Sterne fokussieren

Christian1297

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Hallo,

ich hab seit kurzem eine Sony Alpha 6000 und wollte gestern spontan mal die Sterne und die Milchstraße ablichten.
Die Kamera hat dabei natürlich auf einem kleinen Stativ gestanden und war auf 2 Sekunden Selbstauslöser eingestellt. Das Ergebnis stellt mich aber nicht ganz zufrieden. Mir ist bewusst dass das Sony 3.5-5.6 16-50 Objektiv nicht die erste Wahl für solche Aufnahmen ist aber ich wär schon zufrieden wenn ich ebenbürtige Fotos zu meinem Smartphone erreichen würde.

Anbei hier mal zwei Aufnahmen. Beide Aufnahmen sind unbearbeitet als jpg.

Diese hier von meinem Google Pixel 7 Pround diese hier von der Alpha 6000.
PXL_20230707_222710338.NIGHT.jpgDSC00966.JPG

Ein großer Punkt ist hier der Fokus beziehungsweise die Schärfe.

Bei der Alpha 6000 habe ich Schwierigkeiten gehabt den Fokus einzustellen. Der Sucher war absolut Schwarz, selbst mit der Fokuslupe konnte ich keinen Stern ausfindig machen an dem ich mich hätte orientieren können. Gibt es hier einen Trick um den Fokus leichter einstellen zu können oder hilft da nur ausprobieren?

Das Pixel setzt so eine Aufnahme aus vielen kürzeren Einzelbildern zusammen und berücksichtigt dabei die Bewegung der Sterne am Himmel. Das einzelne Foto von der Alpha 6000 ist mit einer Belichtungszeit von 25 Sekunden entstanden. Dabei scheint es schon zu länglichen und nicht mehr Runden Sternen gekommen zu seien. Der ISO-Wert stand aber bereits bei 2500. Sollte ich kürzer belichten und den ISO-Wert weiter erhöhen und später versuchen das RAW zu entrauschen oder erreicht man die Qualität vom Pixel ebenfalls nur durch Stacking?
 
Ganz grob bei deiner Ausstattung, ISO 4000 und und mit 16mm ca. 13-15 Sekunden belichten, Blende offen.
Live Bild auf Bildschirm, einen Stern raussuchen, es muss ein heller sein. So lange am Fokusring drehen, bis dieser so klein wie möglich dargestellt wird. Das geht, ganz sicher.
Das wichtigste aber, um die MS fotografieren zu können, muss sie auch zu sehen sein! Aktuell ist das GZ am besten von 0:30 - 2:15 zu sehen mit einer Höhe von nur 12° ist es aber trotzdem noch ziemlich niedrig. Mehr geht in Deutschland aber nicht. Zweites Problem, im Sommer wird es überhaupt nicht dunkel.
Keine Wunder erwarten, Deutschland liegt nicht optimal um die MS zu fotografieren, beeindruckende Fotos sind immer an Orten geschossen, die geografisch günstiger liegen und es noch echte Dunkelheit gibt.
Weiter sind dann auch diese Bilder stark bearbeitet, um das GZ besonders eindrucksvoll erscheinen zu lassen.

DSC_9876.jpg
Mein Schnappschuss
ISO 2000 | 15 Sek. | D850 mit Sigma 14/1.8 auf f1.8
Aufgenommen am 9. Oktober um 19:58 in Teltow-Fläming


xxMuahdibxx schrieb:
welchen Fokus will man einstellen wenn die Objekte für die Kamera unendlich weit weg sind ?
Spielt keine Rolle, fokussieren muss man immer und wenn das Motiv 1000 Lj entfernt ist.
 
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Christian1297 schrieb:
Gibt es hier einen Trick um den Fokus leichter einstellen zu können oder hilft da nur ausprobieren?
Manuell auf "unendlich" fokussieren.
Das Objektiv ist dafür völlig ungeeignet.
Ein gutes Budget Objektiv wäre z.b. das Samyang 12mm f2.

Christian1297 schrieb:
Sollte ich kürzer belichten und den ISO-Wert weiter erhöhen und später versuchen das RAW zu entrauschen oder erreicht man die Qualität vom Pixel ebenfalls nur durch Stacking?
Ab 15 sek sind die Streifen zu sehen. also 15s bis max 20s belichten und ISO hoher. Rauscht dann bei dem lichtschwachen Zoom Objektiv, und deswegen ist es so ungeeignet.

Ich kenne den Vorgang so nur als klassische Variante. Gibt sicher heute Photoshop KI Funktionen die es einigermaßen sauber entrauschen können.


btw ich habe auch das Pixel 7 Pro und bin immernoch beeindruckt was es für gute Bilder schießt. :love:
 
25s sind schon recht lang, da ist die Erdrotation schon zu erkennen. Ohne (synchronisierte) Nachführung wird's da nichts.

Generell würde ich Dir eher eine lichtstarke Festbrennweite empfehlen, etwa das SEL24F14GM oder SEL14F18GM.

Mit weit geöffneter Blende im manuellen Modus arbeiten. Kleine ISO (abhängig vom Sensor) für feinere Details.

(Kabellose) Fernbedienung nutzen (oder Smartphone/Tablet/Notebook) und Stativ.

Immer mit Kamerarohdaten in die Nachbearbeitung, nie mit JPEGs.

Fokussieren kannst Du im BULB-Modus (oder mit deutlich höher eingestellter Belichtungszeit), die eigentliche Aufnahme dann kürzer. Bei kurzen Brennweiten reicht es auch, Objekte in größerer Entfernung mit Taschenlampe anzuleuchten und darauf zu fokussieren.

Und das Pixel schummelt genauso wie die Samsung-Dinger. Es gibt genügend Ablichtungen des Sternenhimmels auf allen möglichen Längen- und Breitengeraden mit großformatigen Kameras und teurem Equipment, die man in das gemachte Bild hineinrechnen kann: "KI-gestützte Bildverarbeitung".
 
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Christian1297 schrieb:
Ein großer Punkt ist hier der Fokus beziehungsweise die Schärfe.

Bei der Alpha 6000 habe ich Schwierigkeiten gehabt den Fokus einzustellen. Gibt es hier einen Trick um den Fokus leichter einstellen zu können oder hilft da nur ausprobieren?
Du kannst die Hyperfokaldistanz für dein Objektiv bei eingestellter Brennweite und Blende berechnen.
Dann kannst du per AF auf das kontrastreichste Objekt außerhalb der errechneten Entfernung fokussieren.
Anschließend den AF-Modus auf manuell umstellen.
 
Ach so: den IBIS ("Steady Shot") sollte man ebenfalls abschalten, manchmal kann der auch überkompensieren, wo es nichts zu kompensieren gibt.
 
Ganz wichtiger Tipp für die maximale Belichtungszeit ohne Nachführung: die 600er Regel.
https://beltoforion.de/de/astrofotografie/kameraeinstellungen.php
Dann hilft nur noch Stacking, lichtstärkere Optik, höhere ISO, Ort mit weniger Lichtverschmutzung und/oder Nachführung.

Zum Fokusieren: Liveview (so heißt es bei Fuji) deaktivieren, dann bekommt man das zu erwartende Bild angezeigt. Dazu beim manuellen Fokusieren eine ev. vorhandene Fokuslupe und dazu noch Fokus Peaking. Wenn die Alpha kann.

Und unbedingt mit Selbstauslöser oder Fernauslöser und am Besten mit elektronischem Verschluss arbeiten.
 
Danke euch für die vielen nützlichen Tipps. Leider hat es in den letzten Tagen nicht nochmal die Möglichkeit für ein neues Foto gegeben aber ich behalte alles im Kopf für den nächsten Versuch.

Dass das Objektiv keine gute Wahl dafür ist weiß ich. Ich habe die Alpha 6000 günstig gebraucht gekauft um erstmal einen Anfang zu finden und möchte nun erstmal so viel wie geht daraus heraus holen.

Dr. MaRV schrieb:
Keine Wunder erwarten, Deutschland liegt nicht optimal um die MS zu fotografieren, beeindruckende Fotos sind immer an Orten geschossen, die geografisch günstiger liegen und es noch echte Dunkelheit gibt.
Weiter sind dann auch diese Bilder stark bearbeitet, um das GZ besonders eindrucksvoll erscheinen zu lassen.

Anhang anzeigen 1373631
Mein Schnappschuss
ISO 2000 | 15 Sek. | D850 mit Sigma 14/1.8 auf f1.8
Aufgenommen am 9. Oktober um 19:58 in Teltow-Fläming

Ist deine Aufnahme auch stark bearbeitet oder genügt es für diese Darstellung das RAW richtig zu entwickeln?


commandobot schrieb:
Du kannst die Hyperfokaldistanz für dein Objektiv bei eingestellter Brennweite und Blende berechnen.
Dann kannst du per AF auf das kontrastreichste Objekt außerhalb der errechneten Entfernung fokussieren.
Anschließend den AF-Modus auf manuell umstellen.

Interessant, das hilft auf jeden Fall. Ein kleiner Test hat das ganze direkt positiv bestätigt.
Ich habe dann aber auch nochmal probiert einen hellen Stern manuell anzuvisieren und in den Fokus zu nehmen. Hat dann auch geklappt und die Schärfe ist schon mal besser als bei der Aufnahme im Startbeitrag.

DSC00981.JPG
 
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@Christian1297
Das Foto ist lediglich mit Lightroom Classic entwickelt.

Am einfachsten Fokussierst du, indem du im Live View auf maximale Vergrößerung stellst und dir einen Stern auf dem Bildschirm raussuchst. So lange am Fokusring drehen, bis dieser so klein wie möglich auf dem Bildschirm dargestellt wird, Autofokus aus (sollte klar sein). Den Fokusring kann man dann mit etwas Klebeband fixieren, so kannst du ihn nicht aus versehen verstellen.
Weil du mit einer DSLM arbeitest kannst du dir das Verschließen des Sucherokulars sparen.

Das deine Sterne zum Rand hin länglich werden ist normal, das nennt man Coma, das haben alle Objektive, Gute weniger stark, Schlechter stärker. Die Sterne im Zentrum sollten aber punktförmig sein.
Ein gutes Astro ist das Samyang 24/1.4,ein rein manuelles Objektiv (für Astro kein Nachteil), wenn du etwas Geld zur Verfügung hast, ist auch das 14/1.8 Art von Sigma sehr gut. Nicht ganz so schnell, aber eine sehr gute optische Leistung und größerer Bildwinkel. Es ist aber auch ein ordentlicher Brecher, es geht darüber hinaus auch hervorragend für Landschaft und besitzt einen AF. Die enorme Öffnung und die stark gewölbte Frontlinse erfordern jedoch spezielle Filterhalter und teure 150 Millimeter Rechteckfilter (für Astro uninteressant, für Landschaft umso interessanter). Beim Samyang muss man außerdem Glück haben, die streuen sehr stark in ihrer Qualität.

https://www.sigma-foto.de/objektive/14mm-f18-dg-hsm-art/uebersicht/
Das besitze ich, damit wurde meine Aufnahme geschossen.

https://www.sigma-foto.de/objektive/14mm-f14-dg-dn-art/technische-daten/#ppc
Das scheint mir der Nachfolger zu sein, sogar mit 1.4er Anfangsblende!

https://www.samyang.de/mf-24mm-f-1.4-sony-e-mount
Das Samyang, für den Einstieg eine gute Wahl, jedoch etwas Glück erforderlich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde dir auch das Samyang 12mm f2 empfehlen, das ist wirklich preiswert. Durch die geringe Brennweite bekommst du einen größeren Teil der Milchstraße ins Bild und kannst auch etwas länger belichten.

Aber das wichtigste ist und bleibt nunmal ein dunkler Himmel. Gute Ergebnisse wirst du erst bekommen wenn du die Milchstraße mit deinen eigenen Augen erkennen kannst.
Nachbearbeitung ist dann natürlich auch sehr wichtig, hier mal ein Vergleich direkt aus der Kamera:
IMG_4461.JPG

Vs Nachbearbeitet:
IMG_4461.jpg


Das ist bei 17mm (FF), f2.8, 13s, iso6400 entstanden. Mit 12mm f2 solltest du ein sehr vergleichbares Ergebnis auf APSC erzielen können.
 
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um nen Stern in den Live view zu bekommen kannst z.n den iso wert sehr hoch einstellen oder die Belichtungszeit erhöhen. Bin auch neu im Thema, meine alte eos 5d mk2 zeigt dann im Live view das helle Bild an auf dem Belichtungszeit und iso schon berechnet sind.

Ist der Stern im Live view kann eine sogenannte Bahtninov Maske helfen den Stern perfekt zu fokussieren. Für Weitwinkel Aufnahmen fahre ich aber mit der infinity Fokus Einstellung auch immer ganz gut. Genau aufm Strich gestellt und los gehts.

Generell, wie ja auch schon erwähnt, ist es in jedem Fall ratsam Bilder mit kurzer Belichtungszeit zu machen und diese dann zu stacken. Das ermöglicht perfekte Punkte als Sterne. Gibt auch Apps und Tabellen auf denen man nachschauen kann was die maximal mögliche Belichtungszeit ist um Punkt förmliche Sterne zu erhalten. Ich empfehle auch und gerade als Einsteiger die App PhotoPills. Kostet (im Apple App Store) 13€ aber ist ein Segen.

aus Hunderten sehr kurz belichteten Fotos werden dann per Software ein Bild, bei Weitwinkel Aufnahmen ist es dann auch nicht notwendig die Kamera oft nachzujustieren die Stacking Programme nehmen sich Referenz Punkte und gleichen die Veränderung des Ausschnitts an.

Für ca 150€ bekommt man aber auch schon günstige mechanische Nachführungen
 
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