ATi Radeon X850 XT Platinum Edition im Test: Herrschaftswechsel auf dem Papier

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Christoph Becker
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Fazit

Kommen wir nun zum Fazit, das uns im Falle der Radeon X850 XT Platinum Edition allerdings schwerer fällt, als man auf den ersten Blick annehmen mag. So muss man zwar neidlos zugeben, dass ATis neueste Grafikkarte im Moment mit - wenn auch nur kleinem - Abstand die schnellste Grafikkarte auf dem Markt ist - oder besser gesagt: auf dem Papier und in den Testredaktionen ist. Und genau hier liegt dann auch der Knackpunkt.

Die Zeit, die seit dem offiziellen Launch der Radeon X800-Serie von ATi und nVidias GeForce 6800er-Serie vergangen ist, hat uns in unserem subjektiven Empfinden gegenüber Neuerscheinungen geprägt. Grundlos wohl nicht, denn selten konnte man neue High-End-Grafikkarten so schwer käuflich erwerben wie im nun fast verstrichenen Jahr 2004. Die Verfügbarkeit von NV40/45 und R420/423 nur mit dem Wort „schlecht“ zu umschreiben, wäre dann wohl auch hoffnungslos untertrieben. Noch schlimmer wird die Tatsache dadurch, dass sich Chipentwickler und Hersteller gegenseitig die Schuld in die Schuhe geschoben haben. So war zwischenzeitlich sogar davon die Rede, dass Speicherhersteller Samsung schuld an dieser Misere sei, da dieser angeblich nicht genügend GDDR3-RAM produzieren würde. Dass dem nicht so ist, ist ja mittlerweile - Gott sei dank - bekannt.

ATi Radeon X850 XT Platinum Edition
ATi Radeon X850 XT Platinum Edition

Unsere Sichtweise bezüglich des R480 ist also schon im Vorfeld negativ geprägt gewesen. Wir hoffen zwar inständig, dass wir dieses Mal eines Besseren belehrt werden und dass ATi diesen Chip nun endlich in Massen unter das Volk werfen kann und wird. Neueste Meldungen sprechen allerdings von ersten Karten für Ende Januar, womit seit der Vorstellung am 1. Dezember wieder zwei Monate vergangen wären und die Vorstellung eindeutig in die Kategorie Paper-Launch fällt. Besserung? Fehlanzeige! So haben wir uns für dieses Review auch ungewöhnlich viel Zeit gelassen, schien es die vergangen Wochen doch quasi keine Marktrelevanz zu besitzen und als vorweihnachtliche Benchmark-Score-Show wollten wir ComputerBase nicht mißbrauchen.

Nicht vergessen werden darf natürlich auch der ebenfalls neue R430-Chip, der von nun an seinen Dienst in der Radeon X800 und der X800 XL verrichtet. Angesichts der Tatsache, dass dieser bereits im 0,11-µm-Verfahren gefertigt wird und dass ATi bzw. TSMC in den letzten Monaten Erfahrungen mit der Produktion von High-End-Chips in 0,13 µm feinen Strukturen sammeln konnten, sind wir zumindest zuversichtlich, dass irgendwann Anfang des nächsten Jahres eine unbestimmte Anzahl an X800/850-Karten zumindest für PCI Express in die Läden kommen werden. Was Besitzern von AGP-Systemen bevorsteht, lässt sich derweil noch nicht sagen, denn hier setzt ATi weiterhin immer noch den R420 ein.

Doch genug der Kritik und zurück zu unserem Testsample, denn diese Radeon X850 XT in der Platinum Edition ist nachwievor eine sehr schnelle Grafikkarte. Zudem vermochte es ATi mit der Entwicklung eines Dual-Slot-Kühlers den recht hitzköpfigen R480-Chip zu bändigen - und dies mit Bravour. So ist der verbaute Lüfter nicht besonders laut und kühlt offenbar sehr gut. Die von uns gemessenen Temperaturen geben ATi also recht (dem Trend zu immer höheren Verlustleistungen allerdings nicht). Das konzerninterne Novum eines solchen Kühlers hat man unserer Meinung nach sehr gut auf die Beine gestellt. Anfängliche Ängste bezüglich eines sehr lauten Lüfters wurden also nicht bestätigt. Alles in allem leistete die X850 XT PE das, was man von ihr erwartet. Sie ist schneller als ihr Vorgänger, die Radeon X800 XT PE, und das ist für einen Refresh-Chip ja bekanntlich auch die Hauptaufgabe.

Eine Kaufempfehlung möchten wir in dieser Stelle allerdings nicht aussprechen, da erst abgewartet werden sollte, ob, wann und in welchen Mengen Grafikkarten mit R480-Chip am Markt erhältlich sein werden. Falls dies irgendwann (und hoffentlich bald) der Fall sein sollte, sieht ATi folgende Preisstaffelung für alle neuen Grafikkarten vor:

  • X850 XT Platinum Edition - $549
  • X850 XT - $499
  • X850 Pro - $399
  • X800 XL - $299
  • X800 - $199

Dass sich X850 XT und X850 XT „Platinum Edition“ an Enthusiasten richten, steht dabei wohl außer Frage. Viel interessanter sind hingegen Radeon X800 XL und X800, die beide auf dem neuen R430-Chip basieren. Die X800 soll gar die Nachfolge der Radeon X700 XT antreten.

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