Samsung Galaxy Watch 6 im Test: Mehr Display und Meer-Tem­pe­ratur­messung überzeugen

Frank Hüber
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Samsung Galaxy Watch 6 im Test: Mehr Display und Meer-Tem­pe­ratur­messung überzeugen

Die Samsung Galaxy Watch 6 bietet kleine Verbesserungen gegenüber der Galaxy Watch 5, etwa ein größeres Display, einen größeren Akku und mehr Funktionen für den Temperatursensor, der nun auch Oberflächen misst. Trotz fehlender Innovation reicht es für eine sehr gute Smartwatch, vor allem für Besitzer eines Galaxy-Smartphones.

Mit der Galaxy Watch 6 überarbeitet Samsung die Wear-OS-Smartwatches des letzten Jahres nur leicht. Galaxy Watch 6 und Galaxy Watch 6 Classic bieten ein etwas größeres Display mit schmaleren Rändern und teils neue Software-Funktionen. Viel hat sich jedoch nicht geändert – noch reicht das.

Auch die Galaxy Watch 6 ist wieder in zwei Größen erhältlich: als 40-mm- und 44-mm-Version. Zudem kann sie mit und ohne Mobilfunkfunktion erworben werden. Das günstigste Modell, die Galaxy Watch 6 mit 40 mm und Bluetooth, hat eine unverbindliche Preisempfehlung von 319 Euro, im Handel ist sie derzeit aber schon ab 196 Euro erhältlich. Der UVP der 44-mm-Version mit Bluetooth liegt bei 349 Euro, im Handel ist sie ab 205 Euro verfügbar. Die LTE-Version kostet jeweils 50 Euro mehr, was sich auch im Handel in etwa so niederschlägt.

Die ebenfalls neue Galaxy Watch 6 Classic, die wieder eine drehbare Lünette zurückbringt, startet für 419 Euro (UVP) in 43 mm. Auch dort kosten das größere Modell und der LTE-Support 30 Euro respektive 50 Euro mehr. Im Handel ist das 43-mm-Modell ohne LTE derzeit ab 246 Euro erhältlich, das 47-mm-Modell hingegen ab 258 Euro.

Samsung Galaxy Watch 6 und Watch 6 Classic
Samsung Galaxy Watch 6 und Watch 6 Classic

Voraussetzung für die Nutzung der Galaxy Watch 6 ist ein Android-Smartphone mit mindestens Android 10.0. Alle Funktionen werden nur mit einem Samsung-Galaxy-Smartphone unterstützt. Mit einem iPhone lässt sich auch die Galaxy Watch 6 weiterhin gar nicht nutzen. Eine Galaxy Watch 6 Pro gibt es vorerst nicht, weshalb Samsung die Galaxy Watch 5 Pro im Sortiment belässt, die nochmals mehr Widerstandsfähigkeit und GPX-Funktionen für die Kartennavigation bietet.

Die Galaxy Watch 6 im Detail

Größeres Display mit schmaleren Rändern

Die Galaxy Watch 5 kommt je nach Modell mit einem 1,2 oder 1,4 Zoll großen Bildschirm. Bei der Galaxy Watch 6 ist das OLED-Display nun 1,3 Zoll (40-mm-Modell) oder 1,5 Zoll (44-mm-Modell) groß. Dies führt auch zu einer veränderten Auflösung. Lag sie bisher bei 396 × 396 Pixeln beim kleineren und 450 × 450 Pixeln beim größeren Modell, sind es jetzt 432 × 432 Pixel beim 40-mm- und 480 × 480 Pixel beim 44-mm-Exemplar. Letzteres kommt in der LTE-Version im Test zum Einsatz.

Das OLED-Display der Samsung Galaxy Watch 6 ist erneut hervorragend. Es ist sehr hell, bietet satte Farben und dank OLED erneut ein kontrastreiches Bild. Laut Samsung leuchtet es nun bis zu 2.000 cd/m² hell. Über die Einstellungen ist es möglich, die Always-on-Funktion zu aktivieren und festzulegen, ob sich die Helligkeit automatisch dem Umgebungslicht anpassen soll. Beides Einstellungen, die wie schon beim Vorgänger im Alltag aktiviert sein sollten. Erneut wird der Bildschirm im Always-on-Modus gedimmt und beim Drehen des Handgelenks oder durch das Antippen des Displays wieder voll aktiviert.

Saphirglas und digitale Lünette

Die Galaxy Watch 6 setzt zum Schutz des runden OLED-Displays immer auf Saphirglas. Bei der Galaxy Watch 6 ist es erneut das Saphirglas, das leicht erhaben ist und so den höchsten Punkt des Gehäuses an der Oberseite darstellt. Einen schützenden Rand gibt es nicht. Das Saphirglas ist nach wie vor anfällig für Fingerabdrücke.

Die Galaxy Watch 6 verfügt nicht über die drehbare Lünette der Classic, sondern wie der Vorgänger über eine digitale Lünette. Das heißt, dass sich die kreisrunde Navigation durch das um One UI ergänzte Wear OS von Google per Wischgeste am Rand durchführen lässt. Das Scrollen über den Rand des Displays wird optisch wieder durch eine Scrollleiste dargestellt und erfordert, sofern man nicht immer über das gewünschte Ziel hinauswischen möchte, etwas Übung und Kenntnis der Reihenfolge der Kacheln.

Zwei Tasten zur Steuerung

Die Galaxy Watch 6 verfügt wie der Vorgänger zudem über zwei Tasten zur Bedienung abseits des Touchscreens. Die obere Taste dient dazu, aus jedem Menü und aus jeder App schnell wieder zurück zum Watchface zu springen. Wird sie gedrückt gehalten, wird der Sprachassistent Bixby gestartet – anders als früher kann dies nun auf den Google Assistant gewechselt werden. Mit der unteren Taste springt man hingegen immer einen Schritt zurück in der Navigation und kann, wenn sie gedrückt gehalten wird, Samsung Wallet (Samsung Pay) aktivieren, um kontaktlos Einkäufe per NFC zu bezahlen. Dieser Dienst kann weiterhin nicht gewechselt werden. Darüber hinaus verfügt diese Taste je nach Anwendung über zusätzliche Funktionen. Beim Training dient sie etwa dazu, selbiges jederzeit schnell zu pausieren.

Samsung Galaxy Watch 6
Samsung Galaxy Watch 6
Samsung Galaxy Watch 6
Samsung Galaxy Watch 6
Zwei Tasten an der Seite der Galaxy Watch 6
Zwei Tasten an der Seite der Galaxy Watch 6

Offiziell 9 mm dick, in Wahrheit 12,6 mm

Bei den Abmessungen des erneut aus Aluminium gefertigten Gehäuses der Watch 6 (44 mm) gibt es im Vergleich zur Watch 5 kleinere Veränderungen. Die Watch 6 misst offiziell 42,8 × 44,4 × 9 mm, bei der Galaxy Watch 5 sind es hingegen 44,4 × 43,3 × 9,8 mm. Wie schon bei der Galaxy Watch 5 (Pro) misst Samsung dabei aber nicht die gesamte Dicke der Smartwatch, sondern nur die Seite und lässt den herausragenden Sensor an der Rückseite unbeachtet. Insgesamt ist die Watch 6 nämlich 12,6 mm und nicht 9 mm dick.

Das Gewicht ist mit 33,3 g im Vergleich zu den 33,5 g des Vorgängers nahezu unverändert.

Neuer Exynos W930 und neues Wear OS

Samsung setzt in der Smartwatch als Prozessor auf den Exynos W930 anstelle des Samsung Exynos W920, dessen Dual-Core-CPU auf Basis des Arm Cortex-A55 jetzt mit maximal 1,4 GHz statt 1,18 GHz arbeitet. Laut Hersteller soll der Chip 18 Prozent mehr Leistung liefern und Apps 34 Prozent schneller starten. Parallel dazu sei der Energieverbrauch reduziert worden, wobei die Fertigung bei 5 nm verbleibt, ohne jedoch den exakten Fertigungsprozess zu kennen. Den Chip kombiniert Samsung mit 2 GB RAM sowie 16 GB Speicher für Apps und persönliche Daten. Der RAM legt im Vergleich zum Vorgänger demnach um 512 MB zu, der interne Speicher bleibt gleich.

Samsung Galaxy Watch 6: Wear OS 4 mit bekannten Menüs

Während die Galaxy Watch 5 noch mit Google Wear OS 3.5 samt Samsung One UI Watch 4.5 startete, kommt auf der Watch 6 direkt Google Wear OS 4 samt Samsung One UI Watch 5 zum Einsatz. Diesen Unterschied merkt man im Alltag jedoch nicht, denn die neue Betriebssystemversion fühlt sich fast immer genauso an wie der Vorgänger.

Die Leistung, die der Exynos W930 im Alltag liefert, sorgt für eine schnelle und flüssige Bedienung und Navigation durch die Menüs. Wie immer ist jedoch mit kurzen Ladezeiten zu rechnen, wenn eine Funktion zum ersten Mal aufgerufen wird oder lange nicht mehr genutzt wurde.

Einrichten der Samsung Galaxy Watch 6

Größere Akkus für größere Displays

Längere Akkulaufzeiten sollen sich aber auch durch die größeren Akkus ergeben. Das jeweils kleine Modell kommt auf 300 statt 284 mAh, das größere auf 425 statt 410 mAh. Der größere Energiespeicher und die bessere Energieeffizienz des Exynos W930 sollen die Akkulaufzeit verlängern. Die größeren Displays mit höherer Auflösung könnten dies jedoch zunichte machen.

Nach rund einem Tag muss geladen werden

Im Test hält die Galaxy Watch 6 mit aktiviertem Always-on-Display und aktivierten Gesundheitsfunktionen etwas über einen Tag durch, bevor sie wieder aufgeladen werden muss. Dabei sind alle Benachrichtigungen aktiviert und die Uhr wird aktiv genutzt. Der neue Schlafenszeitmodus sorgt immerhin dafür, dass nachts weniger Akku verbraucht wird, indem das Display gedimmt wird und die Sensoren auf Infrarot umschalten. So verliert die Galaxy Watch 6 nachts nur noch rund 10 Prozent Akkuladung.

Samsung nennt eine Akkulaufzeit von 30 Stunden, wenn das Always-on-Display aktiviert ist, und bis zu 40 Stunden ohne diese Funktion. Mit weniger Aktivität und weniger Benachrichtigungen lassen sich diese 30 Stunden knapp erreichen. Im Alltag gilt aber weiterhin, dass man die Galaxy Watch 6 jeden Tag laden muss, um nicht am nächsten Tag mit leerem Akku dazustehen.

Geladen wird die Galaxy Watch 6 wie der Vorgänger kabellos über ein magnetisches Ladepad, das mitgeliefert wird und mit einem USB-C-Netzteil verbunden werden muss, das wiederum nicht Teil des Lieferumfangs ist.

WLAN, Bluetooth 5.3 und NFC

An der WLAN-Unterstützung hat sich mit Wi-Fi 4 (WLAN 802.11a/b/g/n) bei der Watch 6 nichts verändert. Statt Bluetooth 5.2 unterstützt die Smartwatch nun aber Bluetooth 5.3. Auch NFC wird erneut geboten. Letzteres kann wieder für kontaktloses Bezahlen via Samsung Pay genutzt werden. Erwähnenswert ist zudem, dass sich auf der Galaxy Watch 6 die neue Samsung Wallet findet, die Samsung Pay und Samsung Pass zu einer Anwendung für Ausweise, Veranstaltungstickets, Bordkarten, Kreditkarten und Mitgliedsausweise kombiniert.

Galaxy Watch 5 Galaxy Watch 6
Material Aluminium
Farben Graphit, Pink Gold, Saphir, Silber Graphite, Pink Gold, Silber
Größe 40 mm, 44 mm
Abmessungen 40 mm: 39,3 × 40,4 × 9,8 mm
44 mm: 43,3 × 44,4 × 9,8 mm
40 mm: 38,8 × 40,4 × 9 mm
44 mm: 42,8 × 44,4 × 9 mm
Gewicht 40 mm: 28,7 g
44 mm: 33,5 g
40 mm: 28,7 g
44 mm: 33,3 g
Display 40 mm: 1,2", OLED, 396 × 396
44 mm: 1,4", OLED, 450 × 450
40 mm: 1,3", OLED, 432 × 432
44 mm: 1,5", OLED, 480 × 480
Prozessor Samsung Exynos W920 Samsung Exynos W930
RAM 1,5 GB LPDDR4 2 GB LPDDR4
Speicher 16 GB
Konnektivität Wi-Fi 4, Bluetooth 5.2, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo Wi-Fi 4, Bluetooth 5.3, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo
Mobilfunk LTE (optional)
Akku 40 mm: 284 mAh
44 mm: 410 mAh
40 mm: 300 mAh
44 mm: 425 mAh
Laden WPC Wireless Charging
Betriebssystem Google Wear OS 3.5 mit Samsung One UI Watch 4.5 Google Wear OS 4 mit Samsung One UI Watch 5
Sensorik BioActive-Sensor: optische Herzfrequenz, elektrisches Herzsignal, bioelektrische Impedanzanalyse, Temperatur, Beschleunigungssensor, Barometer, Gyrosensor, geomagnetischer Sensor, Lichtsensor
Kompatibilität ab Android 8.0 mit 1,5 GB RAM ab Android 10
Preis 40 mm: ab 177 Euro (BT)
40 mm: ab 300 Euro (LTE)
44 mm: ab 236 Euro (BT)
44 mm: ab 236 Euro (LTE)
40 mm: ab 196 Euro (BT)
40 mm: ab 228 Euro (LTE)
44 mm: ab 205 Euro (BT)
44 mm: ab 245 Euro (LTE)

5 ATM, IP68 und MIL-STD-810H

Die Galaxy Watch 6 ist für 5 ATM und nach IP68 sowie MIL-STD-810H zertifiziert. Auch hinsichtlich Wasserdichtigkeit gibt es somit keinerlei Veränderungen: Offiziell kann die Uhr zwar untergetaucht und beim Baden, Duschen oder Händewaschen getragen werden, sollte jedoch nicht beim Tauchen genutzt werden. Beim Schwimmen kann durch die Armbewegungen ein höherer Druck erzeugt werden, in der Praxis halten Smartwatches dem jedoch Stand.

Neuer One-Click-Mechanismus für das Armband

Eine weitere Detailveränderung und Verbesserung stellt der neue One-Click-Mechanismus für das Armband dar. Über die kleine Taste am Armband werden die beiden Stifte des Stegs eingefahren und das Armband lässt sich einfach entfernen und auswechseln. Am eigentlichen Aufbau der Bänder wurde aber nichts verändert, sodass beispielsweise auch die Bänder der fünften Generation verwendet werden können.

Da Samsung wieder 20 mm breite Armbänder einsetzt, ist die Galaxy Watch 6 zudem zu vielen handelsüblichen Armbändern kompatibel.

Im Handel erneut keine Wahl beim Armband

Für Käufer ärgerlich ist aber, dass Samsung auch der Galaxy Watch 6 erneut nur eine Armbandlänge beilegt, nämlich M/L, also die lange Variante. Im Test wird dieses Sportband auf dem engsten Loch getragen, ein kürzeres Armband mit weniger Überhang wäre für den Tester die bessere Wahl. Im freien Handel, etwa bei MediaMarkt, gibt es das 44-mm-Modell nur mit langem Armband, das 40er-Exemplar hingegen lediglich mit S/M-Armband. Beim 44-mm-Modell muss die S/M-Version so vom Käufer zusätzlich separat erworben werden – sie kostet 50 Euro. Nur bei Samsung im Onlineshop, der jedoch teurer ist als andere Händler, kann man beim Kauf der Galaxy Watch 6 gleich das kürzere Band bei der Bestellung auswählen.

Samsung Galaxy Watch 6 (r.) und Watch 6 Classic (l.)
Samsung Galaxy Watch 6 (r.) und Watch 6 Classic (l.)
Samsung Galaxy Watch 6
Samsung Galaxy Watch 6
Samsung Galaxy Watch 6 Classic
Samsung Galaxy Watch 6 Classic

Um zu verhindern, dass Käufer im stationären Handel erst nach dem Kauf merken, dass ihnen das Armband nicht passt, und dann enttäuscht ein weiteres erwerben müssen, sollte Samsung dem Handel hier auch alle Kombinationen zur Verfügung stellen.

Sensorik fürs Schlafen und für Fitness

Die Sensorik setzt sich aus dem „Samsung BioActive Sensor“ (für optische Herzfrequenz, elektrisches Herzsignal und bioelektrische Impedanzanalyse), einem Temperatursensor, einem Beschleunigungsmesser, einem Barometer, einem Gyroskop, einem geomagnetischen Sensor und einem Lichtsensor zusammen, wobei das Classic-Modell obendrein einen 3D-Hall-Sensor bietet. Formal hat sich im Vergleich zur Galaxy Watch 5 also nichts geändert.

Sensoren auf der Rückseite
Sensoren auf der Rückseite

Über die Aufzeichnung von Informationen zur Gesamtschlafzeit, zum Schlafzyklus, zur Wachzeit sowie zur körperlichen und mentalen Erholung lassen sich über die Smartwatch unter anderem die Schlafgewohnheiten erfassen. Bei den Fitnessfunktionen liefert die Uhr bei der Körperzusammensetzung Messwerte zur Skelettmuskulatur, zum Grundumsatz sowie zum Körperwasser- und Körperfettanteil, um auf dieser Basis individuelle Ziele zu setzen. Neu sind fünf personalisierte Herzfrequenzbereiche auf Basis der von der Smartwatch analysierten körperlichen Leistungsfähigkeit. Die Galaxy Watch 6 deckt über 100 bestehende Sportarten ab, die von Samsung jetzt um den Bahnenlauf ergänzt wurden. Eine automatische Trainingserkennung sorgt erneut dafür, dass Gehen und Laufen automatisch erkannt und aufgezeichnet werden.

HR Alert wird noch zertifiziert

Noch in der Zertifizierung befindet sich der neue „HR Alert“, der auf abnorm hohe oder niedrige Herzfrequenzen hinweisen soll und die bestehenden Funktionen zur EKG- und Blutdruckmessung ergänzt. In den USA ist das Feature bereits aktiv und von der FDA freigegeben.

Alle Funktionen weiterhin nur mit Galaxy-Smartphone

Stammt das mit der Galaxy Watch 6 gekoppelte Android-Smartphone nicht von Samsung, muss darauf nicht nur die Samsung-Galaxy-Wearable-App mit passendem Plugin installiert werden, sondern dem Nutzer stehen erneut nicht alle Funktionen der Smartwatch zur Verfügung.

Nicht nur die neue Camera-Controller-App, mit der sich über die Smartwatch die Kamera steuern und zwischen vorderer und hinterer Kamera auf dem Smartphone umgeschaltet werden kann, sondern auch die Samsung-Health-Monitor-App ist weiterhin exklusiv den eigenen Smartphones von Samsung vorbehalten, was Konsequenzen hat.

HR Alert, Blutdruck und EKG nur mit Galaxy-Smartphone

Sowohl die EKG-Funktion als auch die Blutdruckmessung und die neuen HR-Alerts zur Benachrichtigung bei niedrigem oder hohem Blutdruck erfordern nämlich die App Samsung Health Monitor, die nur im Galaxy Store des Herstellers erhältlich ist – dem eigenen App-Store von Samsung, den man auf anderen Android-Telefonen nicht nutzen oder nachinstallieren kann. Per Sideloading kann die App zwar auf anderen Android-Smartphones installiert werden, aber auch dies genügt nicht, um die beiden Funktionen verwenden zu können, denn Samsung hat die App beim Start an eine Abfrage gekoppelt. Verwendet man kein Galaxy-Smartphone, beendet sich die App sofort wieder. Es gibt im Internet angepasste apk-Dateien für Health Monitor, mit denen man die App auf anderen Smartphones nutzen kann. Da man jedoch nie sicher sein kann, welche Veränderungen an der App noch vorgenommen wurden, sollte man von einer Installation absehen.

Offiziell wird diese Einschränkung mit der Zertifizierung der beiden Funktionen durch die Behörden begründet.

Für das Messen des Blutdrucks mit der Galaxy Watch 6 muss der Sensor erneut zunächst kalibriert werden, wofür ein herkömmliches Blutdruckmessgerät als Referenz dient, mit dem parallel zur Uhr eine Messung durchgeführt werden muss. Die gemessenen Werte für den systolischen und diastolischen Wert werden hierfür vom Nutzer in die App eingetragen und dienen als Referenz für die Messung über die Uhr.

Da sich auch sonst in diesem Bereich nichts geändert hat, wird für alle Möglichkeiten zum Fitness- und Schlaftracking auf den Test der Samsung Galaxy Watch 5 und der Samsung Galaxy Watch 5 Pro verwiesen. Auch an der Genauigkeit der Messwerte hat sich im Vergleich zur Galaxy Watch 5 nichts geändert. Blutdruck, Herzfrequenz und Schrittanzahl werden somit nach wie vor gut und mit nur leichten Abweichungen erfasst.

Temperatursensor mit mehr Funktionen

Mehr Möglichkeiten bietet nun aber der Temperatursensor der Galaxy Watch 6, weshalb auf ihn noch mal gesondert eingegangen wird. Zum Start der Galaxy Watch 5 war ihr Temperatursensor noch gänzlich ohne Funktion, inzwischen kann er immerhin zur automatischen Temperaturmessung in der Nacht für die Zykluskontrolle bei Frauen genutzt werden.

Thermo Check auf der Galaxy Watch 6

Bei der Galaxy Watch 6 stattet Samsung den Temperatursensor nun darüber hinaus mit weiteren Funktionen aus, die exklusiv dem neuen Modell zur Verfügung stehen und auf der fünften Generation nicht aktiviert werden. Der Temperatursensor kann bei der sechsten Generation nicht nur zur Messung der Hauttemperatur in der Nacht eingesetzt werden, sondern lässt sich jetzt auch für das Messen von Oberflächentemperaturen von Flüssigkeiten, Kunststoff, Holz und Metall sowie untergetaucht für Wassertemperaturen nutzen. Hierfür wird die Galaxy Watch 6 einfach vom Arm genommen, auf die Oberfläche gelegt und die Thermo-Check-App gestartet, die übrigens nicht direkt von Samsung selbst stammt.

Nach kurzer Zeit zeigt die Uhr die gemessene Temperatur an, die in der Praxis aber eher als Näherung anzusehen sind. Auf Wunsch kann die Temperatur auch fortlaufend gemessen werden, wobei der jeweils vorherige Messwert als Vergleich angezeigt wird – etwa um die heißeste oder kälteste Stelle auf einer Oberfläche zu finden.

ComputerBase hat den Temperatursensor der Galaxy Watch 6 mit Messungen eines Infrarotthermometers verglichen. Während die Galaxy Watch 6 bei der Wasseroberflächentemperatur des Pools 26 °C misst, ist dieser beispielsweise tatsächlich 25,3 °C warm. Misst man diese Temperatur im Water-Modus in der App, bei der die Uhr weiterhin getragen und der Arm untergetaucht wird, schwankt die Messung hingegen zwischen 27 und 29 °C. Die Oberfläche eines Tisches wird von der Smartwatch mit 25 °C gemessen, das Infrarotthermometer zeigt 24,8 °C an. Auf der Rückseite der Grafikkarte misst der Proband 42 °C, das Thermometer zeigt 41,8 °C. Die Messungen sind also durchaus stimmig und weichen meist nur leicht ab.

Thermo Check auf der Galaxy Watch 6

Auch wenn diese Funktion anfänglich eine lustige Spielerei ist und man alle möglichen Oberflächen misst, nur weil man es kann, verfliegt der praktische Nutzen schnell und man wird den Temperatursensor hierfür im Alltag nicht einsetzen – wofür auch?

Dass Samsung diese Funktion nur auf der neuen Galaxy Watch 6 aktiviert, der Temperatursensor auf einer Galaxy Watch 5 für Männer somit weitgehend nutzlos bleibt, hat zudem einen unschönen Beigeschmack. Einige Software-Neuerungen der Galaxy Watch 6 kommen mit einem Update aber auch auf die Galaxy Watch 5.

Fazit

Die Samsung Galaxy Watch 6 lässt Innovation vermissen. Sie bietet keine neuen Gesundheits- oder Fitness-Funktionen, die Sensoren fallen identisch zum Vorgänger aus und auch die technischen Veränderungen, die es im Detail gibt, sind schlussendlich im Alltag kaum relevant.

Der Unterschied der Samsung Galaxy Watch 6 wird eigentlich erst im direkten Vergleich mit der Galaxy Watch 5 sichtbar, wenn man beide Smartwatches nebeneinander hält. Dann sind der dünnere Rand um das Display und der etwas größere Bildschirm sofort sichtbar. Dass Samsung die Neuerungen beim Temperatursensor auf die sechste Generation beschränkt, Funktionen wie Blutdruck, EKG und die noch nicht freigegebenen HR-Alerts auf Galaxy-Smartphones limitiert und bei der wahren Dicke der Smartwatch wieder 3,6 mm unterschlägt, fällt negativ ins Gewicht.

Doch das Fazit ist schnell gefällt: Einen Grund, von der Galaxy Watch 5 auf die Galaxy Watch 6 umzusteigen, liefert Samsung nicht. Selbst bei einer Galaxy Watch 4 ist das Upgrade nur schwer zu rechtfertigen. Wer ein Galaxy-Smartphone besitzt, erhält mit der Galaxy Watch 6 beim Neukauf aber trotzdem abermals die für ihn beste Smartwatch, die zudem preislich – trotz des leicht höheren UVPs – überzeugt. Wer ein Android-Smartphone eines anderen Herstellers besitzt und keine Eile hat, sollte jedoch zumindest die Ankündigung der Google Pixel Watch 2 abwarten, bevor er sich entscheidet.

Samsung Galaxy Watch 6
Produktgruppe Smartwatches, 17.08.2023
  • Hervorragendes OLED-Display
  • Flüssiges Wear OS 4 mit One UI 5
  • Blutdruckmessung und Körperzusammensetzung
  • EKG- und SpO2-Messung
  • Temperatursensor
  • Genaue Vitaldaten
  • Sehr gute Verarbeitungsqualität
  • Hoher Tragekomfort
  • Armband auswechselbar
  • Telefonie und Musik über die Smartwatch
  • Saphirglas
  • Gute App
  • 12,6 statt der offiziellen 9 mm dick
  • Blutdruck, HR Alert und EKG nur mit Galaxy-Smartphone
  • Akkulaufzeit
  • Gar keine Unterstützung für iOS
ComputerBase-Empfehlung für Samsung Galaxy Watch 6

Wer auf LTE in der Smartwatch und somit die unabhängige, autarke Nutzung ohne Smartphone verzichten kann, kann mit der Bluetooth-Variante noch etwas sparen.

Nachfolgend die aktuellen Preise der Samsung Galaxy Watch 6 im Überblick:

ComputerBase wurde die Galaxy Watch 6 leihweise von Samsung für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

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