Erstmal ist wichtig zu berücksichtigen, dass das Bundesfinanzministerium die Steuereinnahmen vorranging nach den Hauptsteuerarten kategorisiert, d.h. die Mehrwertsteuer ist in der Steuerart "Umsatzsteuer" enthalten - stellt also nur
einen Teil der Umsatzsteuer dar. Und bezüglich deiner Aussage:
Skysnake schrieb:
Äh nein. Die Mehrwertsteuer ist die größte Einzelsteuer in Deutschland und das schon ewig.
Da irrst du dich absolut:
Und das war auch schon immer so:
Skysnake schrieb:
Dafür gibt es deutlich mehr Personen mit wenig Einkommen. Das gleicht die Zahlen deutlich mehr aus als du denkst.
Wir können das ja mal kurz Überschlagen.
In 2021 waren die Top 20% irgendwo bei >3200 Netto/Monat erreicht. Der Median lag um die 2100 Netto/Monat und das unterste Drittel um die 1650 Netto/Monat.
Die Lohnsteuer bei 2100 Netto wird 2021 irgendwo in der unteren Hälfte gelegen haben, d.h. selbst diese Arbeitnehmer sind schon querfinanziert, d.h. du kannst nicht 100% ihrer Ausgaben als Beitrag zu den Steuern sehen, da diese durch eine sehr niedrige Lohnsteuer schon querfinanziert durch die oberen 20% sind. Oder in kurz: ein Teil ihres Geldes kommt von den Topverdienern - ohne die müssten sie höhere Steuern zahlen und hätten dementsprechend weniger Netto.
Gehe wir aber einfach mal so von 100% des Einkommens aus und ziehen nichts ab.
Bei gerundet 45 Mio. steuerpflichtigen Erwerbstätigen sind die Top 20% dann entsprechend gerundet 9 Mio. und die unteren 50% ~22,5 Mio.
Wenn nun die unteren 50% im Durchschnitt 2000/Monat "verkonsumieren" (und das wird ganz sicher
weniger sein, weil das Gehalt ja rapide abfällt in diesem Teil der Gesellschaft) dann sind das rund 45 Milliarden Konsum im Monat.
Wenn wir nun bei den oberen 20% im Durchschnitt mit 3000/Monat rechnen (und das wird
bedeutend mehr sein, weil das Gehalt in den oberen Prozent extrem stark ansteigt und da ja auch die oberen 5, 4, ... Prozent enthalten sind, die den Porsche nur als Zweit- oder Drittwagen in der Garage haben), dann macht das 27 Millarden Konsum im Monat.
Das ist jetzt natürlich alles nur pauschal überschlagen, aber selbst dann liegen diese beiden Zahlen nah zusammen und in der Realität werden die viel näher zusammen liegen aufgrund des starken Gefälles im Einkommen bei den unteren Perzentilen und des extrem starken Anstiegs des Einkommen bei den oberen.
Wenn man nun noch berücksichtigt, dass eben in der Realität das Einkommen der unteren sowieso zum Teil nur Querfinanzierung von oben ist, also man gar nicht 100% ihres Einkommens anrechnen darf bei einer fairen Rechnung, dann rücken die Zahlen noch weiter zusammen oder aber die Topverdiener zahlen auch da dann schon mehr.
Skysnake schrieb:
Das gleicht die Zahlen deutlich mehr aus als du denkst.
Damit die untere Hälfte der Bevölkerung die Quersubventionierung nach unten über Mehrwertsteuer ausgleicht, also diese Situation...
ascer schrieb:
Die oberen 20% bezahlen knapp 70% aller Steuern
...auch nur annähernd berichtigt, dann müssten die Mehrwertsteuererträge der unteren 50% der Arbeitnehmer um 400-500% Prozent höher sein (das Doppelte um auch nur annährend die Disparität zwischen Mehrwertsteuer und Lohnsteuer auszugleichen und die weiteren 300-400% um den Unterschied in Lohnsteuerhöhe und Lohnsteuersatz auszugleichen).
Oder anders ausgedrückt: der Konsum pro Kopf, um einen paritätischen Anteil an der Finanzierung Deutschlands zu tragen, müsste bei den unteren 50% der Arbeitnehmer von 2000/Monat eher in die Richtung 10k/Monat gehen.
Skysnake schrieb:
Also gerade die Mehrwertsteuer ist da ein ganz schlechtes Beispiel von dir.
Ich verstehe nicht, wie du daraus ein schlechtes Beispiel herleitest. Selbst der von dir zitierte Text spricht doch davon, dass die Topverdiener 42% der Gesamtmehrwertsteuereinnahmen bestreiten und die unteren 50% nur 38%. Also genau wie ich es überschlagen habe und dann spekuliert, nach den ganzen Dingen, die da noch nicht rausgerechnet waren, dass der Beitrag der Topverdiener auch bei der Mehrwertsteuer ungefähr gleichwertig oder höher ist - trotz ihres kleineren Teils an der Gesamtbevölkerung.
Und damit sind wir doch genau bei meinem anderen Statement: die unteren 50% tragen kaum etwas zur
Finanzierung Deutschlands bei und um auch nur annähernd paritätisch zu werden, müssten die ein Vielfaches ihres Einkommens für Konsum ausgeben - was sie nicht haben und nicht können.
Skysnake schrieb:
Ähm NIEMANDEN interessiert die Lohnsteuer wenn er nicht bekloppte ist, denn die Lohnsteuer ist nur ne Vorauszahlung die man durch eine Einkommenssteiererklärung konkretisieren kann. Und im Normalfall bekommt man etwas zurück.
Das ist doch Quark. (1) interessiert die Lohnsteuer schon deshalb
direkt, weil die aus dem Lohnsteuersatz resultiert und der aus der ungefähr zu erwartenden Steuerlast (du zahlst ja nicht XYZ Eur im Vorraus, weil dein Gummibärchenkonsum gestiegen ist, sondern Aufgrund deines Einkommens und dem daraus zu erwartenden Einkommen, dass es zu versteuern gilt)...ginge der Satz also runter, bleibt mehr Netto vom Brutto übrig und deine Steuerlast aus deinem zu versteuernden Einkommen sinkt real, was sehr gut für dich ist und (2) kannst du dein zu versteuerndes Einkommen nicht beliebig senken (und du senkst es ja sowieso nur mit Ausgaben, die du anrechnest...also ist der Euro so oder so weg, er ist dann nur nicht "doppelt weg", wenn du es anrechnen kannst, da dann zumindest etwas von der Lohnsteuer zurückfließt zu dir).
In 2021 habe ich abgerundet 5000 zurück bekommen, habe aber auch 3000 pro Monat Lohnsteuer gezahlt. Wenn ich einen Steuersatz wie in 1960 gehabt hätte, wäre ich irgendwo bei 1000-2000 pro Monat Lohnsteuer gewesen...und hätte meine Ausgaben für HomeOffice & Co. ja
trotzdem anrechnen können und somit
trotzdem 5000 zurück bekommen.
Das hätte also sehr wohl direkte Vorteile.