Herrlich, dass der Thread wieder zum Leben erwacht
Banger schrieb:
noch jemand, der mit extremen Geschmack nach Rauch / Asche nichts anfangen kann?
Was hast du vor? Möchtest du genug Leute zusammentrommeln, um eine antifaschistische Gruppierung zu bilden?!
Bedenke bitte, dass bei Whisky das Thema "Rauch" genauso wie das Thema "Würze" oder "Süße" oder "Sherry" nicht allzu sehr über einen gemeinsamen Kamm geschert werden kann. Wenn man Whisky grundsätzlich nicht abgeneigt ist (Spirituosen generell), dann würde ich glatt behaupten, dass man als solcher Geschmacks-Virtuose auch durchaus rauchige Whiskies findet, die einem sehr munden. Niemand spricht dabei davon, dass man sofort zum Bruichladdich Octomore oder Ardbeg Supernova greifen soll.
Banger schrieb:
für besondere Anlässe 12 Jahre alten Bunnahabhain
Das ist ein hervorragender und vor allem für das Geld überaus ausgewogener Whisky und Bunnahabhain hat als Destille auf der Islay durchaus ein Alleinstellungsmerkmal für sich, denn:
Banger schrieb:
Bunnahabhein wird auch als leicht rauchig beworben
...genau das Gegenteil ist der Fall! Bunnahabhain hat als einzige, traditionelle Islay-Destille praktsich ausschließlich ungetorfte Whiskies im Programm. Ein Bunnahabhain KANN also gar nicht rauchig schmecken, die sind alle unpeated. Wer hat dir das denn erzählen wollen?
Es gab vor Jahren mal den Toiteach (gesprochen: "Toch-Chach"), den hatte ich auf ner Whiskymesse oder bei meinem Örtlichen mal probieren können und ihn auch durchaus für gut - aber eben auch aufgrund seines damaligen Preises nicht für gut genug (und auch für Bunnahabhain nicht passend) befinden.
Banger schrieb:
Der geht durch die Nase, evl. wegen der höheren Alkoholkonzentration
Das ist durchaus möglich. Whiskies mit "nur" 40% tun sich's tatsächlich schwer, nicht nur in der Nase, sondern auch im Gaumen. Früher war das als Neuling noch "egal", aber mittlerweile (ich trinke seit ca. 15 Jahren Whisky) achte ich da schon etwas besser auf gewisse Einzelheiten und brauche auch nicht mehr jeden "Standard von der Stange".
Das soll keinesfalls großkotzig klingen, aber das Thema hat mich, als ich mich dann endlich heranwagte, doch sehr begeistert und neugierig gemacht. Ich bin grundsätzlich ein Geschmacksmensch und besitze zudem einen überaus stark ausgeprägten Geruchssinn. Das führte letztlich dazu, dass ich auch heute noch um die 60-70 Flaschen hier rumstehen habe, 90% davon geöffnet und über die Jahre auch viele Flaschen geleert habe. Selbstverständlich nicht alleine, Whisky macht in Gesellschaft immer am Meisten Spaß
Aber mein Standard-Spruch, auch auf den Tastings beim Örtlichen lautet sowieso immer: "Nach dem 5. Dram schmecken alle geil!"
Banger schrieb:
Müsste ich spaßenshalber mal mit billigen Erzeugnis von einer amerikanischen Firma (American Blend?), welche man im Kaufland bekommt, direkt vergleichen, um die Unterschiede direkt nachvollziehen zu können und warum Produkte mit 3-fachen oder 5-fachem Preis besser sind.
Das kannst du tatsächlich mal tun. Schaffe dafür aber auch bitte die passenden, idealen Voraussetzungen. Wenn du z.B. einen guten Nicht-Discounter-Whisk(e)y aus einem riesigen Tumbler und im worst case noch mit Eiswürfel trinkst, dann kannst du dir den Vergleich auch direkt sparen.
Wenn du stattdessen aber ordentliche Nosinggläser hast, entweder
mit schwerem Fuß oder alternativ
als Langstiel, den Whisky maximal nur bis Bauchmitte einfüllst und ihn schön "neat" trinkst, also bei Raumtemperatur und den Whisky dabei/dafür schön in der Hand umherschwänkst, damit er sich an der Temperatur deiner Innenhandfläche mit aufwärmen kann...
Naja, das schöne ist, jeder kann/darf alles trinken (und auch essen) wie er/sie/es es für richtig hält
Aber es wäre einfach schade, wenn man einem guten Whisky, der eben auch nur auf eine gewisse Art und Weise sein volles Potenzial ausspielen kann, nicht die Chance dazu gibt.
Neben dem Gaumen ist die Nase nämlich das allerwichtigste Sinnesorgan beim Whisky. Da passiert so viel (gleichzeitig) über das Zusammenspiel von Nase und Mund. Ich habe Whisky immer so 15-30 Sekunden lang im Mund, zutzel immer wieder Luft durch die Lippen, rieche gleichzeitig ununterbrochen am Glas dabei, benetze meine Lippen großzügig von oben bis unten - alles immer noch mit Whisky im Mund und durch die mittlerweile starke Anreicherung des Speichels entfaltet der Whisky auch seine vielen Nuancen und gleichzeitig haben alle Rezeptoren auf der Zunge die Möglichkeit, sich vom "Alkoholschock" zu erholen.
Früher habe ich noch hier und da mit Wasser verdünnt - da bin ich seit Jahren weg von. Auch nen El Maximo oder As We Get It, die bei knapp unter (oder auch mal knapp über) 70% liegen trinke ich genau so, wie ihn der Master Distiller abfüllen lassen hat. Wäre er so nichts, hätte er auch nicht die Freigabe bekommen.
Banger schrieb:
Das billige Erzeugnis habe ich immer genommen, um es mit Cola zu mischen.
Das war nie etwas für mich ^^ Ich hab mich nur immer gefreut, wenn andere den Jacky-Jim-Johnny-Kram wegbechern, damit die guten Firstfill-Fässer wenigstens leerwerden und sie endlich zum Reifen ordentlicherer Tropfen hergenommen werden können
Banger schrieb:
Vorher habe ich diese Dosen-Fertigmischungen gekauft.
Okay, da fällt mir wirklich nichts mehr ein ^^
wrglsgrft schrieb:
Sowas wie der Talisker Port Ruighe oder der Kilchoman Sanaig gehen eigentlich immer
Oh, zwei herrliche Whiskies
Da sind auch schon mehr als jeweils nur eine Flasche bei mir fachgerecht entsorgt worden
wrglsgrft schrieb:
Stärkeres à la Laphroaig nicht immer.
Laphroaig ist aber auch wieder ein Paradebeispiel für einen "Distillerie-Charakter". Ähnlich wie z.B. auch Ardbeg, den man ebenfalls liebt oder hasst. Rauch allein ist es ja keineswegs, der diese Whiskies ausmacht, sondern eben dieser phenolische, medizinische, teils sogar an verbrannte Autoreifen erinnernde Geschmack und Geruch
Wenn du übrigens mal nen guten und "noch" bezahlbaren Laphroaig probieren möchtest, den man eher selten sieht: der Triple Wood und der PX Cask. Erstgenannter ist eine Spur salziger und wegen der dreifachen Reifung auch ein Bisschen würziger und antrittstärker. Der PX Cask hingegen schmeckt, wer hätte es gedacht, etwas mehr nach Sherry, ist aber keinesfalls eine Sherrybombe und für nen Laphroaig doch eher überraschend mild.
wrglsgrft schrieb:
Ob ich den Bowmore überhaupt mal probiert habe, kann ich grad gar nicht sagen. Der soll ja aber eher moderat sein.
Der 12er ist schon in Ordnung. Ich kann mal schauen, ob ich hier irgendwo im Schrank noch ein kleines Probefläschchen hab - falls ja, schreib ich dir gern mal ne PN
wrglsgrft schrieb:
Ich denke aber auch, dass das mit dem Rauch ein bisschen eine Frage des sich drauf einlassens ist.
Das meine ich auch. Wie schon gesagt, "Rauch" allein ist ja kein alleiniges Merkmal. Es gibt sehr neutralen, eher lagerfeurigen Rauch, dann gibt es den richtig übertriebenen, kalten Aschenbecher, dann wiederum gibt es das in Desinfektionsmittel getauchte Stück Kohle, das man auslutschen kann ... ja, das sind schon "leckere" Getränke
Mich fasziniert es dennoch immer wieder ^^
wrglsgrft schrieb:
oder der 16-jährige Lagavulin.
Ich glaube, ein oder zwei Dram sind noch in meiner ersten Flasche, die ich damals gekauft habe... 14 Jahre ist die alt ^^
Banger schrieb:
Bier und Wein trinke ich überhaupt nicht. Mit dem Geschmack von puren Bieren konnte ich nie was anfangen. Ausnahme Kalrsberg Gründels und Oettinger Malz.
Gründels ist ein Mischgetränk mit Bier und Apfelsaft.
Da sind wir uns wieder äußerst ähnlich
Malzbier find ich klasse und auf nem Mittelaltermarkt trinke ich auch gern mal ein Met oder ein ordentliches, schottisches oder irisches (Kilkenny) Starkbier. Um sämtliche andere alkoholische Getränke mache ich - mit Ausnahme von Whisky - sonst aber einen großen Bogen.
Feligs schrieb:
"Rauchig" ist mMn bei Whiskys ein dehnbarer Begriff. Scotchs sind idR schon rauchiger als Bourbons und Irish Whiskeys, trotzdem würde ich viele nicht per se als typisch rauchig bezeichnen. Typisch rauchige wären z.B. ein Lagavulin, Laphroaig oder Talisker.
100% Zustimmung. Ich weiß nicht, was genau es ist. Viele Menschen, die neu oder unbedarft an das Whisky-Thema herangehen, beschreiben diesen sofort als "rauchig", selbst ein Jack Daniels wird gerne als rauchiger Whisky beschrieben.
-oSi- schrieb:
Die wenigsten Scotchs sind rauchig.
-oSi- schrieb:
Die sind eher in der Minderheit; prägen aber die Meinung.
Ich kann mir das nur so erklären, dass die Leute das Zeug sofort in den Rachen kippen und runterreißen und sich dann wundern, wenn da erst einmal alles rebelliert und "kratzt". Genau so, als würde man den Rauch eines unsauber/feucht abbrennenden Lagerfeuers einatmen, denn das "kratzt" ebenfalls im Hals - hat aber beides mit dem Geschmack vom Rauch überhaupt nichts zu tun.
Feligs schrieb:
Milder wiederum dann Glenfarclas, Glenfiddich oder Glendronach.
Ich trinke eigentlich alle sehr gerne. Rauchig, torfig, Sherry, typische Bourbon Süße etc..
Auch da wieder - 100% bei dir
Feligs schrieb:
Ardberg Corryvreckan schon mal pur probiert? Das ist Grillkohle vom feinsten
Mir hat der Corryvreckan damals z.B. nicht so gut geschmeckt wieder Uigedail - lustigerweise war's bei meinem guten Freund genau anders herum und wir haben unsere beiden Flaschen kurzerhand 1:1 getauscht
Banger schrieb:
Wie gesagt, bin Laie bei dem Thema und wäre niemals auf die Idee gekommen, für 50 Öcken da eine Flasche zu bestellen, sind auch hier nur ,,äußere Umstände", dass hier Bowmore und Bunnahabhain ist.
Das solltest du auch nicht blind tun... du solltest auch nicht unbedingt blind für 40 oder 30 Euro nen Whisky "blind" kaufen - wenn er nix für dich ist, dann tut jeder Euro weh, der nicht verwertet werden kann.
Hast du keinen Whiskyladen bei dir um die Ecke? Die haben eigentlich IMMER irgendwas offen zum Probieren bzw. wenn man kaufwillig ist, dann wird auch gern mal ne Flasche so geöffnet.
Bei meinem ist das schon seit Jahren ganz schlimm... der sieht meinen Kumpel und mich schon vom Parkplatz aus reinkommen, so schnell können wir den gar nicht begrüßen, da hat der schon zwei Gläser in der Hand: "Hier, ich hab da was neues, das müsst ihr unbedingt mal probiert haben!" ... ich bin da Samstags Mittags schonmal raus, da hätte ich keinesfalls mehr... äh, okay, lassen wir das, bevor ich mich hier selbst um Kopf und Kragen rede
Alternativ: aus welcher Ecke kommst du denn? Ich bin da auch immer bereit und offen für, hier kleine Privattastings (selbstverständlich unentgeltlich und gerne in Verbindung mit Heimkinoabend oder Musikhören via Vinyl ^^) zu veranstalten
3,2 Meter Leinwand, 3er Leder-Kinosessel, spielfreudiges Front-Array aus Yamaha-Lautsprechern gemeinsam mit 4x 15" Subwoofern... das macht Spaß, mit Whisky umso mehr
Banger schrieb:
Wenn ich so überlege, könnte der Geschmack vom Bowmore mittlerweile sich auch verändert haben? Die Flasche wird ungefähr seit 1-1,5 Jahre angebrochen sein. Als Verschluss ist da ein Korken in Verwendung.
Wie gesagt, seit ca. 14 Jahren trinke ich Whisky und seit dem habe ich auch offene Flaschen. Wenn diese IMMER mit dem passenden Korken sonnengeschützt gelagert sind, braucht man sich keine Sorgen machen. Dennoch ist mir vor Jahren einer gekippt - einer, der sogar in ner Metalldose war: mein originaler Smokehead!
Der hat einfach nur noch ekelhaft geschmeckt, der Korken war aber intakt und hat nicht gefault. Dennoch konnte ich es nie über's Herz bringen, den wegzukippen... dann, etwa 2 Jahre später, ich sehe die Flasche im Schrank und dachte mir: "Okay, gibst ihm einfach nochmal ne Chance!". Ich mach die Flasche auf, rieche dran und denk mir nur:" Hä?! Was ist da denn los, wo ist der Rauch hin?!" Nix... einfach weg - der roch aus der Flasche wie Wasser. Ab in's Glas damit und - huch?! Plötzlich doch wieder Rauch da, nur sehr verhalten (also gar nicht wie ein Smokehead/Caol Ila). Seither schmeckt er wie ein ganz milder und ja, ich hab immer noch ein ganz klein wenig in der Flasche ^^
Aber grundsätzlich ist das nicht zu empfehlen. Es macht ja auch finanziell keinen Sinn, wenn man einfach nur ab und zu mal etwas genießen will. Eigne dir fünf, meinetwegen sogar 10 Flaschen an, aber versuche es, nicht weiter ausarten zu lassen. Zumal: wenn du ganz alleine trinkst, sind selbst 5 Flaschen schon nicht einfach wegzubekommen.
Banger schrieb:
Kann man den mit Bowmore (12 J.) vergleichen? ^^
Ardbeg geht in eine völlig andere Richtung. Der hat schon ne ziemlich fies phenolische Stinkenote, keinesfalls typisches Lagerfeuer
Das heißt aber nicht, dass er dir nicht schmecken wird. Wie gesagt, jede Nuance kann da den Unterschied machen.
Vielleicht wäre es ja gerade der "nicht-typische" Lagerfeuer-Rauch, der es dir dann doch wieder antut. Aber auch hier: kauf das nicht einfach blind. Geh zu nem lokalen Whiskyhändler.
xxwernixx schrieb:
Kauf dir ein Stück Torf und ein Sack Holzkohle zum Lutschen - schmeckt genauso.
Das könnte auf Dauer zumindest günstiger sein ^^
-oSi- schrieb:
Teurer heisst nicht besser.
So isses. Genauso heißt auch älter nicht automatisch besser und mehr %Vol heißt auch nicht immer besser. Es gibt einfach zu viele Faktoren, die den Whisky im Geruch und Geschmack beeinflussen können und gleichzeitig bleibt da eben noch die persönliche Vorliebe.
-oSi- schrieb:
Und Rauch muss man mögen. Ist nicht jedemanns Sache.
Naja, ich mags.
Bruder im Geiste
Wobei ich aber auch alles andere im Bereich Whisk(e)y trinke bzw. wenigstens probiere. Einzig Rye geht nicht so recht an mich.
-oSi- schrieb:
Zum Einstieg kann man z.B. Glenfiddich 12 nehmen. Da macht man nix falsch. Trifft fast jeden Geschmack.
Ich kann den 18er wärmstens empfehlen. Keinesfalls die ganze Flasche, weil sie einfach viel zu teuer ist, aber hier und da bekommt man ihn ab und zu mal im Restaurant in der Spirituosenkarte zu sehen. Wenn er da auftaucht: ruhig mal reingehen, auch wenn's da eh immer etwas teurer ist.
Der 18er ist definitiv eine deutliche Steigerung zum doch eher etwas emotionslosen 12er. Der 15er war keine echte Steigerung zum 12er, als ich ihn mal probiert habe.
Banger schrieb:
Glenfiddich (12) scheint das Mainstream-Produkt bei schottischen Whiskys zu sein, welches immer geht und viel gekauft wird.
Gehört zur Grant-Familie und somit zum drittgrößten Exporteur für Whisky weltweit. Darüber steht nur Diageo (u.A. Johnny Walker - ja, das sind Schotten) und Lagavulin, sowie Pernod Ricard, die aber lediglich aufgrund der vielen anderen Spirituosen neben Whisky so hoch im Rating stehen. Bekannte Marken von Pernod Ricard wären z.B. Jameson, Aberlour, Glenlivet.
Banger schrieb:
Werde jetzt aber nichts bestellen und schon gar nicht 500km nach HH gurken.
Höhö, am Ende wohnst du wirklich ganz in meiner Nähe
So, Roman fertig