Windows Vista Verkaufszahlen lassen nach

Sasan Abdi
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Nach einem recht soliden Start lassen die Verkaufszahlen von Windows Vista laut einem noch nicht veröffentlichten Bericht der US-Marktforscher NPD Group mittlerweile offenbar zu wünschen übrig. Bei Microsoft verweist man indes darauf, dass der Absatz über die Komplettsysteme weiter brummt.

Demnach hinkt der Einzelverkauf des neuen Betriebssystems in den USA im Vergleich zum XP-Verkauf in den ersten sechs Monaten nunmehr um satte 60 Prozent hinterher. Generell werde ein Großteil der Verkäufe nicht etwa im konventionellen Handel sondern ausschließlich über das Komplettsystem-Geschäft eingefahren. „Es läuft einfach nicht gut“, so der NPD-Zuständige Chris Swenson.

Mit den Zahlen konfrontiert, erklärte Microsoft in einem Statement den Kollegen von News.com, dass die Analysten-Aussage in keinster Weise für den tatsächlichen Verlauf der Verkaufszahlen sprechen könne, eben weil die meisten Kunden Windows Vista über ein neues Komplettsystem und nicht separat im Handel erwerben würden. Insgesamt seien bisher rund 60 Millionen Lizenzen verkauft worden. Noch im Mai hatte Microsoft-Gründer Bill Gates verkündet, dass bereits 40 Millionen Lizenzen verkauft worden seien. Außerdem bemerkte der Konzern, dass sich Office 2007 im Vergleich zum Vorgänger im selbigen Zeitraum (sechs Monate nach Verkaufsstart) doppelt so gut verkaufen würde.

Dass die Vista-Verkaufszahlen logisch mit dem Komplettsystem-Markt in Verbindung stehen, mutet nicht nur verständlich an, wird indirekt auch von Zahlen aus dem Marktforschungshause Gartner bestätigt: Wurden 2001 weltweit noch 128 Millionen Komplettsysteme verkauft, waren es im vergangenen Jahr 239 Millionen – Zahlen die zeigen, dass eben jener Markt in Hinblick auf den Erfolg einer Software längst ein viel höheres Maß an Relevanz besitzt, als der Verkauf an der Ladentheke.

Dennoch stellt sich natürlich die Frage, ob der generelle Abwärtstrend bei den Standalone-Verkäufen auch auf andere Faktoren zurückzuführen ist. Geht es nach NPD-Marktforscher Swenson, so lautet die Antwort „ja“. Neben einigen anderen kleinen Aspekten schreibt er vor allem der nicht ausreichenden Aufklärung über die neuen Features von Vista eine entscheidende Rolle zu: „Das Problem ist, dass Vista jede Menge neuer Features besitzt, an die die Kunden erst einmal gewöhnt werden müssen.“ In diesem Punkt ähneln sich Microsoft und Apple sehr, so Swenson: „Ähnlich wie Apple die Massen über die Möglichkeiten des iPhones informieren muss oder auf die Vorteile von Mac OS hinweisen muss, so müsste Microsoft eigentlich auch über die zahlreichen Möglichkeiten von Vista in TV-, Radio und Printwerbung aufklären.“

Das aktuelle Tal bedeutet aber unter Umständen noch nicht das Ende der guten Zahlen für Vista. So erreichten die XP-Verkäufe erst einige Jahre nach dem offiziellen Verkaufsstart Top-Höhen. „Ich denke, dass viele Kunden sich erst kurz vor dem XP-Start mit Windows 2000 oder ME-Komplettsystemen oder Standalone-Lizenzen eingedeckt hatten. Aus diesem Grund hat es einige Zeit gedauert, bis eben jene Kunden den Drang verspürten, ihr System auf den neusten Stand zubringen. Es könnte sein, dass es bei Vista zu einem ähnlichen Trend kommt“, erklärt Swenson. Da man aber für ein stabiles Vista-System recht moderne Hardware benötigt, stünden die Chancen, dass sich dieser Trend tatsächlich durchsetzt, eher schlecht. Es bleibt also abzuwarten, ob Microsoft erneut mit einer Erfolgsmeldung auftrumpfen kann.

Bezogen auf die Betriebssystem-Struktur der ComputerBase-Besucher lässt sich im übrigen sagen, dass die Zahl der XP-Benutzer mit dem Start von Vista merklich gesunken ist. Surften Ende 2006 noch gut 90 Prozent der Besucher mit XP auf ComputerBase.de, so waren es im März 2007 nur noch rund 80 Prozent. Mittlerweile ist der Anteil bei gut 75 Prozent angelangt, wobei sich der Winkel der Abwärtskurve moderater entwickelt als noch zu Beginn des Jahres. Passend dazu legte der Anteil der Vista-Benutzer im selben Zeitraum von 0 auf nunmehr rund 18 Prozent zu – eine Entwicklung, die nahe legt, was logisch erscheint: Die aktuellen Vista-Nutzer rekrutieren sich zu größten Teilen aus ehemaligen XP-Nutzern.

Andere Betriebssysteme spielen auf ComputerBase indes kaum eine Rolle: Der Anteil von allen sonstigen Betriebssystemen – auch von Linux und Mac OS X – liegt jeweils unter 5 Prozent.