Medieninformatik - sinnvoll?

PHuV

Banned
Registriert
März 2005
Beiträge
14.219
Meine Schwiegertochter in spe möchte gerne Informatik studieren, und hat sich aufgrund fehlender Plätze bei Medieninformatik eingeschrieben.

Da ich mittelweile auch in Bewerbungsprozessen mit Mitarbeiter unterwegs bin, in zig Firmen als externer Mitarbeiter in Projekten und Co. tätig bin, habe ich in diesem Umfeld an sich einen guten Bild dafür, was so aktuell am Markt gefragt ist. Das ist natürlich auch nur ein Teilbereich der IT, was mir vollkommen klar ist. Jedoch ist das Umfeld und die Kunden recht umfangreich und umfaßt einige Branchen.

Nun sehe ich das mit dem Medieninformatik recht kritisch, weil das doch ein sehr eingeschränkter und spezialisierter Bereich ist, der in meinen Augen und mit meinem aktuellen Wissen kaum gefragt ist. Die Leute, die ich in den Firmen so sehe, sich mit Medien und Apps beschäftigen, sind normale IT-Ler und Informatiker bzw. Programmierer. Ich habe da noch das Schreckgespenst Web-Designer (dazu Mediendesigner, Grafikdesigner) und Co. vor Augen, was ja jahrelang durch die Arge als angeblich zukunftssicherer Arbeitsplatz in den eigenen Ausbildungsstädten beworben wurde. Fakt ist (leider), daß diese Leute mit diesem Portfoilo kaum oder wenig Chancen auf den Arbeitsmarkt hatte, und nach meinen bisherigen Erfahrungen gnadenlos im Bewerbungsprozess ausgesiebt wurden. Ich will den Beruf bestimmt nicht schlecht machen oder reden, aber als Zukunftsvision geht mir das nicht so richtig auf, und halte den Bedarf hier eher für marginal.

Mein Ratschlag war, spätestens beim Master in etwas anderes wechseln, wenn es geht noch früher, und in eine Richtung gehen, wo deutlich mehr Bedarf und Zukunftsaussichten bestehen.

Daher bitte mal Eure kompetente Meinungen.
 
Was berichten erfolgreiche Absolventen aus dem Studiengang? Das halte ich immer für einen guten und sinnvollen Ansatzpunkt. Also Einstiegsgehälter, Berufsbezeichnungen, Aufstiegschancen, weiterer Werdegang etc.
 
Deine Meinung zu Medieninformatik kann ich nur bestätigen. Man lernt nichts wirklich Brauchbares. Sie soll lieber nach den ersten Semester schauen, dass sie sich in die normale Informatik-Schiene wieder einschreiben kann.
Ich würde definitiv nicht bis zum Bachelor bei Medieninformatik bleiben. Da hat man dann viel Zeit investiert für die falsche Richtung.

Ansonsten hilft wie immer auch mein ein Blick in die Jobportale ... schau doch mal ob mit Medieninformatik in eurer Region Stellen ausgeschrieben sind - und ob diese Exklusiv Medieninformatik verlangen. So bekommt man ja auch ein Gespür dafür, ob man richtig unterwegs ist.
 
Bei mir war Medieninformatik die Vertiefung des Studienganges Angewandte Informatik. Allerdings sollte man diese Vertiefung auf keinen Fall mit festen Berufen assoziieren. Das wenigste im Studium ist tatsächlich praktisch anwendbar. Es bringt einem aber bei, wie man sich in neue Themen einarbeitet und da hatte auch die Medieninformatik durchaus interessante Nebenfächer, aus denen man sinnvolles fürs Berufsleben mitnehmen konnte.

Von der Uni kommen keine Programmierer, sondern IT'ler mit einem breiten Verständnis von Informationstechnik, ganz gleich welcher Studiengang. Und die Erkenntnis in welche Richtung es gehen soll, die kommt während des Studiums.
 
Zuletzt bearbeitet:
Medieninformatik kann vieles bedeuten. Hier mal meine Perspektive als jemand der INF studiert hat und viele MINFs kennt auch. Generell ist der häufigste Job für INF und MINF Softwareentwickler und hängt nicht direkt mit irgendwelchen besonderen Kurswahlen im Studium zusammen oft.

Bei uns an der TU Dresden sind die ersten 3 Semester MINF und INF identisch.

Wenn man nur bachelor will sind die Unterschiede:
weg kommt bei MINF:
  • elektrotechnik/tech inf
  • theoretische inf Teil 2
dazu kommen für MINF:
  • gestaltungslehre
  • design
Der wesentliche Unterschied ist, dass dem MINF viele Vertiefungen im Master verwehrt sind die er fachlich könnte aber im MINF curriculum nicht vorgesehen sind oft je nach Uni. Also sämtliche Systemarchitektur Sachen. Betriebssysteme, Datenbanken, Machine learning, Systems eng etc.

Ich würd MINF nur wählen wenn ganz besonderes Interesse an MINF exklusiven Themen vorherrscht:
  • Augmented reality
  • Virtual Reality
  • Design / Wahrnehmung von Mensch-Maschine Schnittstellen
TLDR: INF hat mehr Möglichkeiten sich im Master auf lukrativere Themengebiete Richtung Systemarchitektur / Technische Informatik zu vertiefen. Gute (gut bezahlte) Softwareentwickler können beide werden. MINF ist generell auch eine sehr wertvolle Ausbildung, nur nicht so wertvoll wie bestimmte INF Spezalisierungen wie Datenbanken/Data Science zb.
 
PHuV schrieb:
Meine Schwiegertochter in spe möchte gerne Informatik studieren, und hat sich aufgrund fehlender Plätze bei Medieninformatik eingeschrieben.
What?

Selbst an den Elite-Schuppen hast du doch i.d.R. höchstens 2.X oder mal 1-2 Wartesemester. Je weiter man auf der Liste nach unten geht desto schneller kommt man in den Bereich das es gar keinen NC mehr gibt. In Informatik keinen Platz bekommen? Das halte ich für ausgeschlossen, sofern man deutschlandweit sucht.
 
ascer schrieb:
Das halte ich für ausgeschlossen, sofern man deutschlandweit sucht.
Stell Dir vor, standortgebunden scheint es vorzukommen.
Ergänzung ()

Yogi666 schrieb:
Der wesentliche Unterschied ist, dass dem MINF viele Vertiefungen im Master verwehrt sind die er fachlich könnte aber im MINF curriculum nicht vorgesehen sind oft je nach Uni. Also sämtliche Systemarchitektur Sachen. Betriebssysteme, Datenbanken, Machine learning, Systems eng etc.
Das habe ich befürchtet.
Yogi666 schrieb:
Ich würd MINF nur wählen wenn ganz besonderes Interesse an MINF exklusiven Themen vorherrscht:
  • Augmented reality
  • Virtual Reality
  • Design / Wahrnehmung von Mensch-Maschine Schnittstellen
Ich forumliere es mal diplomatisch, Abi mit etwas Programmiererfahrung, kein eigener PC, Mathe gut. Mehr Kenntnisse nicht vorhanden.
 
Ich gehe in die andere Richtung und sage, sie soll machen was ihr Spaß macht. Man könnte ja auch den Master dann in einem anderen Fach machen, wenn gewollt.


Scheint hier keinen zu interessieren, was die Dame will.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Lemiiker und HerrWausD
Das Problem ist, die Dame hat nur ein Abi, sich nie wirklich mit Computer und IT beschäftigt. Sie wollte ursprünglich was soziales machen, hat ein soziales Jahr in einer Behindertenwerkstätte hinter sich, und kam jetzt auf die Idee, doch was andere zu machen. Sie hatte nie mal was mit VR geschweige den AR oder sonstwas in dieser Richtung zu tun.

Ich weiß ja nicht, wie Ihr das so seht, aber wenn ich einen Beruf ergreife, sollte ich schon mal irgendwie dafür eine Passion haben. Sei es mal was selbst programmiert, oder mit HW rumgespielt etc. Wir haben bei uns auch nur Azubis ausgesucht, die gewisse Vorkenntnisse oder Interessen aufgezeigt hatten.
 
PHuV schrieb:
Das Problem ist, die Dame hat nur ein Abi, sich nie wirklich mit Computer und IT beschäftigt.
Woher dann plötzlich der Wunsch nach Informatik/IT? Irgendwo muss sie das doch aufgeschnappt haben. Ich würde vorschlagen, irgendwo zuerst zu schnuppern.
 
Sie stellte plötzlich fest, daß sie in Mathe gut sein, und das bißchen programmieren (von dem kaum noch was da ist) Spaß machte.

Ich würde ja nichts dagegen sagen, wenn sie eine konkrete Vorstellung und Vision von dem Beruf allgemein hätte. Hat sie aber nicht. Und ich sehe ja tagtäglich, wo Leute in der IT gebraucht und auch entsprechend bezahlt werden. Sorry, Medieninformatiker habe da bisher nirgends irgendwie mal wahrgenommen.

Ich mag jetzt groß lästern, aber sie weiß ja nicht mal, was eine Datenbank ist, und wie sie zu bedienen ist. Das hat mein Jüngster in 3 Wochen bei mir im Praktikum nebenbei mal gelernt.
 
PHuV schrieb:
Ich mag jetzt groß lästern, aber sie weiß ja nicht mal, was eine Datenbank ist, und wie sie zu bedienen ist. Das hat mein Jüngster in 3 Wochen bei mir im Praktikum nebenbei mal gelernt.
Gut wäre natürlich, wenn Sie schon im Bekannten- und Freundeskreis schon mal den einen oder anderen Support geleistet hat. Wenn Sie wirklich komplett von 0 anfängt (sprich DAU-Niveau) wirds schwierig...Praktikum bei dir vielleicht? :D
PHuV schrieb:
Sie stellte plötzlich fest, daß sie in Mathe gut sein, und das bißchen programmieren (von dem kaum noch was da ist) Spaß machte.
Gründsätzlich nicht schlecht, aber das finde ich noch etwas zu wenig.

Meiner Meinung nach soll sie definitiv lieber zuerst in irgendeinem Betrieb IT Luft schnuppern.
Nicht, dass dann während/nach dem Studium die Erkenntnis "oh, das hab ich mir aber anders vorgestellt" kommt ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: PHuV
Es ist natürlich schwer, hier einen Rat zu geben, wenn sie selbst noch nicht weiß, was sie später machen möchte oder auch explizit nicht machen möchte.
Informatik hat natürlich immer Zukunft, aber das haben andere Berufe auch, und Informatik ist dazu noch breit gefächert. Es gibt ja noch weitere Richtungen wie Medizinische Informatik, aber da müsste sie wirklich mal in sich gehen, wohin die Reise gehen soll...
Mir selbst war es z.B. schon immer ziemlich klar, Informatikstudium schon aber möglichst wenig Elektrotechnik (hasse ich), wenig Mathe und auch kein Programmierer, so bin ich dann bei Netzkwerk Sicherheit gelandet.
Und wie man sieht ist genau das, was ich nie machen wollte, Schwerpunkt im Grundstudium, da muss einem natürlich bewusst sein, dass man da irgendwie durch muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: PHuV
@PHuV

Hat eine Bekannte auch gemacht. Nie einen PC gehabt, nie was am PC gemacht. Nach dem Abi dann IT studiert, weil ihr Freund das auch gemacht hat. Hat einen Abschluss erlangt und arbeitet jetzt, wenn sie nicht mal wieder schwanger ist, "irgendwas mit IT" bei einem Automobilhersteller.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: S K Y N E T, PHuV und BeBur
Ohne Themen-Hijacking betreiben zu wollen, einfach nur wertfrei die Beobachtung: Als Frau in der IT hast du mMn einen Vorteil, da immer mehr "Rechenschaftsberichte" und Co. erstellt werden (müssen) wo solche Zahlen erhoben werden. Ob das jetzt gut oder schlecht ist - irrelevant, aber einer Frau würde ich durchaus zu IT raten.

Medieninformatik: Das was alle anderen auch sagen.

Studium bei Null anfangen: Wieso nicht. Ist die Lernkurve etwas höher, aber machbar, vor allem wenn sie überdurchschnittlich gut organisiert und motiviert ist und z.B. alle Vorbereitungskurse absolviert. Ich find die Basis "mochte Mathe und das bisschen Programmieren war ok" in Ordnung um mal nen Semester IT zu studieren bzw. dann halt komplett. Ich war damals so schrecklich ahnungslos und planlos... :D. Gerade dann sollte man was solides und klassisches studieren.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: PHuV
@Idon das befürchte ich auch, daß das irgendwie so laufen wird. Aber gut, Sohnemann ist erwachsen, er muß damit dann so und mit ihr zurechtkommen. Ich hab da so ein Gefühl, und hoffe, daß ich mich irre. Was halt blöde kam in einem Gespräch, wo er sie verteidigte (was ja an sich auch gut von ihm ist), mir erklären zu wollen, wie das IT-Business - wo ich mittlerweile bald 33 Jahre tätig bin - erklären will. 🙄
 
PHuV schrieb:
@Idon das befürchte ich auch, daß das irgendwie so laufen wird.
Und das ist doch ok, oder nicht? Solange die Arbeit fordern ist bzw. Spaß macht und die Kollegen nett sind. Muss sich doch nicht jeder seine Lebensträume im Job-Kontext erfüllen.
 
Na ja, ich befürchte eben, daß sie irgendwann mal - wenn überhaupt - nur irgend einen schlecht bezahlten IT-Job bekommt, der des Names nicht würdig ist. Als junger Mensch sollte man heute sehr wohl schauen, wo und wie der Markt hingeht und wo der Bedarf befindet. Meine Tochter beispielsweise wollte auch sowas - wie ihre Freundinnen - Kunst- und Kulturpädagogik studieren. Freundinnen machen was mit Theaterwissenschaften und Antropologie sonstwas. Ganz ehrlich, das wird doch nix, genauso wie Politwissenschaft und Co, die nirgends einen gescheiten Job bekommen. Zum Glück ist meine Tochter vernünftig, hat mir zugehört, und sie macht studiert was "vernünftiges". Sie hat sich bei mir dann auch für meinen Rat sehr bedankt, und lästert nun über ihre Freundinnen, was die mal später wo und wie mit welchem Gehalt arbeiten werden.

Bitte nicht falsch verstehen, es soll jeder tun und lassen, was sie oder er will. Nur sollte sich schon jeder die Fragen im Studium oder der Berufswahl stellen:
  • Was will ich genau damit machen
  • Was sind meine Zukunftsaussichten bzgl.
    • Beschäftigungsangebote
      • Wirtschaft
      • Behörden
      • ÖD
      • Organisationen
    • Gehalt
    • Weiterbildung
    • Flexibilität
      • Wo und wie kann ich als was arbeiten?
      • örtliche Flexibiltät
  • Was will ich erreichen
Damit kriegte ich auch meine Tochter, als ich Frage, wo sie meint, daß sie mit Kultur ein Arbeitsangebot bekommen würde? Da kommt ja fast nur ÖD und Co. in Frage, die nicht jede Stadt und Gemeinde mal so hat.

Keine Frage, wenn man irgendwo einen Fuß reinbekommt, arbeiten viele später in Bereichen, die sie weder gelernt noch studiert hatten. Aber das Entscheidende ist doch, irgendwie und irgendwo mal den Fuß reinzubekommen, oder? Corona hat ja bitter gezeigt, wo ganz schnell mal Jobs wegfallen. Meine Kollegen und ich können uns nach wie vor vor Arbeit, gerade wegen Corona, kaum retten.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: leesmercenary
Zurück
Oben