Xbox One: Cloud-Funktionalität und AMD-Kooperation

Michael Günsch
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Die Xbox One soll bekanntlich umfangreiche Cloud-Funktionen mit sich bringen. Diese sollen jedoch weit über das Speichern von Nutzerdateien wie Spielstände, Bilder oder Videos hinausgehen. Microsoft will darüber hinaus die Ressourcen von Cloud-Servern, insbesondere deren Rechenkraft und Speicherplatz, für Spiele nutzen.

Wie der für die Xbox zuständige Group Program Manager Jeff Henshaw gegenüber OXM erklärt habe, soll Entwicklern „für jede produzierte Xbox One das Äquivalent von drei Konsolen“ – gemessen an CPU- und Massenspeicherkapazität – in der Cloud zur Verfügung gestellt werden. Folglich sollen über Cloud-Server dreimal so hohe Rechen-/Speicherressourcen für Spiele bereitgestellt werden, wodurch insgesamt aufwändigere Spiele mit größeren Levels geschaffen werden könnten, als es das alleinige Potenzial der Konsole erlauben würde.

Arstechnica hat im Gespräch mit Microsoft Näheres zu der Cloud-Unterstützung erfahren. Demnach sollen die „Cloud Computing Architektur“ der Xbox One rund 300.000 Server umfassen. Von diesen sollen insbesondere „verzögerungs-unempfindliche Berechnungen“ in Spielen profitieren. Die Rede ist von Objekten, die nicht unbedingt mit jedem Einzelbild im Spiel aktualisiert werden müssen. Als Beispiel wird zunächst die Berechnung der Beleuchtung eines Waldes oder des Nebels auf einem Schlachtfeld angeführt. Diese Elemente würden meist beim Ladevorgang des Levels vorab berechnet und müssten, einmal geladen, zudem nicht ständig aktualisiert werden. Das rechenintensive Vorausberechnen könne folglich in die Cloud ausgelagert werden, so der Leiter von Microsofts Redmond Game Studios Matt Booty.

Ferner benötigten auch Spielphysik, Flüssigkeiten oder bewegte Kleidung eine Menge Rechenarbeit im voraus, die ebenfalls in der Cloud erledigt werden könnte, und dies ohne Verzögerungen im Spielfluss, da dies beim Laden des Levels geschehe. In einem weiteren Beispiel veranschaulicht Booty die Funktionsweise: „Wenn du in einen Raum hinein gehst, mag es sein, dass innerhalb von ein oder zwei Sekunden die Beleuchtung nur von der Konsole berechnet wird, aber sobald die Cloud aufholt und die Daten an die Konsole liefert, hast du unglaublich realistische Beleuchtung.

Die Möglichkeiten stellen Spieleentwickler vor neue Herausforderungen, müssen diese doch entscheiden, programmieren und verwalten, welche Elemente direkt in der Konsole und welche wiederum in der Cloud berechnet werden sollen. Für Spieler bedeutet dies zudem, dass nur bei bestehender Internetverbindung die volle Grafikpracht zur Verfügung steht. Zudem stellt sich die Frage, welche Geschwindigkeit der Internetzugang bieten muss, um all diese errechneten Daten ausreichend schnell von der Cloud auf die heimische Konsole zu übertragen.

Kooperation zwischen AMD und Microsoft angeblich über 3 Mrd. US-Dollar wert

AMD hat bekanntlich das „Rennen“ um die neuen Konsolengenerationen aus dem Hause Microsoft und Sony gewonnen – in beiden kommt eine individuell gestaltete SoC-Lösung mit CPU und GPU von AMD zum Einsatz. Wie lukrativ die Partnerschaft mit Microsoft bei der Xbox One für AMD ausfallen könnte, darauf gibt es nun erste Hinweise.

Bob Feldstein, der mittlerweile bei Nvidia arbeitet, aber vor knapp einem Jahr noch für AMD als Vice President in der strategischen Produktentwicklung tätig war, nennt in seinem LinkedIn-Profil darüber hinaus eine konkrete Summe für den Wert der Kooperation zwischen AMD und Microsoft bei der Xbox One, wie Gamechup berichtet. Das mehrjährig angelegte „Projekt“ besitze demnach einen Wert von über drei Milliarden US-Dollar. Diese Summe wird vermutlich sämtliche Kosten für die AMD-SoCs inklusive deren Entwicklung, Fertigung und Auslieferung über einen Zeitraum mehrerer Jahre beinhalten.

Bob Feldstein nennt Wert von 3 Mrd. US-Dollar für AMDs Xbox-Deal
Bob Feldstein nennt Wert von 3 Mrd. US-Dollar für AMDs Xbox-Deal (Bild: linkedin.com)

Gegenüber der britischen Ausgabe des offiziellen Xbox-Magazins OXM hat Microsofts Vizepräsident der Entertainment-Sparte Yusuf Mehdi zudem erklärt, dass die neue Konsolengeneration als reine Spielkonsole im Laufe der nächsten zehn Jahre voraussichtlich etwa 400 Millionen Mal (hiermit meint er offenbar alle Konsolen) verkauft werden wird. Da die Xbox One genau wie die Playstation 4 von Sony jedoch mit weitreichenderen Entertainment-Möglichkeiten daherkommt und somit eine breitere Zielgruppe anspricht, peile Microsoft deutlich höhere Verkaufszahlen als beim Vorgänger an.

Da AMD auch Sonys PlayStation 4 mit einem Custom-SoC versorgt, ist davon auszugehen, dass auch hier enorme Summen fließen werden, obgleich deren Höhe sich schwer abschätzen lässt. In jedem Fall werden die „Konsolen-Deals“ AMD eine Menge Geld in die gebeutelte Kasse spülen. Laut Gamechup hat Sony für den bei der vorherigen PlayStation-Generation eingesetzten Cell-Prozessor im Laufe der Jahre rund 400 Millionen US-Dollar ausgegeben.