Informatik: Studium vs. Duales Studium

DarkShark

Newbie
Registriert
Sep. 2014
Beiträge
2
Hallo Leute,

ich bin in der zwölften Klasse des bayerischen Gymnasiums und muss dementsprechend nächstes Jahr mein Studium beginnen. Falls ich ein duales Studium wähle, sollte ich mich ja so bald wie möglich bewerben, also wollte ich hier noch ein paar Fragen stellen, die mir bei meiner Entscheidung helfen können.
Ich habe schon einiges gegoogelt (so habe ich auch dieses Forum entdeckt), hat mir auch schon viel bei meiner Entscheidungsfindung geholfen, aber mir stellen sich immer noch wichtige Fragen.

Zum einen will ich auf jeden Fall etwas mit Informatik machen, denn es macht mir in der Schule sehr viel Spaß, der Umgang mit dem PC gefällt mir, außerdem liegt mir Mathe und das logische Denken.
Die Frage ist nun, ob ich ein duales Studium in Angewandter Informatik und ein FH oder Uni Studium in einem beliebigen Informatikbereich mache.
Der Vorteil für mich bei einem normalen Studium wäre wohl, dass ich dort immer noch gut Schwerpunkte setzten kann wo ich will, denn ich bin mir noch nicht sicher in welche Richtung ich gehen möchte.
Nun habe ich aber gelesen, dass praktisches Arbeiten vor einem späteren Berufseinsteig schon gefordert wird. Da wäre natürlich das DS (evtl. mit anschließendem Master) besser.
Was sagt ihr dazu? Könnt ihr diese Aussagen bestätigen?
Wie steht es außerdem mit den Berufschancen oder Gehaltsunterschieden zwischen den beiden Möglichkeiten.

Mit freundlichen Grüßen
und danke für eure Antworten

DarkShark
 
Wenn du kein DS machen solltest, erhälst du die "praktische Erfahrung" entweder durch Nebenjobs als Student oder durch Praktika
 
FHs verlangen zumeist ein Praxissemester (manchmal sogar noch ein Vorpraktikum). Auch an der Uni sind Praktika/Werkstudententätigkeiten nicht verboten, man muss sich eben nur dazu bewegen und/oder Zeit dazu finden.

Da wäre natürlich das DS (evtl. mit anschließendem Master) besser.

beim Master im Zusammenhang mit dualen Studium (DHBW) hab ich mal gehört, dass sich das als etwas schwieriger gestalten könnte (war allerdings auch schon 2 Jahre her). Folgendes habe ich dazu auf der DHBW-Seite gefunden: "Das Angebot richtet sich primär an ehemalige Studierende der DHBW, die bereits mindestens ein bis zwei Jahre Berufserfahrung nach ihrem Abschluss gesammelt haben.". Wenn du also in Baden-Württemberg dual studieren willst, solltest du dich auf jeden Fall mal darüber genauer informieren (gleichs gilt natürlich auch für Bayern als Standort).

Wie steht es außerdem mit den Berufschancen oder Gehaltsunterschieden zwischen den beiden Möglichkeiten.

Beim dualen Studium hast du, zumindest wenn du es erfolgreich abschließt, wahrscheinlich sowieso schon einen Job. Gehaltsunterschiede kanns natürlich geben, aber das kann man nicht unbedingt pauschalisieren (kommt auf die Qualifikation und Tätigkeit an). Grundsätzlich könnte man vielleicht sagen, dass man als Uni Absolvent wohl immernoch am meisten verdienen kann und möglicherweise auch schneller aufsteigt, aber das heißt jetzt antürlich nicht, dass die FHler und DS am Hungertuch nagen müssten. Letztendlich entscheidest auch du als Person über dein Gehalt und nicht nur der Abschluss alleine.

Der Vorteil für mich bei einem normalen Studium wäre wohl, dass ich dort immer noch gut Schwerpunkte setzten kann wo ich will, denn ich bin mir noch nicht sicher in welche Richtung ich gehen möchte.

Da wäre die uni wohl das beste für dich. Gegen Ende kann man dort aus ziemlich vielen Spezialgebieten wählen.


Du könntest dir mal den allgemeinen Ablauf an den verschiedenen Hochschularten anschauen, und dann entscheiden was dir eher liegt. Hier mal kurz zusammengefasst:

Duales Studium (basierend auf Gesprächen mit Studenten der DHBW (Wirtschaftsinformatik) und diversen "Tag der offenen Türe" der DHBW. Das alles kann in Bayern ganz anders aussehen):
Du hast dort praktisch einen Job. Man bekommt monatlich Geld und hat abwechselnd Theorie (in der Hochschule) und Praxis im Betrieb. Das kann stressig sein, muss es aber nicht. So wie ich von Bekannten gehört habe, kommt das ziemlich auf die Firma an, wie stressig die Praxisphasen sind (bei manchen eher Urlaub, bei anderen ziemlich fordernd). Die Theoriephasen treffen jeden gleich. Täglich ein paar Stunden in der Hochschule (zumeist mit Anwesensheitspflicht) und schreibt am Ende des Semester ein paar Prüfungen innerhalb weniger Tage (das kann dann durchaus in einer Prüfung pro Tag enden).
Der Vorteil ist: Man hat nach dem Studium zumeist einen Job und bekommt während dem Studium Geld. Oftmals ist es auch leichter durch ein duales Studium in seine Wunschfirma zu kommen, als wenn man auf einer Uni oder FH war.
(möglicherweise) Nachteil : Stressig (kommt aber auf die Person und Firma an. Manche Leute brauchen auch den Stress/Druck, andere verspüren überhaupt kein oder nur kaum Stress/Druck), wenig Freizeit (2 Monate im Sommer "frei" wie an den Unis/FH ist eigentlich nicht drin. Man hat idR nur 30 Tage Urlaub)

Uni (basierend auf 2 Semester Informatik an einer Uni)
An der Uni hast du mehr Freiheiten. Anwesenheitspflicht gibts eigentlich kaum. Es kann aber trotzdem vorkommen, dass es heißt "Bis Semester X müssen Prüfungen Y und Z usw. geschrieben sein. Gegen Ende kann man sich auf verschiedene Gebiete seiner Wahl spezialisieren. Wirkliche Praxis-Erfahrung im Sinne von "ich häng mal in nem Betrieb ab und schau was so läuft" hat man dort in der Regel nicht. Praktika und (Werks-)Studentenjobs kann man natürlich trotzdem machen (eventuell muss man dort aber schauen, ob man das zeitlich hinbekommt oder überhaupt Lust dazu hat).
Anderes "parktisches Zeugs" gibts aber durchaus schonmal. Ich hatte z.B. in den ersten zwei Semestern drei Vorlesungen, in denen man Programmier-Übungsaufgaben lösen musste (also wirklich am PC programmieren).
Vorteil: relativ viel Freiheiten (bzgl. Studenplan, Prüfungen schieben, Anwesenheit)
Nachteil: zuviel Freiheit? jenachdem wie diszpliniert und motivert man ist, oder eben nicht ist, können diese Freiheiten ziemlich schnell ins negative abdriften

FH:
Die Fachhochschule sehe ich so als Zwischending zwischen dualem Studium, Uni und Schule. Man hat recht viel praktische Erfahrung. Da gäbe es zum einen die verschiedenen Labors zu einzelnen Fächern, in denen man oftmals die Theorie anhand praktischer Anwendung erfährt und das Praxissemester. Im Praxissemster ist man ein Semester lang (zumeist) in einem Betrieb und geht dort verschiedenen Tätigkieten nach. Ansonsten kann man auch an der FH gegen Ende des Studiums verschiedene Bereich wählen, die aber meist nicht so spezialisert oder tief in die Marterie eintauchen wie an der Uni. An der Fh ist manalso zumeist allgemeiner Aufgestellt (kann man also Nachteil, sowie als Vorteil sehen). Meistens ist an der Fh auch der Studienplan straffer. Man bekommt einen Studenplan vorgegeben und hat teilweise Anwesenheitspflicht. Allgemein ist man dort eher in kleinen Gruppen untergebracht (Vergleich zur Schule)
Die Prüfungen werden meistens am Ende des Semsters innerhalb von 2-3 Wochen geschrieben
Vorteil: Theorie und Praxis verknüpft, allgemeinere fachliche Ausrichtung
Nachteil: allgemeinere fachliche Ausrichtung, weniger Freiheiten als an der Uni


So, jetzt hab ich dir mal einen kurzen Überblick verschaffen.
Dabei sollte man allerdings beachten: Das oben geschriebene basiert auf meinen eigenen Erfahrungen und Eindrücken und muss nicht allgemein gültig sein.

Hier im Forum kannst du dich noch mehr über die Unterschiede von den verschiedenen Hochschularten informieren. Denn, wichtiger als Gehaltunterschiede oder Berufsaussichten (sind in Informatik im Moment sowieso noch ziemlich gut) ist, dass das Studium Spaß macht und man motiviert ist (und dadurch gewillt ist das Studium überhaupt erstmal zu Ende zu bringen).

Anbei noch zwei Threads von mir (in denen u.A. die Unterschiede der verschiedenen Hochschularten angesprochen worden sind), die dir vielleicht weiter helfen:
https://www.computerbase.de/forum/t...tik-angewandte-informatik-informatik.1042931/
https://www.computerbase.de/forum/t...chschule-informatik-b-sc-ratschlaege.1318863/

Vielleicht auch ganz interessant (betrifft aber nur FH und Uni)
https://www.computerbase.de/forum/t...r-noch-als-schlechter-als-die-uni-an.1368440/
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Millie11
Darf ich fragen, aus welcher Region du kommst bzw. in welchen Gegenden du bereit wärst, ein duales Studium zu absolvieren?

Ist dir die Branche wichtig? (also dein Tätigkeitsfeld wird in etwa immer IT sein, aber das kann man ja in verschiedenen Branchen haben: Banken, Industrie, Medizin, Medien, andere Dienstleistungen...)

Vielleicht kann ich dir dann ein bisschen weiterhelfen. Ich war selbst dualer Student, allerdings habe ich BWL studiert. Vorher war ich aber auch 3 Semester an der FU Berlin und habe dort Informatik studiert, was sehr spannend war, ich mir aber irgendwann nicht mehr leisten konnte und wollte (passte nicht so richtig zu mir). Jetzt arbeite ich im Unternehmen, in dem ich das duale Studium absolviert habe und bin sehr zufrieden. Wir bieten auch Wirtschaftsinformatik an, in Berlin (reiner Bachelor, keine Studiengebühren) und in Frankfurt (Bachelor und Master, ca. 32.000€ Eigenanteil insgesamt an Studiengebühren). Die Jobaussichten danach sind in beiden Fällen so gut, dass sich beides irgendwie lohnt (je nachdem, ob man die Kohle hat oder nicht). Es gibt aber wohl auch Unternehmen, die hier in Frankfurt die ganzen Studiengebühren für ITler übernehmen, meist bindet man sich dann allerdings recht lange vertraglich an diese Firmen.
 
Benj schrieb:
, in Berlin (reiner Bachelor, keine Studiengebühren) und in Frankfurt (Bachelor und Master, ca. 32.000€ Eigenanteil insgesamt an Studiengebühren).

Der TE erwähnte ja Bayern. Da würde ich dann Baden-Württemberg eher empfehlen (ist ggf. auch näher). Keine Studiengebühren und die dualen Studiengänge sind kostenlos (man bekommt meist auch ein recht gutes Gehalt, 800€/Monat sind eigentlich meistens drin). Zudem gibts hier ein ziemlich gutes Angebot an Firmen. Auch hat die DHBW eigentlich einen ganz guten Ruf (andererseits kenne ich das Angebot an dualen Hochschulen in Bayern nicht)
 
Hallo zusammen!

Hellblazer schrieb:
[...] (andererseits kenne ich das Angebot an dualen Hochschulen in Bayern nicht)
Z.B. Hier zu finden.
Amberg-Weiden, Ansbach, Augsburg, Deggendorf - zumindest auf den ersten Blick.
Einen Zweiten und Dritten sollte man immer noch riskieren. ;)

Daneben möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass sich auch durch Eigeninitiative manchmal ein Verbundstudium individuell zurechtschneidern lässt.
Ein grobes Analogon zum praxisintegrierten Studium wäre die Arbeit während der vorlesungsfreien Zeit, wie schon angesprochen wurde.

Zieht man des Weiteren auch ein Fernstudium in Betracht, ergeben sich natürlich noch einmal völlig neue Möglichkeiten.

Grüße,
cb-leser
 
Erstmal danke für die Antworten.

Der Theorie-teil des duale Studiums wäre in der Tat in Baden-Württemberg, denn die Unternehmen hier in der Gegend bieten das so an.

Über die Branche hab ich mir bisher nicht wirklich Gedanken gemacht, aber ich denke da bin ich offen für alles.:D
 
Ich habe Wirtschaftsinformatik an einer FH studiert und war weder Werksstudent, noch habe ich gearbeitet. Einen Arbeitsplatz zu finden war absolut kein Problem:

10 Bewerbungen geschrieben --> 8 Einladungen --> 6 Zusagen (vor Vertragsunterzeichnung bei meinem jetzigen Arbeitsgeber)

In allen Stellen war natürlich Berufserfahrung gefordert, interessiert hat es niemanden.

Bei uns im Unternehmen kann man Wirtschaftsinformatik als duales Studium machen, hätte ich das damals gewusst, dann hätte ich nicht für mich "alleine" studiert. Die Vorteile liegen auf der Hand:

- In der Regel hat man nach Beendigung des Studiums einen Arbeitsplatz
- Man verdient Geld während des Studiums (und bekommt kein Bafög, welches man dann irgendwann zurückzahlen muss, das Gehalt ist in der Regel sogar höher als der Bafög Satz)
- Das Unternehmen hat sich bereits auf die Abläufe im Studium und die Bedürfnisse der Studenten eingestellt(Materialien werden gestellt, Lehrgänge werden bezahlt und das Gelernte wird im Arbeitsalltag nachgestellt, bewiesen oder sogar widerlegt). Letzteres klingt komisch, ist es aber nicht, denn in meinem FH Studium war ich auf einer grünen Wiese und man hatte den best case aufgezeigt bekommen, angekommen im Arbeitsleben stellt man fest "omg, dass ist ja alles anders" oder "Kraut und Rüben, wer hat sich das denn ausgedacht...."
Mit diesen Situationen muss man klar kommen und genau das lernt man im Studium nicht wirklich.


Daher --> +1 für das duale Studium.
 
@Scythe1988
Als Wirtschaftsinformatiker wird das wohl wirklich kein Problem sein, einen Job zu finden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dual wenn dir etwas am beruflichen Werdegang liegt. Habe selber dual studiert und mehrfach in meinem Umfeld festgestellt, dass du ohne ausgesprochen ausführliche Praxiserfahrung einen Einstieg vergessen kannst (Stichwort Projektliste). Ist auch verständlich - so einen Typ der 3-4 Jahre "studentisch legèr" vor sich hin gammelt würde ich auch nicht einstellen, der klappt ja zusammen wenn er mal 8-12h im Office ist. Du darfst dir diese Erfahrung dann ohne/für sehr wenig Geld durch Praktika aneigenen, der Vorteil den du beim normalen Studium hast (ca. Faktor 10 mehr Freizeit) erledigt sich also auch recht schnell.*

Potentieller Nachteil ist allerdings, dass du dabei sicher kein Theoretiker wirst bzw. nicht die Möglichkeit dazu hast. Ein duales Studium ist naheligenderweise extrem Praxisorientiert, mir hat an einigen Stellen wirklich etwas die klassische Informatik-Theorie gefehlt (habe WiInf + Kaufmann gemacht).

Außerdem kannst du das Thema "Studentenleben" dann auch knicken, jedenfalls wenn das Duale vernünftig getaktet ist. Musst du wissen ob du so früh durchstarten willst.

Ich persönlich würde es wieder tun, war aber in der Zeit schon ab und an etwas neidisch auf meine Freunde die normal studiert haben, da diese ca. 80% der Zeit frei haben. Und kein, ein paar Vorlesungen die Woche und dann wieder 2 Monate "Ferien" ist keine Belastung.

(*Etwas überspitzt ausgedrückt)
 
Zurück
Oben