Auf befristete Stelle bewerben?

BrainLagg

Lieutenant
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Juli 2012
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742
Hallo liebes Forum,

eine generelle Frage mal an alle :)
Meine Situation:
  • Alter 26, ausgebildeter Informatikkaufmann, öffentliche Einrichtung bezahlt nach TvÖD, unbefristet angestellt
  • Allerdings sehr unzufrieden - schlechte Stimmung im Haus, viele Kündigungen, Einsparungen, Themengebiet langweilig
Auf der Suche nach etwas neuem und eher technischem Hintergrund (bin gerade "nur" Kaufmann) fiel mir eine Anzeige auf.
Sie entspricht aufgrund ihrem Aufgabenprofil genau meinen Vorstellungen, ein Punkt stört aber:
"Auf 2 Jahre befristet mit Möglichkeit auf Entfristung"

Meine Frage an euch:
Würdet ihr euch trauen von einer unbefristeten Stelle auf eine befristete zu wechseln (nach den genannten Argumenten)?
Die neue Stelle wäre auch ein öffentliches Haus, allerdings in einem renommierten Forschungsgebiet.
Habt ihr dazu Meinungen, Tipps oder Ratschläge? Gerade wenn es vielleicht ins Bewerbungsgespräch geht - soll ich das ansprechen?

Danke euch im Voraus
Grüße
~brain
 
Würde ich machen, bzw. habe ich auch gemacht.
Bin auch von unbefristet zu 1 Jahr befristet gewechselt. Ich würde es ansprechen und versuchen auf 1 Jahr zu kommen.
 
Hast du finanzielle Verpflichtungen? Könntest du ggf. Arbietslosigkeit kompensieren? Sucht man Leute wie dich händeringend, wenn es dort nichts wird?
 
Es ist ganz klar ein Risiko und zwar nur für dich als Arbeitnehmer. Innerhalb von zwei Jahren kann sich viel in einem Unternehmen ändern und dann ist egal was man dir versprochen hat.

Ich war selbst zwei Jahre befristet beschäftigt und mir wurde beim Vorstellungsgespräch erzählt, dass die Wahrscheinlichkeit entfristet zu werden sehr hoch ist. Ausnahmen bestanden wohl nur bei Personen die zu viel im Internet surfen oder die Arbeitsleistung unterdurchschnittlich ist.

Am Ende durfte ich trotz guter Leistungen (schriftlich bestätigt von zwei Führungskräften) gehen, da eine Dame nach einem Jahr aus der Elternzeit zurück kam. Personaler erzählte mir damals etwas von "sie wurden zu wohlwollend bewertet" und ich solle mich doch in einer anderen Branche bewerben, dass wäre nichts für mich.

Bin jetzt 3 Jahre in einem anderen Unternehmen mit identischer Tätigkeit beschäftigt und meine Vorgesetzten absolut zufrieden mit mir.

Da ich Quereinsteiger bin war die befristete Stelle zumindest ein Eintrittsticket in die Branche und somit rückblickend die richtige Entscheidung. Aber zwei Jahre Ungewissheit und Druck wäre es mir das nicht nochmal wert.
 
BrainLagg schrieb:
Würdet ihr euch trauen von einer unbefristeten Stelle auf eine befristete zu wechseln (nach den genannten Argumenten)?
Die neue Stelle wäre auch ein öffentliches Haus, allerdings in einem renommierten Forschungsgebiet.
Habt ihr dazu Meinungen, Tipps oder Ratschläge? Gerade wenn es vielleicht ins Bewerbungsgespräch geht - soll ich das ansprechen?
Ich war letztes Jahr in der gleichen Situation. Hab mich spontan auf eine auf zwei Jahre befristete Stelle im öD beworben. Im Auswahlgespräch wurde ich gefragt, warum ich mich von einer unbefristeten Stelle auf eine befristete bewerbe. Das hab ich dann sinnvoll begründet und gut wars. Hab natürlich noch gefragt, ob die Chance einer Entfristung bestünde. Darufhin druckste man herum, dass es im öD nicht so einfach ginge und es auf die verfügbaren Haushaltsmittel ankäme. Am Ende hab ich den Job bekommen und wurde nach 10 Wochen zusammen mit über 20 weiteren Mitarbeitern entfristet.
 
Muss man sich gut überlegen. Bei der Befristung muß man halt auch wissen, das es mit Sachgrund immer möglich ist (so macht die Deutsche Post ja ihre Kettenverträge, eine Vertretung hier eine da)

Würde es nicht wieder in den ÖD gehen würde ich es nicht machen, aber das ist ja hier der Fall.

Dennoch würde ich es nie mehr machen. Hatte vor ziemlich genau 4 Jahren bei meinem AG gekündigt und bin eine größere Firma mit Tarifvertrag, BR und Geld. Vertrag war für 6 Monate befristet (dumm ich weiß) und mir wurde immer gesagt, das ist nur zur Erprobung wird mit Sicherheit verlängert usw.

Letzendlich bin ich ich im Juni gestartet, dürfte schön die anderen Einsteller in der Urlaubszeit vertreten, ich selbst bekam keinen Urlaub. Ende November bekam ich es dann schriftlich, das mein Vertrag nicht verlängert wird und mein letzter Arbeitstag Tag X wäre und ich ab Tag Y in den Urlaub zu gehen hätte.

Hab dann später erfahren das die eigentlihc nur mal beim BR eingelenkt haben weil sonst immer Leiharbeiter geholt.

Im Nachgang gab es dann noch Ärger bei der Agentur, wollten mir eine Sperre geben weil ich einen unbefristeten Vertrag gekündigt habe um einen befristeten anzunehmen (sagt man mir schon bei der obligatorischen Meldung 3 Monate vor Ablauf) quasi das Gegenteil einer "Verbesserungskündigung". Erst mit Anzeige und Anwalt gedroht hat der Leiter der örtlichen Agentur dann eingelenkt.
 
Natürlich hängt bei mir mehr daran, muss meine Wohnung bezahlen sowie mein Auto, ein kleiner Kredit usw.
Wie gesagt handelt es sich bei dem neuen Arbeitgeber um eine öffentliche Forschungseinrichtung. Mir ist daher auch klar dass hier mehr daran hängt, gerade was die Auftragslage angeht und ähnliches.
Allerdings muss ich halt auch sagen, in der freien Marktwirtschaft hätte ich auch immer das Risiko auf Kündigung bzgl. Wirtschaftlichkeit usw. Bei meinem derzeitigen AG (Gesundheitswesen) siehts auch sehr düster aus, Privatisierung, nicht genug öffentliche Gelder usw. Das ist eben auch mehr als eine doofe Geschichte.

Vielleicht kann ich wie Lipovitan den Job zumindest als "Sprungbrett" in die richtige Fachrichtung nutzen (kaufmännisch -> Technik).

Auf jeden Fall muss ich hier raus da es schon bald an Depressionen grenzt und soweit möchte ich es nicht kommen lassen.
Ich denke ich werde mich einfach mal hin bewerben und ganz offen fragen warum die Stelle befristet ist ("Mutterschutz" evtl.?). Ich habe hier bei uns auch schon erlebt dass wenn Leute zwischen öffentlichen Einrichtungen switchen, ein Verhandeln der Befristung etc. möglich ist.
Wer weiß :)

Möchte mich für eure Anregungen und Gedanken ganz herzlich danken! :)
 
Es kommt darauf an. Je nachdem, wie dringend deine Arbeitskraft gesucht wird oder nicht, würde ich das Spielchen mit den Befristungen nicht mehr unbedingt unter jedem Umstand mitmachen und das den Firmen so auch kommunizieren.
Aus meiner Position heraus würde ich keine Befristung akzeptieren, außer es handelt sich um einen Vorstandsposten, die sind ja aus anderen Gründen befristet, dort wird das aber lustigerweise vertraglich kompensiert (Prämie beim Ausscheiden etc.).
 
Gerade die Befristung ohne Sachgrund ist mittlerweile eine Frechheit, aber auch ein Sachgrund ist leider manchmal schnell gefunden.

Hatte ein paar Bewerbungen die letzten Jahre und alle erst mal auf 1 oder 2 Jahre befristet (Ohne sachgrund)
Nur bei der DB gibt es die Garantie im TV das man nach 1 Jahr befristet einen unbefristeten Vertrag bekommt.
 
Würde nie aus meiner unbefristeten Stelle in eine befristete wechseln, außer es ist eine deutlichst höherwertige Stelle ( Position und Gehalt ).

Einfach unbefristete Stelle suchen welche dir zusagt. Wir stellen auch öfter Ingenieure befristet ein, Chance auf Übernahme gegen 0 wenn nicht eine Stelle frei wird, neue Stellen werden in der Regel nicht geschaffen.
 
Werd doch zumindest mal vorstellig und frage offen und ehrlich nach warum die Stelle befristet ist und teile ihnen mit dass dass du die Stelle sehr gerne haben würdest aber die Befristung dir Sorgen bereitet. Wenns halt nicht klappt hast du ja immer noch einen Job.

Wenn die Stelle z.B. wegen Elternzeit befristet ist und du eine Frau ersetzt kann es durchaus sein dass sie nach den 2 Jahren gar nicht mit 100% zurück kommen will und damit auch keinen Anspruch mehr auf deinen Job hat.
 
Ich würde definitiv nicht wechseln, wenn es nicht ein enormen Fortschritt bei Gehalt oder Arbeitsqualität bedeuten würde. Als befristete Arbeitskraft wird erheblich Druck ausgeübt und du musst wirklich 2 Jahre lang bangen, dass du entfristet wirst. Oftmals ist es dann exakt so, wie von Lipovitan beschrieben, dass man "zur richtigen Zeit am richtigen Ort" sein muss, d.h. eine Entfristung ist oft reines Glücksspiel und hat nur wenig mit dir selbst zu tun. Meine Frau hat im Einzelhandel gearbeitet und dort gibt es mittlerweile nur noch 2 Jahre lang jeweils 6 Monate befristete Verträge, ab 2 Jahren muss dann entschieden werden, ob man dauerhaft entfristet wird. Die Vorgehensweise hier ist oftmals unter aller Sau:

In der Regel ist das wichtigste Kriterium, ob gerade Bedarf an einer Arbeitskraft da ist. Wenn ein Mitarbeiter aus Elternzeit zurück kommt und niemand mehr gebraucht wird, bist du raus, auch wenn du gut bist. Wenn dagegen ein Mitarbeiter gerade in Elternzeit geht und Personal als Ersatz benötigt wird, werden oftmals Mitarbeiter entfristet, die unzumutbar schlecht sind.

Ob man gut arbeitet oder nicht, ist oftmals überhaupt nicht entscheidend, sondern einfach nur der Zufall, ob zum Entfristungszeitpunkt gerade Bedarf an Personal da ist, oder eben nicht. Obendrein erhalten die Mitarbeiter in der Firma von meiner Frau oftmals nur 2 Wochen vor Ablauf des befristeten Vertrags die Info, ob sie einen weiteren befristeten Vertrag (unter 2 Jahre), bzw. entfristet (ab 2 Jahre) werden, d.h. man muss immer gegen Ende der Befristung dem Bezirksleiter hinterherrennen und sich schon mal parallel auf einen anderen Job bewerben, bzw. Vorkehrungen treffen. Die Vorgesetzten haben da immer überhaupt keine Eile, weil die ja quasi am letzten Tag noch sagen können "klar brauchen wir dich weiterhin, hier ist dein neuer Vertrag".

Ich kann wirklich nur von solchen Vertragsarten abraten, du bist volle zwei Jahre lang erpressbar und musst mehr oder weniger alles hinnehmen...
... Urlaub stornieren wegen Auftragslage oder Krankheit der kollegen
... selbst sehr wenig Krankheitstage, d.h. auch erkältet in die Arbeit gehen und Kollegen anstecken, die dich verteufeln werden
... bei Überstunden schön lächeln und ja sagen

Ich lehne befristete Verträge kategorisch ab, sofern diese nicht "alternativlos" sind. Man ist hier einfach nicht auf Augenhöhe mit dem Arbeitgeber, sondern immer auf dessen Gnade angewiesen.
 
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Ich melde mich auch mal zu Wort, arbeite zwar nur als Minijobber auf 450 Euro-Basis (Einzelhandel) neben dem Studium her, aber mit befristetem Vertrag.

Und ich kann @Stunrise zustimmen, dass man sich manchmal vorkommt wie ein "Spielball" der Chefs.
Die erwarten auch gar keine wirkliche Widerrede, und wer sich zu oft beschwert, der fliegt halt raus.

Wie es im öD ist, kann ich nicht beurteilen, aber bei mir im Betrieb sind die Unbefristeten deutlich entspannter bei der Arbeit.

Man muss bei Schichtende bangen, wenn man mal nicht alles geschafft hat (zb wegen großem Kundenandrang) dass der Marktleiter beim Kontrollgang meckert.

Ein Kollege von mir (befristet) hat sich neulich während der Arbeit am Fuß verletzt und wurde von der Leitung angewiesen, weiterzuarbeiten, es sei nicht so schlimm (er hatte eine Scherbe im Fuß drin).
Als der Chef vorbeigeschaut hat, meinte er, der Kollege wäre nicht schnell genug, wenn er so weitermacht bekommt er eine Abmahnung.

Analogie zum unbefristeten Kollege, der sich ebenfalls mal Vergleichbar verletzt hat:
Er wurde für den Rest der Woche freigestellt.

Das mal zum Einzelhandel.

Wie es im Bereich der IT zugeht, kann ich nicht beurteilen, aber tendenziell denke ich, die befristeten Arbeiter werden eher mal als Krankheitsvertretung o.ä.eingesetzt.

Ich für meinen Teil Würde trotz allem jedoch nicht an einer Arbeitsstelle bleiben können, die mir überhaupt nicht gefällt.
Denn wie der TE sagt, da wird man Depressiv.
 
Befristete Stellen sind im Übrigen bei der momentanen Vollbeschäftigung absolut überflüssig.
Mich würde es nur noch ankotzen, wenn irgendeine Person aus der Elternzeit kommt und ohne jegliche Mehrleistung etc. Anspruch auf meinen Arbeitsplatz hat. Sowas geht mal überhaupt nicht und muss/ sollte man sich definitiv nicht bieten lassen.
Schau dich also in aller Ruhe nach unbefristeten Stellen um und erspar dir diesen Stress gleich von vornherein!!
 
Also hier gehts um keine kleine 2 Mann Firma sondern um ein vom Bund getragenes öffentliches Forschungsinstitut was wahrscheinlich international bekannt ist. Ich glaube ehrlich gesagt nicht dass hier groß mit Mitarbeitern "gespielt" wird. Bei meinem derzeitigen AG (auch öffentliches Haus, > 7000 Mitarbeiter) wird zunächst auch befristet eingestellt weil man wohl in der Vergangenheit das Problem hatte, dass sofort unbefristete Stellen mit absoluten "No-Brainern" besetzt worden sind und man diese nicht mehr aus dem Unternehmen rausbekommt.
Habe nun gesehen dass die Einrichtung generell alle ausgeschriebenen Stellen zunächst befristet, ich denke daher nicht an einen "Mutterschutz"-Platz oder Krankheitsvertretung sondern eben um oben genannte Sache.

Habe mich schließlich beworben und am nächsten Tag die Einladung bekommen welche gleich morgen ist, ich denke ein offenes Gespräch wird schon zeigen wie die Tendenz ist.

Ich muss definitiv von meinem derzeitigen AG weg, die damit verbundenen Depressionen wegen langweiliger Arbeit und ähnliches sind einfach nach mehreren Jahren nicht mehr zu tragen.
Dadurch dass es schon schwer ist sich beruflich um zu orientieren (Kaufmann-> Technik, ohne entsprechende Nachweise, Zertifikate etc.) kann ich das vielleicht auch als "Sprungbrett" in die andere Branche nutzen.

Trotzdem danke für alle Gedanken und dass ihr so viel dazu geschrieben habt. Hat mir auch irgendwo die Augen geöffnet und ich gehe die Sache viel sicherer an!
 
Hallo

Ich würde niemals von einer unbefristeten Stelle zu einer befristeten Stelle wechseln, Augen zu und weiter suchen bis man eine andere unbefristete Stelle bekommt.
Wenn man eine unbefristete Stelle wegen einer befristeten Stelle kündigt, dann bekommt man wenn man gekündigt oder der Vertrag nicht verlängert wird evtl. eine Sperre beim Arbeitslosengeld.

Grüße Tomi
 
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Ein Risiko besteht immer. Wenn du andere Mitarbeiter oder Exbeschäftigte fragen könntest wäre das natürlich super. Ob du die Ungewissheit und das Risiko in kauf nehmen kannst musst du wissen.
Ich persönlich hatte glück und wurde nach 6 Monaten fix unbefristet angestellt. Aber nochmal würde ich es nicht riskieren da ich zu viel zu verlieren habe.
Letztendlich aber deine entscheidung
 
Lange ists her, ein Update von mir:
Die Stelle habe ich angenommen.
Mich reizt es extrem dort zu arbeiten (Arbeitgeber, Technik, Themen und co.) sodass ich zugesagt habe.

Ich denke ich kann dem Unternehmen einen enormen Mehrwert aufgrund meiner Erfahrungen bieten. Weiterhin wurden mir meine zukünftigen Projekte mitgeteilt die ich selbst aufbauen darf, denke dadurch kann man sich auch immer etwas "unabdingbar" machen.

Die aktuelle Situation hier bei meinem aktuellen AG ist jedenfalls psychisch nicht mehr tragbar. Es gab noch andere Stellen, allerdings andere Problemfälle (Elternzeit-Vertretung, angeblich Mangel an Fachwissen).
Los gehts erst nächstes Jahr und ich bin mega happy und freue mich auf die neue Stelle. Wurde bereits auch rumgeführt, Chef ist per Du, alles ist super modern und "jung" :)

Trotzdem vielen Dank für alle Tipps :)
 
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