Sharkoon SHA350M Bronze im Test: Kleiner Preis mit gravierenden Mängeln

Philip Pfab
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Sharkoon SHA350M Bronze im Test: Kleiner Preis mit gravierenden Mängeln

Einleitung

Sharkoons SHA350M verspricht viel Leistung für sehr wenig Geld: Trotz des sehr niedrigen Kaufpreises von knapp über 30 Euro stattet der Hersteller dieses 350-Watt-80Plus-Bronze-Netzteil mit mit zwei Grafikkartenanschlüssen und modularem Kabelmanagement aus. Sogar die sonst nur in High-End-Netzteilen eingesetzte semi-passive Kühlung wurde in die Lüftersteuerung integriert. Hat das Schnäppchen Haken? An der Chroma 8000 ATS prüfen wir den Preisbrecher auf Herz und Nieren.

Im Vergleich zu den üblichen ComputerBase-Netzteiltests fällt der Artikel zum SHA350M deutlich kürzer aus – aufgrund eines vorzeitigen Ausfalles des Netzteils sowie den bis dahin gefundenen Erkenntnissen können wir schnell ein Fazit ziehen.

Technische Eckpunkte

  • 80Plus-Bronze-Zertifizierung
  • 120-mm-Lüfter mit Gleitlager
  • semi-passive Kühlung
  • teil-modulares Kabelmanagement

Sharkoons SHA350M verspricht 350 Watt Dauerleistung. Die gesamte Leistung der beiden +12-Volt-Leitungen zusammen beträgt hingegen lediglich 210 Watt. In der Praxis ist dies eine bedeutende Schwäche des Netzteils: Während 350 Watt Leistung für viele Rechner ausreichend wären, schränkt die +12-Volt-Leistung die Nutzung massiv ein, da moderne CPUs und Grafikkarten ausschließlich diese Spannung verwenden. Die beiden vorhandenen Anschlüsse für die Grafikkarten (ein 6-Pin und ein 6+2-Pin) sollten daher auf keinen Fall ausgelastet werden, die nutzbare Leistung liegt eher bei 240 als bei 350 Watt. Zudem ist die Aufteilung der +12-Volt-Leitung auf zwei Schienen völlig sinnlos und würde, wenn korrekt umgesetzt, die Nutzbarkeit des SHA350M weiter einschränken. Real existiert die zweite +12-Volt-Schiene hingegen gar nicht, wie unsere Analyse der Elektronik zeigt.

Datenblatt
Datenblatt

Sharkoon verspricht folgende Schutzschaltungen:

  • OVP (Überspannungsschutz): Falls die Spannungen auf den einzelnen Leitungen über einen gewissen Toleranzwert steigen, schaltet sich das Netzteil automatisch ab.
  • SCP (Kurzschlusssicherung): Im Falle eines Kurzschlusses verhindert diese Sicherung eine Beschädigung der Kernkomponenten des Netzteils und der einzelnen Systemkomponenten.
  • OPP (Überlastschutz): Wenn das System „überdimensioniert“ ist, also mehr Leistung vom Netzteil beansprucht wird, als es leisten kann, wird diese Sicherung ausgelöst.

Nicht vorhanden sind demnach ein Unterspannungsschutz (UVP), Überstromschutz (OCP) und ein Überhitzungsschutz (OTP). Für bedenklich halten wir hier vor allem den fehlenden UVP- und OCP-Schutz in Kombination mit der geringen +12-Volt-Leistung. Das Netzteil kann so auf der +12-Volt-Leitung u.U. massiv überlastet werden, ohne dass Schutzschaltungen auslösen. In diesem Fall drohen Spannungswerte weit außerhalb des zulässigen Bereichs und Beschädigung des Geräts. Sicher, ein solcher Fehler ist streng genommen durch den Benutzer verursacht, allerdings erst ermöglicht durch fehlende Sicherung und begünstigt durch die Kombination aus Kabelausstattung und veralteter Lastverteilung.

Kabelausstattung

Sharkoon setzt beim SHA350M auf ein teil-modulares Kabelmanagement, lediglich 20+4-Pol-ATX-Anschluss (48 cm) und 4+4-Pol-CPU-Strang (ebenfalls 48 cm) sind fest mit dem Netzteilgehäuse verbunden. Die restlichen Kabel sind modular ausgeführt und werden nur bei Bedarf angeschlossen. In Anbetracht der Preisklasse sind sowohl Kabelmanagement als auch die großzügige Kabelausstattung sehr außergewöhnlich. Gut ausgestattete 350-Watt-Netzteile sind bisher Mangelware.

Stichwort Ausstattung: mit einem 6-Pol- sowie einem 6+2-Pol-PCIe-Grafikkartenanschluss wäre das SHA350M theoretisch in der Lage, leistungsfähige Pixelbeschleuniger ohne Adapter zu versorgen – praktisch und von uns schon lange erhofft. Für die weiteren Komponenten stehen 7 Molex-, sechs SATA-Stecker sowie ein Floppy-Anschluss zur Verfügung – ebenfalls sehr großzügig.

Sharkoon SHA350M - modulares Stecksystem
Sharkoon SHA350M - modulares Stecksystem
Anzahl Kabeltyp Länge in cm
fest
1 20+4-Pin ATX 48
1 4+4-Pin EPS 44
modular
1 1× PCIe (6+2-Pin) 48
1 1× PCIe (6-Pin) 48
2 3× SATA 48 – 60 – 73
1 4×Molex 49 – 62 – 75 – 87
1 3×Molex – 1×FDD 49 – 62 – 75 – 87

Elektronik

Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt unser Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!

Elektronik
Elektronik

Die Elektronik des Netzteils wird von Leadman hergestellt. In der Vergangenheit produzierte Leadman überwiegend Low-End-Netzteile, auch das SHA350M hat seine Schwachpunkte. Schon die Eingangsfilterung fällt mit nur einem Paar Y-Kondensatoren, einem X-Kondensator sowie zwei Spulen sehr sparsam aus, zudem fehlt ein MOV. Interessanterweise handelt es sich beim Primärkondensator laut Angaben des angeblichen Herstellers Rubycon um eine Fälschung. Woher der Elko tatsächlich stammt, bleibt unbekannt, gefälschte Bauteile haben in Marken-Netzteilen jedoch nichts zu suchen.

Auf der Sekundärseite werden 105-Grad-Elektrolytkondensatoren von Chengx sowie ein einzelnes Exemplar von Aishi verbaut – wir erwarten mindestens Standard-Modelle von Marken wie Teapo oder Capxon, um eine angemessene Lebensdauer annehmen zu können. Über die Lebensdauer von Chengx können wir nur spekulieren, da uns keine Langzeiterfahrungen vorliegen.

Elektronik im Detail
Elektronik im Detail
Lüfter
Lüfter
Lötqualität
Lötqualität

Immerhin stellt der verbaute Sicherungschip CG8510 die versprochenen Schutzschaltungen laut Datenblatt zur Verfügung. Die Lötqualität ist stark verbesserungsfähig, mangelnde Präzision, zu heiß gelötete Stellen, teils schlecht gekürzte Kabelenden und Rückstände entsprechen nicht den üblichen Standards.