Netzteil mit Leiterplatte aus Papier wirklich empfehlenwert?

kelli

Cadet 4th Year
Registriert
Jan. 2022
Beiträge
104
Moin zusammen,

aufgrund des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses wird z. B. in der Empfehlung zum "idealen Gaming-PC" hier gerne das Seasonic Core GC 500W genannt.

Ich habe das Modell für den Rechner meines Sohnes gekauft und einen Blick in das Innere geworfen. Die Verarbeitung insgesamt und die Komponenten sowie das Layout machen einen sehr ordentlichen Eindruck (soweit ich das erkennen-/beurteilen kann). Es funktioniert auch tadellos.

Die Leiterplatte ist offensichtlich eine auf Papierbasis. Das macht bei der maximalen Betriebstemperatur einen erheblichen Unterschied zu den Standard-Leiterplatinen aus Hartfaser.

Das senkt zwar die Herstellungskosten, dies aber offensichtlich auf Kosten der Temperaturfestigkeit. Oder ist das kein Problem im Heimanwender-Anwendungsbereich? Ich kann mir vorstellen, dass dort durchaus hohe Temperaturen auftreten können.

Verhindern die Schutzschaltungen zuverlässig, dass das Netzteil jemals in einen kritischen Bereich kommt?

Vielleicht bilde ich mir das Problem ja nur ein - aber bei einem hochbelasteten Rechner in Verbindung mit Sommertemperaturen im Dachgeschoss bekomme ich irgendwie ein schlechtes Gefühl in Bezug auf Brandschutz.

Das Thema wird selten erwähnt bei den Netzteil-Tests, die ich so lese.

Vermutlich gibt es diese Platinen im unteren Preisbereich auch bei allen anderen Herstellern?

Also ein eingebildetes Problem- oder eines worüber man bei der nächsten Neuanschaffung nachdenken sollte?
 
Leiterplatten aus papier sind schon immer absolut normal gewesen. Hatten die netzteile in meinen ersten PCs alle. Je nach Anforderungen an Layer, Betriebstemperatur, stabilitaet und Design nimmt man das Material, dass alle Anforderungen bestmoeglich abdeckt.
 
Seasonic ist eine gute Marke und ich würde mir da keine Sorgen machen. Klar das ist nen Budget-Modell von Seasonic, aber das wird vermutlich nicht abfackeln ;)
 
Kein namentlicher Hersteller würde ein Produkt verkaufen, das mit dem Risiko einer spontanen Entzündung im europäischen Hochsommer behaftet ist. Es gibt bestimmt auch 1-2 Vorschriften zum Thema Brandfestigkeit die die Produkte einhalten müssen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Aduasen
kelli schrieb:
Vielleicht bilde ich mir das Problem ja nur ein
Jap, würde ich so bestätigen. Ich wohne seit 2011 in einer Dachgeschosswohnung und meine Hardware ist auch mehr im günstigeren Bereich angesiedelt.
 
Wird überhaupt der PC in dem Umfang genutzt das da höhere Temperaturen entstehen.
 
Hast Du das Netzteil tatsächlich auseinander gebaut?
Ich würde denken, dass Du es dann auch gleich wegwerfen kannst.
 
hamju63 schrieb:
Hast Du das Netzteil tatsächlich auseinander gebaut?
Nee, kann man von der Vorderseite (wo der Einschaltknopf ist) sehen, dass die Platine auf Papierbasis ist. Mit der Taschenlampe reingeleuchtet. Wann man am Lüfter schräg reinschaut, sieht man das auch.

Motorrad schrieb:
Die Papierbasis wurde doch bestimmt weiterbearbeitet
Ist mit Epoxidharz "veredelt".

Fujiyama schrieb:
Wird überhaupt der PC in dem Umfang genutzt das da höhere Temperaturen entstehen.
Mein Sohn zockt erheblich viele Stunden am Stück.
 
Dann muss er schon verdammt viel Zocken das dauerhaft ne hohe Temperatur vorhanden ist. Wenn er aber soviel Zockt hat er aber ganz andere Probleme...
 
kelli schrieb:
Verhindern die Schutzschaltungen zuverlässig, dass das Netzteil jemals in einen kritischen Bereich kommt?
Das Netzteil verfügt u.a. über eine OTP und Seasonic gewährt dafür immerhin sieben Jahre Garantie. Das Core ist mehr oder weniger ein billigeres Focus. Der Lüfter ist etwas arg billig, aber vlt. hält er sieben Jahre durch. :D Probleme sollte es damit nicht geben.
 
Bei Papierfasern und Eppxidharz muss ich an HPL-Platten denken. Und das Zeug gibt es mit Brandschutzzulassung.

Man kriegt so eine Platine bestimmt angezündet, wenn man es drauf anlegt. Aber im regulären Betrieb sicher nicht. Selbst dünnes Zeitungspapier entzündet sich erst bei etwa 175 ° C. Kompakteres Papier wie das klassische 80 g/m²-Papier sogar erst bei etwa 360 ° C.

Ganz davon abgesehen brennen viele Kunststoffe mindestens genau so schnell wie Papier, dafür aber meist hochgiftig und sind deutlich schwerer zu löschen.

Ich denke, hier spielt dir der Gedanke an die allgemein bekannte Verwendung von Papier als Anzündhilfe/Brennstoff einen Streich. Du bist es gewohnt, dass das Zeug leicht anzuzünden ist und gut brennt, weil es eben viel für solche Zwecke verwendet wird und man da einfach eine feste Assoziation eingebrannt hat.
Aber so eine Platine auf Papierbasis hat einfach nur noch sehr wenig mit einem Blatt Papier zu tun.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: kelli
wrglsgrft schrieb:
einfach eine feste Assoziation eingebrannt hat.
Da kommt der Brandschutzhelfer in mir durch - stimmt :)

Lt. Wikipedia-Artikel, den ich oben verlinkt habe, beträgt die maximale Betriebstemperatur der Platine "nur" 90°. Das kam mir jetzt nicht so wahnsinnig viel vor. Mein Trugschluss war aber, dass ich davon ausgegangen bin, die Platine fängt dann an zu brennen. Das ist vermutlich nicht der Fall, es drohen nur Leiterbahnrisse, die dann vermutlich zum Defekt führen aber nicht unbedingt zum Brand.

Ich war halt schon mal Zeuge, wie eine Straße weiter ein Rechner sich entflammt hat. Das Feuer war leicht gelöscht, die Rauchentwicklung fand ich aber schockierend.
 
Hartpapier Platinen werden ueberall verbaut, wo es aufs Geld ankommt, und wo es machbar ist das Layout einseitig mit nur ein paar Jumpern zu erstellen.
Grade letzteres ist bei Netzteilen durchaus ueblich, deswegen sind grade da die Hartpapierplatinen weit verbreitet.
Ich gehe jede Wette ein, das 95% der internen Netzteile des ganzen Elektronikkrempels den man zu Hause hat auf einer Hartpapierplatine basiert.

Die ist deutlich guenstiger, nicht nur das Material, sondern auch die Bearbeitung. Die ganz billigen sehen nichtmal einen Bohrer, sondern werden nur ausgestanzt. :D Aber auch Bohren und Fraesen einer Hartpapierplatine ist billiger, denn das Glasfasermaterial bei einer FR4 Platine nutzt die Werkzeuge deutlich staerker ab.

Die Farbe ist dabei uebrigends nur ein Indiz, kein Beweis. Platinenmaterial kann quasi jede Farbe haben, man bekommt auch FR4 in Beige. Ein einseitiges Layout ist ein staerkeres Indiz, und das scheint nach einem Bild zu dem Netzteil was ich gefunden habe der Fall zu sein. Da ist das PCB aber auch hellbraun, und nicht das dunklere braun des ganz billigen Materiales.
Dieses Material, was zB auch von MeanWell in dieser Farbe verwendet wird, duerfte kein reines Hartpapier sein, da ist sehr wahrscheinlich auch Glasfaser drin. Nur von Bildern aber nicht zu beurteilen.

Im Endeffekt fuer den Enduser aber eigendlich irrelevant, bei einem Geraet von einem namhaften Hersteller.
 
Zurück
Oben