GeForce FX5900, FX5200 Ultra und Ti4800 im Test: Roundup von nV15 bis nV35

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Carsten Spille
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Fazit und Empfehlung

Nach langer Benchmarkorgie verliert man leicht ein wenig den Blick für die Realität, besonders, wenn dabei so viele so grundverschiedene Karten antreten, von denen eigentlich nur die wenigsten im Sinn haben, worauf es bei vielen Tests ankommt: Auf Teufel komm' raus die meisten Frames pro Sekunde zu erzielen.

Zugegeben, das mag gerade in Bezug auf nVidia und ihre Treiberoptimierungen auf bestimmte Benchmarks ziemlich abwegig klingen. Die Wahrheit aber ist, dass es nur die High-End Modelle sind, die die Leistungsprüfungen gut überstehen sollen und deren mehr oder weniger verdienter Glanz dann auf die gesamte Produktpalette mittels gekonntem Marketing reflektiert wird.

Auch wir bei ComputerBase.de testeten mit höchsten Detaileinstellungen - natürlich um die Grafikkarten so richtig zu fordern. Aber in der Realität wird viel eher mal eine Auflösungsstufe tiefer geschaltet, oder, wo das aufgrund von TFT-Bildschirmen nur unbefriedigende Resultate bringt, auf FSAA bzw. AF verzichtet und Details reduziert.

Lange Rede kurzer Sinn, im nun folgenden Fazit werden wir sicher nicht alle Karten, die in dem einen oder anderen Benchmark keine so überragende Leistung erbracht haben, steinigen und ans virtuelle Kreuz nageln, sondern versuchen zu umreißen, welche Karte für welches Anforderungsprofil geeignet erscheint. Einen Ausblick darauf gab schon unsere etwas unkonventionell angelegte Tabelle der technischen Daten.

Einstiegssegment: Wer hier zum Kundenkreis zählt, der ist manchmal schon mit integrierter Grafik zufriedenzustellen - er stellt schlicht kaum Anforderungen an seine Grafikhardware. Doch schon, wenn man zwei Bildschirme oder einen TV-Out nutzen will, ist man mit den meisten integrierten Lösungen entweder komplett aufgeschmissen oder benötigt eine Erweiterungskarte, die ob ihrer geringen Verkaufszahlen beinahe genausoviel kosten, wie Einstiegsmodelle separater Grafikkarten.

Von integrierter Grafik oder, um den Bogen zur getesteten Hardware zu schlagen, einer alten Karte der GeForce2 MX Klasse auf eine aktuell erhältliche Karte aufzurüsten, bringt trotz relativ zu den Spitzenmodellen gesehen geringer Performance meistens den deutlichsten Leistungsschub. Oft nicht nur für die Grafik selbst, sondern im Falle von in das Mainboard integrierter Grafik, auch für die Anwendungsperformance, da die CPU sich nicht mehr die zur Verfügung stehende Bandbreite mit dem Grafikchip teilen muss. Selbst eine Karte, die in Spielerkreisen heutzutage weniger als traurig belächelt wird, bietet hier schon einen beträchlichen Mehrwert. Neben der schon angesprochenen Fähigkeit, mehrere Bildschirme anzusteuern, bieten GeForce4 MX440 und GeForce FX5200 diverse Fähigkeiten zur besseren Videodarstellung, sie entlasten die CPU bei der DVD-Dekodierung und Dekompression und nicht zuletzt kann man mit ihnen bei moderaten Anforderungen durchaus das eine oder andere Spielchen wagen. Mit einer Karte der GeForce FX5200-Klasse ist man in der Lage, theoretisch auch Spiele zu spielen, die DirectX 9 Features voraussetzen - praktisch gesehen verbietet es aber die Leistungsfähigkeit. Für den einen oder anderen Eindruck der möglichen Grafikpracht von DirectX 9 mag es durchaus genügen.

Eine mögliche Alternative zur GeForce4 MX440 ist die Radeon7500, die leistungsmäßig in ähnlichen Bereichen spielt. Wer die FX5200 in die engere Wahl zieht, sollte auch einen Blick auf die Radeon9200 werfen. Diese ist zwar, was 3D-Features angeht, teils deutlich im Nachteil, was sich in fehlender Unterstützung für DirectX 9, kaum nutzbaren Supersampling-FSAA und nur bilinear-anisotroper Filterung äußert, aber die Rohleistung z.B. was DirectX 8 Spiele angeht, ist höher.

Aufrüster oder Neukäufer sollten hier bestenfalls eine alte Karte der GeForce2 MX Kategorie, eine integrierte Grafik des Mainboards oder eine Karte besitzen, der z.B. Hardware TnL fehlt, ohne das einige aktuelle Spiele nicht mehr starten, die aber ansonsten kaum Ansprüche an die 3D-Leistung stellen.

Mittelklasse: Hierunter fällt im weitesten Sinne der größte Teil des Angebotes. Seien es die ausdrücklich als Mid-Range Karten konzipierten FX5600 und TI4200-Modelle oder ehemals in der Oberklasse anzusiedelnde, durch nachrückende Produkte nun aber abgerutschte Karten wie die TI4800. Der Käufer bezahlt hier im Vergleich zum Einstiegssegment schon einen deutlichen Aufpreis von etwa 50 bis 100 Euro und erwartet auch entsprechende Mehrleistung. Diese ist zwar im Einzelfall immer nachweisbar, aber leider steht sie nur selten in Relation entweder zu den Erwartungen oder zum Preis der Karte.

Da die GeForce FX5600 weder leistungsmäßig wirklich überzeugen kann, zu oft fällt sie weit hinter die Vorgängergeneration, noch preislich wirklich attraktiv im Vergleich zu dieser ist, können wir hier nur raten, entweder zu einer Karte mit GeForce4-Chip oder zu einem Produkt aus fremdem Hause, namentlich ATi, zu greifen. Beim Kauf einer GeForce4 sollte man inzwischen aber darauf achten, kein Modell mehr mit nur 64MB Grafikspeicher zu bekommen, sondern den im Vergleich zur teils beachtlichen Mehrleistung nur geringen Mehrpreis in Kauf nehmen. Zwar ist es richtig, dass die FSAA/AF-Leistung der FX5600-Modelle im Vergleich zur GeForce4-Serie bedeutend zugelegt hat, aber insgesamt bewegen sich die Leistungswerte auf einem Niveau, welches einen vermuten läßt, dass es für die Zukunft angebrachter ist, auf die Rohleistung zu schauen - und dort führt die GeForce4 mitunter deutlich.

Alternativ könnte man sich auch bei der Konkurrenz von ATi umsehen, auf deren RoundUp wir hier nun ein letztes Mal hinweisen möchten. Gerade in der Mittelklasse sind deren Alternativen oftmals mehr als nur gleichwertig, da sie ansprechenderes und vor allem weniger Leistung verbrauchendes FSAA bieten und ihre winkelabhängige anisotrope Filterung dieses Feature in der Mittelklasse überhaupt erst sinnvoll nutzbar macht, ohne dass man bei der restlichen Bildqualität zuviele Abstriche in Kauf nehmen müsste.

Aufrüsten ohne enttäuscht zu werden empfiehlt sich, wenn die aktuelle Karte nicht schneller als eine GeForce2 Ultra, Radeon7500 und mit Abstrichen GeForce3 TI200 oder Radeon8500 ist.

Oberklasse: Der Gamer, hier darf man unserer Ansicht nach schon von einem solchen sprechen, der eine Grafikkarte der Oberklasse kauft und dafür die nicht geringe Summe von etwa 200 Euro auszugeben bereit ist, erwartet zu Recht, dass seine neue Karte auch aktuelle Spiele ohne Zicken, mit höchsten Details und möglichst noch mit FSAA und AF bewältigt. Sowohl aufgrund von der Rohleistung als auch einiger Einschränkungen, was die Kosten/Nutzen-Rechnung des anisotropen Filters auf der GeForce4 angeht, zählt deren Spitzenmodell, die TI4800, für uns nach zwei Jahren Marktpräsenz nun nicht mehr zur Oberklasse - was bedeutet, dass sich hier nur Modelle mit dem nV30 oder nV35-Chip tummeln. Auch die aktuell als Preis/Leistungstip gehandelte GeForce FX5900 XT, deren Beschränkung des Speichertaktes aufgrund des großzügig dimensionierten 256Bit-DDR-Interfaces kaum ins Gewicht fällt, findet sich hier wieder. Zwar ist sie ihrer großen Schwester, der FX5900 minimal unterlegen, aber nirgends kann man wirklich behaupten, dass die Mehrausgaben für die FX5900 mit ihrem 75 MHz höher getakteten Speicher zu einer Verbesserung der Spielbarkeit in einem gegebenem Setting führen. Auch die beiden Altväter FX5800 und FX5800 Ultra finden sich hier wieder, da ihnen das letzte Quäntchen Leistung, besonders im Hinblick auf das von einigen mittlerweile als obligatorisch angesehen 4xFSAA-Setting fehlt. In Sachen Rohleistung und auch bis zum 2xAA/4xAF-Setting, unserer Qualitätsstufe I, kann insbesondere die FX5800 Ultra auch noch mit dem Topmodell mithalten.

Ein Aufrüsten lohnt sich unserer Ansicht nach, wenn man höchstens eine Karte der Leistungsklasse GeForce4 Ti4200 besitzt oder spezielle Wünsche wie DirectX 9 oder hochqualitatives AF hat. Liebhaber von hochwertiger Kantenglättung finden besonders in der Oberklasse von ATi sehr empfehlenswerte Karten, die zudem bei aktuell genutzten DirectX 9 Funktionen teils deutlich schneller zu Werke gehen, als ihre nVidia-Pendants.

High-End: Wer hier kauft, tut dies meistens aus einem von drei Gründen: Entweder man hat gerade im Lotto gewonnen und Geld spielt keine Rolle, zweitens könnte man prinzipiell immer nur das Neueste und Beste haben wollen und drittens besteht die Möglichkeit, dass man sich nur alle paar Jahre mal an das Thema Hardware heranwagt und die dann bis zum bitteren Ende nutzt.

Ohne eine moralische Wertung für oder gegen eine dieser Positionen abgeben zu wollen, steht eines fest: Man bezahlt einen hohen Aufpreis für meistens nur ein kleines bißchen Mehr an Leistung.

Hier sind es insbesondere die FX5900 Ultra und in letzter Zeit die FX5950, die wir auch schon im Preview und Review hatten, die zu dieser Gattung zählen. In beiden Fällen kann man hier eigentlich kaum eine Empfehlung aussprechen, zu stark ist die Konkurrenz sowohl aus dem ATi-Lager mit der Radeon9800 Pro und XT, als auch aus den eigenen Reihen, von denen man sich zumeist nur in extremen Settings absetzen kann.

Zudem gibt es für eine High-End Karte schlicht und ergreifend zwei schwerwiegende Kritikpunkte zuviel: Die DirectX 9 Shaderleistung ist im Vergleich zu den ATi-Karten größtenteils brachliegend und FSAA ist eigentlich nur in Stufe 2 für aktuelle Games sinnvoll nutzbar. Darüber ist ATi in puncto Geschwindigkeit und Qualität schlicht und ergreifend besser, darunter gibt es nur geringe Unterschiede zur Konkurrenz aus eigenem Hause.

Wer unbedingt so eine Karte sein Eigen nennen will, der tut das aus oben angesprochenen Gründen meist sowieso ohne Empfehlung und eher aus Prinzip. Genau aus diesem Grunde ersparen wir uns hier auch den Aufrüsttip, da es aus dem Hause nVidia nichts schnelleres gibt, auf das man aufrüsten könnte.

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