AMD vs. Nvidia: Radeon HD 4870 stellt sich gegen GeForce GTX 260

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Wolfgang Andermahr
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Beurteilung

Mit der Radeon HD 4870 ist ATi erstmals nach einer langen Zeit wieder in der Lage, mit einer GPU eine High-End-Karte von Nvidia anzugreifen. Es reicht zwar (noch) nicht dazu, mit einer GeForce GTX 280 zu konkurrieren, doch immerhin kann man den kleineren Bruder in Form der GeForce GTX 260 attackieren. Und das, obwohl die Nvidia-Grafikkarte ein gutes Stück teurer als das ATi-Pendant ist.

Ohne Anti-Aliasing sowie die anisotrope Filterung liegt die Radeon HD 4870 gleich auf mit der GeForce GTX 260. Letztere lässt die Spiele zwar um durchschnittlich drei Prozent schneller laufen, spüren wird man das im Spielgeschehen aber kaum. Die Radeon HD 4850 rendert um 21 Prozent langsamer, die GeForce GTX 280 dagegen noch 20 Prozent schneller. In 1600x1200 verändern sich die Abstände nur marginal. Die Radeon HD 4870 rückt auf bis zu zwei Prozent an die GeForce GTX 260 heran und kann sich nun um 23 Prozent von der Radeon HD 4850 absetzen. Bei der höchsten Auflösung (2560x1600) kann die Nvidia-Karte wahrscheinlich den Vorteil des größeren Speichers ausspielen und schafft es so, den Vorsprung zur Radeon HD 4870 auf sieben Prozent zu vergrößern. Der Abstand zur Radeon HD 4850 ist mit 24 Prozent mehr oder weniger gleich geblieben.

PowerColor Radeon HD 4870
PowerColor Radeon HD 4870

Nach dem Hinzuschalten der beiden qualitätssteigernden Features sieht es etwas besser für die ATi-Karte aus. Die Radeon HD 4870 agiert in 1280x1024 mit einem Vorsprung von einem Prozent erstmals schneller als die GeForce GTX 260. Die Radeon HD 4850 lässt den Abstand mit 26 Prozent etwas größer werden. Die Differenz zwischen dem ATi- und dem Nvidia-Beschleuniger bleibt in 1600x1200 gleich, allerdings kann sich die Radeon HD 4870 mittlerweile um 30 Prozent von der langsameren Radeon HD 4850 absetzen. In der Paradedisziplin der RV770-GPUs, dem acht-fachen Anti-Aliasing, weiß die Radeon HD 4870 zu glänzen. In 1280x1024 kann sich die schnelle ATi-Karte um sieben Prozent von der GeForce GTX 260 absetzen und wird mit einem Rückstand von nur noch zehn Prozent gar der GeForce GTX 280 gefährlich.

In 1600x1200 schafft man es dann sogar, das Nvidia-Flaggschiff zu schlagen – trotz einer Preisdifferenz von satten 230 Euro. Die GeForce GTX 260 liegt mit einem Rückstand von 25 Prozent abgeschlagen zurück und auch die Radeon HD 4850 sieht mit einer Differenz von beachtlichen 50 Prozent nur noch die Rücklichter der Radeon HD 4870.

Point of View GeForce GTX 260
Point of View GeForce GTX 260

Weniger zu glänzen weiß die ATi-Karte dagegen in der Lautstärke, wobei das Ergebnis noch gerade so akzeptabel ist. Unter Windows agiert die Grafikkarte sehr leise und würde sich ohne Einschränkungen für einen Silent-PC eignen, jedoch wird der Lüfter unter Last etwas laut. Das Pendant auf der GeForce GTX 260 zeigt sich noch etwas unruhiger und man kann es schon unter Windows von den restlichen Komponenten unterscheiden. Unter Last dürfte der Lüfter für den ein oder anderen Käufer gar zu laut ist.

Bei der Leistungsaufnahme schafft es die GeForce GTX 260, das Ergebnis umzudrehen. Die Nvidia-Karte agiert um einiges sparender als der Kollege aus dem roten Hause, der vor allem unter Windows überhaupt nicht überzeugen kann. Die Leistungsaufnahme ist trotz des angeblich verbesserten Stromsparmechnismus sehr hoch und auch unter Last ist die Radeon HD 4870 nicht gerade sparsam. Die GeForce GTX 260 kann die ATi-Karte diesbezüglich problemlos schlagen. Das Bild der letzten Monate wird vollständig auf den Kopf gestellt.

Fazit

ATi hat mit der Radeon HD 4870 ohne Zweifel eine reife Leistung abgeliefert und schafft es nach langer Zeit erstmals wieder, eine High-End-Karte von Nvidia, die GeForce GTX 260, zu attackieren. Die Performance ist durchweg sehr gut und meistens gleich auf mit der einer GeForce GTX 260. In geringeren Qualitätseinstellungen kann sich die Nvidia-Karte zwar leicht absetzen, dafür überholt die Radeon HD 4870 die GeForce GTX 260 dann in hohen Auflösungen und hohen Qualitätseinstellungen und schafft es in 1600x1200 sogar, eine GeForce GTX 280 zu schlagen.

Bezüglich der Performance hat ATi bei der Radeon HD 4870 also alles richtig gemacht. Wenn man bedenkt, dass die Radeon HD 4870 schon für 210 Euro zu haben ist und eine meistens gleich schnelle GeForce GTX 260 gut 55 Euro teurer zu Buche schlägt, spricht eigentlich nicht mehr viel für den 3D-Beschleuniger aus Kalifornien. Während die nicht ganz überzeugende Lautstärke der leicht schlechteren Leistung der Konkurrenz gegenüber steht, zeichnet allerdings die hohe Leistungsaufnahme einen dicken Fleck auf die weiße Weste der HD 4870. In diesem Zusammenhang bleibt zu hoffen, dass das Problem tatsächlich im Treiber/BIOS begründet liegt und behoben werden kann – abschließend geäußert hat sich ATi noch immer nicht dazu. Doch leider zeigt die Erfahrung, dass beschwichtigende Äußerungen zur Produktvorstellung nicht immer zutreffen müssen und das Laster der relativ hohen Leistungsaufnahme am Ende immer am RV770 hängen könnte.

Dennoch sprechen wir der Radeon HD 4870 für 210 Euro (aufgrund der Leistungsaufnahme nicht ohne Bedenken) unsere Kaufempfehlung aus, da uns die Karte in allen anderen Belangen gut bis sehr gut gefallen und zum Teil gar beeindruckt hat. Nvidia schafft es zurzeit selbst mit einem 55 Euro teureren Produkt nicht, die ATi-Karte klar hinter sich zu lassen. Bis sich der Preis der GeForce GTX 260 noch weiter nach unten orientiert hat, können wir jedem Spieler nur ans Herz legen, eine Radeon HD 4870 in die mehr als enge Wahl zu nehmen – und auch bei Preisgleichheit sollte man den 3D-Beschleuniger auf jeden Fall berücksichtigen.

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