Crucial BX200 SSD im Test: Preisbrecher mit HDD-Leistung nach dem Cache

Update Michael Günsch (+1)
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Crucial BX200 SSD im Test: Preisbrecher mit HDD-Leistung nach dem Cache

Die Crucial BX200 SSD

Mit der SSD-Serie BX200 schickt Crucial nach nicht einmal einem Jahr die zweite Generation der Einstiegsserie BX und zugleich die Ablösung der BX100 ins Rennen. An der ursprünglichen Zielsetzung wird dabei festgehalten: Die neue SSD soll all jene vom Kauf einer SSD überzeugen, die bislang noch eine HDD als Systemlaufwerk nutzen. Für alle anderen gibt es die MX200.

Über den erstmaligen Einsatz von TLC-Speicherchips will Crucial den Preis dabei noch weiter senken, wobei ein SLC-Cache, ähnlich wie bei Samsungs Evo-Serie, den Nachteil gegenüber MLC-Speicherchips ausgleichen soll. Ein Vorhaben, das im Alltag nicht immer gelingt.

TLC mit SLC-Cache ersetzt MLC

Crucial verzichtet bei der BX200-Serie auf ein Modell mit 120 GB, das es beim Vorgänger noch gab. Dies entspricht aber einem allgemeinen Trend: Immer mehr neue Serien starten erst in der Klasse um 240/250 GB. Verzichtet wird weiterhin auch auf neue Formfaktoren, die BX200 wird ausschließlich im klassischen 2,5-Zoll-Format angeboten.

120 GB 240/250 GB 480/500 GB 960/1.000 GB
Crucial BX200
Crucial BX100

Die Unterschiede zum Vorgänger betreffen sowohl den Controller als auch den Flash-Speicher, bei dem das Unternehmen erstmals in einer SSD TLC-Speicher einsetzt. Statt des SM2246EN übernimmt die Rolle der Steuereinheit der neue SM2256-Controller von Silicon Motion. Dieser verfügt wie sein Vorgänger über vier Speicherkanäle, kann aber mit TLC-NAND umgehen, der pro Speicherzelle 3 Bit speichert, aufgrund des komplexeren Schreibprozesses mit geringeren Fehlertoleranzen aber eine verbesserte Fehlerkorrektur erfordert als MLC- oder SLC-Speicher. Der SM2256 unterstützt Low Density Parity Check (LDPC) zur Fehlerkorrektur – dies bietet der SM2246EN nicht. Zu den ersten SSDs mit Silicon Motion SM2256 gehörte die Adata SP550.

Silicon Motion SM2256 Blockdiagramm
Silicon Motion SM2256 Blockdiagramm (Bild: Silicon Motion)

Jeweils vier der im 16-nm-Verfahren gefertigten TLC-NAND-Dies mit einer Speicherkapazität von 128 Gbit fasst Micron in einem Chip-Package zusammen, das so auf eine Gesamtkapazität von 64 GByte kommt. Im Falle der kleinsten Variante der BX200 mit 240 GB Nutzspeicher hängt eines dieser NAND-Packages an jedem Speicherkanal, bei den größeren Varianten sind es zwei beziehungsweise vier Packages pro Kanal.

Crucial BX200 480 GB
Controller Silicon Motion SM2256
4 Kanäle
Firmware Micron (custom)
Cache 1 × 256 MB DDR3 (240 GB)
1 × 512 MB DDR3 (480 GB)
2 × 512 MB DDR3 (960 GB)
NAND-Packages 8 × Micron 5PB22 NW784
NAND-Dies/Package 4 (16 nm Micron TLC-NAND, 128 Gbit QDP)
Schnittstelle SATA 6 Gb/s

Damit die Leistung trotz des Wechsels vom MLC-NAND der BX100 zum TLC-NAND der BX200 nicht leidet, setzt Crucial nun auch bei der Einstiegsserie auf einen SLC-Cache zur Beschleunigung der Schreibleistung. Dieser hat im Gegensatz zum adaptiven Cache der MX200 eine feste Größe, ist aber nicht auf bestimmte Speicherchips festgelegt, sondern wird aus dem allgemeinen TLC-Pool zugewiesen. Die jeweiligen Zellen werden dann schlicht mit nur einem statt mit drei Bit beschrieben, ein Gigabyte Daten im Cache belegt also dreimal so viele Speicherzellen wie ein Gigabyte Daten in den regulär mit drei Bit pro Zelle genutzten Bereichen. Dies dürfte mit ein Grund dafür sein, dass der nutzbare Speicherplatz geringer ausfällt als bei der BX100, die kein SLC-Caching nutzt.

Insbesondere beim Schreiben vieler kleiner Dateien bedeutet das Schreiben von nur einem Bit pro Zelle einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem komplexeren Schreiben von drei Bit pro Zelle. Der prozentual für den Cache genutzte Teil der Speicherchips ist bei allen drei Varianten der BX200 gleich groß, die größeren Varianten bieten also auch einen proportional größeren Cache, der das Aufrechterhalten der maximalen Schreibleistung über einen längeren Zeitraum ermöglicht.

SLC-Cache der Crucial BX200
Kapazität 240 GB 480 GB 960 GB
SLC-Cache 3 GB 6 GB 12 GB

In Zahlen bedeutet dies, dass die kleinste Variante mit 3 GByte SLC-Cache auskommen muss, während dem 960-GB-Modell mit vierfacher Speicherkapazität auch ein mit 12 GByte viermal so großer Cache zur Verfügung steht. Es sind die gleichen Cache-Größen, auf die auch Samsung bei den verschiedenen Varianten der ebenfalls mit TLC-Speicherchips bestückten 840 Evo und 850 Evo setzt.

Hinsichtlich der Leistung und der Leistungsaufnahme unterscheiden sich die drei Varianten der BX200 – zumindest auf dem Papier – nicht. Auf Nachfrage von ComputerBase bestätigte Crucials Marketing Manager Jonathan Weech, dass die Angaben für alle drei Varianten gültig sind, auch wenn es von Laufwerk zu Laufwerk und zwischen den verschiedenen Kapazitäten kleinere Unterschiede geben könne.

Crucial BX200 Crucial BX100
Seq. Lesen (max.) 540 MB/s 535 MB/s
Seq. Schreiben (max.) 490 MB/s 450 MB/s
4K Random Read (max.) 66.000 IOPS 90.000 IOPS
4K Random Write (max.) 78.000 IOPS 70.000 IOPS

Dank des SLC-Caches kommt die BX200 außer beim wahlfreien Lesen sogar durchgehend auf bessere Werte als das Vorgängermodell mit MLC-NAND. In den Leistungsbereich der 850 Evo mit TLC-3D-NAND kann sie jedoch nicht vorstoßen.

Auf Verschlüsselung wird weiterhin verzichtet

Was der BX-Familie auch in der zweiten Generation fehlt, ist eine hardwareseitige Verschlüsselungsfunktion. Dabei unterstützen sowohl der SM2246EN-Controller der BX100 als auch der neuere SM2256-Controller in der BX200 im Prinzip moderne Verschlüsselungsstandards. Für Crucial ist eine hardwareseitige Verschlüsselungsoption allerdings ein Unterscheidungsmerkmal zwischen der BX- und der MX-Familie, weshalb sie in der Firmware der BX-SSDs nicht implementiert wurde.

Eine Funktion zum Schutz gegen Datenverlust bei Stromausfall (Power-Loss Protection) gibt es bei der BX200 nur in rudimentärer Form. Sie schützt nur inaktive Daten (Data at Rest) vor Fehlern bei einem plötzlichen Ausfall der Stromversorgung. Noch im Cache befindliche Daten gehen hingegen bei einem Stromausfall verloren.

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