Nokias Aktionäre planen den Aufstand
Nachdem mittlerweile offiziell verkündet wurde, dass Nokia eine enge Partnerschaft mit Microsoft eingegangen ist und zukünftig Smartphones auf Basis von Windows Phone 7 anbieten wird, formiert sich Widerstand unter den Aktionären. Einige von ihnen planen jetzt den Aufstand und wollen Nokia zum „Plan B“ zwingen.
Auf einer Internetseite kündigen „neun junge Aktionäre“ an, auf der nächsten jährlichen Hauptversammlung einen 10-Punkte-Plan vorstellen zu wollen, der Nokias aktuelle Firmenpolitik in wesentlichen Teilen umkrempeln würde. Erster Punkt dieser Liste ist die Absetzung Stephen Elops von den Ämtern als Präsident und CEO von Nokia. Elop war als ehemaliger Microsoft-Manager eine der Triebfedern hinter dem Entschluss Nokias, auf Microsofts mobiles Betriebssystem zu setzen. Nur nach seiner Absetzung sollen die weiteren Punkte des 10-Punkte-Plans umgesetzt werden können.
Zu diesen gehört dann etwa, Windows-Phone-7-Geräte vorerst nur in Nordamerika unter einer anderen Marke zu veröffentlichen. Erst wenn diese Strategie Erfolg haben sollte, soll auch an eine Markteinführung in Europa gedacht werden. In jedem Fall soll Windows Phone 7 nicht zum einzigen Pferd im Stall Nokias mobiler Betriebssysteme werden. Stattdessen soll MeeGo hier eine Vorreiterrolle übernehmen, da dieses Betriebssystem ein ähnliches Potenzial besäße wie Googles Android und Apples iOS. Um die Entwicklung von MeeGo voranzutreiben, soll etwa Nokias geographisch diversifizierte Forschungsabteilung lokal zusammengefasst werden. Die Forschung und Entwicklung soll zudem gänzlich bei Nokia stattfinden und nicht mehr ausgelagert werden – notfalls soll sogar auf eine Kooperation mit Intel verzichtet werden, wenn dadurch die Entwicklungszeit und die Zeit bis zur Marktreife reduziert werden können.
Auch Symbian soll nach der Vorstellung der Aktionäre weiterentwickelt werden. Das Betriebssystem soll noch mindestens fünf Jahre auf dem Markt bestehen bleiben und eine gemeinsame Entwicklerplattform mit MeeGo erhalten, sodass auch freie Softwareentwickler Programme für beide Betriebssysteme gleichzeitig veröffentlichen können. Zu guter Letzt soll Nokia nach den Wünschen dieser Aktionäre verstärkt junge und talentierte Mitarbeiter anwerben und binden. Der finnische Konzern soll zu einer Wunscharbeitsstelle für die besten Köpfe werden, was insbesondere durch hohe Löhne auch im internationalen Vergleich realisiert werden soll.
Über den 10-Punkte-Plan wird am 3. Mai auf der nächsten Hauptversammlung der Aktionäre abgestimmt. Da die Ersteller dieses Plans bisher noch keine Auskunft darüber geben, wer sie genau sind, schwankt die Relevanz dieser Revolte zwischen Nichtigkeit und Bedrohung. Die Aktionäre geben auf der eigens eingerichteten Internetseite allerdings an, das weitere Informationen folgen sollen und sich auch andere Aktionäre dem Plan anschließen können.
Die Gruppe der Aktionäre, die mit dem „Plan B“ Nokias aktuellen Kurs umkrempeln wollte, verkündete bereits Stunden nach dem Veröffentlichung des 10-Punkte-Plans das Ende der Anstrengungen. Nach eigenem Bekunden hätten sich in den vergangenen 36 Stunden zwar hunderte Aktionäre gemeldet, die ihre Unterstützung zugesichert hätten; institutionelle Anleger (bspw. Versicherungen, Kreditinstitute und Investmentgesellschaften) äußerten sich aber sehr zurückhaltend. Diese Einrichtungen wären bereits rechtlich dazu verpflichtet, im Interesse ihrer eigenen Geldgeber zu handeln und damit keine jugendlichen Pläne wie den Austausch des Board of Directors voranzutreiben. Aus diesen Gründen wurde „Plan B“ kaum zwei Tage nach dessen Ankündigung zu Grabe getragen.