Details zu Windows Phone 7 Series geklärt
Microsoft hat in dieser Woche einen ersten Ausblick auf Windows Phone 7 Series gegeben und damit einige der im Vorfeld aufgekommenen Gerüchte klargestellt, einige Fragen allerdings auch offen gelassen. Mittlerweile finden sich aber Details zum neuen Betriebssystem und den Geräten, die dieses nutzen.
Eine der offensichtlichsten, wenn auch oberflächlichsten, Fragen ist die nach dem Namen. So sorgte in den vergangenen Tagen das „Series“ im Namen des neuen Betriebssystems für Verwunderung, könnte man dahinter doch auch verschiedene Versionen des mobilen Betriebssystems vermuten, wie sie in der Tat auch erwartet wurden. Stattdessen weise dieser Namensteil allerdings nur auf die Upgradefähigkeit des Betriebssystems hin, so eine Microsoft-Sprecherin gegenüber PCMag. Ähnlich wie Google und Apple es mit ihren Betriebssystemen für Smartphones praktizieren, will auch Microsoft zukünftig Updates für die Plattform bereitstellen und die Geräte so auf den neuesten Stand bringen. Bisher mussten Besitzer eines Smartphones mit Windows Mobile darauf vertrauen, dass der Gerätehersteller ein Software-Update anbietet. Zwar ist auch der Weg über entsprechende ROMs, die im Internet kursieren, möglich. Um diese nutzen zu können, muss jedoch meist der Second Program Loader (SPL) des Smartphones überschrieben werden, was in diesem (oft reversiblen) Zustand die Garantie aushebelt. Zukünftig will sich Microsoft also wohl vom guten Willen der Hersteller absetzen, die oft lieber ein neues Smartphone statt eines Softwareupdates anbieten. Zum guten Ton gehören Updates des Betriebssystems mittlerweile aber ohnehin.
Für viel Aufsehen sorgte im Vorfeld die Meldung, dass Windows Phone 7 Series nicht mit für Windows-Mobile-Versionen geschriebenen Applikationen umgehen kann. Entsprechend groß war die Verwunderung, als die niederländische Seite Tweackers.net unter Berufung auf einen Microsoft-Sprecher anderes berichtete. Demnach müsse nur die Benutzeroberfläche anders gestaltet werden, um ein Windows-Mobile-Programm fit für Windows Phone 7 Series zu machen. Im Kern seien Applikationen kompatibel. Tatsächlich folgte jedoch eine Klarstellung seitens Microsofts, die die fehlende Abwärtskompatibilität noch einmal unterstrich. Es stehe dem Bestreben, eine ehemalige Windows-Mobile-Applikation erneut für Windows Phone 7 Series zu adaptieren, nichts im Wege, mehr aber auch nicht.
Weshalb dies der Fall ist, könnte aber andere Gründe haben, als Microsoft zugeben will. So wurden bei den xda-developers im Zuge des besagten Zitats von Tweckers.net anscheinend (noch) unter Verschluss stehende Microsoft-Dokumentationen veröffentlicht. Diese besagen, dass jeder Software-Entwickler – ob OEM, Gerätehersteller oder freier Programmierer – nur einen Zugang zu wenigen „managed“ APIs haben wird. Programmiert wird demnach mit Visual Studio 2010 und Microsofts Blend, wobei sowohl Silverlight- als auch .NET-Applikationen möglich sein sollen. Das ist insofern interessant, als das Silverlight bisher noch nicht als Bestandteil von Windows Phone 7 Series benannt wurde. Auch Microsofts XNA Framework wird demnach Bestandteil der Programmierumgebung für die neuen Windows-Smartphones sein, womit theoretisch eine plattformübergreifende Kompatibilität zu Xbox-Live-Spielen und Zune-HD-Programmen gegeben wäre.
In besonderen Fällen könnten Programmierer auch den Zugang zu „nativen“ APIs erhalten, so die Dokumentation weiter. Dieser Zugang werde aber nur in bestimmten Fällen gewährt und dürfe auch nur für diesen Zweck angewendet werden. Ob mithilfe der nativen APIs auch Programme in C programmiert werden können (wie für Windows Mobile) und ob im Umkehrschluss derartige Programme für Windows Phone 7 Series portiert werden könnten, ist unterdessen nicht klar. Ohnehin steht bisher nicht einmal fest, auf welchem Software-Kern Windows Phone 7 Series überhaupt basiert. Offizielle Basis des neuen Betriebssystems ist Windows Phone OS 7.0; ob sich dahinter aber weiterhin Windows CE verbirgt und wenn, von welcher Version man ausgehen muss, wird nicht mitgeteilt. Die nicht vorhandene Abwärtskompatibilität muss also nicht zwangsweise etwas mit dem neuen Betriebssystem an sich zu tun haben. Es ist ebenso denkbar, dass Microsoft bei der Programmierung und Distribution Restriktionen auferlegt, die eine einfache Portierung verhindern. Denn auch das geht aus der Dokumentation hervor: Die für Windows Phone 7 Series mittels nativen APIs erstellte Software werde bei der Übermittlung an Microsoft (und damit vor der Veröffentlichung im Marktplatz für Windows Phone 7 Series) kontrolliert und könnte auf diese Weise zurückgehalten werden, wenn die Redmonder dies wünschen. Ähnliches kennt man allerdings auch von anderen Anbietern eines Smartphone-Marktplatzes.
Durchaus interessant ist darüber hinaus ein weiterer Punkt, der im Konflikt mit bisherigen Meldungen steht. Demnach ist Windows Phone 7 Series sehr wohl multitaskingfähig, konkret: präemptiv multitaskingfähig. Dabei werden Applikationen abwechselnd vom Betriebssystem priorisiert und ausgeführt, wobei die Zuweisung der Rechenzeit und die Zeit ihrer Ausführung entsprechend des Ressourcenbedarfs und der Anwendungspriorität geschieht. Windows Phone OS 7.0 unterscheidet dabei in Prozesse (jedes Programm besteht dabei aus einem Prozess), Threads und Tasks. In der siebten Version des Betriebssystems können beliebig viele Prozesse simultan ausgeführt werden. Windows Mobile 6.x auf Basis von Windows CE 5.x erlaubte nur 32 simultane Prozesse. Die Zahl an Prozessen wird aber natürlich irgendwann durch die Geräte-Hardware begrenzt, die dann nicht mehr zu mehr fähig ist und nur noch langsam arbeitet. Die einem Prozess immanenten Threads unterliegen ebenfalls keiner Beschränkung und können jeweils multiple Tasks ausführen lassen, die dann auch gleichzeitig im Sinne des präemptiven Multitaskings bearbeitet werden. Ob diese Multitasking-Fähigkeit in der Form aber tatsächlich besteht, konnte bisher von keiner anderen Quelle bestätigt werden. Sie gilt damit noch als sehr unsicher.
Mehr Details kann man sich von der kommenden MIX 10 in Las Vegas erhoffen, die Mitte März stattfindet.