Googles Browser Chrome wird fünf Jahre alt

Ferdinand Thommes
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Heute vor fünf Jahren veröffentlichte Google die erste Beta-Version des neuen Browsers Chrome. Der zuerst nur für Windows erhältliche Browser wurde schnell im Quelltext veröffentlicht, was die freie Variante Chromium hervorbrachte. Die erste stabile Version erschien im Dezember 2008, derzeit aktuell ist Chrome 29.

Entgegen bereits seit Jahren im Vorfeld kursierenden Gerüchten basierte Chrome jedoch nicht auf Mozilla, sondern setzt auf die Webkit-Engine, die auch Apples Safari zugrunde liegt. Chrome führt auch die Funktion ein, die jeden Tab als eigenen Prozess auslagert, sodass eine abstürzender Prozess nicht den gesamten Browser mitreißt. Zudem wird nach Schließen eines Tabs auch der belegte Speicher freigegeben. Microsoft übernahm diese Funktion kurz danach im Internet Explorer 8, Mozilla etwas später auch für Firefox 3.5. Anders als andere Browser hat Chrome von Beginn an keine Trennung zwischen Adressleiste und Suchleiste gehabt, beides wird in der „Omnibox“ eingegeben.

Bereits Mitte 2009, der Browser war gerade ein Jahr alt, kamen erste Berichte auf, Google plane auf der Basis von Chrome ein eigenes Betriebssystem, das heute als Chrome OS bekannt ist. Im Januar 2010 führt Google für Chrome ein Bezahl-System für aufgefundene Sicherheitslücken ein. Zwei Monate später wird die Nutzer-ID, die bisher bei jeder Installation des Browsers vergeben wurde und Grundlage für den Datenaustausch mit der Google-Zentrale war, abgeschafft. Google kommentierte den Schritt damit, man benutze nun einen anderen Algorithmus zum Zählen der Nutzerzahlen, somit sei die Nutzer-ID entbehrlich.

Mit Version 4.1, ebenfalls im Frühjahr 2010 bindet Google seinen Übersetzer mit in den Browser ein, womit sich Seiten mit einem Mausklick übersetzen lassen. Kurz darauf wird in der Adressleiste der Präfix http:// nicht mehr angezeigt, was einige Anwender zunächst als Fehler an Google melden. Der Präfix https:// wird jedoch auch weiterhin angezeigt. Im Mai 2010 erscheinen dann erste stabile Versionen von Chrome für Linux und Mac OS.

Im Frühjahr 2011 bringt Chrome mit Version 9 erstmals WebGL-Unterstützung und stellt den Chrome Web Store vor. Kurz zuvor war die Unterstützung für H.264 aus Chrome entfernt worden. Mit der Veröffentlichung von Firefox 4 im März schließt sich Mozilla zukünftig dem neuen Veröffentlichungszyklus von sechs Wochen an, den Google mit Chrome vorgegeben hat.

Ein Ritterschlag für Googles Browser war im Februar 2012 die Anerkennung von Chrome als sicherstem Browser durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Mit Chrome 19 führt Google die geräteübergreifende Synchronisation von Tabs ein. Ebenfalls im Mai wird Chrome erstmals von Statcounter als weltweit führender Browser aufgeführt. Damit hatte sich Chrome innerhalb von vier Jahren an die Spitze vorgearbeitet und hielt 33 Prozent des Browser-Markts. Auf der Google-I/O-Konferenz 2012 wird dann erstmals Chrome für Apples iOS vorgestellt. Kurz darauf werden erste Teile der WebRTC-API in Chrome integriert.

Anfang des Jahres 2013 kommunizierten dann Firefox und Chrome erstmals über WebRTC. In Version 25 ermöglicht das Web Speech API die Spracherkennung. Mit Chrome 28 basiert der Browser erstmals auf der von Webkit abgeleiteten Engine Blink. Während die vor rund zwei Wochen erschienene Version 29 VP9 einführt, wird Chrome 30 eine neue Art der Bildersuche einführen.

In der Statistik von Statcounter für die weltweite Browsernutzung liegt heute Chrome klar vorne mit derzeit über 42 Prozent, gefolgt von Internet Explorer mit 25 Prozent und Firefox mit knapp 20 Prozent.

Browserstatistik, 12 Monate, Deutschland
Browserstatistik, 12 Monate, Deutschland (Bild: Statcounter)
Browserstatistik, 12 Monate, International
Browserstatistik, 12 Monate, International (Bild: Statcounter)

In Deutschland steht dagegen immer noch Firefox unangefochten an der Spitze mit fast 44 Prozent, gefolgt von Chrome mit über 23 Prozent und als Drittem dem Internet Explorer mit nicht ganz 20 Prozent.

Browser
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Noch einmal anders liegen die Browser-Vorlieben der ComputerBase-Besucher. Vor fünf Jahren, zum ersten Beta-Release von Chrome, lag in der Gunst der Besucher Firefox bei 64 Prozent, gefolgt vom Internet Explorer mit knapp 25 Prozent und Opera mit fast 8 Punkten. Dieser musste sich Chrome zum Jahresbeginn 2011 als Erster bei 8,2 Prozent geschlagen geben. Der IE lag zu diesem Zeitpunkt bei nur noch 15 Prozent, während Firefox noch um die 60 Prozent hielt. Ziemlich genau ein Jahr später, im Januar 2012 musste sich der Internet Explorer dem ungebremsten Anstieg von Chrome bei 14,2 Prozent geschlagen geben. Heute liegt der Microsoft-Browser in der ComputerBase-Statistik knapp unter 10 Prozent. Der meist benutzte Browser ist weiterhin Firefox mit noch 45,7 Prozent, während das Geburtstagskind nach einer etwas abgeflachten Anstiegskurve heute bei rund 25 Prozent steht.

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