Kindle Paperwhite 2021 im Test: Display und Quellenwahl

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Michael Schäfer
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Größeres Display, höhere Auflösung

Mit dem Zuwachs an Fläche kann der neue Paperwhite deutlich mehr Inhalte pro Seite darstellen – je nach verwendeter Schriftgröße bis zu sieben Zeilen zusätzlich. Neben dem Display ist auch die Auflösung auf 1.236 × 1.648 Pixel angewachsen, womit sie nur knapp unter dem aktuellen Kindle Oasis (Test) liegt. Die Pixeldichte beträgt unverändert 300 ppi.

An der Darstellungsart hat sich ebenso nicht viel verändert: Nach wie vor kommt ein Panel von E-Ink zum Einsatz, das für eine gute Darstellung sorgt. Dass Amazon von einem 20 Prozent schnelleren Seitenaufbau spricht, legt die Vermutung nahe, dass der Online-Händler wie bereits Tolino beim neuen Vision 6 ebenfalls auf die neue Carta-1200-Technologie setzt. Aufgrund des größeren Displays hat Amazon jedoch die integrierte Vordergrundbeleuchtung überarbeiten müssen. So beleuchten nun 17 statt wie bisher 5 LED das Display, was für eine noch einmal gesteigerte Lichtverteilung sorgt, aber auch dem nun integrierten Blaulichtfilter zuzurechnen ist. Dennoch kann der neue Paperwhite in der Hinsicht gegenüber dem aktuellen Kindle Oasis punkten, der lediglich 12 Leuchteinheiten mit sich führt. Konnten bei den vorangegangenen Generationen des Mittelklasse-Readers am unteren Ende des Bildschirms immer noch leichte, wenn auch nicht störende Lichthöfe ausgemacht werden, gehört dieses Verhalten beim neuen Paperwhite der Vergangenheit an.

Die Schnellzugriffe für die wichtigsten Funktionen
Die Schnellzugriffe für die wichtigsten Funktionen

Zuwachs auch an Helligkeit

Laut Amazon soll die neue Beleuchtung für ein 10 Prozent helleres Display sorgen, was die Messungen in der Praxis bestätigen. Mit einer Durchschnittshelligkeit von 107 cd/m² bietet der Paperwhite 2021 genügend Reserven, da für ein entspanntes Lesen bei Dunkelheit nur rund ein Drittel der Leuchtkraft benötigt wird. Die Farbtemperatur fällt mit 5.800 K etwas kühler als beim Vorgänger aus. Da es sich hierbei um eine indirekte Beleuchtung handelt, kann sie am Tag deaktiviert bleiben – hier sorgt das Umgebungslicht alleine für ein gutes Erkennen der Inhalte. In dieser Hinsicht verhalten sich E-Book-Reader wie ein gedrucktes Buch, daher muss das vorhandene Licht nicht durch eine Hintergrundbeleuchtung übertroffen werden – was am Ende auch für die Augen deutlich angenehmer und weniger anstrengend ist. Einstellen lässt sich die Beleuchtung bei allen Varianten in 24 Stufen, bei der Signature-Version durch die Integration des Helligkeitssensors zudem automatisch, obwohl sie dabei nicht immer den Geschmack des Nutzers treffen dürfte.

Was bei anderen Herstellern bereits vor geraumer Zeit in der Mittelklasse angekommen ist, hält nun auch bei Amazon Einzug: der Blaulichtfilter. Ist die Beleuchtung dem Nutzer zu abendlicher Stunde zu grell, können mit dem neuen Paperwhite auch hier auf Wunsch die Blauanteile des Lichtes herausgefiltert werden. Lange Zeit wurden sie verdächtigt, für ein schlechteres Einschlafen zu sorgen. Neue Forschungen haben diesen Punkt jedoch mittlerweile widerlegt. Die Möglichkeiten zur Reduktion sind dabei vielfältig: So können Nutzer aller drei Varianten die Farbtemperatur manuell einstellen oder an einen bestimmten Zeitplan koppeln, bei dem die Änderungen entweder tageszeitabhängig oder zu einer festgelegten Uhrzeit vollzogen werden. Ein Koppeln an den Lichtsensor der Signature-Edition ist dagegen nicht vorgesehen.

Größenvergleich Paperwhite 2021 (links) und Paperwhite 2018 (rechts)
Größenvergleich Paperwhite 2021 (links) und Paperwhite 2018 (rechts)

Nach wie vor geringe Quellenwahl

Amazon bietet die Basisversion des Paperwhite mit 8 GB internem Speicher an, von dem nach Abzug des Systems 6,84 GB für eigene Inhalte übrig bleiben und der wie die anderen Kindle-Reader vor ihm keine Erweiterung per SD-Karte unterstützt. Die Speichergröße mag zwar zunächst gering erscheinen, da Amazon seinen Reader-Geräten aber nach wie vor eine kaum vorhandene PDF-Unterstützung zukommen lässt – der Reader erkennt das Format an, mehr aber auch nicht –, hält sich der Speicherverbrauch bei reinen digitalen Büchern, die meist nur ein paar Megabyte groß sind, in einem überschaubaren Rahmen. So besitzt „Der Herr der Ringe“ in der Übersetzung von Margaret Carroux als gedrucktes Buch inklusive der Anhänge fast 1.300 Seiten und benötigt als E-Book rund 10 MB Speicherplatz – was schon viel darstellt und der aufwendigen Gestaltung geschuldet ist. Davon ausgehend, dass ein digitales Buch im Normalfall für die Textmenge von umgerechnet 300 gedruckten Seiten 1 MB benötigt, kann sich jeder selbst ausrechnen, wie viele Bücher alleine auf den kleinen Paperwhite passen. Anders sieht es mit Hörbüchern von Audible aus, auf die an späterer Stelle genauer eingegangen wird.

Auch für Nutzer des alten Paperwhites liefert die Startseite ein gewohntes Bild
Auch für Nutzer des alten Paperwhites liefert die Startseite ein gewohntes Bild

Die offiziell vorhandenen Möglichkeiten zur Befüllung des Paperwhites zeigen erneut, wie eng Amazon seine E-Book-Reader an das eigene Öko-System bindet. Das muss nicht unbedingt ein Nachteil für den Nutzer darstellen, sollte aber zu seinen Gewohnheiten passen. So unterstützen die Kindles generell, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, nur die eigenen Buchformate. Bei den Hörbüchern besitzt der Nutzer gar keine Alternativen. Das weit geläufigere Epub-Format findet somit auch beim neuen E-Book-Reader keine Verwendung. Dank weichem DRM mit Wasserzeichen ist es aber schon länger möglich, entsprechende Bücher in ein von Amazon unterstütztes Format zu wandeln, was die Quellenzahl deutlich steigert und Anwender damit ein wenig unabhängiger vom Online-Händler macht. Auf Angebote wie die Onleihe, dem digitalen Verleihdienst der öffentlichen Bibliotheken, muss der Nutzer jedoch verzichten.

Amazon selbst bietet dem Kunden jedoch ebenso eine große Anzahl an Möglichkeiten für neuen Lesestoff. So können Bücher direkt über die eigene Verkaufsplattform bezogen werden, mit Kindle Unlimited besteht zudem für rund 10 Euro monatlich ein mit vielen Titeln gefülltes Flatrate-Angebot – auch wenn nach wie vor die großen Namen fehlen. Prime-Nutzer können über Prime-Reading und die Kindle-Bücherei ebenfalls auf ein, wenn auch deutlich abgespeckteres Angebot zurückgreifen. Wer sich also größtenteils im Amazon-Universum bewegt, sollte genügend Inhalte für sich finden.

Bequeme Handhabung, aber teilweise goldener Käfig

Die Vorteile der Anbindung werden dann deutlich, wenn es gilt, die entsprechenden Titel auf den Reader zu bekommen. Früher bot Amazon dafür sogar Varianten seiner Lesegeräte mit Mobilfunkanbindung an, das Angebot wurde aber vor geraumer Zeit eingestellt. Das sollte jedoch kaum stören – wer unbedingt von unterwegs aus ein Buch auf den Kindle laden möchte, hat ebenso schnell über das Smartphone einen Hotspot eingerichtet.

Die jeweiligen Titel lassen sich einfach auswählen und per Download auf den Kindle laden und stehen dann sofort zur Verfügung. Alternativ können Inhalte auch klassisch per USB-Kabel übertragen werden, was in den meisten Fällen jedoch nur bei konvertierten Büchern der Fall sein dürfte.

In der Kids-Edition erhalten Nutzer zudem über Kids+ eine kuratierte Flatrate mit über 1.000 Kinderbüchern für jedes Alter. Über den Kinder-Modus, der auch allen anderen Reader-Varianten zur Verfügung steht, lassen sich bis zu vier Kinder anlegen, über die Eltern eine genaue Kontrolle haben. So müssen hier außerhalb von Kids+ aufgespielte Inhalte explizit freigegeben werden, um einen Zugriff auf Inhalte für Erwachsene zu unterbinden – falls das Lesegerät von beiden Parteien genutzt wird. Darüber hinaus besitzen entsprechende Profile keinen Zugang zum Bücher-Shop von Amazon. Gleichzeitig können Eltern Einfluss auf die Nutzungsweise des Readers nehmen und unter anderem die Nutzungszeit eingrenzen oder Belohnungen für bestimmte Lesezeiten ausrufen.

Weitere Informationen sind dem Test zur entsprechenden Edition des Kindle 2019 zu entnehmen. Damals wurde Kids+ zwar noch unter dem Namen „FreeTime Unlimited“ angeboten, außer der Bezeichnung hat sich jedoch nichts Grundlegendes an dem Dienst geändert.