[Erfahrungsbericht] Natives Booten von einer virtuellen Festplatte (VHD)

Dionysos808

Lt. Commander
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Hallo Leute!

Ich habe gestern eine sehr interessante Funktion für mich entdeckt: Nämlich die, nativ von einer VDH zu booten. Dadurch erhält man all die Vorteile einer virtuellen Maschine, ohne dass man nennenswert an Leistung verlöre. Denn bis auf die Festplatte ist nichts virtualisiert, und auch ihr Performanceverlust ist nur minimal.

Für denjenigen, der bspw. ein Programm nur für einen kurzen Zeitraum installieren will, aber nicht möchte, dass Reste bei der Deinstallation das System zumüllen, gibt es zwei bekannte Optionen: ein Dualboot-System oder eine virtuelle Maschine.

Beides hat jedoch seine Vor- und Nachteile:

Bei einem herkömmlichen Dualboot-System steht jedem OS die volle Rechnerleistung zur Verfügung, allerdings muss der Speicher partitioniert werden, wodurch man weniger flexibel ist.

Eine virtuelle Maschine kann einfach hin- und herkopiert werden, so dass man schnell ein sauberes System hat, jedoch ist die Hardware nur virtualisiert, wodurch die Leistungsfähigkeit der virtuellen Maschine eingeschränkt ist.

Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, die die Vorteile vereint, wobei die Nachteile fast ganz wegfallen - natives Booten von einer VHD:

Hierfür erstellt man zunächst die virtuelle Festplatte und installiert dann Windows darauf. Diese VHD kann man nach Belieben kopieren so wie eine virtuelle Maschine, jedoch hat man nicht deren Performanceprobleme. Das liegt daran, dass tatsächlich nur die Systempartition virtualisiert ist, alles andere steht exakt wie bei einer ganz normalen Installation zur Verfügung. Und auch die Virtualisierung der Festplatte kostet kaum Leistung.
Man hat also ein Dualboot-System, ohne partitionieren zu müssen. Und das beste daran: Man kann diese VHD einfach sichern und immer wieder als Grundlage in ihren Ordner kopieren, falls man wieder ein frisches System braucht.

Man benötigt als OS Windows 7 Professional/Enterprise/Ultimate oder Windows Server 2008 R2, andere Windows-Versionen unterstützen meines Wissens nicht das native Booten von VHD. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, von einer VHD zu booten: Dazu benötigt man VBoot, das in der Version 1.0 noch Freeware ist. Hiermit ließe sich sogar Windows XP oder Linux in eine VHD installieren, was mit Boardmitteln nicht möglich ist, getestet habe ich es aber nicht.

Kurzanleitung für Windows 7 Enterprise/Ultimate und Windows Server 2008 R2 (Befehle jeweils ohne Anführungszeichen!):
Code:
1. VHD erstellen:
Windows-Taste -> "Verwaltung" eingeben -> "Enter" -> Doppelklick "Computerverwaltung" -> Linksklick "Datenträgerverwaltung" -> warten bis Datenträger eingelesen sind -> Rechtsklick "Datenträgerwerwaltung" -> Linksklick "Virtuelle Festplatte erstellen" -> Pfad wählen, z. B. "C:\VHD\Win7.vhd" (Die VHD-Datei darf nicht das Wort "Windows" enthalten.) -> Größe der VHD: mind. 20 GB -> Format der VHD: "Feste Größe" (würde man "Dynamisch erweiterbar" wählen, hätte man sicherlich größere Performanceverluste) -> warten bis die VHD erstellt wurde -> Rechtsklick auf den neu erstellten Datenträger -> Linksklick "Datenträgerinitialisierung" -> Standardeinstellungen belassen, Linksklick "OK" -> Rechtsklick auf den nicht zugeordneten Bereich -> Linksklick "Neues einfaches Volume" -> Linksklick "Weiter" -> Linksklick "Weiter" -> Laufwerksbuchstaben zuweisen (am besten hinten im Alphabet) -> Linksklick "Weiter" -> Linksklick "Weiter" -> Linksklick "Fertig stellen"
2. Installation in die VHD
Neustart und ggf. Bootreihenfolge im BIOS umstellen -> von Windows-Installationsmedium starten -> wenn die erste Eingabe erforderlich ist "Shift" + "F10" drücken -> cmd öffnet sich -> "diskpart" eintippen -> "Enter" -> "list disk" eintippen -> "Enter" -> Datenträger werden angezeigt -> "list volume" eintippen -> "Enter" -> Partitionen werden angezeigt -> anhand der Größe herausfinden, welche die Partition ist, auf der man die VHD erstellt hat -> "select vdisk file=D:\VHD\Win7.vhd" (für "D" den richtigen Laufwerksbuchtaben einsetzen) eintippen -> "Enter" -> "attach vdisk" eintippen -> "Enter" -> "exit" eintippen -> "Enter" -> "exit" eintippen -> "Enter" -> ohne Neustart die Installation ausführen -> VHD auswählen und wie gewohnt installieren
3. Bootmanager bearbeiten
nach der Installation cmd mit administrativen Rechten starten -> "bcdedit /copy {current} /d "Windows 7 - VHD"" eintippen -> "Enter" -> eine {GUID} wird ausgegeben -> Rechtsklick ins cmd-Fenster -> Linksklick "Markieren" -> mit gedrückter linker Maustaste ausgegebene {GUID} markieren -> "Enter" -> {GUID} kann nun in folgende Befehle eingefügt werden ->
"bcdedit /set {GUID} device vhd=[D:]\VHD\Win7.vhd" -> "Enter" ->
"bcdedit /set {GUID} osdevice vhd=[D:]\VHD\Win7.vhd" -> "Enter" ->
"bcdedit /set {GUID} detecthal on -> "Enter" ->
"exit" eintippen -> "Enter" -> nun hat man zwei Einträge im Bootmanager: "Windows 7 - VHD" und "Windows 7". Per msconfig kann man das Standardsystem einstellen. Ruhezustand ist nicht vorhanden und die Auslagerungsdatei liegt eventuell auf der falschen Partition, dies also ggf. anpassen.
Nun ist man fertig und erhält zum Lohn eine Installation, die die Vorteile von virtueller Maschine und Dualboot-System in sich vereint, ohne deren Schwächen mitzunehmen.

AS SSD Benchmark mit einer 40 GB großen VHD, die sich auf meiner zur Hälfte gefüllten m4 128 GB an SATA II befindet:
as-ssd-bench Msft Virtual Dis 27.06.2011 11-04-33.png

Zum Vergleich die m4 nicht virtualisiert:
as-ssd-bench M4-CT128M4SSD2 27.06.2011 10-56-46.png

Den Benchmark habe ich unter CPU-Last (Prime95, 1 Kern) durchgeführt. Ohne zusätzliche Last verringert sich der Gesamtscore um ca. 20-30 Punkte.

Mit meinem VHD-System erreiche ich im 3DMark Vantage knapp 8000 Punkte - ich denke, auch das zeigt deutlich, dass es keine großen Leistungseinbußen gibt.
Unbenannt.png


Ein Leistungsindex lässt sich nicht erstellen, wenn von einer VHD gebootet wurde, er würde aber wohl auch nicht anders ausfallen als auf meinem Hauptsystem.

Bei Interesse mache ich auch gerne noch ein paar Tests mit meinem VHD-System - schlagt ruhig etwas vor - und gestalte das Ganze ein bisschen übersichtlicher.

>Dies< ist übrigens mein Rechenknecht.


MfG, Dionysos
 
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