Studie: Warum Starlink kein Ersatz für Glasfaser ist – zumindest meistens

2021 erfolgte der Startschuss von Starlink in Deutschland. Seitdem steigen die Kapazitäten und die Preise des Satelliten-Internetzugangs sinken. Ein Ersatz für Festnetzanschlüsse oder den Mobilfunk ist es aber nach wie vor nicht, zeigt eine Studie der Technischen Hochschule Mittelhessen, die im Auftrag des Breko erstellt wurde.
Die Gesamtkapazität von Starlink liegt in Deutschland derzeit bei 377 Tbit/s. Laut der Studie reicht das für rund 200.000 Kunden mit 100 Mbit/s im Download oder 20.000 Kunden mit 1 Gibt/s im Download.
Wettbewerbsfähiger werden auch die Preise. Der Lite-Tarif für Privathaushalte kostet 29 Euro, der Standard-Tarif 50 Euro. Ein Niveau, das vergleichbar ist mit einem Festnetzanschluss.
Die Reise-Tarife kosten etwas mehr. Wer unterwegs Starlink nutzen will, muss 40 Euro zahlen, erhält dann aber auch nur ein Datenvolumen von 50 GB. Für ein unbegrenztes Datenvolumen sind 89 Euro monatlich fällig.
Potenzial lässt sich schwer abschätzen
Der Studie zufolge liegt die Anzahl der derzeit aktiven Satelliten bei rund 6751. Starlink plant, insgesamt 42.000 Satelliten ins All zu schicken. Schätzt man die Kapazitäten optimistisch, würden sich in Deutschland laut der Studie damit 13 Millionen Kunden mit 100 Mbit/s oder 1,3 Millionen Kunden mit 1 Gbit/s im Download versorgen lassen.
Bei den US-Behörden liegen bislang aber nur Anträge für 12.000 Satelliten. Zur weiteren Entwicklung gibt es keine Angaben. Angesichts der Unwägbarkeiten bleibe daher abzuwarten, ob die „angegebenen Kapazitäten tatsächlich realisiert werden können“, heißt es im Fazit der Studie.
Kein Ersatz für Festnetz oder 5G – solange es Alternativen gibt
Selbst wenn Starlink bei den Kapazitäten zulegen könne, sei es nach wie vor kein Ersatz für Festnetz oder Mobilfunk-Technologie wie 5G, erklärt Studienautor Professor Kristof Obermann. „In der Fläche führt kein Weg am Glasfaserausbau vorbei, da Satelliteninternet bei Datenrate, Zuverlässigkeit, Latenz, Verfügbarkeit und Stromverbrauch deutlich unterlegen ist“, so Obermann.
Der Stromverbrauch der Empfangsantenne ist laut der Studie mit 50 bis 100 Watt sehr hoch. Die Leistungsaufnahme eines Glasfasermodems (ONT) liegt hingegen bei 2,3 bis 3 Watt und der gesamte Anschluss kommt mit weiteren Funktionalitäten wie WLAN im Mittel auf 9 bis 10 Watt.
Bei der Latenz befindet sich Starlink-Internetzugang im Bereich zwischen 40 und 50 Millisekunden. Bei Glasfaseranschlüssen sind es 2 bis 10 ms.
Interessant sei Starlink aber, wenn es keine Alternativen gibt. Das gelte etwa für Haushalte im ländlichen Raum, für die der Glasfaserausbau aufgrund der enormen Kosten kaum rentabel ist. „Hier kann das Internet aus dem Orbit angesichts der dramatischen Haushaltslage von Bund, Ländern und Kommunen eine sinnvolle Alternative sein, um digitale Teilhabe sicherzustellen“, sagt Obermann.