen Durchlesen ist mir dabei noch etwas anderes aufgefallen: Seine Waffe ist sein Verstand, das steht ja fast wortwörtlich da. Aber er braucht keinerlei Waffen? Das heißt er benötigt seinen Verstand nicht? Ich weiß man könnte jetzt wieder sagen, dass er mit dem ersten "Waffen" Feuerwaffen meint und mit dem zweiten "Waffe" eher unkonventionelle Waffen. Aber dann soll er doch bitte auch ein anderes Wort verwenden, das Ganze ist sonst wirklich Blödsinn.

Zum zweiten Statement:
Sehr gewagte Theorie "Wir" als die Gemeinschaft anzusehen, wenn ein paar Zeilen später die Gemeinschaft wird direkt mit "euch" angeredet wird. Da passt meiner Meinung nach der Zusammenhang nicht.

Letztes Statement von dir:

"Ein Leben ohne euch macht wenig Sinn, kein Leben kein Geräusch dann wäre ich wie blind"

Verstehe ich dich richtig, "kein Leben kein Geräusch dann wäre ich wie blind" ist eine Folge aus "Ein Leben ohne euch macht wenig Sinn"? Also, wenn man ohne die Gemeinschaft lebt, dann hat man kein Leben, dadurch entstehen auch keine Geräusch (?) und daraus folgt, dass ich blind bin, sprich keinen anderen Menschen an mich ranlasse?

Muss ganz ehrlich sagen: Finde deine Interpretationen äußerst gewagt, da sehe ich ja die Auswüchse anderer Schüler oder des Lehrers bei der Besprechung mancher Gedichte im Deutsch Grundkurs noch eher ein ;)
Andererseits: Auch äußerst interessante Interpreationtsansätze, hätte nicht gedacht, dass sich jemand die Mühe macht und soviel versucht rauszulesen.
Nichtsdestoweniger stimme ich einem deiner letzten Sätze "Kurzum: Xavier könnte in der Tat völligen Schwachsinn verfasst haben" noch am meisten zu :). Aber vielen Dank für deine Arbeit! :)
Mfg, Heinrich
 
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Xavier sagt nicht "Wir brauchen keine Waffen" sondern "Dazu brauchen wir keine Waffen". Das ist ein Unterschied. Ich weiß nicht, worauf sich das bezieht, aber ich vermute mal:

"Dazu" heißt, andere zu überzeugen, dass es gemeinsam geht. Dazu kann man auch niemanden mit der Waffe zwingen, nur mit Argumenten (Verstand). Wäre man nicht poetisch, würde man sagen: "Man könnte höchstens sagen, der Verstand ist meine einzige Waffe".

Da das in einem Lied aber doof klingt, kann man es so nicht sagen. Ergo heißt es:

"Dazu brauchen wir keinerlei Waffen, unsere Waffe nennt sich unser Verstand".

Und nicht:

"Dazu brauchen wir keinerlei Feuer/ABC/Betäubungs-Waffen, unsere - man könnte es einzige Waffe nennen - Gegenwehr nennt sich unser Verstand" - das wäre vielleicht eine eindeutigere Schreibse, sie ist aber weder poetisch noch rhytmisch noch unbedingt zutreffend, da meine Interpretation und nicht Xaviers Erklärung.

Verstehe ich dich richtig, "kein Leben kein Geräusch dann wäre ich wie blind" ist eine Folge aus "Ein Leben ohne euch macht wenig Sinn"? Also, wenn man ohne die Gemeinschaft lebt, dann hat man kein Leben, dadurch entstehen auch keine Geräusch (?) und daraus folgt, dass ich blind bin, sprich keinen anderen Menschen an mich ranlasse?

Nein. Wäre das so kurz zusammenfassbar, hätte ich es so geschrieben. Man kann Kernaussagen einer Interpretation nicht ohne Erklärung wiedergeben, so ergibt das keinen Sinn.

Meine Interpreation von "blind", "Geräusch" und "Leben" bezog sich auf den Liedtitel, in dem "wir" steht, was ich als (ich versuchs mit Neologismen) "Problemlösungsgemeinschaft" gedeutet habe. Man kann nicht jede Zeile des Liedes für sich nehmen und sagen: "Im Duden steht zu Geräusch das, wieso beziehst du das auf Gemeinschaft?" So funktioniert das Interpretieren nicht.

Aber mal eine Gegenfrage:

In welche Klassenstufe gehst du? Habt ihr euch mal die Literatur nach '45 angesehen? Ich finde ja, in dieser Zeit sind Gedichte entstanden, die mit so "wenig" Bewegungswillen, was die Interpretation angeht, wie du ihn am liebsten hättest, gar nicht zu verstehen sind.

Achja, und in meinem damaligen Deutschgrundkurs haben einige meine Interpretationen auch immer für verquer gehalten. Nichtsdestotrotz kann ich sie belegen, und um mehr geht es beim sinnvollen Interpretieren nicht. Wenn ich die Muße habe, schreibe ich dir auch gerne eine vollständige Interpretation des Liedtextes. Dazu bräuchte ich aber den gesamten. :D
 
den ausführungen von silver kann man wenig hinzufügen da sie den kern eigentlich sehr gut treffen.
ich hör seine musik auch schon seit jahren, und muss sagen.. seine art texte zu schreiben ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da er viel mit metaphern (und/oder bildern) und, wie bereits gesagt, teilsätzen arbeitet.

desweiteren schreibt er oft gedicht- oder gebets-ähnlich.
man kann da auch nicht mit bloßem sachverstand an die sache rangehen. da er eher n (ein sehr gläubiger) gefühlsmensch ist. deswegen hört man auch von vielen die seine musik nicht mögen oder verstehen, sätze wie "aus seinem mund kommt doch nur gefühlsduselei" oder "gejaule".

ich persönlich denke. das er "der erste" ist, der "deutschsprachige soul-musik" gemacht und geprägt hat zusammen mit noch der einen oder anderen person (wie zb. cassandra steen von glashaus).
und diese musik soll eben auch auf einer anderen ebene ansprechen als den kalten wissenschaftlichen verstand. sprich, wenn man sie nicht "fühlt", beim ersten hören, wird sie einem auch ewig verschlossen bleiben. das ist zumindest meine meinung. (vielleicht bin ich in der ansicht auch zu festgefahren, aber wie heisstes so schön, kunst liegt im auge des betrachters).

PS: abers freut mich schonmal das überhaupt ein interesse besteht sich damit auseinander zu setzen :)

PPS: guten morgen. :)
 
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Vielleicht lacht er sich auch jedesmal tot und denkt sich:"haha, mal sehen was die da wieder alles reininterpretieren." ;)
Das Gefühl habe ich manchmal bei einigen hochgelobten Autoren die zu Tode interpretiert werden.
 
Am besten find ich immer noch den Satzbau: "Nur wir müssen geduldig sein..."

Hauptsache der bildet auch z.B. Kausalsätze wie Hauptsätze ("Ich kann keine Texte schreiben, weil ich habe Notizbuch")

Nein mal im Ernst, entweder man setzt sich in seinen Philosophie-LK und quatscht darüber oder sieht ganz einfach n homogenes Reimschema dahinter und schenkt dem Text weniger Aufmerksamkeit.

Ist doch häufig so bei viel diskutierten Texten - entweder der Verfasser war ein Genie oder unheimlich dämlich. Es ist alles eine Sache des Standpunkts.

cu ced2
 
Man ihr habt echt wenig zu tun, sich über sowas auszulassen ;)

Aber es ist tatsächlich wie Post2 sagt. Entweder du machst tiefgründige Lieder und entsprechende Text. Dann muss sich die Musik denn Testen anpassen, was natürlich zu Einbussen in der Qualität der eigentlichen Musik führt. Oder du machst gute Musik und passt den Test der Intonation und der Tonhöhe etc an. was natürlich der Qualität des Textes nicht unbedingt entgegenkommt. Beides (Text und Musik) in hoher Qualität unter ienen Hut zu bringen können nur wenige.
 
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