Sony Smartwatch 3 im Test: Der Pionier wird inzwischen deklassiert

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Jan Wichmann
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Sony Smartwatch 3 im Alltag

Mit Android Wear wird dem Nutzer bekannte Kost serviert. Das Handgelenk wird mit einer vertikalen Menüführung, Touch-Gesten und Sprachsteuerung zur Schaltzentrale sämtlicher Aktivitäten des gekoppelten Smartphones. Die verwendete Hardware der Sony Smartwatch 3 bietet genügend Leistung und führt sämtliche Befehle ohne Verzögerungen aus. Auch Sprachbefehle werden zumeist sehr gut verstanden und zügig umgesetzt.

Da Google den Herstellern noch immer wenig Entfaltungsspielraum für Individualisierungen lässt, bleibt auch Sony letztlich nur der Weg über die Einbettung eigener Zifferblätter (sogenannte Watchfaces), um sich gegenüber den Mitstreitern zu differenzieren. Die Smartwatch 3 bietet dem Nutzer insgesamt 14 Zifferblätter. Die Mehrheit hiervon ist jedoch bereits von anderen Uhren bekannt.

Android-Wear-Ziffernblätter

Zwar wirkt die Smartwatch 3 sportlich, jedoch verzichtet Sony auf überladene Vitalsensoren und belässt es bei einem Schrittzähler sowie Beschleunigungsmesser. Die in den Spezifikationen hervorstechenden Alleinstellungsmerkmale NFC, WLAN und GPS machen sich im Alltag wenig bemerkbar. Dienen NFC und WLAN der Unterstützung von zukünftigen Applikationen, ist der Einbau von GPS fraglich. Die Navigationsberechnung erfolgt trotz aktiviertem GPS auf dem Smartphone, lediglich Wegpunkte lassen sich auf der Uhr unterwegs – etwa beim Joggen – ohne Smartphone abspeichern, um sie später auf dem Smartphone zu einer Strecke zu verbinden. Die Navigation per Smartwatch an sich ohne gekoppeltes Smartphone ist jedoch nicht möglich. Auch der weitere Funktionsumfang der Sony Smartwatch 3 gleicht dem seiner Kontrahenten.

Ein von der Asus ZenWatch bekanntes Problem zeigt sich ebenso beim Tragen der Sony Smartwatch 3. So komfortabel eine Faltschließe ist, birgt diese eine gewisse Höhe in sich. Beim Auflegen des Handgelenkes auf flache Oberflächen, wie etwa beim Schreiben an der Tastatur, kann dieses nicht ganz abgestützt werden.

Laufzeiten

Die Sony Smartwatch 3 verfügt im Android-Wear-Segment über den bislang größten Akku. Mit einer Nennladung von 420 mAh liegt sie knapp über der LG G Watch R, die mit 410 mAh daherkommt. Doch erlaubt auch diese minimale Steigerung keine Höhenflüge gegenüber der Konkurrenz. Bei verhaltener Nutzung, die sich über das Sichten von Benachrichtigungen, die Beantwortung von Kurznachrichten mittels Spracheingabe, die Wiedergabe von Musik und das kurze Navigieren zur Arbeitsstätte definiert, erreicht die Smartwatch 3 eine Laufzeit von zwei Tagen. Dabei war die „Always-on-Funktion“, die das Display unter Inaktivität in einen gedimmten Modus versetzt, stets aktiviert. Die Display-Helligkeitsstufe belief sich auf Stufe 3 von 5.

Sony Smartwatch 3 – Fummliges Ladekonzept
Sony Smartwatch 3 – Fummliges Ladekonzept

Eine komplette Akkuladung dauert etwa eine Stunde, wobei jedoch das Ladekonzept sehr negativ auffällt. Setzen andere Hersteller auf Ladeadapter oder gar -schalen, befindet sich der Micro-USB-Anschluss bei der Smartwatch 3 hinter einem fummeligen Gummiverschluss. Um diesen optimal zu erreichen, muss die Uhreneinheit jedes Mal aus dem Korpus genommen werden. Nach wie vor ist das kontaktlose Ladesystem der Motorola Moto 360 unerreicht.

Zudem gilt es zu erwähnen, dass Sony dem Lieferumfang lediglich ein kurzes (17,5 cm) Micro-USB-Kabel beilegt – auf die Zugabe eines Stromadapters wird verzichtet.

Fazit

Trotz Erfahrung im Smartwatch-Sektor kann Sony sich nicht vor den Mitstreitern platzieren. Einer identischen Funktionsweise geschuldet und aufgrund von Einschränkungen durch Android Wear heißt es, mit Feinheiten zu glänzen. NFC, GPS und WLAN als Alleinstellungsmerkmale der Smartwatch 3 könnten diese entscheidenden Feinheiten sein, die Sony von der Konkurrenz abheben. Allerdings ist der resultierende Nutzen aus diesen Funktionen derzeit kaum vorhanden, sondern kann nur mit der Hoffnung auf zukünftige Apps unter „zukunftssicher“ abgehakt werden. Die Uhr bietet darüber hinaus eine modulare Bauweise, die äußerst gelungen ist und zu einem stimmigen und einheitlichen Design führt. Auch die Verarbeitungsqualität überzeugt, wird jedoch von einem fummeligen Ladekonzept überschattet. Das im Test vorliegende Kunststoffarmband fällt aufgrund der schmutzanziehenden Oberfläche jedoch negativ auf. Das verbaute Display besticht zwar durch sehr gute Ausleuchtung und Helligkeit, könnte jedoch eine höhere Dynamik und einen kräftigeren Kontrast bieten.

Sony Smartwatch 3 in mehreren Varianten
Sony Smartwatch 3 in mehreren Varianten (Bild: Sony)

Im Hinblick auf die Akkulaufzeit gibt sich die Smartwatch 3 durchschnittlich. Obgleich die Akku-Nennladung gegenüber den Widersachern minimal erhöht wurde, bleibt die Akkulaufzeit noch immer ein wunder Punkt des Smartwatch-Sektors. Zwei Tage Laufzeit bei normaler Nutzung ist auf Dauer zu wenig.

Dessen ungeachtet haben technikbegeisterte Uhrenträger nunmehr die Wahl zwischen sechs Android-Wear-Uhren. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung kann nach wie vor keiner Smartwatch gegeben werden. Jede Uhr hat ihr Für und Wider. Zudem spielt der Designaspekt eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung.

Verfügbarkeit und Preis

Die Sony Smartwatch 3 ist in Kombination mit einem schwarzen, weißen, rosa- oder limettenfarbenen Kunststoffarmband seit dem vierten Quartal 2014 erhältlich. Als unverbindliche Preisempfehlung ruft der Hersteller knapp 230 Euro aus und liegt damit auf dem Niveau der Konkurrenz. Ein Blick in den Preisvergleich offenbart jedoch, dass die Smartwatch 3 schon ab circa 175 Euro erhältlich ist. Neben dem Vorreiter LG G Watch (ab 99 Euro) zählt Sonys Ableger so zu den derzeit günstigsten Android-Wear-Uhren.

Die im Rahmen der diesjährigen CES 2015 vorgestellte Edelstahlversion wird mit einem Preis von etwa 280 Euro beziffert. War eine Verfügbarkeit zum angestrebten Frühjahr noch rar gesät, ist diese Version nunmehr mit geringer Lieferzeit ab 256 Euro lieferbar.

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